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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

den runden Turm und in die Museen -- dorthin kommen wir ja sonst ohne¬
hin nicht! -- und essen zu Mittag im Hotel. Und so stark war die Disziplin,
wo Blau kommandirte, daß wir uns allesamt wirklich am andern Morgen an
der Valbystation einfanden und als große Kinder "Fremde in Kopenhagen"
spielten; wir hatten einen unermüdlichen Wirt und Führer, der sich an diesem
Tage sast selbst übertraf, und wir amüsirten uns köstlich.

Von derartigen Geschichten konnte ich in Masse berichten, da ich aber nie
ein Ende finden würde, so ist es am besten, ich komme so bald als möglich
zur Hauptsache, nämlich zu ?rg,x!i rmtWS.

(Fortsetzung folgt)




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Warum Bier nicht aus Gläsern getrunken werden soll/') Diese
Frage ist vom höchsten Interesse, denn auf dem Standpunkte des Biertrinkers
stehen wir alle, und für einen Biertrinker ist es von großer Bedeutung, ob das
Bier gut schmeckt oder nicht. Der Verfasser beabsichtigt den Nachweis zu liefern,
daß ein dem schlechten Geschmacke des Bieres, das ans Gläsern getrunken wird,
das Glas selbst schuld sei. Thatsache ist, daß die Trinkkünstlcr unter den Bier¬
trinkern schon seit lange den Maßkrug bevorzugen und verächtlich von allen Seideln
und Gläsern reden. Es ist richtig, eine Maß Hofbräu schmeckt ganz anders im
Hofbränhaus, wo man es aus Steinkrügen trinkt, als gegenüber im Restaurant,
Wo man es im Glase erhält.

Man war bisher der Meinung, daß das/ was nur Geschmacksnrteil nennen,
eine sehr komplizirte Sache sei, daß hierbei Auge, Nase art Gefühl, sowie die
allgemeine Stimmung ihr Wort anredeten, und daß es sehr schwierig sei, ein solches
Urteil in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Man hat -- mit einem Worte --
den Schwerputtkt auf den physiologischen Vorgang gelegt. Ich selbst habe mich
einmal über diesen Punkt mit möglichster Gelehrsamkeit verbreitet. Nun kommt
Herr Dr. Schnitze als Chemiker und weist nach, daß es einen Bierschädling gebe,
der den Geschmack des Bieres verderbe, und daß dieser Bierschädling das Bleioxyd
sei, das ans dem. bleihaltigen Glase ins Bier übertrete.

Er hatte schon früher darauf aufmerksam gemacht, daß das Sonnenlicht den
Biergeruch und -Geschmack zerstöre, und daß es rationell sei, Bier ans Krügen zu



Untersuchung, ausgeführt vom Staudpunkte des Biertrinkers und vom Standpunkte
der deutschen, sowie der österreichischen Sanitätsgesetzgebnng durch Dr. W. Schultze. Leipzig,
Litterarische Anstalt (A. Schulze), 1890.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

den runden Turm und in die Museen — dorthin kommen wir ja sonst ohne¬
hin nicht! — und essen zu Mittag im Hotel. Und so stark war die Disziplin,
wo Blau kommandirte, daß wir uns allesamt wirklich am andern Morgen an
der Valbystation einfanden und als große Kinder „Fremde in Kopenhagen"
spielten; wir hatten einen unermüdlichen Wirt und Führer, der sich an diesem
Tage sast selbst übertraf, und wir amüsirten uns köstlich.

Von derartigen Geschichten konnte ich in Masse berichten, da ich aber nie
ein Ende finden würde, so ist es am besten, ich komme so bald als möglich
zur Hauptsache, nämlich zu ?rg,x!i rmtWS.

(Fortsetzung folgt)




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Warum Bier nicht aus Gläsern getrunken werden soll/') Diese
Frage ist vom höchsten Interesse, denn auf dem Standpunkte des Biertrinkers
stehen wir alle, und für einen Biertrinker ist es von großer Bedeutung, ob das
Bier gut schmeckt oder nicht. Der Verfasser beabsichtigt den Nachweis zu liefern,
daß ein dem schlechten Geschmacke des Bieres, das ans Gläsern getrunken wird,
das Glas selbst schuld sei. Thatsache ist, daß die Trinkkünstlcr unter den Bier¬
trinkern schon seit lange den Maßkrug bevorzugen und verächtlich von allen Seideln
und Gläsern reden. Es ist richtig, eine Maß Hofbräu schmeckt ganz anders im
Hofbränhaus, wo man es aus Steinkrügen trinkt, als gegenüber im Restaurant,
Wo man es im Glase erhält.

