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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Audienz bewilligt In der Anrede, welche der Direktor Zahn ans Mörs namens
der übrigen Teilnehmer der Konferenz um des Königs Majestät zu richten beauf¬
tragt war, erwähnte derselbe zuletzt noch eines Umstandes, der bei dieser Gelegen¬
heit besser unberührt geblieben wäre, der Beteiligung vieler Lehrer an verwerf¬
lichen Zeitbestrebungen, mit der Bitte, Seine Majestät wolle diese Verirrungen
nicht dem ganzen Lehrerstande anrechnen und das Geschehene mit Milde und Nach¬
sicht beurteilen. Des Königs Majestät erwiderte ans diesen Teil der Anrede: Die
Thatsachen, deren Direktor Zahn erwähnt habe, seien auch zu Ihrer Kenntnis ge¬
kommen, und Majestät leugneten nicht, daß Sie dieselben mit großem Schmerze
vernommen hätten. Die Geschichte weise allerdings Beispiele von Verirrungen
ganzer Volker nach; wenn aber gerade diejenigen, die dnrch Pflicht, Amt und
Gewissen sich gedrungen fühlen sollten, Recht und Gerechtigkeit, Sitte und Gesetz
aufrecht zu erhalten, sich von dem irregeleiteten Strom fortreißen ließen und die
ihnen beiwohnende Macht der Intelligenz dazu mißbrauchten, die Pfeiler der
staatlichen Ordnung wankend zu machen, so sei das eine Erfahrung der betrübendstcn
Art. Nach dieser durch die Anrede des Direktors Zahn herausgeforderten Äuße¬
rung unterhielt sich Seine Majestät mit jedem der ihm vorgestellten Lehrer höchst
leutselig und entließ die Versammlung unter Ausdrücken des Wohlwollens."

Das geschichtliche Bild Friedrich Wilhelms IV. ist dnrch Parteihaß schon ge¬
nügend entstellt und verzerrt, und man hat die Pflicht, eine Legende, die ihm so
unkönigliche Worte in den Mund legt, auf ihre Quelle zurückzuführen.


Der Hund und der Ofen.

Wohl um dieselbe Zeit, wo in den Grenzboten
die Vermutung ausgesprochen wurde, Herr Direktor und Professor Dr. Riegel, der
Vorsitzende des Vorstandes des Allgemeinen deutschen Sprachvereins, habe sich in
seiner großen Rede in München an dem Verfasser der "Sprachdummheiten" reiben
wollen, muß Herr Riegel in Braunschweig ein Manuskript in den Satz gegeben
haben, das jene Vermutung bestätigt. Er ist voll Ingrimms gegen den "Grenz-
bvtenmann" und wird damit sogar belustigend, was sonst nicht seine Art ist. Er
erzählt, wie glücklich ihn die Entdeckung eines angeblichen Sprachfehlers in den
Grenzboten (Ur. 25, S. 533) gemacht habe. Da steht nämlich: "Ans diese Weise
lockt man keinen Hund vom Ofen," und das ist -- "keine Herr Riegel -- grund¬
falsch, denn früher hat man gesagt "aus dem Ofen," und das kommt daher, daß
die Ofen früher Füße hatten, zwischen denen es dem Hunde, "besonders wenn er
naß von Schnee oder Regen heim kam," besonders Wohl war. Von solchen
Öfen weiß -- so behauptet Herr Riegel -- weder der Grenzbotemnnnn noch
Hermann Schrader, der Verfasser des "Bilderschmucks der deutschen Sprache" etwas,
sonst würden sie nicht "vom Ofen" sagen. Allerdings findet sich diese Form anch
bei Bürger, und Bürger könnte noch Öfen auf Füßen gekannt haben, auf alle Fälle
muß man, ihm gegenüber vorsichtig sein. Aber es "leuchtet ein, daß Bürger in
dichterischer Freiheit um des Versmaßes willen das "aus dem" durch "vom" er¬
setzt hat." Höchst einleuchtend in der That, denn die Verszeile


So weiß ich den Hund doch vom Ofen zu locken

so umzumodeln, daß "aus dem" darin Platz fände, diese Aufgabe wäre natürlich
für einen Meister der Sprache wie Bürger zu schwer gewesen! Allein wie ist
uns denn? Wurde nicht in einer gewisse" Rede in München unter Anrufung
Goethes dem Dichter das Recht gewahrt, sich über die Regeln der Grammatik
hinwegzusetzen, die Sprache umzubilden? Dann wäre ja seit Bürger das "vom" nicht
mehr falsch, nicht mehr unerlaubt, und Herr Riegel hätte sich unnötigerweise erhitzt?


