Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.sie ihm übrigens gern verzeihen, weil sie ans dein liebevollen Studium der geist¬ Von der Wasserkante. Bilder aus dem Seeleben von Philipp Kniest. Oldenburg, G. Swlling Man staunt fast schon, in einem mit der laufenden Jahreszahl bezeichneten Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig sie ihm übrigens gern verzeihen, weil sie ans dein liebevollen Studium der geist¬ Von der Wasserkante. Bilder aus dem Seeleben von Philipp Kniest. Oldenburg, G. Swlling Man staunt fast schon, in einem mit der laufenden Jahreszahl bezeichneten Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0640" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/210507"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1792" prev="#ID_1791"> sie ihm übrigens gern verzeihen, weil sie ans dein liebevollen Studium der geist¬<lb/> lichen Liederdichter hervorgegangen ist, wenn er sich nicht in seinein blinden Eifer<lb/> z» den heftigsten Angriffen gegen die deutschen Literarhistoriker, besonders die<lb/> Germanisten und gar zu folgendem Ausrufe hatte hinreißen lassen: „Guter Jakob<lb/> Grimm! Wie wunderlich und überschwänglich warst du zuweilen in deinen neste¬<lb/> thischen (so!) Urteile»!" Guter Karl Blitz, wie schief und einseitig bist du zu¬<lb/> weilen in deinen selbständigen Urteilen! Wärest du doch auch hier lieber deinem<lb/> übrigen Verfahre« treu geblieben! Wir wiederholen ausdrücklich das Wörtchen<lb/> „zuweilen," denn der Aufsatz „Über den gegenwärtigen Poetischen Stil in Deutsch¬<lb/> land" am Anfang und die Bemerkungen zur deutschen Schauspielkunst am Schlüsse<lb/> der „Beiträge" werden den Beifall aller Verständigen finden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Von der Wasserkante. Bilder aus dem Seeleben von Philipp Kniest. Oldenburg,<lb/> G. Swlling</head><lb/> <p xml:id="ID_1793"> Man staunt fast schon, in einem mit der laufenden Jahreszahl bezeichneten<lb/> Bande Erzählungen etwas andres geschildert zu finden, als Schmutz, Elend, sitt¬<lb/> liche Verwahrlosung, Mord und Ehebruch! Das Leben nu und ans dein Meere<lb/> hat freilich etwas nervenstärkendes. Den einen regt es zu poetischen Träumereien<lb/> an, aber eine realistisch angelegte Natur, wie der Verfasser, sieht um sich Menschen,<lb/> die im harten Tagewerk, im schweren Ringen mit Wind und Wellen durch ehr¬<lb/> lichen Glauben und durch Vertrauen auf die eigne Tüchtigkeit aufrecht erhalten<lb/> werden und in Ernst und Frohsinn die Welt nehmen, wie sie ist. Gegen Leiden¬<lb/> schaften und Verirrungen sind auch sie nicht gefeit, aber meist birgt die rauhe<lb/> Austeuseile ein treuherziges, einfältiges Wesen, gesunden Verstand, Pflichtgefühl<lb/> und Familiensinn. Wir mochten Kniest mit dem durch keinen neuer» Maler er¬<lb/> setzten Rudolf Jordan vergleichen. Seine Leute siud an der Nordseeküste, genauer<lb/> um die Wesermündung, zu Hause, Friesen, die mit den Stammverwandten in<lb/> Holland gute Nachbarschaft holten. Er sucht sie auf den Werften, im „Kondor,"<lb/> im „Hans Seefahrt" und im „Apostelhofc," begleitet sie auf nahen und weiten<lb/> Fährte», durch Sturm und furchtbarere Windstille; und ist nicht jede Erzählung<lb/> so anziehend, wie die beiden erste», zusmnme»gehörenden „Die Hnsheersche" und<lb/> „Sjonkelinas Jugend," so wird doch niemand, der noch für gesunde Kost em¬<lb/> pfänglich ist, das Buch ungern bis zu Ende lesen. Das; ziemlich viel Plattdeutsch<lb/> darin gesprochen wird, wird hentzutage auch für Binnenländer kein Hindernis sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0640]
sie ihm übrigens gern verzeihen, weil sie ans dein liebevollen Studium der geist¬
lichen Liederdichter hervorgegangen ist, wenn er sich nicht in seinein blinden Eifer
z» den heftigsten Angriffen gegen die deutschen Literarhistoriker, besonders die
Germanisten und gar zu folgendem Ausrufe hatte hinreißen lassen: „Guter Jakob
Grimm! Wie wunderlich und überschwänglich warst du zuweilen in deinen neste¬
thischen (so!) Urteile»!" Guter Karl Blitz, wie schief und einseitig bist du zu¬
weilen in deinen selbständigen Urteilen! Wärest du doch auch hier lieber deinem
übrigen Verfahre« treu geblieben! Wir wiederholen ausdrücklich das Wörtchen
„zuweilen," denn der Aufsatz „Über den gegenwärtigen Poetischen Stil in Deutsch¬
land" am Anfang und die Bemerkungen zur deutschen Schauspielkunst am Schlüsse
der „Beiträge" werden den Beifall aller Verständigen finden.
Von der Wasserkante. Bilder aus dem Seeleben von Philipp Kniest. Oldenburg,
G. Swlling
Man staunt fast schon, in einem mit der laufenden Jahreszahl bezeichneten
Bande Erzählungen etwas andres geschildert zu finden, als Schmutz, Elend, sitt¬
liche Verwahrlosung, Mord und Ehebruch! Das Leben nu und ans dein Meere
hat freilich etwas nervenstärkendes. Den einen regt es zu poetischen Träumereien
an, aber eine realistisch angelegte Natur, wie der Verfasser, sieht um sich Menschen,
die im harten Tagewerk, im schweren Ringen mit Wind und Wellen durch ehr¬
lichen Glauben und durch Vertrauen auf die eigne Tüchtigkeit aufrecht erhalten
werden und in Ernst und Frohsinn die Welt nehmen, wie sie ist. Gegen Leiden¬
schaften und Verirrungen sind auch sie nicht gefeit, aber meist birgt die rauhe
Austeuseile ein treuherziges, einfältiges Wesen, gesunden Verstand, Pflichtgefühl
und Familiensinn. Wir mochten Kniest mit dem durch keinen neuer» Maler er¬
setzten Rudolf Jordan vergleichen. Seine Leute siud an der Nordseeküste, genauer
um die Wesermündung, zu Hause, Friesen, die mit den Stammverwandten in
Holland gute Nachbarschaft holten. Er sucht sie auf den Werften, im „Kondor,"
im „Hans Seefahrt" und im „Apostelhofc," begleitet sie auf nahen und weiten
Fährte», durch Sturm und furchtbarere Windstille; und ist nicht jede Erzählung
so anziehend, wie die beiden erste», zusmnme»gehörenden „Die Hnsheersche" und
„Sjonkelinas Jugend," so wird doch niemand, der noch für gesunde Kost em¬
pfänglich ist, das Buch ungern bis zu Ende lesen. Das; ziemlich viel Plattdeutsch
darin gesprochen wird, wird hentzutage auch für Binnenländer kein Hindernis sein.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
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