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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zeitungen liegen sehen, und dabei stolz ausruft: "Ja, man liest uns im Auslande
und sammelt unsre Schriften!" Umso Wunderbareristes, daß dieser leidenschaftliche
Patriot einen diesseits des Rheins nicht ganz ungewöhnlichen Namen trägt! er
heißt nämlich -- Rosenthal, was keine deutsche Zeitung mitteilt, was aber in allen
italienischen Blättern zu lesen ist.

Wie merkwürdig sind doch die Wege des Journalismus! Herr Rosenthal be¬
richtet über Äußerungen Crispis z" Gunsten Frankreichs, Herr Oppert kommentirt
sie, ebenfalls im Interesse Frankreichs, und beide französische Patrioten sind aus
Deutschland nach Paris gekommen! Kann uns Frankreich wohl jemals dankbar
genng dafür sein, daß wir ihm in deutscher Uneigennützigkeit diese beiden Schrift¬
steller überlassen haben?

Am interessantesten ist wohl dabei die Namengebung: Herr Oppert aus Blowitz
wirft seinen Namen ab und nennt sich von Blvwitz, erinnert also doch noch an
seine Heimat. Herr Rosenthal dagegen heißt einfach Saint-Cere. Hoffentlich teilt
er der Welt noch einmal den Grund mit, weshalb er die kleine Stadt ans diese
Weise berühmt gemacht hat.

Freilich hat man in dein spießbürgerlichen Deutschland noch immer ein ge¬
wisses Mißtrauen gegen Leute, die sich des Namens schämen, den sie von ihrem
Vater überkommen haben. Ob die Herren Oppert und Rosenthal dazu geeignet
sind, dieses Mißtrauen zu zerstreuen, mag dahingestellt bleiben.


Herr or. H. Riegel

hat die "Zuvorkommenheit" (wie er sagen würde)
gehabt, auf die Bemerkungen in Ur. 31 der Grenzboten zu seiner Rede in der
Münchener Versammlung tu Ur. 1V der "Zeitschrift des allgemeinen deutschen
Sprachvereins" eine Antwort zu erteilen, die wir zur Kennzeichnung seiner Kampf¬
weise, unverkürzt mitteilen wollen.") Es heißt da:

Die Grenzboten <Nro. Ki S. 237), die unlängst in ebenso leichtfertiger wie aumaßlicher
Weise unsern Verein angegriffen hatten (s. Zeitschr. V. Nro. 3 Sy. 42/43), heben jetzt ans
dem Berichte, den der Vorsitzende auf unsrer Hauptversammlung zu München erstattet hat,
den Satz heraus, der vor der "engherzigen Peinlichkeit" warnt, die mit "nüchternem
Verstände überall die Elle der Schulregel anlegt u, s. w.," (Amkg. Die Grenz¬
boten entstellen auch noch den Satz, indem sie statt "Sprache" -- "Frage" setzen.) und eifern
ans diesem Anlasse heftig gegen den Berein, indem sie sich zugleich als Don Quijote für die
angeblich mißachteten Sprachgesetze aufspielen! Wenn sie hiermit nicht eine absichtliche,
also böswillige, Verdrehung begangen haben -- denn die wahrhaften Gesetze der Sprache und
die mit engherziger Peinlichkeit und nüchternen! Verstände überall angelegte Elle der Schul¬
regel sind himmelweit verschieone Dinge --, so haben sie doch überaus schwachsinnig begriffen
uiid höchst oberflächlich geurteilt. In welche Hitze sie überhaupt hineingeraten sind, beweist
besonders die äußerst alberne Verwnhruug, daß sie sich "Riegel nicht als Diktator gefallen
lassen können.", Wir haben mehr und Besseres zu thun, als uns mit solchen Faseleien zu
beschäftigen. Übrigens geben die Grenzboten zugleich ein glänzendes Beispiel nüchterner
Wortllitterei und peinlicher Regelweisheit, indem sie den Ausdruck "mit ausgezeichneter Zuvor¬
kommenheit" als grobe "Sprachsünde" zu brandmarken sich herausnehmen. -- Daß jener von
den Grenzlwten so arg verdrehte Satz auf den "Sprachdummheiteu-Mnun" dieses Blattes ge¬
münzt sei, ist eine eitle Einbildung, der jeder sachliche Anhalt fehlt. So einzig in seiner Art
ist denn doch dieser Herr leider noch nicht! Immerhin aber ist es angenehm zu sehen, daß
er sich von der Wahrheit getroffen fühlt. Als höchst tadelnswert jedoch muß es gerügt werden,
daß dieser Herr sich anch hier wiederum Mitglied unsers Vereines nennt und diesen zugleich
aus dem Dunkel der Namenlosigkeit heraus öffentlich zu verlästern sucht. Wir bitten ihn
dringend, auszutreten oder sich zu verhalten, wie es einem rechtschaffenen Mitgliede ziemt.
Wer ist denn dieser saubere Herr?



