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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Fünf Briefe Schopenhauers

ein eigenes Haus für das Bild bauen; -- ich vermuthe eine Art Gartensaal. Es
ist hier u. in Berlin ausgestellt gewesen, u. so eben ist eine in Berlin angefertigte
sehr schöne Lithographie desselben erschienen.

Mir hat man 3 Exemplare zugestellt, davon ich eines behalte n, die 2 anderen
an die 2 Urevangelisten in Berlin zurückgesandt habe.

Da Sie jetzt auch vom blossen Apostel zum Evangelisten avancirt sind, würde
ich, wenn ich noch mehr hätte, Ihnen eines schicken.


Ihnen Gesundheit und Freude wünschendDer Ihre
Arthur Schopenhauer.

I'. 8. Das Konversatiousblatt hatte ich Ihnen zum Behalten übersandt. Der
nerf. des Gedichts ist v. Doß in München, uralter Apostel, mit dem Beinamen
(in der Schule) der Jünger Johannes.")


5

Geehrter Herr Pfarrer!

Herzlichen Dank für Ihr schönes u. mir so schmeichelhaftes Gedicht, wie
auch für Ihren Brief vom April, von welchem das selbe zu sagen ist.

Ihre Anfrage betreffend, kenne ich zwar die Lixnorsche Uebersetzung nicht, halte
aber nichts vom Rixnsr und nichts von deutschen Uebersetzungen der lateinischen Uebers.
der Persischen Uebers. des Sanskrit-Textes. lllro! Auch ist die lateinische Diktion,
trotz der Persischen Grammatik, wundervoll, unnachahmlich: wegen der andächtigen,
Wort für Wort gebenden Treue des Sultans Darashako n. des Anquetil. -- Ich
zweifle nicht, daß Sie sich, mit einiger Applikation u. Geduld, bald hinein lesen
würden. Der Onruncklurt ist erschienen in Strasb: 1804, kostete 16 r., -- dann
herabgesetzt auf !) r. -- wird bei Antiquaren wohlfeiler zu haben seyn: sind 2
dicke Quartanten, in sehr grossem Druck auf starkem Schreibpapier. Daß die
Wiesbndensche Bibliothek es nicht hat, ist eine grosse Schande.

Diese Woche werde ich abermals in Oel gemalt, von einem Maler Hammel,
für den Geh. Regierungsrath Krämer aus Preussen. Wenn es die Leute bezahlen,
muß ich schon dazu sitzen: gehört zu meiner Mission. Ueberdies hat besagter Herr
mir in Paris eine ächt asiatische, wahrscheinl. aus der grossen Giesserei in Tübet
herrührende, sehr alte, bronzerue Figur des Buddha aufgetrieben, 1 Fuß hoch!
vom schwarzen uralten Ueberzug gereinigt, glänzt sie wie Gold, auf einer Konsole
in meinem Zimmer: war ein längst gehegter Wunsch. Hat alle kanonischen Zeichen:
dn sitzt sie, -- zur Hausandacht.


Ihnen Friede u. Freude u. zumal Gesundheit wünschend
Arthur Schopenhauer,
Frankfurt
d. 11. Mai
1856.


Einmal, und zwar bald nach Empfang dieses letzten Schreibens, hatte
Grimm die Freude, mit Schopenhauer persönlich zusammen zu sein; dann
machte heftige Erkrankung Grimms dem ganzen Verkehr ein jähes Ende.





") Nndalirt. Die Außenseite zeigt den Poststempel: Frankfurt, 17. März 1866.
Krenzbvten 111 18!>0in
Fünf Briefe Schopenhauers

ein eigenes Haus für das Bild bauen; — ich vermuthe eine Art Gartensaal. Es
ist hier u. in Berlin ausgestellt gewesen, u. so eben ist eine in Berlin angefertigte
sehr schöne Lithographie desselben erschienen.

Mir hat man 3 Exemplare zugestellt, davon ich eines behalte n, die 2 anderen
an die 2 Urevangelisten in Berlin zurückgesandt habe.

Da Sie jetzt auch vom blossen Apostel zum Evangelisten avancirt sind, würde
ich, wenn ich noch mehr hätte, Ihnen eines schicken.


Ihnen Gesundheit und Freude wünschendDer Ihre
Arthur Schopenhauer.

I'. 8. Das Konversatiousblatt hatte ich Ihnen zum Behalten übersandt. Der
nerf. des Gedichts ist v. Doß in München, uralter Apostel, mit dem Beinamen
(in der Schule) der Jünger Johannes.")


5

Geehrter Herr Pfarrer!

Herzlichen Dank für Ihr schönes u. mir so schmeichelhaftes Gedicht, wie
auch für Ihren Brief vom April, von welchem das selbe zu sagen ist.

Ihre Anfrage betreffend, kenne ich zwar die Lixnorsche Uebersetzung nicht, halte
aber nichts vom Rixnsr und nichts von deutschen Uebersetzungen der lateinischen Uebers.
der Persischen Uebers. des Sanskrit-Textes. lllro! Auch ist die lateinische Diktion,
trotz der Persischen Grammatik, wundervoll, unnachahmlich: wegen der andächtigen,
Wort für Wort gebenden Treue des Sultans Darashako n. des Anquetil. — Ich
zweifle nicht, daß Sie sich, mit einiger Applikation u. Geduld, bald hinein lesen
würden. Der Onruncklurt ist erschienen in Strasb: 1804, kostete 16 r., — dann
herabgesetzt auf !) r. — wird bei Antiquaren wohlfeiler zu haben seyn: sind 2
dicke Quartanten, in sehr grossem Druck auf starkem Schreibpapier. Daß die
Wiesbndensche Bibliothek es nicht hat, ist eine grosse Schande.