Man war bisher der Meinung, daß das/ was nur Geschmacksnrteil nennen,
eine sehr komplizirte Sache sei, daß hierbei Auge, Nase art Gefühl, sowie die
allgemeine Stimmung ihr Wort anredeten, und daß es sehr schwierig sei, ein solches
Urteil in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Man hat — mit einem Worte —
den Schwerputtkt auf den physiologischen Vorgang gelegt. Ich selbst habe mich
einmal über diesen Punkt mit möglichster Gelehrsamkeit verbreitet. Nun kommt
Herr Dr. Schnitze als Chemiker und weist nach, daß es einen Bierschädling gebe,
der den Geschmack des Bieres verderbe, und daß dieser Bierschädling das Bleioxyd
sei, das ans dem. bleihaltigen Glase ins Bier übertrete.

Er hatte schon früher darauf aufmerksam gemacht, daß das Sonnenlicht den
Biergeruch und -Geschmack zerstöre, und daß es rationell sei, Bier ans Krügen zu



Untersuchung, ausgeführt vom Staudpunkte des Biertrinkers und vom Standpunkte
der deutschen, sowie der österreichischen Sanitätsgesetzgebnng durch Dr. W. Schultze. Leipzig,
Litterarische Anstalt (A. Schulze), 1890.
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[0292] Maßgebliches und Unmaßgebliches den runden Turm und in die Museen — dorthin kommen wir ja sonst ohne¬ hin nicht! — und essen zu Mittag im Hotel. Und so stark war die Disziplin, wo Blau kommandirte, daß wir uns allesamt wirklich am andern Morgen an der Valbystation einfanden und als große Kinder „Fremde in Kopenhagen" spielten; wir hatten einen unermüdlichen Wirt und Führer, der sich an diesem Tage sast selbst übertraf, und wir amüsirten uns köstlich. Von derartigen Geschichten konnte ich in Masse berichten, da ich aber nie ein Ende finden würde, so ist es am besten, ich komme so bald als möglich zur Hauptsache, nämlich zu ?rg,x!i rmtWS. (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Warum Bier nicht aus Gläsern getrunken werden soll/') Diese Frage ist vom höchsten Interesse, denn auf dem Standpunkte des Biertrinkers stehen wir alle, und für einen Biertrinker ist es von großer Bedeutung, ob das Bier gut schmeckt oder nicht. Der Verfasser beabsichtigt den Nachweis zu liefern, daß ein dem schlechten Geschmacke des Bieres, das ans Gläsern getrunken wird, das Glas selbst schuld sei. Thatsache ist, daß die Trinkkünstlcr unter den Bier¬ trinkern schon seit lange den Maßkrug bevorzugen und verächtlich von allen Seideln und Gläsern reden. Es ist richtig, eine Maß Hofbräu schmeckt ganz anders im Hofbränhaus, wo man es aus Steinkrügen trinkt, als gegenüber im Restaurant, Wo man es im Glase erhält. Man war bisher der Meinung, daß das/ was nur Geschmacksnrteil nennen, eine sehr komplizirte Sache sei, daß hierbei Auge, Nase art Gefühl, sowie die allgemeine Stimmung ihr Wort anredeten, und daß es sehr schwierig sei, ein solches Urteil in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Man hat — mit einem Worte — den Schwerputtkt auf den physiologischen Vorgang gelegt. Ich selbst habe mich einmal über diesen Punkt mit möglichster Gelehrsamkeit verbreitet. Nun kommt Herr Dr. Schnitze als Chemiker und weist nach, daß es einen Bierschädling gebe, der den Geschmack des Bieres verderbe, und daß dieser Bierschädling das Bleioxyd sei, das ans dem. bleihaltigen Glase ins Bier übertrete. Er hatte schon früher darauf aufmerksam gemacht, daß das Sonnenlicht den Biergeruch und -Geschmack zerstöre, und daß es rationell sei, Bier ans Krügen zu Untersuchung, ausgeführt vom Staudpunkte des Biertrinkers und vom Standpunkte der deutschen, sowie der österreichischen Sanitätsgesetzgebnng durch Dr. W. Schultze. Leipzig, Litterarische Anstalt (A. Schulze), 1890.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/292>, abgerufen am 27.04.2024.