*) Der Einsender bittet den Herrn Korrektor, diesen Zeilen besondre Aufmerksamkeit zu
widmen, da Herr Riegel Druckfehler als Entstellungen bezeichnen würde.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zeitungen liegen sehen, und dabei stolz ausruft: „Ja, man liest uns im Auslande
und sammelt unsre Schriften!" Umso Wunderbareristes, daß dieser leidenschaftliche
Patriot einen diesseits des Rheins nicht ganz ungewöhnlichen Namen trägt! er
heißt nämlich — Rosenthal, was keine deutsche Zeitung mitteilt, was aber in allen
italienischen Blättern zu lesen ist.

Wie merkwürdig sind doch die Wege des Journalismus! Herr Rosenthal be¬
richtet über Äußerungen Crispis z» Gunsten Frankreichs, Herr Oppert kommentirt
sie, ebenfalls im Interesse Frankreichs, und beide französische Patrioten sind aus
Deutschland nach Paris gekommen! Kann uns Frankreich wohl jemals dankbar
genng dafür sein, daß wir ihm in deutscher Uneigennützigkeit diese beiden Schrift¬
steller überlassen haben?

Am interessantesten ist wohl dabei die Namengebung: Herr Oppert aus Blowitz
wirft seinen Namen ab und nennt sich von Blvwitz, erinnert also doch noch an
seine Heimat. Herr Rosenthal dagegen heißt einfach Saint-Cere. Hoffentlich teilt
er der Welt noch einmal den Grund mit, weshalb er die kleine Stadt ans diese
Weise berühmt gemacht hat.

Freilich hat man in dein spießbürgerlichen Deutschland noch immer ein ge¬
wisses Mißtrauen gegen Leute, die sich des Namens schämen, den sie von ihrem
Vater überkommen haben. Ob die Herren Oppert und Rosenthal dazu geeignet
sind, dieses Mißtrauen zu zerstreuen, mag dahingestellt bleiben.


Herr or. H. Riegel

hat die „Zuvorkommenheit" (wie er sagen würde)
gehabt, auf die Bemerkungen in Ur. 31 der Grenzboten zu seiner Rede in der
Münchener Versammlung tu Ur. 1V der „Zeitschrift des allgemeinen deutschen
Sprachvereins" eine Antwort zu erteilen, die wir zur Kennzeichnung seiner Kampf¬
weise, unverkürzt mitteilen wollen.") Es heißt da:

Die Grenzboten <Nro. Ki S. 237), die unlängst in ebenso leichtfertiger wie aumaßlicher
Weise unsern Verein angegriffen hatten (s. Zeitschr. V. Nro. 3 Sy. 42/43), heben jetzt ans
dem Berichte, den der Vorsitzende auf unsrer Hauptversammlung zu München erstattet hat,
den Satz heraus, der vor der „engherzigen Peinlichkeit" warnt, die mit „nüchternem
Verstände überall die Elle der Schulregel anlegt u, s. w.," (Amkg. Die Grenz¬
boten entstellen auch noch den Satz, indem sie statt „Sprache" — „Frage" setzen.) und eifern
ans diesem Anlasse heftig gegen den Berein, indem sie sich zugleich als Don Quijote für die
angeblich mißachteten Sprachgesetze aufspielen! Wenn sie hiermit nicht eine absichtliche,
also böswillige, Verdrehung begangen haben — denn die wahrhaften Gesetze der Sprache und
die mit engherziger Peinlichkeit und nüchternen! Verstände überall angelegte Elle der Schul¬
regel sind himmelweit verschieone Dinge —, so haben sie doch überaus schwachsinnig begriffen
uiid höchst oberflächlich geurteilt. In welche Hitze sie überhaupt hineingeraten sind, beweist
besonders die äußerst alberne Verwnhruug, daß sie sich „Riegel nicht als Diktator gefallen
lassen können.", Wir haben mehr und Besseres zu thun, als uns mit solchen Faseleien zu
beschäftigen. Übrigens geben die Grenzboten zugleich ein glänzendes Beispiel nüchterner
Wortllitterei und peinlicher Regelweisheit, indem sie den Ausdruck „mit ausgezeichneter Zuvor¬
kommenheit" als grobe „Sprachsünde" zu brandmarken sich herausnehmen. — Daß jener von
den Grenzlwten so arg verdrehte Satz auf den „Sprachdummheiteu-Mnun" dieses Blattes ge¬
münzt sei, ist eine eitle Einbildung, der jeder sachliche Anhalt fehlt. So einzig in seiner Art
ist denn doch dieser Herr leider noch nicht! Immerhin aber ist es angenehm zu sehen, daß
er sich von der Wahrheit getroffen fühlt. Als höchst tadelnswert jedoch muß es gerügt werden,
daß dieser Herr sich anch hier wiederum Mitglied unsers Vereines nennt und diesen zugleich
aus dem Dunkel der Namenlosigkeit heraus öffentlich zu verlästern sucht. Wir bitten ihn
dringend, auszutreten oder sich zu verhalten, wie es einem rechtschaffenen Mitgliede ziemt.
Wer ist denn dieser saubere Herr?



