Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Lin falscher Freiheitshold des Altertums

Heilmittel gegen Krankheiten oder Körperschüden von Menschen oder Tieren
dienen sollen, dürfen nur in Apotheken im Einzelverkauf abgegeben werden.
2. Der Apotheker darf Stoffe und Zubereitungen der unter 1 genannten Art
uicht verkaufen, wenn ihm die Bestandteile derselben oder die Art und Weise
der Zusammensetzt"^ dieser Bestandteile unbekannt sind. 3. Für die unter
1 genannten Stoffe und Zubereitungen dürfen nnr solche Preise verlangt werden,
die nach den Bestimmungen der Arzneitaxe dafür zu berechne" wären oder dem
allgemeinen Marktpreis der Bestandteile derselben entsprechen. 4. Die unter
1 genannten Stoffe dürfen Nieder für den Großhandel noch für den Einzel¬
verkauf öffentlich angekündigt oder angepriesen werden.

Ob meine Vorschläge als vollständig zutreffend augesehen werden können,
muß dahin gestellt bleiben; jedenfalls können sie zur weitern Förderung der
Sache dienen. Möchte die reichsgesetzliche Regelung der Angelegenheit, die der
Kultusminister am 17. März 1883 dem Abgeordnetenhause in Aussicht stellte,
sich recht bald verwirklichen!




Gin falscher Freiheitsheld des Altertums
von C>. L. Schmidt

arcus Vrntus -- eine schwermütige Gestalt steigt bei diesem
Namen vor uns ans. Langsam und feierlich wandelt sie in der
verbrämten Toga durch die Straßen Roms und rechtet mit der
Vorsehung, daß die Herrlichkeit der römischen Republik dahin¬
geschwunden sei. Nicht die Laster der Zeitgenossen, sondern der
Weltschmerz hat ans dein vollen, bleichen Antlitz seine Züge eingegraben, um den
Mund liegt düstrer Ernst, aber aus den Angen lodert das Feuer der Begeisterung
für Freiheit und Ahnengröße. So wandelt er auch am 15. März des Jahres
44 zur Kurie des Pompeins; nicht voll Rachedurst, Habsucht und andern
niedern Leidenschaften wie die übrigen Verschwörer, sondern heilig wie ein
Priester taucht er seinen Stahl in das Blut des großen Cäsar.

Dies ideale Bild des Brutus hat nicht zu allen Zeiten die Vorstellungen
der Menschen beherrscht. Ich will hier nicht davon reden, daß die Römer
selbst, mit geringen Ausnahmen, ihn weit nüchterner betrachtet haben; aber
noch Dante hat den Mörder Cäsars in die finsterste Tiefe des Höllentrichters
gebannt. Erst die Wiedergeburt des klassischen Altertums mit ihrer antiti-
sirenden Freiheitsschwnrmerei hob den Brutus als Heros der Tyrannenmörder


Lin falscher Freiheitshold des Altertums

Heilmittel gegen Krankheiten oder Körperschüden von Menschen oder Tieren
dienen sollen, dürfen nur in Apotheken im Einzelverkauf abgegeben werden.
2. Der Apotheker darf Stoffe und Zubereitungen der unter 1 genannten Art
uicht verkaufen, wenn ihm die Bestandteile derselben oder die Art und Weise
der Zusammensetzt»^ dieser Bestandteile unbekannt sind. 3. Für die unter
1 genannten Stoffe und Zubereitungen dürfen nnr solche Preise verlangt werden,
die nach den Bestimmungen der Arzneitaxe dafür zu berechne» wären oder dem
allgemeinen Marktpreis der Bestandteile derselben entsprechen. 4. Die unter
1 genannten Stoffe dürfen Nieder für den Großhandel noch für den Einzel¬
verkauf öffentlich angekündigt oder angepriesen werden.

Ob meine Vorschläge als vollständig zutreffend augesehen werden können,
muß dahin gestellt bleiben; jedenfalls können sie zur weitern Förderung der
Sache dienen. Möchte die reichsgesetzliche Regelung der Angelegenheit, die der
Kultusminister am 17. März 1883 dem Abgeordnetenhause in Aussicht stellte,
sich recht bald verwirklichen!




