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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.

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Kleinere Mitteilungen.

In der Nacht kommt der Pförtner zu ihm, heimlich, von Mitleid bewegt.

Willst du ganz hier bleiben, einer der Unsern sein?

Das kann ich nicht, mich rufen andre Stimmen. Laßt mich nur hier, bis
Frühlingswinde wehen, warmer Regen die Fluren tränkt und alles im grünen
Kleide steht. Jetzt im Winter würde mein Kind umkommen --

Werde der Unsern einer, dann kannst du bleiben, sonst können dich die
Mauern unsers heiligen Hauses nicht länger schirmen. Dein Kind mußt du
aber hier lassen.

Meine Nadel hergeben?

Ja, sie wird Eigentum und Zögling des Klosters bleiben. Es wird für
sie gesorgt werden. Du darfst sie zwar nicht sehen, aber man wird dir Nachricht
geben, wenn du kommst, nach ihr zu fragen.

Wir gehören zusammen! Nach allem, was wir schon zusammen gelitten
haben, wäre es eine Grausamkeit, uus zu trennen. David nimmt angstvoll die
Kleine auf und preßt sie an sich. Laß mich fort, ich will nicht länger hier
bleiben, Gott wird uns schützen!

Geh dort hinaus, wo der Eiscnweg ist mit den blitzschnellen Wagen ohne
Zugtiere, bedeutet ihn der Klosterbruder. Heimlich öffnet er ihm die Pforte,
versorgt ihn mit Zehrung auf den Weg, und David sieht sich wieder mit dem
Kinde dem Wind und Wetter preisgegeben.

Er geht nicht dem Eisenwege zu. Überzeugt, von seinen frühern Glaubens¬
genossen verfolgt zu werden, meidet er alle Straßen und sucht seine Sicherheit
in der Einsamkeit. Er muß sein Ziel heimlich zu erreichen suchen, das Gerücht
darf ihm nicht zuvorkommen. -- (Fortsetzung folgt.)




Kleinere Mitteilungen.

Nochmals Cakes Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen. Die
neueste Nummer der "Historischen Zeitschrift" bringt eine Besprechung der Kvserscheu
Ausgabe von Cakes Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen, welche dadurch cha¬
rakteristisch ist, daß kein Wort über die Art gesagt wird, in welcher der Heraus¬
geber den französischen Text behandelt hat, ein stillschweigendes Zugeständnis, daß
darüber eben nichts Lobendes beizubringen ist. Auf diese Rezension folgt eine kürzere,
nicht gezeichnete, die zu charakteristisch für das Treiben in einem gewissen Teile der
heutigen deutschen Gelehrtenwelt ist, als daß man sie nicht näher beleuchten sollte.
Sie lautet:

"Man darf hoffen, daß diese Bearbeitung" (Gespräche Friedrichs des Großen
mit H. de Caet und Lucchesini, in deutscher Uebersetzung von Fritz Bischof sM!


Kleinere Mitteilungen.

In der Nacht kommt der Pförtner zu ihm, heimlich, von Mitleid bewegt.

Willst du ganz hier bleiben, einer der Unsern sein?

Das kann ich nicht, mich rufen andre Stimmen. Laßt mich nur hier, bis
Frühlingswinde wehen, warmer Regen die Fluren tränkt und alles im grünen
Kleide steht. Jetzt im Winter würde mein Kind umkommen —

Werde der Unsern einer, dann kannst du bleiben, sonst können dich die
Mauern unsers heiligen Hauses nicht länger schirmen. Dein Kind mußt du
aber hier lassen.

Meine Nadel hergeben?

Ja, sie wird Eigentum und Zögling des Klosters bleiben. Es wird für
sie gesorgt werden. Du darfst sie zwar nicht sehen, aber man wird dir Nachricht
geben, wenn du kommst, nach ihr zu fragen.

Wir gehören zusammen! Nach allem, was wir schon zusammen gelitten
haben, wäre es eine Grausamkeit, uus zu trennen. David nimmt angstvoll die
Kleine auf und preßt sie an sich. Laß mich fort, ich will nicht länger hier
bleiben, Gott wird uns schützen!

Geh dort hinaus, wo der Eiscnweg ist mit den blitzschnellen Wagen ohne
Zugtiere, bedeutet ihn der Klosterbruder. Heimlich öffnet er ihm die Pforte,
versorgt ihn mit Zehrung auf den Weg, und David sieht sich wieder mit dem
Kinde dem Wind und Wetter preisgegeben.

