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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Die Rembrandt-Ausstellung im Berliner Aupferstichkabinet

Hier müßte daher die Abhilfe einsetzen. Mur schlage doch nicht immer
kleinliche Mittel vor; weder eine Verwendung der ältern Mannschaften noch
eine weitere Heranziehung von Offizieren zum Unteroffiziersdienst kann etwas
nützen. Im Gegenteil, beides kann nur schade". Eine Belebung und Stärkung
des militärischem Geistes im Volke kann allein wirkliche Besserung bringen, sie
sollte mit allen Mitteln angestrebt werden. Freilich wird es nicht leicht sein,
sie durchzuführen. Man müßte aber doch an dem gesunden Kern, der in
unserm Volke steckt, ganz verzweifeln, wenn man annehmen wollte, sie sei unmög¬
lich. Ohne Zweifel erfordert sie aber Zeit, viel Zeit, nud -- wir haben keine
Zeit zu verlieren. Die ernsten Fragen, in denen es sich um die Kräftigung
unsrer Wehrmacht handelt, dulden keinen Aufschub. Darum thut die Heeres¬
verwaltung recht, wenn sie Prämien sür die Berufsuuteroffiziere verlangt. Sie
weiß, daß dieses Mittel für die nächste Zeit einen zahlreicheren Ersatz bringen
wird. Selbstverständlich müssen Maßregeln in dem oben angedeuteten Sinne
folgen. Sie siud ja auch von dem aus dem Amte geschiedenen Kriegsminister
wie von dem Reichskanzler bereits angedeutet worden.

Hoffentlich werden die Volksvertreter die Unteroffiziervorlage, wenn sie
ihnen, wie anzunehmen ist, noch einmal unterbreitet werden sollte, mit
günstigeren Augen betrachten als in der vergangnen Session. Hängt doch
von dieser Vorlage schließlich auch die vom Reichstage und von der Regierung
gewünschte Organisationsänderung und -Erweiterung wesentlich ab, denn ohne
ein ausreichendes Ilntervffizierkorvs können wir an einschneidende Reformen
ans militärischen! Gebiete nicht denken.


Hans Idel


Die Rembrandt-Ausstellung im Berliner
Kupferstichkabinet

in "Deutscher" hat jüngst in einer nun bereits in zwanzigster
Auflage vorliegenden Schrift mit einem erstaunlichen Aufwand
von sittlicher Entrüstung und geschmacklosen, aber klangvollen
Redensarten die völlige Verrottung unsrer heutigen deutschen
Bildung und Gesittung darzulegen sich bemüht und als Aus¬
gangs- lind Richtpunkt für eine zukunftsreiche Reform Rembrandt, den Künstler
und Menschen, bezeichnet. Daß man aus der anonymen Schrift "Rembrandt


Die Rembrandt-Ausstellung im Berliner Aupferstichkabinet

Hier müßte daher die Abhilfe einsetzen. Mur schlage doch nicht immer
kleinliche Mittel vor; weder eine Verwendung der ältern Mannschaften noch
eine weitere Heranziehung von Offizieren zum Unteroffiziersdienst kann etwas
nützen. Im Gegenteil, beides kann nur schade«. Eine Belebung und Stärkung
des militärischem Geistes im Volke kann allein wirkliche Besserung bringen, sie
sollte mit allen Mitteln angestrebt werden. Freilich wird es nicht leicht sein,
sie durchzuführen. Man müßte aber doch an dem gesunden Kern, der in
unserm Volke steckt, ganz verzweifeln, wenn man annehmen wollte, sie sei unmög¬
lich. Ohne Zweifel erfordert sie aber Zeit, viel Zeit, nud — wir haben keine
Zeit zu verlieren. Die ernsten Fragen, in denen es sich um die Kräftigung
unsrer Wehrmacht handelt, dulden keinen Aufschub. Darum thut die Heeres¬
verwaltung recht, wenn sie Prämien sür die Berufsuuteroffiziere verlangt. Sie
weiß, daß dieses Mittel für die nächste Zeit einen zahlreicheren Ersatz bringen
wird. Selbstverständlich müssen Maßregeln in dem oben angedeuteten Sinne
folgen. Sie siud ja auch von dem aus dem Amte geschiedenen Kriegsminister
wie von dem Reichskanzler bereits angedeutet worden.

