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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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französische Liebenswürdigkeiten.

aß selbst ein Mitarbeiter der lisvuo ass äsux inonäss, der, wenn
wir nicht irren, sogar Professor der Geographie ist, nicht frei ist
von dem französische" Erbübel, der geographischen Unwissenheit,
das beweist Herr Lapisse, wenn er in einem Artikel von Mainzer
Preußen und Königsberger Preußen spricht. Also nach Herrn
Lapisse gehört Mainz zu Preußen!

Mit besondrer Vorliebe führen heutzutage die französischen Schriftsteller,
wenn sie Deutschland verhöhnen wollen, als Gewährsmann Heinrich Heine an,
und wenn etwas dem jetzigen Geschlechte diesen geistreichen Dichter verleiden
kann, der leider sein großes Talent so schnöde mißbraucht hat und in seiner
durch Frankreich erkauften Vaterlandslosigkeit -- er bezog bekanntlich einen festen
Jahressold von 4300 Franken von der französischen Negierung --, trotz aller
in Berlin genossenen Wohlthaten seinen blinden Preußenhaß nie verleugnen
konnte, so ist es diese undeutsche, für das Frcmzoseutum schwärmende Gesinnung,
die gerade unter den jetzigen Verhältnissen für uns schlechthin widerlich ist.
Wenn sich aber leider die Franzosen für ihre Gehässigkeit gegen alles Deutsche
mit mehr oder weniger Berechtigung auf Heine berufen können, so sollte man
von einem ernsten und ehrlichen Schriftsteller -- und als solcher will doch
hoffentlich Herr Lapisse angesehen werden -- erwarten, daß er wenigstens
genau und gewissenhaft zitire und seinen Lesern nicht sein eignes Phantasie¬
gebilde als Heinisches Erzeugnis auftische. Er sagt nämlich in dem erwähnten
Artikel: "In einem seiner merkwürdigsten Gedichte beschreibt Heine mit einer
so ausführlichen Ausmalung aller Einzelheiten, daß es aussieht, als ob er dem
Schauspiele in der vordersten Reihe der Neugierigen beigewohnt habe, den Gang
des deutschen Kaisers zur Guillotine." Nun, der Verfasser dieser Zeilen kennt


Grenzboten IV. 1887. 26


französische Liebenswürdigkeiten.

aß selbst ein Mitarbeiter der lisvuo ass äsux inonäss, der, wenn
wir nicht irren, sogar Professor der Geographie ist, nicht frei ist
von dem französische» Erbübel, der geographischen Unwissenheit,
das beweist Herr Lapisse, wenn er in einem Artikel von Mainzer
Preußen und Königsberger Preußen spricht. Also nach Herrn
Lapisse gehört Mainz zu Preußen!

Mit besondrer Vorliebe führen heutzutage die französischen Schriftsteller,
wenn sie Deutschland verhöhnen wollen, als Gewährsmann Heinrich Heine an,
und wenn etwas dem jetzigen Geschlechte diesen geistreichen Dichter verleiden
kann, der leider sein großes Talent so schnöde mißbraucht hat und in seiner
durch Frankreich erkauften Vaterlandslosigkeit — er bezog bekanntlich einen festen
Jahressold von 4300 Franken von der französischen Negierung —, trotz aller
in Berlin genossenen Wohlthaten seinen blinden Preußenhaß nie verleugnen
konnte, so ist es diese undeutsche, für das Frcmzoseutum schwärmende Gesinnung,
die gerade unter den jetzigen Verhältnissen für uns schlechthin widerlich ist.
Wenn sich aber leider die Franzosen für ihre Gehässigkeit gegen alles Deutsche
mit mehr oder weniger Berechtigung auf Heine berufen können, so sollte man
von einem ernsten und ehrlichen Schriftsteller — und als solcher will doch
hoffentlich Herr Lapisse angesehen werden — erwarten, daß er wenigstens
genau und gewissenhaft zitire und seinen Lesern nicht sein eignes Phantasie¬
gebilde als Heinisches Erzeugnis auftische. Er sagt nämlich in dem erwähnten
Artikel: „In einem seiner merkwürdigsten Gedichte beschreibt Heine mit einer
so ausführlichen Ausmalung aller Einzelheiten, daß es aussieht, als ob er dem
Schauspiele in der vordersten Reihe der Neugierigen beigewohnt habe, den Gang
des deutschen Kaisers zur Guillotine." Nun, der Verfasser dieser Zeilen kennt


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[0209] [Abbildung] französische Liebenswürdigkeiten. aß selbst ein Mitarbeiter der lisvuo ass äsux inonäss, der, wenn wir nicht irren, sogar Professor der Geographie ist, nicht frei ist von dem französische» Erbübel, der geographischen Unwissenheit, das beweist Herr Lapisse, wenn er in einem Artikel von Mainzer Preußen und Königsberger Preußen spricht. Also nach Herrn Lapisse gehört Mainz zu Preußen! Mit besondrer Vorliebe führen heutzutage die französischen Schriftsteller, wenn sie Deutschland verhöhnen wollen, als Gewährsmann Heinrich Heine an, und wenn etwas dem jetzigen Geschlechte diesen geistreichen Dichter verleiden kann, der leider sein großes Talent so schnöde mißbraucht hat und in seiner durch Frankreich erkauften Vaterlandslosigkeit — er bezog bekanntlich einen festen Jahressold von 4300 Franken von der französischen Negierung —, trotz aller in Berlin genossenen Wohlthaten seinen blinden Preußenhaß nie verleugnen konnte, so ist es diese undeutsche, für das Frcmzoseutum schwärmende Gesinnung, die gerade unter den jetzigen Verhältnissen für uns schlechthin widerlich ist. Wenn sich aber leider die Franzosen für ihre Gehässigkeit gegen alles Deutsche mit mehr oder weniger Berechtigung auf Heine berufen können, so sollte man von einem ernsten und ehrlichen Schriftsteller — und als solcher will doch hoffentlich Herr Lapisse angesehen werden — erwarten, daß er wenigstens genau und gewissenhaft zitire und seinen Lesern nicht sein eignes Phantasie¬ gebilde als Heinisches Erzeugnis auftische. Er sagt nämlich in dem erwähnten Artikel: „In einem seiner merkwürdigsten Gedichte beschreibt Heine mit einer so ausführlichen Ausmalung aller Einzelheiten, daß es aussieht, als ob er dem Schauspiele in der vordersten Reihe der Neugierigen beigewohnt habe, den Gang des deutschen Kaisers zur Guillotine." Nun, der Verfasser dieser Zeilen kennt Grenzboten IV. 1887. 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/209>, abgerufen am 01.05.2024.