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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Robert Schumanns schriftstellerische Thätigkeit
Nebst neuen Mitteilungen zu seinem Leben F. G. Jansen von

in Schu
manns schriftstellerische Thätigkeit vou ihren ersten An¬
fängen ein überblicken zu können, muß mein bis eins seine Schul¬
jahre zurückgehen. Dieser früher so gut wie unbekannte Lebens¬
abschnitt Schumanns bis zu seinem Abgänge nach der Universität
steht uns jetzt klarer als vorher vor Augen, nachdem ihn Max
Kalbeck zum Gegenstand einer biographischen Studie*) gemacht hat, die sich
auf den handschriftlichen Nachlaß Schumanns stützt und eine Fülle neuen
Stoffes enthält.

Nachdem Schumann zuerst in der Privatschule des Archidiakonus Dr. Dvhner
in Zwickau eine ausgezeichnete Vorbildung in den Elementarwissenschaften
empfangen hatte, kam er Ostern 1820, nicht ganz zehn Jahre alt, aufs Gym¬
nasium. Hielt er auch, da er in der normalen Dauer von acht Jahren das
Gymnasium durchmachte, mit seinen Schulkameraden im Durchgang durch die
Klassen so ziemlich gleichen Schritt, so war er ihnen doch in vielen Dingen
von Anfang an weit voraus.**) Auch in der Wissenschaft ging der frühreife,




Aus Robert Schumanns Jugendzeit. El" biographisches Blatt von Max Kalbeck
(in A. EdlingerS Österreichischer Rundschau von 1883).
^) Das älteste Schriftstück von Schumanns Hand, das Wohl überhaupt erhalten ge¬
blieben ist, ist ein Stammbnchsblatt des elfjährigen Quartaners, geschrieben für seinen Schul¬
freund, den nachhengen Kaufmann C. F. L. Köhler in Zwickau. Es kam nach dem Tode
desselben (1877) in den Besitz seines Schwiegersohnes, des Musikdirektors P. Fischer in Zittau,
und lautet: Alles, alles kann mau knnfen,
Freunde nur und Frende nicht.
Wenn Du diese wenigen Zeilen
ließt, so gedenke Deines aus-
richtigen Freunds
Zwickau
dem 14 May
1821.
Robvi't- Solium-inn.
Ein andres Albumblalt stammt aus seiner Tertianerzcit und ist an Emil Herzog (spater
Dr. mea. in Zwickau) gerichtet. Es lautet:


Robert Schumanns schriftstellerische Thätigkeit
Nebst neuen Mitteilungen zu seinem Leben F. G. Jansen von

in Schu
manns schriftstellerische Thätigkeit vou ihren ersten An¬
fängen ein überblicken zu können, muß mein bis eins seine Schul¬
jahre zurückgehen. Dieser früher so gut wie unbekannte Lebens¬
abschnitt Schumanns bis zu seinem Abgänge nach der Universität
steht uns jetzt klarer als vorher vor Augen, nachdem ihn Max
Kalbeck zum Gegenstand einer biographischen Studie*) gemacht hat, die sich
auf den handschriftlichen Nachlaß Schumanns stützt und eine Fülle neuen
Stoffes enthält.

Nachdem Schumann zuerst in der Privatschule des Archidiakonus Dr. Dvhner
in Zwickau eine ausgezeichnete Vorbildung in den Elementarwissenschaften
empfangen hatte, kam er Ostern 1820, nicht ganz zehn Jahre alt, aufs Gym¬
nasium. Hielt er auch, da er in der normalen Dauer von acht Jahren das
Gymnasium durchmachte, mit seinen Schulkameraden im Durchgang durch die
Klassen so ziemlich gleichen Schritt, so war er ihnen doch in vielen Dingen
von Anfang an weit voraus.**) Auch in der Wissenschaft ging der frühreife,




Aus Robert Schumanns Jugendzeit. El» biographisches Blatt von Max Kalbeck
(in A. EdlingerS Österreichischer Rundschau von 1883).
^) Das älteste Schriftstück von Schumanns Hand, das Wohl überhaupt erhalten ge¬
blieben ist, ist ein Stammbnchsblatt des elfjährigen Quartaners, geschrieben für seinen Schul¬
freund, den nachhengen Kaufmann C. F. L. Köhler in Zwickau. Es kam nach dem Tode
desselben (1877) in den Besitz seines Schwiegersohnes, des Musikdirektors P. Fischer in Zittau,
und lautet: Alles, alles kann mau knnfen,
Freunde nur und Frende nicht.
Wenn Du diese wenigen Zeilen
ließt, so gedenke Deines aus-
richtigen Freunds
Zwickau
dem 14 May
1821.
Robvi't- Solium-inn.
Ein andres Albumblalt stammt aus seiner Tertianerzcit und ist an Emil Herzog (spater
Dr. mea. in Zwickau) gerichtet. Es lautet:
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[0330] [Abbildung] Robert Schumanns schriftstellerische Thätigkeit Nebst neuen Mitteilungen zu seinem Leben F. G. Jansen von in Schu manns schriftstellerische Thätigkeit vou ihren ersten An¬ fängen ein überblicken zu können, muß mein bis eins seine Schul¬ jahre zurückgehen. Dieser früher so gut wie unbekannte Lebens¬ abschnitt Schumanns bis zu seinem Abgänge nach der Universität steht uns jetzt klarer als vorher vor Augen, nachdem ihn Max Kalbeck zum Gegenstand einer biographischen Studie*) gemacht hat, die sich auf den handschriftlichen Nachlaß Schumanns stützt und eine Fülle neuen Stoffes enthält. Nachdem Schumann zuerst in der Privatschule des Archidiakonus Dr. Dvhner in Zwickau eine ausgezeichnete Vorbildung in den Elementarwissenschaften empfangen hatte, kam er Ostern 1820, nicht ganz zehn Jahre alt, aufs Gym¬ nasium. Hielt er auch, da er in der normalen Dauer von acht Jahren das Gymnasium durchmachte, mit seinen Schulkameraden im Durchgang durch die Klassen so ziemlich gleichen Schritt, so war er ihnen doch in vielen Dingen von Anfang an weit voraus.**) Auch in der Wissenschaft ging der frühreife, Aus Robert Schumanns Jugendzeit. El» biographisches Blatt von Max Kalbeck (in A. EdlingerS Österreichischer Rundschau von 1883). ^) Das älteste Schriftstück von Schumanns Hand, das Wohl überhaupt erhalten ge¬ blieben ist, ist ein Stammbnchsblatt des elfjährigen Quartaners, geschrieben für seinen Schul¬ freund, den nachhengen Kaufmann C. F. L. Köhler in Zwickau. Es kam nach dem Tode desselben (1877) in den Besitz seines Schwiegersohnes, des Musikdirektors P. Fischer in Zittau, und lautet: Alles, alles kann mau knnfen, Freunde nur und Frende nicht. Wenn Du diese wenigen Zeilen ließt, so gedenke Deines aus- richtigen Freunds Zwickau dem 14 May 1821. Robvi't- Solium-inn. Ein andres Albumblalt stammt aus seiner Tertianerzcit und ist an Emil Herzog (spater Dr. mea. in Zwickau) gerichtet. Es lautet:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/330>, abgerufen am 03.05.2024.