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Audienz bewilligt In der Anrede, welche der Direktor Zahn ans Mörs namens
der übrigen Teilnehmer der Konferenz um des Königs Majestät zu richten beauf¬
tragt war, erwähnte derselbe zuletzt noch eines Umstandes, der bei dieser Gelegen¬
heit besser unberührt geblieben wäre, der Beteiligung vieler Lehrer an verwerf¬
lichen Zeitbestrebungen, mit der Bitte, Seine Majestät wolle diese Verirrungen
nicht dem ganzen Lehrerstande anrechnen und das Geschehene mit Milde und Nach¬
sicht beurteilen. Des Königs Majestät erwiderte ans diesen Teil der Anrede: Die
Thatsachen, deren Direktor Zahn erwähnt habe, seien auch zu Ihrer Kenntnis ge¬
kommen, und Majestät leugneten nicht, daß Sie dieselben mit großem Schmerze
vernommen hätten. Die Geschichte weise allerdings Beispiele von Verirrungen
ganzer Volker nach; wenn aber gerade diejenigen, die dnrch Pflicht, Amt und
Gewissen sich gedrungen fühlen sollten, Recht und Gerechtigkeit, Sitte und Gesetz
aufrecht zu erhalten, sich von dem irregeleiteten Strom fortreißen ließen und die
ihnen beiwohnende Macht der Intelligenz dazu mißbrauchten, die Pfeiler der
staatlichen Ordnung wankend zu machen, so sei das eine Erfahrung der betrübendstcn
Art. Nach dieser durch die Anrede des Direktors Zahn herausgeforderten Äuße¬
rung unterhielt sich Seine Majestät mit jedem der ihm vorgestellten Lehrer höchst
leutselig und entließ die Versammlung unter Ausdrücken des Wohlwollens."

Das geschichtliche Bild Friedrich Wilhelms IV. ist dnrch Parteihaß schon ge¬
nügend entstellt und verzerrt, und man hat die Pflicht, eine Legende, die ihm so
unkönigliche Worte in den Mund legt, auf ihre Quelle zurückzuführen.


Der Hund und der Ofen.

Wohl um dieselbe Zeit, wo in den Grenzboten
die Vermutung ausgesprochen wurde, Herr Direktor und Professor Dr. Riegel, der
Vorsitzende des Vorstandes des Allgemeinen deutschen Sprachvereins, habe sich in
seiner großen Rede in München an dem Verfasser der „Sprachdummheiten" reiben
wollen, muß Herr Riegel in Braunschweig ein Manuskript in den Satz gegeben
haben, das jene Vermutung bestätigt. Er ist voll Ingrimms gegen den „Grenz-
bvtenmann" und wird damit sogar belustigend, was sonst nicht seine Art ist. Er
erzählt, wie glücklich ihn die Entdeckung eines angeblichen Sprachfehlers in den
Grenzboten (Ur. 25, S. 533) gemacht habe. Da steht nämlich: „Ans diese Weise
lockt man keinen Hund vom Ofen," und das ist — „keine Herr Riegel — grund¬
falsch, denn früher hat man gesagt „aus dem Ofen," und das kommt daher, daß
die Ofen früher Füße hatten, zwischen denen es dem Hunde, „besonders wenn er
naß von Schnee oder Regen heim kam," besonders Wohl war. Von solchen
Öfen weiß — so behauptet Herr Riegel — weder der Grenzbotemnnnn noch
Hermann Schrader, der Verfasser des „Bilderschmucks der deutschen Sprache" etwas,
sonst würden sie nicht „vom Ofen" sagen. Allerdings findet sich diese Form anch
bei Bürger, und Bürger könnte noch Öfen auf Füßen gekannt haben, auf alle Fälle
muß man, ihm gegenüber vorsichtig sein. Aber es „leuchtet ein, daß Bürger in
dichterischer Freiheit um des Versmaßes willen das »aus dem« durch »vom« er¬
setzt hat." Höchst einleuchtend in der That, denn die Verszeile


So weiß ich den Hund doch vom Ofen zu locken

so umzumodeln, daß „aus dem" darin Platz fände, diese Aufgabe wäre natürlich
für einen Meister der Sprache wie Bürger zu schwer gewesen! Allein wie ist
uns denn? Wurde nicht in einer gewisse» Rede in München unter Anrufung
Goethes dem Dichter das Recht gewahrt, sich über die Regeln der Grammatik
hinwegzusetzen, die Sprache umzubilden? Dann wäre ja seit Bürger das „vom" nicht
mehr falsch, nicht mehr unerlaubt, und Herr Riegel hätte sich unnötigerweise erhitzt?