Er geht nicht dem Eisenwege zu. Überzeugt, von seinen frühern Glaubens¬
genossen verfolgt zu werden, meidet er alle Straßen und sucht seine Sicherheit
in der Einsamkeit. Er muß sein Ziel heimlich zu erreichen suchen, das Gerücht
darf ihm nicht zuvorkommen. — (Fortsetzung folgt.)




Kleinere Mitteilungen.

Nochmals Cakes Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen. Die
neueste Nummer der „Historischen Zeitschrift" bringt eine Besprechung der Kvserscheu
Ausgabe von Cakes Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen, welche dadurch cha¬
rakteristisch ist, daß kein Wort über die Art gesagt wird, in welcher der Heraus¬
geber den französischen Text behandelt hat, ein stillschweigendes Zugeständnis, daß
darüber eben nichts Lobendes beizubringen ist. Auf diese Rezension folgt eine kürzere,
nicht gezeichnete, die zu charakteristisch für das Treiben in einem gewissen Teile der
heutigen deutschen Gelehrtenwelt ist, als daß man sie nicht näher beleuchten sollte.
Sie lautet:

„Man darf hoffen, daß diese Bearbeitung" (Gespräche Friedrichs des Großen
mit H. de Caet und Lucchesini, in deutscher Uebersetzung von Fritz Bischof sM!


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[0267] Kleinere Mitteilungen. In der Nacht kommt der Pförtner zu ihm, heimlich, von Mitleid bewegt. Willst du ganz hier bleiben, einer der Unsern sein? Das kann ich nicht, mich rufen andre Stimmen. Laßt mich nur hier, bis Frühlingswinde wehen, warmer Regen die Fluren tränkt und alles im grünen Kleide steht. Jetzt im Winter würde mein Kind umkommen — Werde der Unsern einer, dann kannst du bleiben, sonst können dich die Mauern unsers heiligen Hauses nicht länger schirmen. Dein Kind mußt du aber hier lassen. Meine Nadel hergeben? Ja, sie wird Eigentum und Zögling des Klosters bleiben. Es wird für sie gesorgt werden. Du darfst sie zwar nicht sehen, aber man wird dir Nachricht geben, wenn du kommst, nach ihr zu fragen. Wir gehören zusammen! Nach allem, was wir schon zusammen gelitten haben, wäre es eine Grausamkeit, uus zu trennen. David nimmt angstvoll die Kleine auf und preßt sie an sich. Laß mich fort, ich will nicht länger hier bleiben, Gott wird uns schützen! Geh dort hinaus, wo der Eiscnweg ist mit den blitzschnellen Wagen ohne Zugtiere, bedeutet ihn der Klosterbruder. Heimlich öffnet er ihm die Pforte, versorgt ihn mit Zehrung auf den Weg, und David sieht sich wieder mit dem Kinde dem Wind und Wetter preisgegeben. Er geht nicht dem Eisenwege zu. Überzeugt, von seinen frühern Glaubens¬ genossen verfolgt zu werden, meidet er alle Straßen und sucht seine Sicherheit in der Einsamkeit. Er muß sein Ziel heimlich zu erreichen suchen, das Gerücht darf ihm nicht zuvorkommen. — (Fortsetzung folgt.) Kleinere Mitteilungen. Nochmals Cakes Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen. Die neueste Nummer der „Historischen Zeitschrift" bringt eine Besprechung der Kvserscheu Ausgabe von Cakes Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen, welche dadurch cha¬ rakteristisch ist, daß kein Wort über die Art gesagt wird, in welcher der Heraus¬ geber den französischen Text behandelt hat, ein stillschweigendes Zugeständnis, daß darüber eben nichts Lobendes beizubringen ist. Auf diese Rezension folgt eine kürzere, nicht gezeichnete, die zu charakteristisch für das Treiben in einem gewissen Teile der heutigen deutschen Gelehrtenwelt ist, als daß man sie nicht näher beleuchten sollte. Sie lautet: „Man darf hoffen, daß diese Bearbeitung" (Gespräche Friedrichs des Großen mit H. de Caet und Lucchesini, in deutscher Uebersetzung von Fritz Bischof sM!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202098/267>, abgerufen am 01.05.2024.