Diese Woche werde ich abermals in Oel gemalt, von einem Maler Hammel,
für den Geh. Regierungsrath Krämer aus Preussen. Wenn es die Leute bezahlen,
muß ich schon dazu sitzen: gehört zu meiner Mission. Ueberdies hat besagter Herr
mir in Paris eine ächt asiatische, wahrscheinl. aus der grossen Giesserei in Tübet
herrührende, sehr alte, bronzerue Figur des Buddha aufgetrieben, 1 Fuß hoch!
vom schwarzen uralten Ueberzug gereinigt, glänzt sie wie Gold, auf einer Konsole
in meinem Zimmer: war ein längst gehegter Wunsch. Hat alle kanonischen Zeichen:
dn sitzt sie, — zur Hausandacht.


Ihnen Friede u. Freude u. zumal Gesundheit wünschend
Arthur Schopenhauer,
Frankfurt
d. 11. Mai
1856.


Einmal, und zwar bald nach Empfang dieses letzten Schreibens, hatte
Grimm die Freude, mit Schopenhauer persönlich zusammen zu sein; dann
machte heftige Erkrankung Grimms dem ganzen Verkehr ein jähes Ende.





") Nndalirt. Die Außenseite zeigt den Poststempel: Frankfurt, 17. März 1866.
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[0513] Fünf Briefe Schopenhauers ein eigenes Haus für das Bild bauen; — ich vermuthe eine Art Gartensaal. Es ist hier u. in Berlin ausgestellt gewesen, u. so eben ist eine in Berlin angefertigte sehr schöne Lithographie desselben erschienen. Mir hat man 3 Exemplare zugestellt, davon ich eines behalte n, die 2 anderen an die 2 Urevangelisten in Berlin zurückgesandt habe. Da Sie jetzt auch vom blossen Apostel zum Evangelisten avancirt sind, würde ich, wenn ich noch mehr hätte, Ihnen eines schicken. Ihnen Gesundheit und Freude wünschendDer Ihre Arthur Schopenhauer. I'. 8. Das Konversatiousblatt hatte ich Ihnen zum Behalten übersandt. Der nerf. des Gedichts ist v. Doß in München, uralter Apostel, mit dem Beinamen (in der Schule) der Jünger Johannes.") 5 Geehrter Herr Pfarrer! Herzlichen Dank für Ihr schönes u. mir so schmeichelhaftes Gedicht, wie auch für Ihren Brief vom April, von welchem das selbe zu sagen ist. Ihre Anfrage betreffend, kenne ich zwar die Lixnorsche Uebersetzung nicht, halte aber nichts vom Rixnsr und nichts von deutschen Uebersetzungen der lateinischen Uebers. der Persischen Uebers. des Sanskrit-Textes. lllro! Auch ist die lateinische Diktion, trotz der Persischen Grammatik, wundervoll, unnachahmlich: wegen der andächtigen, Wort für Wort gebenden Treue des Sultans Darashako n. des Anquetil. — Ich zweifle nicht, daß Sie sich, mit einiger Applikation u. Geduld, bald hinein lesen würden. Der Onruncklurt ist erschienen in Strasb: 1804, kostete 16 r., — dann herabgesetzt auf !) r. — wird bei Antiquaren wohlfeiler zu haben seyn: sind 2 dicke Quartanten, in sehr grossem Druck auf starkem Schreibpapier. Daß die Wiesbndensche Bibliothek es nicht hat, ist eine grosse Schande. Diese Woche werde ich abermals in Oel gemalt, von einem Maler Hammel, für den Geh. Regierungsrath Krämer aus Preussen. Wenn es die Leute bezahlen, muß ich schon dazu sitzen: gehört zu meiner Mission. Ueberdies hat besagter Herr mir in Paris eine ächt asiatische, wahrscheinl. aus der grossen Giesserei in Tübet herrührende, sehr alte, bronzerue Figur des Buddha aufgetrieben, 1 Fuß hoch! vom schwarzen uralten Ueberzug gereinigt, glänzt sie wie Gold, auf einer Konsole in meinem Zimmer: war ein längst gehegter Wunsch. Hat alle kanonischen Zeichen: dn sitzt sie, — zur Hausandacht. Ihnen Friede u. Freude u. zumal Gesundheit wünschend Arthur Schopenhauer, Frankfurt d. 11. Mai 1856. Einmal, und zwar bald nach Empfang dieses letzten Schreibens, hatte Grimm die Freude, mit Schopenhauer persönlich zusammen zu sein; dann machte heftige Erkrankung Grimms dem ganzen Verkehr ein jähes Ende. ") Nndalirt. Die Außenseite zeigt den Poststempel: Frankfurt, 17. März 1866. Krenzbvten 111 18!>0in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/513>, abgerufen am 27.04.2024.