Gin falscher Freiheitsheld des Altertums
von C>. L. Schmidt

arcus Vrntus — eine schwermütige Gestalt steigt bei diesem
Namen vor uns ans. Langsam und feierlich wandelt sie in der
verbrämten Toga durch die Straßen Roms und rechtet mit der
Vorsehung, daß die Herrlichkeit der römischen Republik dahin¬
geschwunden sei. Nicht die Laster der Zeitgenossen, sondern der
Weltschmerz hat ans dein vollen, bleichen Antlitz seine Züge eingegraben, um den
Mund liegt düstrer Ernst, aber aus den Angen lodert das Feuer der Begeisterung
für Freiheit und Ahnengröße. So wandelt er auch am 15. März des Jahres
44 zur Kurie des Pompeins; nicht voll Rachedurst, Habsucht und andern
niedern Leidenschaften wie die übrigen Verschwörer, sondern heilig wie ein
Priester taucht er seinen Stahl in das Blut des großen Cäsar.

Dies ideale Bild des Brutus hat nicht zu allen Zeiten die Vorstellungen
der Menschen beherrscht. Ich will hier nicht davon reden, daß die Römer
selbst, mit geringen Ausnahmen, ihn weit nüchterner betrachtet haben; aber
noch Dante hat den Mörder Cäsars in die finsterste Tiefe des Höllentrichters
gebannt. Erst die Wiedergeburt des klassischen Altertums mit ihrer antiti-
sirenden Freiheitsschwnrmerei hob den Brutus als Heros der Tyrannenmörder


