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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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gleichgültig sein, ob die da unten in Ungarn oder in der Türkei sich balgen
oder freundlich zusammenleben. Doch, um von etwas anderen zu reden, haben
Sie die Flinte über der Schulter gehabt, seitdem wir uns gesehen haben?

Nur einmal, aber ich wollte heute Nachmittag eine kleine Suche auf
Anack vornehmen.

Da möchte ich dabei sein!

Das geht nicht. Das Terrain gehört zum Exerzierplatz der Artillerie,
und um dort jagen zu können, muß man eine .Karte der Kommandantur haben,
sonst weist einen die Schildwache zurück, und die Karte gilt nnr für meine
Person.

Wissen Sie, ich werde es doch versuchen; ich gehe dicht neben Ihnen, die
Wache läßt mich schon durch, wenn sie Ihre Karte sieht. Wollen wir uns
an der langen Brücke um drei Uhr treffen?

Mir kanns recht sein, wenn Sie sich dem Zurückweisen aussetzen wollen.
Ich kann Ihnen natürlich nicht verbieten, neben mir herzugehen; also um 3 Uhr
an der langen Brücke.

Besten Dank; ich werde mich pünktlich einfinden. Also auf Wiedersehen!

(Schluß folgt)




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Der alte und der neue Sultan von Sansibar.

Das hätte mau sich
vor zwanzig, ja vor zehn Jahren in Deutschland auch nicht gedacht, daß uns ein
Thronwechsel in Sansibar interessiren könnte. Das kleine ostafrikanische Reich mit
seinen Inseln und Festlnndsämnen gehörte nur in die Geographie, kaum in die
Geschichte, es schien nur eine Gruppe von Hamburger Kaufleuten und einige deutsche
und noch mehr einige englische Heidenbvten und Fvrschungsreisende anzugehen.
Wie anders jetzt, wo auch die deutsche Politik dein Sultanate nahe getreten ist,
wo die Diplomatie des deutschen Reiches dort eine wichtige Rolle spielt, wo wieder¬
holt schon unsre Kriegsflotte in die Geschicke des Landes eingegriffen hat, nunmehr auch
eine Landtruppe neben ihr mit gutem Erfolge für deutsche Interessen thätig ist, und
Anfänge zu einer großen deutschen Kolonie in Afrika sich entwickeln, die glänzende
Hoffnungen erweckt haben! Unter diesen Umständen kann es nicht verwundern,
wenn die Nachricht von dem unerwarteten Tode des bisherigen Sultans von
Sansibar und die Person seines mutmaßlichen Nachfolgers unsre Presse lebhaft


gleichgültig sein, ob die da unten in Ungarn oder in der Türkei sich balgen
oder freundlich zusammenleben. Doch, um von etwas anderen zu reden, haben
Sie die Flinte über der Schulter gehabt, seitdem wir uns gesehen haben?

Nur einmal, aber ich wollte heute Nachmittag eine kleine Suche auf
Anack vornehmen.

Da möchte ich dabei sein!

Das geht nicht. Das Terrain gehört zum Exerzierplatz der Artillerie,
und um dort jagen zu können, muß man eine .Karte der Kommandantur haben,
sonst weist einen die Schildwache zurück, und die Karte gilt nnr für meine
Person.

Wissen Sie, ich werde es doch versuchen; ich gehe dicht neben Ihnen, die
Wache läßt mich schon durch, wenn sie Ihre Karte sieht. Wollen wir uns
an der langen Brücke um drei Uhr treffen?

Mir kanns recht sein, wenn Sie sich dem Zurückweisen aussetzen wollen.
Ich kann Ihnen natürlich nicht verbieten, neben mir herzugehen; also um 3 Uhr
an der langen Brücke.

Besten Dank; ich werde mich pünktlich einfinden. Also auf Wiedersehen!

(Schluß folgt)




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Der alte und der neue Sultan von Sansibar.

Das hätte mau sich
vor zwanzig, ja vor zehn Jahren in Deutschland auch nicht gedacht, daß uns ein
Thronwechsel in Sansibar interessiren könnte. Das kleine ostafrikanische Reich mit
seinen Inseln und Festlnndsämnen gehörte nur in die Geographie, kaum in die
Geschichte, es schien nur eine Gruppe von Hamburger Kaufleuten und einige deutsche
und noch mehr einige englische Heidenbvten und Fvrschungsreisende anzugehen.
Wie anders jetzt, wo auch die deutsche Politik dein Sultanate nahe getreten ist,
wo die Diplomatie des deutschen Reiches dort eine wichtige Rolle spielt, wo wieder¬
holt schon unsre Kriegsflotte in die Geschicke des Landes eingegriffen hat, nunmehr auch
eine Landtruppe neben ihr mit gutem Erfolge für deutsche Interessen thätig ist, und
Anfänge zu einer großen deutschen Kolonie in Afrika sich entwickeln, die glänzende
Hoffnungen erweckt haben! Unter diesen Umständen kann es nicht verwundern,
wenn die Nachricht von dem unerwarteten Tode des bisherigen Sultans von
Sansibar und die Person seines mutmaßlichen Nachfolgers unsre Presse lebhaft


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/482>, abgerufen am 06.05.2024.