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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.

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Deutsch-böhmische Briefe.
i.

le huben mir die Hefte der "Grünen Blätter" zur Erfüllung einer
nationalen Pflicht geöffnet, die Sie mit mir für dringlich an¬
sehen. Es gilt, in eingehenderer, energischerer und beharrlicherer
Weise, als es bisher in der Presse des deutschen Reiches ge¬
schehen ist, ans die Stammgenossen in dessen Vorlanden jenseits
der Grenzen, welche von Böhmcrwald, Fichtel-, Erz- und Riesengebirge gebildet
werden, aufmerksam zu machen, auf ihre Bedeutung für uns, ihre geschichtliche
Berechtigung in ihrer Heimat, ihre Stellung zu den dortigen tschechischen
Nachbarn hinzuweisen und schließlich die Kämpfe zu schildern, die sie in den
letzten Jahren zur Wahrung ihrer Nationalität gegen die Ansprüche und An¬
griffe dieser Nachbarn und der mit ihnen Verbündeten feudalen und klerikalen
Elemente zu bestehen hatten, und in denen sie, bereits schwer gefährdet und
vielfach geschädigt, wenn nicht bald eine Wendung zum Bessern eintritt, all¬
mählich erliegen können. Es gilt, die öffentliche Meinung im Reiche zur Teil¬
nahme an ihren Geschicken zu erwecken, ihr zu zeigen, daß das Gefühl, national
zu uns zu gehören, in ihnen wieder ausgelebt ist und sich kräftig kund zu geben
begonnen hat, und ihr klar zu machen, daß sie beeinträchtigen auch uns schädigen
heißt, ihr Vcrteidignngslampf also auch für unser Interesse geführt wird. Es
s>ne, durch solche Aufklärung und Anregung der Geister diesseits den Verwandten
jenseits einen Rückhalt für die Zukunft und Ermutigung in ihrer gegenwärtigen
Bedrängnis zu schaffen. Indem ich damit einen Anfang mache, hoffe ich auf
Nachfolge in der Sache, und zwar vonseiten aller Blätter, welchen die natio¬
nalen Ziele über denen der Partei stehen.


G"nzbvtni I. 1887, 19


Deutsch-böhmische Briefe.
i.

le huben mir die Hefte der „Grünen Blätter" zur Erfüllung einer
nationalen Pflicht geöffnet, die Sie mit mir für dringlich an¬
sehen. Es gilt, in eingehenderer, energischerer und beharrlicherer
Weise, als es bisher in der Presse des deutschen Reiches ge¬
schehen ist, ans die Stammgenossen in dessen Vorlanden jenseits
der Grenzen, welche von Böhmcrwald, Fichtel-, Erz- und Riesengebirge gebildet
werden, aufmerksam zu machen, auf ihre Bedeutung für uns, ihre geschichtliche
Berechtigung in ihrer Heimat, ihre Stellung zu den dortigen tschechischen
Nachbarn hinzuweisen und schließlich die Kämpfe zu schildern, die sie in den
letzten Jahren zur Wahrung ihrer Nationalität gegen die Ansprüche und An¬
griffe dieser Nachbarn und der mit ihnen Verbündeten feudalen und klerikalen
Elemente zu bestehen hatten, und in denen sie, bereits schwer gefährdet und
vielfach geschädigt, wenn nicht bald eine Wendung zum Bessern eintritt, all¬
mählich erliegen können. Es gilt, die öffentliche Meinung im Reiche zur Teil¬
nahme an ihren Geschicken zu erwecken, ihr zu zeigen, daß das Gefühl, national
zu uns zu gehören, in ihnen wieder ausgelebt ist und sich kräftig kund zu geben
begonnen hat, und ihr klar zu machen, daß sie beeinträchtigen auch uns schädigen
heißt, ihr Vcrteidignngslampf also auch für unser Interesse geführt wird. Es
s>ne, durch solche Aufklärung und Anregung der Geister diesseits den Verwandten
jenseits einen Rückhalt für die Zukunft und Ermutigung in ihrer gegenwärtigen
Bedrängnis zu schaffen. Indem ich damit einen Anfang mache, hoffe ich auf
Nachfolge in der Sache, und zwar vonseiten aller Blätter, welchen die natio¬
nalen Ziele über denen der Partei stehen.


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[0153] [Abbildung] Deutsch-böhmische Briefe. i. le huben mir die Hefte der „Grünen Blätter" zur Erfüllung einer nationalen Pflicht geöffnet, die Sie mit mir für dringlich an¬ sehen. Es gilt, in eingehenderer, energischerer und beharrlicherer Weise, als es bisher in der Presse des deutschen Reiches ge¬ schehen ist, ans die Stammgenossen in dessen Vorlanden jenseits der Grenzen, welche von Böhmcrwald, Fichtel-, Erz- und Riesengebirge gebildet werden, aufmerksam zu machen, auf ihre Bedeutung für uns, ihre geschichtliche Berechtigung in ihrer Heimat, ihre Stellung zu den dortigen tschechischen Nachbarn hinzuweisen und schließlich die Kämpfe zu schildern, die sie in den letzten Jahren zur Wahrung ihrer Nationalität gegen die Ansprüche und An¬ griffe dieser Nachbarn und der mit ihnen Verbündeten feudalen und klerikalen Elemente zu bestehen hatten, und in denen sie, bereits schwer gefährdet und vielfach geschädigt, wenn nicht bald eine Wendung zum Bessern eintritt, all¬ mählich erliegen können. Es gilt, die öffentliche Meinung im Reiche zur Teil¬ nahme an ihren Geschicken zu erwecken, ihr zu zeigen, daß das Gefühl, national zu uns zu gehören, in ihnen wieder ausgelebt ist und sich kräftig kund zu geben begonnen hat, und ihr klar zu machen, daß sie beeinträchtigen auch uns schädigen heißt, ihr Vcrteidignngslampf also auch für unser Interesse geführt wird. Es s>ne, durch solche Aufklärung und Anregung der Geister diesseits den Verwandten jenseits einen Rückhalt für die Zukunft und Ermutigung in ihrer gegenwärtigen Bedrängnis zu schaffen. Indem ich damit einen Anfang mache, hoffe ich auf Nachfolge in der Sache, und zwar vonseiten aller Blätter, welchen die natio¬ nalen Ziele über denen der Partei stehen. G«nzbvtni I. 1887, 19

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200104/153>, abgerufen am 06.05.2024.