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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

sie zur Sprengung der Zentrumspartei mitwirkte. Denn so achtungswerte Mit¬
glieder diese mich in ihren Reihen zählen mag, so bleibt doch ihr Fortbestand nach
Beendigung des Kulturkampfes eine Ungeheuerlichkeit und ein politisches Unglück.
Kommen in den gesetzgebende" Körperschaften kirchenpolitische Gegenstände zur
Sprache, so werden sich die evangelischen und die katholischen Mitglieder der der-
schiednen Fraktionen jederzeit wieder leicht zu einem <iviPru? ovanAslioorum "ut
einem vorpu" outlwlioorunr zusammenfinden.


Herr Professor Riegel

wird, wie er in Ur. 11 der Zeitschrift des all¬
gemeinen deutschen Sprachvereins erklärt, die Grenzboten "nicht ferner einer Be¬
achtung würdigen." Das ist ein schwerer Schlag, zum Glück trifft er die Grenz¬
boten nicht gänzlich unvorbereitet, da Herr Riegel schon vorher die Neigung verriet,
in solcher Art seineu Kopf aus der Schlinge zu ziehe", die er sich selbst so vor¬
witzig übergeworfen hatte; mit Gegnern, die so unbescheiden sind, zurückzuschießen,
mag er offenbar nichts zu thun haben. Vvrsichtigerweise hat er denn auch von
dem ihm gewidmeten Aufsatz in Ur. 42 der Grenzboten "nur die ersten vier
Zeilen" gelesen, die ihn so erschüttert zu haben scheinen, daß er nicht einmal der
Austnudspflicht gedacht hat, nachdem in diese" Blättern sein Ausfall wortgetreu
wiedergegeben worde" war, nun auch seinen Lesern die Entgegnung zur Kenntnis
zu bringen. Nur das eine hat er auch diesmal uicht vergesse", sich mit dein
Vereine zu identifiziren. "Unsern Verein auzufeiudcu," ist den Grenzboten nie
eingefallen, und sie iverdeu sehr erfrent sei", wenn Herr Riegel ihnen künftig
keinen Anlaß bietet, sich mit ihm zu beschäftigen. Vielleicht dürfen wir das hoffen.
In derselben Nummer der Zeitschrift wird ihm nämlich abermals eine Belehrung
über den Hund und den Ofen erteilt. Natürlich behauptet er seine Ansicht, wobei
ihm der kleine Irrtum widerfährt, die Redensart vom roten Faden zu deu seit
Jahrhunderten eingebürgerten zu rechnen, während bekanntlich erst Goethe dieses
Bild als etwas neues eingeführt hat, und es landläufig erst seit Jahrzehnten ist.
Aber er versichert auch, andern ihre Ansichten "nicht rauben" zu wollen. Das
ist immerhin schon ein Fortschritt! Giebt er jetzt noch deu Wahlspruch aus: t.o
SxraelrvOrsin v'sse uroi, so wird sich ja Weiler mit ihm reden lasse".




Litteratur
Gedanken über Bismarck. Politische Aphorismen von Max Bewcr. Dresden,
Glöß, 1890

Dieses Buch darf sich rühmen, in ungewöhnlich wirksamer Weise den Deutschen
empfohlen worden zu sein: was die Freisinnigen so gründlich ärgert, wie ihre
Zeitungen verrieten, das muß ja wohl etwas Tüchtiges sein, und wenn Bismarck
erklärt, er halte das von Bewer gezeichnete Bild für ähnlich, so darf man sich
anch auf diese Kritik verlasse". Der Verfasser war bekanntlich Berichterstatter der
Kölnischen Zeitung in Kopenhagen, und hat schon in seinen Schriften: "Bismarck


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sie zur Sprengung der Zentrumspartei mitwirkte. Denn so achtungswerte Mit¬
glieder diese mich in ihren Reihen zählen mag, so bleibt doch ihr Fortbestand nach
Beendigung des Kulturkampfes eine Ungeheuerlichkeit und ein politisches Unglück.
Kommen in den gesetzgebende» Körperschaften kirchenpolitische Gegenstände zur
Sprache, so werden sich die evangelischen und die katholischen Mitglieder der der-
schiednen Fraktionen jederzeit wieder leicht zu einem <iviPru? ovanAslioorum »ut
einem vorpu« outlwlioorunr zusammenfinden.


Herr Professor Riegel

wird, wie er in Ur. 11 der Zeitschrift des all¬
gemeinen deutschen Sprachvereins erklärt, die Grenzboten „nicht ferner einer Be¬
achtung würdigen." Das ist ein schwerer Schlag, zum Glück trifft er die Grenz¬
boten nicht gänzlich unvorbereitet, da Herr Riegel schon vorher die Neigung verriet,
in solcher Art seineu Kopf aus der Schlinge zu ziehe», die er sich selbst so vor¬
witzig übergeworfen hatte; mit Gegnern, die so unbescheiden sind, zurückzuschießen,
mag er offenbar nichts zu thun haben. Vvrsichtigerweise hat er denn auch von
dem ihm gewidmeten Aufsatz in Ur. 42 der Grenzboten „nur die ersten vier
Zeilen" gelesen, die ihn so erschüttert zu haben scheinen, daß er nicht einmal der
Austnudspflicht gedacht hat, nachdem in diese» Blättern sein Ausfall wortgetreu
wiedergegeben worde» war, nun auch seinen Lesern die Entgegnung zur Kenntnis
zu bringen. Nur das eine hat er auch diesmal uicht vergesse», sich mit dein
Vereine zu identifiziren. „Unsern Verein auzufeiudcu," ist den Grenzboten nie
eingefallen, und sie iverdeu sehr erfrent sei», wenn Herr Riegel ihnen künftig
keinen Anlaß bietet, sich mit ihm zu beschäftigen. Vielleicht dürfen wir das hoffen.
In derselben Nummer der Zeitschrift wird ihm nämlich abermals eine Belehrung
über den Hund und den Ofen erteilt. Natürlich behauptet er seine Ansicht, wobei
ihm der kleine Irrtum widerfährt, die Redensart vom roten Faden zu deu seit
Jahrhunderten eingebürgerten zu rechnen, während bekanntlich erst Goethe dieses
Bild als etwas neues eingeführt hat, und es landläufig erst seit Jahrzehnten ist.
Aber er versichert auch, andern ihre Ansichten „nicht rauben" zu wollen. Das
ist immerhin schon ein Fortschritt! Giebt er jetzt noch deu Wahlspruch aus: t.o
SxraelrvOrsin v'sse uroi, so wird sich ja Weiler mit ihm reden lasse».




