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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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L""f Briefe Schopenhauers

Auch muss ich bemerkn, daß stellenweise Ihn' Handschrist viel zu undeutlich
ist, für unwissende Seher. Daher Sie unumgänglich die Korrektur selbst be¬
sorgen müssen, sonst Sie Druckfehler erleben werden, über die Sie sich die Hnare
raufen.

Was Sie in der Nassauer Schnlzeilnng über mich, betreffend Pflanze n
Thier, geschrieben haben, möchte ich, ijuiclcMcl sit, gelegentlich sehn.
Für frühere Einsendungen u gütige Zuschriften herzlich dankend

Frankfurt
d, 21. Aug.
1855,


Ihrergebener Diener
Arthur Schopenhauer.

Geehrtester Herr Pfarrer!

Haben Sie Dank für Ihre Theilnahme, Ihre Mittheilungen u Ihr epigram¬
matisches Buch, welches ich bedaure nicht im Druck zu sehen. Ich glaube, das; der
geeignetste Ort für dasselbe die Deutsche Monatsschrift v. Prutz untre: Doch müssen
die Epigramme zuvor, in metrischer Hinsicht, kastigirt werden. -- Am 13^" dieses
enthielt das Kvnversationsblatt einen Aufsatz über mich, von welchem Suchslcmd
behauptete, er sei von Ihnen : ich habe jedoch gleich gemerkt, das; er dies nicht sei.
Am selben Tage stand ein Artikel über mich in der neuen Wochenschrift "Frank¬
furter Museum".

Dem von Ihnen gewünschten Schulprogramm habe noch ein zweites beigelegt:
ein 3^- aus Nordhausen v 1 852, die Geometrie "ach der vou mir in der 4fachen
Wurzel angegebenen Methode behandelnd und in vielen Figuren ausführend, kann
ich nicht beilegen, weil es mit anderen zusammen gebunden ist. Habe das Packet
der Herrinn'schen Buchhandlung übergeben u bitte es mir, nach gemachtem
Gebrauch, zurückzusenden.


Mit herzlichen Wünschen für Ihr Wohlsein und Frohsein
Frankfurt',
d. 22. Oel.
1855. Ihr
ergebener Diener
Arthur Schopenhauer.

Geehrtester Herr Pfarrer!

Herzlichen Dank für Ihr schönes Gedicht zu meinem Geburtstage n noch
mehr für den so enlvmiastischen Aufsatz im Franks. Museum. Es freut mich, das;
Sie dort Fuh; gefaßt haben: neulich gab es eine kleine Dosis Ihrer Epigramme,
aber gut gewählt: denn das über deu Selbstmörder-Roman, hat mir auch am
besten gefalle", weil er das Tragikomische glücklich trifft.

Aber Ihrem Wunsch nach Selbstbiographie, oder Jlalinuische Touristerei werde
ich nicht entsprechen: das Publikum ist nur zu sehr geneigt, von einer Sache aus
die Person überzugehn: aber diese behalte ich mir gänzlich vor.

Mein Bildnis; hatte letzten Sommer Luntenschütz in Oel gemalt, ans Speku¬
lation: ein Gutsbesitzer in der Mark Brandenburg hatte es ihm sogleich von der
Staffelei abgekauft, für 250 f. -- Darauf bezieht sich die wunderliche Nachricht
im Franks: Museum, daß er mir eine Kapelle errichtet: Er hat gesagt, er wolle


L""f Briefe Schopenhauers

Auch muss ich bemerkn, daß stellenweise Ihn' Handschrist viel zu undeutlich
ist, für unwissende Seher. Daher Sie unumgänglich die Korrektur selbst be¬
sorgen müssen, sonst Sie Druckfehler erleben werden, über die Sie sich die Hnare
raufen.

Was Sie in der Nassauer Schnlzeilnng über mich, betreffend Pflanze n
Thier, geschrieben haben, möchte ich, ijuiclcMcl sit, gelegentlich sehn.
Für frühere Einsendungen u gütige Zuschriften herzlich dankend

Frankfurt
d, 21. Aug.
1855,


Ihrergebener Diener
Arthur Schopenhauer.

Geehrtester Herr Pfarrer!

Haben Sie Dank für Ihre Theilnahme, Ihre Mittheilungen u Ihr epigram¬
matisches Buch, welches ich bedaure nicht im Druck zu sehen. Ich glaube, das; der
geeignetste Ort für dasselbe die Deutsche Monatsschrift v. Prutz untre: Doch müssen
die Epigramme zuvor, in metrischer Hinsicht, kastigirt werden. — Am 13^» dieses
enthielt das Kvnversationsblatt einen Aufsatz über mich, von welchem Suchslcmd
behauptete, er sei von Ihnen : ich habe jedoch gleich gemerkt, das; er dies nicht sei.
Am selben Tage stand ein Artikel über mich in der neuen Wochenschrift „Frank¬
furter Museum".

Dem von Ihnen gewünschten Schulprogramm habe noch ein zweites beigelegt:
ein 3^- aus Nordhausen v 1 852, die Geometrie «ach der vou mir in der 4fachen
Wurzel angegebenen Methode behandelnd und in vielen Figuren ausführend, kann
ich nicht beilegen, weil es mit anderen zusammen gebunden ist. Habe das Packet
der Herrinn'schen Buchhandlung übergeben u bitte es mir, nach gemachtem
Gebrauch, zurückzusenden.


Mit herzlichen Wünschen für Ihr Wohlsein und Frohsein
Frankfurt',
d. 22. Oel.
1855. Ihr
ergebener Diener
Arthur Schopenhauer.

Geehrtester Herr Pfarrer!

Herzlichen Dank für Ihr schönes Gedicht zu meinem Geburtstage n noch
mehr für den so enlvmiastischen Aufsatz im Franks. Museum. Es freut mich, das;
Sie dort Fuh; gefaßt haben: neulich gab es eine kleine Dosis Ihrer Epigramme,
aber gut gewählt: denn das über deu Selbstmörder-Roman, hat mir auch am
besten gefalle», weil er das Tragikomische glücklich trifft.

Aber Ihrem Wunsch nach Selbstbiographie, oder Jlalinuische Touristerei werde
ich nicht entsprechen: das Publikum ist nur zu sehr geneigt, von einer Sache aus
die Person überzugehn: aber diese behalte ich mir gänzlich vor.

Mein Bildnis; hatte letzten Sommer Luntenschütz in Oel gemalt, ans Speku¬
lation: ein Gutsbesitzer in der Mark Brandenburg hatte es ihm sogleich von der
Staffelei abgekauft, für 250 f. — Darauf bezieht sich die wunderliche Nachricht
im Franks: Museum, daß er mir eine Kapelle errichtet: Er hat gesagt, er wolle


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/512>, abgerufen am 27.04.2024.