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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Mädchenerziehung in Frankreich
Bernhard Heinzig Von (Schluß)

as Aufsichtsperson"! aller staatlichen Frauensekundärschulen in
Paris besteht ans dem Vizerektor der Akademie, den Direk¬
torinnen der Schulen, sowie zwölf Mitgliedern, von denen
sechs Damen dem Dekret vom 28. Juli 1881 gemäß vom
Minister ernannt werden. Bei den übrigen Sekundärschulen des
Landes setzt sich die Aufsichts- und Verwaltungsbehörde zusammen aus dem
Inspektor der Akademie, dem Präfekten oder Unterpräfekten, dem Maure und
der Direktorin, sowie aus sieben Mitgliedern, von denen zwei Damen und zwei
Mitglieder des Munizipalrates auf Vorschlag des Rektors der Akademie und
des Präfekten vom Minister ernannt werden.

Auch die seiner Zeit von Duruy entworfenen Pläne für den Unterricht
in praktischen Dingen hat die dritte Republik zu verwirklichen gesucht. Ju
Paris wurde die erste Schule für weibliche Arbeiten 1881 gegründet; 1884
gab es deren vier mit 23 Werkstätten (^tMizi-s) und 466 Schülerinnen. Die
jungen Mädchen sollen in den Schulen einesteils einen den verschiednen
Arbeitszweigen entsprechenden technischen Unterricht erhalten, andernteils Ge¬
legenheit finden, die zur Hauswirtschaft nötigen Kenntnisse zu erwerben. Für
den sogenannten professionellen Unterricht sind sechs Abteilungen vorhanden,
nämlich eine für die Behandlung der Wäsche (UnAsrik), eine für Plätterei
(rLMS8gH's), eine für Kleidermachen (oontöoticm), je eine für Herstellung von
Korsets, künstlichen Blumen, Stickereien an Kleidern und Möbeln. Die
Anleitung zur Betreibung der Hauswirtschaft erstreckt sich auf Küche, Haus¬
haltung, Wäsche und Ausbessern. Auch einen hygienischen Kursus giebt es.
Der Eintritt der Mädchen kann vom dreizehnten bis zum fünfzehnten Jahre
erfolgen. Die Kursusdauer ist zwei- oder dreijährig. Der Unterricht dauert
täglich von früh achteinhalb Uhr bis fünf Uhr nachmittags; er ist von zwei
Pansen, einer von einer Stunde zu Frühstück und Erholung und einer von
einer halben Stunde zu gymnastischen Übungen, unterbrochen. Von den sieben
Arbeitsstunden sind drei den Primärknrsen, vier den Arbeiten in der Werkstatt
gewidmet.




Mädchenerziehung in Frankreich
Bernhard Heinzig Von (Schluß)

as Aufsichtsperson»! aller staatlichen Frauensekundärschulen in
Paris besteht ans dem Vizerektor der Akademie, den Direk¬
torinnen der Schulen, sowie zwölf Mitgliedern, von denen
sechs Damen dem Dekret vom 28. Juli 1881 gemäß vom
Minister ernannt werden. Bei den übrigen Sekundärschulen des
Landes setzt sich die Aufsichts- und Verwaltungsbehörde zusammen aus dem
Inspektor der Akademie, dem Präfekten oder Unterpräfekten, dem Maure und
der Direktorin, sowie aus sieben Mitgliedern, von denen zwei Damen und zwei
Mitglieder des Munizipalrates auf Vorschlag des Rektors der Akademie und
des Präfekten vom Minister ernannt werden.