Litteratur
Gedanken über Bismarck. Politische Aphorismen von Max Bewcr. Dresden,
Glöß, 1890

Dieses Buch darf sich rühmen, in ungewöhnlich wirksamer Weise den Deutschen
empfohlen worden zu sein: was die Freisinnigen so gründlich ärgert, wie ihre
Zeitungen verrieten, das muß ja wohl etwas Tüchtiges sein, und wenn Bismarck
erklärt, er halte das von Bewer gezeichnete Bild für ähnlich, so darf man sich
anch auf diese Kritik verlasse». Der Verfasser war bekanntlich Berichterstatter der
Kölnischen Zeitung in Kopenhagen, und hat schon in seinen Schriften: „Bismarck


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[0398] Litteratur sie zur Sprengung der Zentrumspartei mitwirkte. Denn so achtungswerte Mit¬ glieder diese mich in ihren Reihen zählen mag, so bleibt doch ihr Fortbestand nach Beendigung des Kulturkampfes eine Ungeheuerlichkeit und ein politisches Unglück. Kommen in den gesetzgebende» Körperschaften kirchenpolitische Gegenstände zur Sprache, so werden sich die evangelischen und die katholischen Mitglieder der der- schiednen Fraktionen jederzeit wieder leicht zu einem <iviPru? ovanAslioorum »ut einem vorpu« outlwlioorunr zusammenfinden. Herr Professor Riegel wird, wie er in Ur. 11 der Zeitschrift des all¬ gemeinen deutschen Sprachvereins erklärt, die Grenzboten „nicht ferner einer Be¬ achtung würdigen." Das ist ein schwerer Schlag, zum Glück trifft er die Grenz¬ boten nicht gänzlich unvorbereitet, da Herr Riegel schon vorher die Neigung verriet, in solcher Art seineu Kopf aus der Schlinge zu ziehe», die er sich selbst so vor¬ witzig übergeworfen hatte; mit Gegnern, die so unbescheiden sind, zurückzuschießen, mag er offenbar nichts zu thun haben. Vvrsichtigerweise hat er denn auch von dem ihm gewidmeten Aufsatz in Ur. 42 der Grenzboten „nur die ersten vier Zeilen" gelesen, die ihn so erschüttert zu haben scheinen, daß er nicht einmal der Austnudspflicht gedacht hat, nachdem in diese» Blättern sein Ausfall wortgetreu wiedergegeben worde» war, nun auch seinen Lesern die Entgegnung zur Kenntnis zu bringen. Nur das eine hat er auch diesmal uicht vergesse», sich mit dein Vereine zu identifiziren. „Unsern Verein auzufeiudcu," ist den Grenzboten nie eingefallen, und sie iverdeu sehr erfrent sei», wenn Herr Riegel ihnen künftig keinen Anlaß bietet, sich mit ihm zu beschäftigen. Vielleicht dürfen wir das hoffen. In derselben Nummer der Zeitschrift wird ihm nämlich abermals eine Belehrung über den Hund und den Ofen erteilt. Natürlich behauptet er seine Ansicht, wobei ihm der kleine Irrtum widerfährt, die Redensart vom roten Faden zu deu seit Jahrhunderten eingebürgerten zu rechnen, während bekanntlich erst Goethe dieses Bild als etwas neues eingeführt hat, und es landläufig erst seit Jahrzehnten ist. Aber er versichert auch, andern ihre Ansichten „nicht rauben" zu wollen. Das ist immerhin schon ein Fortschritt! Giebt er jetzt noch deu Wahlspruch aus: t.o SxraelrvOrsin v'sse uroi, so wird sich ja Weiler mit ihm reden lasse». Litteratur Gedanken über Bismarck. Politische Aphorismen von Max Bewcr. Dresden, Glöß, 1890 Dieses Buch darf sich rühmen, in ungewöhnlich wirksamer Weise den Deutschen empfohlen worden zu sein: was die Freisinnigen so gründlich ärgert, wie ihre Zeitungen verrieten, das muß ja wohl etwas Tüchtiges sein, und wenn Bismarck erklärt, er halte das von Bewer gezeichnete Bild für ähnlich, so darf man sich anch auf diese Kritik verlasse». Der Verfasser war bekanntlich Berichterstatter der Kölnischen Zeitung in Kopenhagen, und hat schon in seinen Schriften: „Bismarck

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/398>, abgerufen am 27.04.2024.