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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Der Kolonialrat und die Zukunft Ostafrikas
Joachim Graf Pfeil von (Schluß)

ußer den bisher erörterten wird noch eine große Anzahl
andrer Fragen zu eingehender Prüfung an den Kvlonialrat
hinantreten, und man kann nur dann ein Bild von seiner mut¬
maßlichen Thätigkeit entwerfen, wenn man die Dinge in den
Vordergrund stellt, auf die sich diese Thätigkeit vor allem er¬
strecken soll.

Selbst auf die Gefahr hin, schon bekanntes zu wiederholen und zu einer
breitern Darlegung von Einzelheiten in Bezug auf Verwaltung und Kultur
gezwungen zu sein, sehe ich mich hier genötigt, Einzelfragen zu behandeln. Aus
ihnen wird zu Genüge hervorgehen, daß diese Lösung nur durch Fachmänner
aus den verschiedensten, namentlich den im Anfange meines Aufsatzes ange¬
führten Kreisen herbeigeführt werden kann.

Nehmen wir an, die Abgrenzung eines Wirtschaftsgebietes habe statt¬
gefunden, so werden sich alle mit einer seßhaften Lebensweise verbundenen
Unternehmen hierher wenden; nur Handelszüge, und diese werden von Euro¬
päern selten oder gar nicht geleitet werden, dringen bis über die Grenzen
unsers Wirtschaftsgebietes vor. Ein junges Land entwickelt sich aus seinen
Anfängen desto schneller, je mehr Ansiedler es betreten; wie solche am besten
herbeizuführen sind, will ich später erörtern. Die klimatischen und Boden¬
verhältnisse weisen uns in unsrer Kolonie vor allen Dingen auf die Boden¬
kultur, diese kann aber nur dann mit Erfolg betrieben werden, wenn es ge¬
lingt, den Eingebornen zur Arbeit heranzuziehen. Dies ist auf der einen Seite
nicht mehr so schwierig wie früher, anderseits wird es eben Aufgabe der


Grcnzl'oder 111 1890 67


Der Kolonialrat und die Zukunft Ostafrikas
Joachim Graf Pfeil von (Schluß)

ußer den bisher erörterten wird noch eine große Anzahl
andrer Fragen zu eingehender Prüfung an den Kvlonialrat
hinantreten, und man kann nur dann ein Bild von seiner mut¬
maßlichen Thätigkeit entwerfen, wenn man die Dinge in den
Vordergrund stellt, auf die sich diese Thätigkeit vor allem er¬
strecken soll.

Selbst auf die Gefahr hin, schon bekanntes zu wiederholen und zu einer
breitern Darlegung von Einzelheiten in Bezug auf Verwaltung und Kultur
gezwungen zu sein, sehe ich mich hier genötigt, Einzelfragen zu behandeln. Aus
ihnen wird zu Genüge hervorgehen, daß diese Lösung nur durch Fachmänner
aus den verschiedensten, namentlich den im Anfange meines Aufsatzes ange¬
führten Kreisen herbeigeführt werden kann.

Nehmen wir an, die Abgrenzung eines Wirtschaftsgebietes habe statt¬
gefunden, so werden sich alle mit einer seßhaften Lebensweise verbundenen
Unternehmen hierher wenden; nur Handelszüge, und diese werden von Euro¬
päern selten oder gar nicht geleitet werden, dringen bis über die Grenzen
unsers Wirtschaftsgebietes vor. Ein junges Land entwickelt sich aus seinen
Anfängen desto schneller, je mehr Ansiedler es betreten; wie solche am besten
herbeizuführen sind, will ich später erörtern. Die klimatischen und Boden¬
verhältnisse weisen uns in unsrer Kolonie vor allen Dingen auf die Boden¬
kultur, diese kann aber nur dann mit Erfolg betrieben werden, wenn es ge¬
lingt, den Eingebornen zur Arbeit heranzuziehen. Dies ist auf der einen Seite
nicht mehr so schwierig wie früher, anderseits wird es eben Aufgabe der


Grcnzl'oder 111 1890 67
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[0537] [Abbildung] Der Kolonialrat und die Zukunft Ostafrikas Joachim Graf Pfeil von (Schluß) ußer den bisher erörterten wird noch eine große Anzahl andrer Fragen zu eingehender Prüfung an den Kvlonialrat hinantreten, und man kann nur dann ein Bild von seiner mut¬ maßlichen Thätigkeit entwerfen, wenn man die Dinge in den Vordergrund stellt, auf die sich diese Thätigkeit vor allem er¬ strecken soll. Selbst auf die Gefahr hin, schon bekanntes zu wiederholen und zu einer breitern Darlegung von Einzelheiten in Bezug auf Verwaltung und Kultur gezwungen zu sein, sehe ich mich hier genötigt, Einzelfragen zu behandeln. Aus ihnen wird zu Genüge hervorgehen, daß diese Lösung nur durch Fachmänner aus den verschiedensten, namentlich den im Anfange meines Aufsatzes ange¬ führten Kreisen herbeigeführt werden kann. Nehmen wir an, die Abgrenzung eines Wirtschaftsgebietes habe statt¬ gefunden, so werden sich alle mit einer seßhaften Lebensweise verbundenen Unternehmen hierher wenden; nur Handelszüge, und diese werden von Euro¬ päern selten oder gar nicht geleitet werden, dringen bis über die Grenzen unsers Wirtschaftsgebietes vor. Ein junges Land entwickelt sich aus seinen Anfängen desto schneller, je mehr Ansiedler es betreten; wie solche am besten herbeizuführen sind, will ich später erörtern. Die klimatischen und Boden¬ verhältnisse weisen uns in unsrer Kolonie vor allen Dingen auf die Boden¬ kultur, diese kann aber nur dann mit Erfolg betrieben werden, wenn es ge¬ lingt, den Eingebornen zur Arbeit heranzuziehen. Dies ist auf der einen Seite nicht mehr so schwierig wie früher, anderseits wird es eben Aufgabe der Grcnzl'oder 111 1890 67

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/537>, abgerufen am 27.04.2024.