*) Der Einsender bittet den Herrn Korrektor, diesen Zeilen besondre Aufmerksamkeit zu
widmen, da Herr Riegel Druckfehler als Entstellungen bezeichnen würde.
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[0144] Maßgebliches und Unmaßgebliches Zeitungen liegen sehen, und dabei stolz ausruft: „Ja, man liest uns im Auslande und sammelt unsre Schriften!" Umso Wunderbareristes, daß dieser leidenschaftliche Patriot einen diesseits des Rheins nicht ganz ungewöhnlichen Namen trägt! er heißt nämlich — Rosenthal, was keine deutsche Zeitung mitteilt, was aber in allen italienischen Blättern zu lesen ist. Wie merkwürdig sind doch die Wege des Journalismus! Herr Rosenthal be¬ richtet über Äußerungen Crispis z» Gunsten Frankreichs, Herr Oppert kommentirt sie, ebenfalls im Interesse Frankreichs, und beide französische Patrioten sind aus Deutschland nach Paris gekommen! Kann uns Frankreich wohl jemals dankbar genng dafür sein, daß wir ihm in deutscher Uneigennützigkeit diese beiden Schrift¬ steller überlassen haben? Am interessantesten ist wohl dabei die Namengebung: Herr Oppert aus Blowitz wirft seinen Namen ab und nennt sich von Blvwitz, erinnert also doch noch an seine Heimat. Herr Rosenthal dagegen heißt einfach Saint-Cere. Hoffentlich teilt er der Welt noch einmal den Grund mit, weshalb er die kleine Stadt ans diese Weise berühmt gemacht hat. Freilich hat man in dein spießbürgerlichen Deutschland noch immer ein ge¬ wisses Mißtrauen gegen Leute, die sich des Namens schämen, den sie von ihrem Vater überkommen haben. Ob die Herren Oppert und Rosenthal dazu geeignet sind, dieses Mißtrauen zu zerstreuen, mag dahingestellt bleiben. Herr or. H. Riegel hat die „Zuvorkommenheit" (wie er sagen würde) gehabt, auf die Bemerkungen in Ur. 31 der Grenzboten zu seiner Rede in der Münchener Versammlung tu Ur. 1V der „Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins" eine Antwort zu erteilen, die wir zur Kennzeichnung seiner Kampf¬ weise, unverkürzt mitteilen wollen.") Es heißt da: Die Grenzboten <Nro. Ki S. 237), die unlängst in ebenso leichtfertiger wie aumaßlicher Weise unsern Verein angegriffen hatten (s. Zeitschr. V. Nro. 3 Sy. 42/43), heben jetzt ans dem Berichte, den der Vorsitzende auf unsrer Hauptversammlung zu München erstattet hat, den Satz heraus, der vor der „engherzigen Peinlichkeit" warnt, die mit „nüchternem Verstände überall die Elle der Schulregel anlegt u, s. w.," (Amkg. Die Grenz¬ boten entstellen auch noch den Satz, indem sie statt „Sprache" — „Frage" setzen.) und eifern ans diesem Anlasse heftig gegen den Berein, indem sie sich zugleich als Don Quijote für die angeblich mißachteten Sprachgesetze aufspielen! Wenn sie hiermit nicht eine absichtliche, also böswillige, Verdrehung begangen haben — denn die wahrhaften Gesetze der Sprache und die mit engherziger Peinlichkeit und nüchternen! Verstände überall angelegte Elle der Schul¬ regel sind himmelweit verschieone Dinge —, so haben sie doch überaus schwachsinnig begriffen uiid höchst oberflächlich geurteilt. In welche Hitze sie überhaupt hineingeraten sind, beweist besonders die äußerst alberne Verwnhruug, daß sie sich „Riegel nicht als Diktator gefallen lassen können.", Wir haben mehr und Besseres zu thun, als uns mit solchen Faseleien zu beschäftigen. Übrigens geben die Grenzboten zugleich ein glänzendes Beispiel nüchterner Wortllitterei und peinlicher Regelweisheit, indem sie den Ausdruck „mit ausgezeichneter Zuvor¬ kommenheit" als grobe „Sprachsünde" zu brandmarken sich herausnehmen. — Daß jener von den Grenzlwten so arg verdrehte Satz auf den „Sprachdummheiteu-Mnun" dieses Blattes ge¬ münzt sei, ist eine eitle Einbildung, der jeder sachliche Anhalt fehlt. So einzig in seiner Art ist denn doch dieser Herr leider noch nicht! Immerhin aber ist es angenehm zu sehen, daß er sich von der Wahrheit getroffen fühlt. Als höchst tadelnswert jedoch muß es gerügt werden, daß dieser Herr sich anch hier wiederum Mitglied unsers Vereines nennt und diesen zugleich aus dem Dunkel der Namenlosigkeit heraus öffentlich zu verlästern sucht. Wir bitten ihn dringend, auszutreten oder sich zu verhalten, wie es einem rechtschaffenen Mitgliede ziemt. Wer ist denn dieser saubere Herr? *) Der Einsender bittet den Herrn Korrektor, diesen Zeilen besondre Aufmerksamkeit zu widmen, da Herr Riegel Druckfehler als Entstellungen bezeichnen würde.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/144>, abgerufen am 28.04.2024.