Hoffentlich werden die Volksvertreter die Unteroffiziervorlage, wenn sie
ihnen, wie anzunehmen ist, noch einmal unterbreitet werden sollte, mit
günstigeren Augen betrachten als in der vergangnen Session. Hängt doch
von dieser Vorlage schließlich auch die vom Reichstage und von der Regierung
gewünschte Organisationsänderung und -Erweiterung wesentlich ab, denn ohne
ein ausreichendes Ilntervffizierkorvs können wir an einschneidende Reformen
ans militärischen! Gebiete nicht denken.


Hans Idel


Die Rembrandt-Ausstellung im Berliner
Kupferstichkabinet

in „Deutscher" hat jüngst in einer nun bereits in zwanzigster
Auflage vorliegenden Schrift mit einem erstaunlichen Aufwand
von sittlicher Entrüstung und geschmacklosen, aber klangvollen
Redensarten die völlige Verrottung unsrer heutigen deutschen
Bildung und Gesittung darzulegen sich bemüht und als Aus¬
gangs- lind Richtpunkt für eine zukunftsreiche Reform Rembrandt, den Künstler
und Menschen, bezeichnet. Daß man aus der anonymen Schrift „Rembrandt


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[0240] Die Rembrandt-Ausstellung im Berliner Aupferstichkabinet Hier müßte daher die Abhilfe einsetzen. Mur schlage doch nicht immer kleinliche Mittel vor; weder eine Verwendung der ältern Mannschaften noch eine weitere Heranziehung von Offizieren zum Unteroffiziersdienst kann etwas nützen. Im Gegenteil, beides kann nur schade«. Eine Belebung und Stärkung des militärischem Geistes im Volke kann allein wirkliche Besserung bringen, sie sollte mit allen Mitteln angestrebt werden. Freilich wird es nicht leicht sein, sie durchzuführen. Man müßte aber doch an dem gesunden Kern, der in unserm Volke steckt, ganz verzweifeln, wenn man annehmen wollte, sie sei unmög¬ lich. Ohne Zweifel erfordert sie aber Zeit, viel Zeit, nud — wir haben keine Zeit zu verlieren. Die ernsten Fragen, in denen es sich um die Kräftigung unsrer Wehrmacht handelt, dulden keinen Aufschub. Darum thut die Heeres¬ verwaltung recht, wenn sie Prämien sür die Berufsuuteroffiziere verlangt. Sie weiß, daß dieses Mittel für die nächste Zeit einen zahlreicheren Ersatz bringen wird. Selbstverständlich müssen Maßregeln in dem oben angedeuteten Sinne folgen. Sie siud ja auch von dem aus dem Amte geschiedenen Kriegsminister wie von dem Reichskanzler bereits angedeutet worden. Hoffentlich werden die Volksvertreter die Unteroffiziervorlage, wenn sie ihnen, wie anzunehmen ist, noch einmal unterbreitet werden sollte, mit günstigeren Augen betrachten als in der vergangnen Session. Hängt doch von dieser Vorlage schließlich auch die vom Reichstage und von der Regierung gewünschte Organisationsänderung und -Erweiterung wesentlich ab, denn ohne ein ausreichendes Ilntervffizierkorvs können wir an einschneidende Reformen ans militärischen! Gebiete nicht denken. Hans Idel Die Rembrandt-Ausstellung im Berliner Kupferstichkabinet in „Deutscher" hat jüngst in einer nun bereits in zwanzigster Auflage vorliegenden Schrift mit einem erstaunlichen Aufwand von sittlicher Entrüstung und geschmacklosen, aber klangvollen Redensarten die völlige Verrottung unsrer heutigen deutschen Bildung und Gesittung darzulegen sich bemüht und als Aus¬ gangs- lind Richtpunkt für eine zukunftsreiche Reform Rembrandt, den Künstler und Menschen, bezeichnet. Daß man aus der anonymen Schrift „Rembrandt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/240>, abgerufen am 28.04.2024.