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[0387] Maßgebliches und Unmaßgebliches Audienz bewilligt In der Anrede, welche der Direktor Zahn ans Mörs namens der übrigen Teilnehmer der Konferenz um des Königs Majestät zu richten beauf¬ tragt war, erwähnte derselbe zuletzt noch eines Umstandes, der bei dieser Gelegen¬ heit besser unberührt geblieben wäre, der Beteiligung vieler Lehrer an verwerf¬ lichen Zeitbestrebungen, mit der Bitte, Seine Majestät wolle diese Verirrungen nicht dem ganzen Lehrerstande anrechnen und das Geschehene mit Milde und Nach¬ sicht beurteilen. Des Königs Majestät erwiderte ans diesen Teil der Anrede: Die Thatsachen, deren Direktor Zahn erwähnt habe, seien auch zu Ihrer Kenntnis ge¬ kommen, und Majestät leugneten nicht, daß Sie dieselben mit großem Schmerze vernommen hätten. Die Geschichte weise allerdings Beispiele von Verirrungen ganzer Volker nach; wenn aber gerade diejenigen, die dnrch Pflicht, Amt und Gewissen sich gedrungen fühlen sollten, Recht und Gerechtigkeit, Sitte und Gesetz aufrecht zu erhalten, sich von dem irregeleiteten Strom fortreißen ließen und die ihnen beiwohnende Macht der Intelligenz dazu mißbrauchten, die Pfeiler der staatlichen Ordnung wankend zu machen, so sei das eine Erfahrung der betrübendstcn Art. Nach dieser durch die Anrede des Direktors Zahn herausgeforderten Äuße¬ rung unterhielt sich Seine Majestät mit jedem der ihm vorgestellten Lehrer höchst leutselig und entließ die Versammlung unter Ausdrücken des Wohlwollens." Das geschichtliche Bild Friedrich Wilhelms IV. ist dnrch Parteihaß schon ge¬ nügend entstellt und verzerrt, und man hat die Pflicht, eine Legende, die ihm so unkönigliche Worte in den Mund legt, auf ihre Quelle zurückzuführen. Der Hund und der Ofen. Wohl um dieselbe Zeit, wo in den Grenzboten die Vermutung ausgesprochen wurde, Herr Direktor und Professor Dr. Riegel, der Vorsitzende des Vorstandes des Allgemeinen deutschen Sprachvereins, habe sich in seiner großen Rede in München an dem Verfasser der „Sprachdummheiten" reiben wollen, muß Herr Riegel in Braunschweig ein Manuskript in den Satz gegeben haben, das jene Vermutung bestätigt. Er ist voll Ingrimms gegen den „Grenz- bvtenmann" und wird damit sogar belustigend, was sonst nicht seine Art ist. Er erzählt, wie glücklich ihn die Entdeckung eines angeblichen Sprachfehlers in den Grenzboten (Ur. 25, S. 533) gemacht habe. Da steht nämlich: „Ans diese Weise lockt man keinen Hund vom Ofen," und das ist — „keine Herr Riegel — grund¬ falsch, denn früher hat man gesagt „aus dem Ofen," und das kommt daher, daß die Ofen früher Füße hatten, zwischen denen es dem Hunde, „besonders wenn er naß von Schnee oder Regen heim kam," besonders Wohl war. Von solchen Öfen weiß — so behauptet Herr Riegel — weder der Grenzbotemnnnn noch Hermann Schrader, der Verfasser des „Bilderschmucks der deutschen Sprache" etwas, sonst würden sie nicht „vom Ofen" sagen. Allerdings findet sich diese Form anch bei Bürger, und Bürger könnte noch Öfen auf Füßen gekannt haben, auf alle Fälle muß man, ihm gegenüber vorsichtig sein. Aber es „leuchtet ein, daß Bürger in dichterischer Freiheit um des Versmaßes willen das »aus dem« durch »vom« er¬ setzt hat." Höchst einleuchtend in der That, denn die Verszeile So weiß ich den Hund doch vom Ofen zu locken so umzumodeln, daß „aus dem" darin Platz fände, diese Aufgabe wäre natürlich für einen Meister der Sprache wie Bürger zu schwer gewesen! Allein wie ist uns denn? Wurde nicht in einer gewisse» Rede in München unter Anrufung Goethes dem Dichter das Recht gewahrt, sich über die Regeln der Grammatik hinwegzusetzen, die Sprache umzubilden? Dann wäre ja seit Bürger das „vom" nicht mehr falsch, nicht mehr unerlaubt, und Herr Riegel hätte sich unnötigerweise erhitzt?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/387>, abgerufen am 27.04.2024.