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204459"/>
          <fw type="header" place="top"> Lin falscher Freiheitshold des Altertums</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1169" prev="#ID_1168"> Heilmittel gegen Krankheiten oder Körperschüden von Menschen oder Tieren<lb/>
dienen sollen, dürfen nur in Apotheken im Einzelverkauf abgegeben werden.<lb/>
2. Der Apotheker darf Stoffe und Zubereitungen der unter 1 genannten Art<lb/>
uicht verkaufen, wenn ihm die Bestandteile derselben oder die Art und Weise<lb/>
der Zusammensetzt»^ dieser Bestandteile unbekannt sind. 3. Für die unter<lb/>
1 genannten Stoffe und Zubereitungen dürfen nnr solche Preise verlangt werden,<lb/>
die nach den Bestimmungen der Arzneitaxe dafür zu berechne» wären oder dem<lb/>
allgemeinen Marktpreis der Bestandteile derselben entsprechen. 4. Die unter<lb/>
1 genannten Stoffe dürfen Nieder für den Großhandel noch für den Einzel¬<lb/>
verkauf öffentlich angekündigt oder angepriesen werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1170"> Ob meine Vorschläge als vollständig zutreffend augesehen werden können,<lb/>
muß dahin gestellt bleiben; jedenfalls können sie zur weitern Förderung der<lb/>
Sache dienen. Möchte die reichsgesetzliche Regelung der Angelegenheit, die der<lb/>
Kultusminister am 17. März 1883 dem Abgeordnetenhause in Aussicht stellte,<lb/>
sich recht bald verwirklichen!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Gin falscher Freiheitsheld des Altertums<lb/><note type="byline"> von C&gt;. L. Schmidt</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_1171"> arcus Vrntus &#x2014; eine schwermütige Gestalt steigt bei diesem<lb/>
Namen vor uns ans. Langsam und feierlich wandelt sie in der<lb/>
verbrämten Toga durch die Straßen Roms und rechtet mit der<lb/>
Vorsehung, daß die Herrlichkeit der römischen Republik dahin¬<lb/>
geschwunden sei. Nicht die Laster der Zeitgenossen, sondern der<lb/>
Weltschmerz hat ans dein vollen, bleichen Antlitz seine Züge eingegraben, um den<lb/>
Mund liegt düstrer Ernst, aber aus den Angen lodert das Feuer der Begeisterung<lb/>
für Freiheit und Ahnengröße. So wandelt er auch am 15. März des Jahres<lb/>
44 zur Kurie des Pompeins; nicht voll Rachedurst, Habsucht und andern<lb/>
niedern Leidenschaften wie die übrigen Verschwörer, sondern heilig wie ein<lb/>
Priester taucht er seinen Stahl in das Blut des großen Cäsar.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1172" next="#ID_1173"> Dies ideale Bild des Brutus hat nicht zu allen Zeiten die Vorstellungen<lb/>
der Menschen beherrscht. Ich will hier nicht davon reden, daß die Römer<lb/>
selbst, mit geringen Ausnahmen, ihn weit nüchterner betrachtet haben; aber<lb/>
noch Dante hat den Mörder Cäsars in die finsterste Tiefe des Höllentrichters<lb/>
gebannt. Erst die Wiedergeburt des klassischen Altertums mit ihrer antiti-<lb/>
sirenden Freiheitsschwnrmerei hob den Brutus als Heros der Tyrannenmörder</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0370] Lin falscher Freiheitshold des Altertums Heilmittel gegen Krankheiten oder Körperschüden von Menschen oder Tieren dienen sollen, dürfen nur in Apotheken im Einzelverkauf abgegeben werden. 2. Der Apotheker darf Stoffe und Zubereitungen der unter 1 genannten Art uicht verkaufen, wenn ihm die Bestandteile derselben oder die Art und Weise der Zusammensetzt»^ dieser Bestandteile unbekannt sind. 3. Für die unter 1 genannten Stoffe und Zubereitungen dürfen nnr solche Preise verlangt werden, die nach den Bestimmungen der Arzneitaxe dafür zu berechne» wären oder dem allgemeinen Marktpreis der Bestandteile derselben entsprechen. 4. Die unter 1 genannten Stoffe dürfen Nieder für den Großhandel noch für den Einzel¬ verkauf öffentlich angekündigt oder angepriesen werden. Ob meine Vorschläge als vollständig zutreffend augesehen werden können, muß dahin gestellt bleiben; jedenfalls können sie zur weitern Förderung der Sache dienen. Möchte die reichsgesetzliche Regelung der Angelegenheit, die der Kultusminister am 17. März 1883 dem Abgeordnetenhause in Aussicht stellte, sich recht bald verwirklichen! Gin falscher Freiheitsheld des Altertums von C>. L. Schmidt arcus Vrntus — eine schwermütige Gestalt steigt bei diesem Namen vor uns ans. Langsam und feierlich wandelt sie in der verbrämten Toga durch die Straßen Roms und rechtet mit der Vorsehung, daß die Herrlichkeit der römischen Republik dahin¬ geschwunden sei. Nicht die Laster der Zeitgenossen, sondern der Weltschmerz hat ans dein vollen, bleichen Antlitz seine Züge eingegraben, um den Mund liegt düstrer Ernst, aber aus den Angen lodert das Feuer der Begeisterung für Freiheit und Ahnengröße. So wandelt er auch am 15. März des Jahres 44 zur Kurie des Pompeins; nicht voll Rachedurst, Habsucht und andern niedern Leidenschaften wie die übrigen Verschwörer, sondern heilig wie ein Priester taucht er seinen Stahl in das Blut des großen Cäsar. Dies ideale Bild des Brutus hat nicht zu allen Zeiten die Vorstellungen der Menschen beherrscht. Ich will hier nicht davon reden, daß die Römer selbst, mit geringen Ausnahmen, ihn weit nüchterner betrachtet haben; aber noch Dante hat den Mörder Cäsars in die finsterste Tiefe des Höllentrichters gebannt. Erst die Wiedergeburt des klassischen Altertums mit ihrer antiti- sirenden Freiheitsschwnrmerei hob den Brutus als Heros der Tyrannenmörder

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/370
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/370>, abgerufen am 05.05.2024.