Auch die seiner Zeit von Duruy entworfenen Pläne für den Unterricht
in praktischen Dingen hat die dritte Republik zu verwirklichen gesucht. Ju
Paris wurde die erste Schule für weibliche Arbeiten 1881 gegründet; 1884
gab es deren vier mit 23 Werkstätten (^tMizi-s) und 466 Schülerinnen. Die
jungen Mädchen sollen in den Schulen einesteils einen den verschiednen
Arbeitszweigen entsprechenden technischen Unterricht erhalten, andernteils Ge¬
legenheit finden, die zur Hauswirtschaft nötigen Kenntnisse zu erwerben. Für
den sogenannten professionellen Unterricht sind sechs Abteilungen vorhanden,
nämlich eine für die Behandlung der Wäsche (UnAsrik), eine für Plätterei
(rLMS8gH's), eine für Kleidermachen (oontöoticm), je eine für Herstellung von
Korsets, künstlichen Blumen, Stickereien an Kleidern und Möbeln. Die
Anleitung zur Betreibung der Hauswirtschaft erstreckt sich auf Küche, Haus¬
haltung, Wäsche und Ausbessern. Auch einen hygienischen Kursus giebt es.
Der Eintritt der Mädchen kann vom dreizehnten bis zum fünfzehnten Jahre
erfolgen. Die Kursusdauer ist zwei- oder dreijährig. Der Unterricht dauert
täglich von früh achteinhalb Uhr bis fünf Uhr nachmittags; er ist von zwei
Pansen, einer von einer Stunde zu Frühstück und Erholung und einer von
einer halben Stunde zu gymnastischen Übungen, unterbrochen. Von den sieben
Arbeitsstunden sind drei den Primärknrsen, vier den Arbeiten in der Werkstatt
gewidmet.


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[0358] [Abbildung] Mädchenerziehung in Frankreich Bernhard Heinzig Von (Schluß) as Aufsichtsperson»! aller staatlichen Frauensekundärschulen in Paris besteht ans dem Vizerektor der Akademie, den Direk¬ torinnen der Schulen, sowie zwölf Mitgliedern, von denen sechs Damen dem Dekret vom 28. Juli 1881 gemäß vom Minister ernannt werden. Bei den übrigen Sekundärschulen des Landes setzt sich die Aufsichts- und Verwaltungsbehörde zusammen aus dem Inspektor der Akademie, dem Präfekten oder Unterpräfekten, dem Maure und der Direktorin, sowie aus sieben Mitgliedern, von denen zwei Damen und zwei Mitglieder des Munizipalrates auf Vorschlag des Rektors der Akademie und des Präfekten vom Minister ernannt werden. Auch die seiner Zeit von Duruy entworfenen Pläne für den Unterricht in praktischen Dingen hat die dritte Republik zu verwirklichen gesucht. Ju Paris wurde die erste Schule für weibliche Arbeiten 1881 gegründet; 1884 gab es deren vier mit 23 Werkstätten (^tMizi-s) und 466 Schülerinnen. Die jungen Mädchen sollen in den Schulen einesteils einen den verschiednen Arbeitszweigen entsprechenden technischen Unterricht erhalten, andernteils Ge¬ legenheit finden, die zur Hauswirtschaft nötigen Kenntnisse zu erwerben. Für den sogenannten professionellen Unterricht sind sechs Abteilungen vorhanden, nämlich eine für die Behandlung der Wäsche (UnAsrik), eine für Plätterei (rLMS8gH's), eine für Kleidermachen (oontöoticm), je eine für Herstellung von Korsets, künstlichen Blumen, Stickereien an Kleidern und Möbeln. Die Anleitung zur Betreibung der Hauswirtschaft erstreckt sich auf Küche, Haus¬ haltung, Wäsche und Ausbessern. Auch einen hygienischen Kursus giebt es. Der Eintritt der Mädchen kann vom dreizehnten bis zum fünfzehnten Jahre erfolgen. Die Kursusdauer ist zwei- oder dreijährig. Der Unterricht dauert täglich von früh achteinhalb Uhr bis fünf Uhr nachmittags; er ist von zwei Pansen, einer von einer Stunde zu Frühstück und Erholung und einer von einer halben Stunde zu gymnastischen Übungen, unterbrochen. Von den sieben Arbeitsstunden sind drei den Primärknrsen, vier den Arbeiten in der Werkstatt gewidmet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/358>, abgerufen am 27.04.2024.