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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Die Sprachgrenze in Lothringen

In den meisten Orten, wo Kinderhorte bestehen, hat man die Einrichtung
getroffen, daß die Kinder in diesen Anstalten ein einfaches Abendbrot erhalten.
Um jedoch die Eltern fühlen zu lassen, daß die Fürsorge sür ihre Kinder doch
immer noch ihre Sache sei, wird es sich empfehlen, da, wo Beköstigung ge¬
währt wird, von den Pfleglingen einen kleinen Beitrag zu erheben und nur
den Ärmsten Freistellen zu bewilligen.

Die Bewegung zu Gunsten der Kinderhorte, die Ende der siebziger Jahre
von Erlangen ausgegangen ist, hat schon erfreuliche Fortschritte gemacht.
Aber es bleibt noch viel zu thun; alles, was bis jetzt hinsichtlich des Kinder¬
schutzes geschehen ist, gleicht ja in der That einem Tropfen auf einen heißen
Stein. Die Gesellschaft darf nicht länger lässig bleiben; gilt es doch ein
wichtiges Stück der sozialen Frage zu losen, wenn man eine zweckentsprechende
Fürsorge für die sich selbst überlassenen Kinder der arbeitenden Bevölkerung
trifft. Ein Erfolg wird nicht ausbleiben, namentlich dann uicht, wenn auch
die Gemeinden an dem großen Werke der Gemeinnützigkeit thatkräftiger mit¬
arbeiten helfen.


it. Franken stein


Die Sprachgrenze in Lothringens
(Schluß)

übers gestalteten sich die Verhältnisse in Metz und im Pciys
Messin, einem aus städtischem und klösterlichem Besitze gebildeten
zusammenhängenden Gebiete. Daß dort bereits zu Beginn des
dreizehnten Jahrhunderts französisch geurkuudet wurde, haben
wir schon erfahren. Der weltliche Besitz des Bistums selbst
(Jto ?6mxoröl as l'^vZoliv) dagegen lag fast ganz, soweit die heutigen Grenzen
des Bezirks Lothringen in Frage kommen, im deutschen Sprachgebiete. Gleich¬
wohl haben die Bischöfe -- und z. B. im Seillethale (xs^s Lanlnois) mit
Erfolg -- den Versuch unternommen, der französischen Sprache Eingang zu
verschaffen. Was ihnen aber in unmittelbarer Nähe der Sprachgrenze gelang,
das gelang weit weniger im Hinterkante, wo bischöfliches, lothringisches,
luxemburgisches oder reichsunmittelbares deutsches Land ein geschlossenes
deutsches Sprachgebiet bildeten. Eine interessante und gründliche Studie über



Infolge verspäteten Eintreffens der Verfasserkorrektur sind in dem ersten Teile dieses
Aufsatzes einige Fehler unberichtigt geblieben. Es ist zu lesen: S. 366 Z. 20 v. o. Legoyt;
359 Z. 31 v. o. Westrich; 361 Z. 22 v. v. das damals; 365 Z. 11 v. u.dem Reiche; vorletzte
Zeile: für uralte französische.
Die Sprachgrenze in Lothringen

In den meisten Orten, wo Kinderhorte bestehen, hat man die Einrichtung
getroffen, daß die Kinder in diesen Anstalten ein einfaches Abendbrot erhalten.
Um jedoch die Eltern fühlen zu lassen, daß die Fürsorge sür ihre Kinder doch
immer noch ihre Sache sei, wird es sich empfehlen, da, wo Beköstigung ge¬
währt wird, von den Pfleglingen einen kleinen Beitrag zu erheben und nur
den Ärmsten Freistellen zu bewilligen.

Die Bewegung zu Gunsten der Kinderhorte, die Ende der siebziger Jahre
von Erlangen ausgegangen ist, hat schon erfreuliche Fortschritte gemacht.
Aber es bleibt noch viel zu thun; alles, was bis jetzt hinsichtlich des Kinder¬
schutzes geschehen ist, gleicht ja in der That einem Tropfen auf einen heißen
Stein. Die Gesellschaft darf nicht länger lässig bleiben; gilt es doch ein
wichtiges Stück der sozialen Frage zu losen, wenn man eine zweckentsprechende
Fürsorge für die sich selbst überlassenen Kinder der arbeitenden Bevölkerung
trifft. Ein Erfolg wird nicht ausbleiben, namentlich dann uicht, wenn auch
die Gemeinden an dem großen Werke der Gemeinnützigkeit thatkräftiger mit¬
arbeiten helfen.


it. Franken stein


Die Sprachgrenze in Lothringens
(Schluß)

übers gestalteten sich die Verhältnisse in Metz und im Pciys
Messin, einem aus städtischem und klösterlichem Besitze gebildeten
zusammenhängenden Gebiete. Daß dort bereits zu Beginn des
dreizehnten Jahrhunderts französisch geurkuudet wurde, haben
wir schon erfahren. Der weltliche Besitz des Bistums selbst
(Jto ?6mxoröl as l'^vZoliv) dagegen lag fast ganz, soweit die heutigen Grenzen
des Bezirks Lothringen in Frage kommen, im deutschen Sprachgebiete. Gleich¬
wohl haben die Bischöfe — und z. B. im Seillethale (xs^s Lanlnois) mit
Erfolg — den Versuch unternommen, der französischen Sprache Eingang zu
verschaffen. Was ihnen aber in unmittelbarer Nähe der Sprachgrenze gelang,
das gelang weit weniger im Hinterkante, wo bischöfliches, lothringisches,
luxemburgisches oder reichsunmittelbares deutsches Land ein geschlossenes
deutsches Sprachgebiet bildeten. Eine interessante und gründliche Studie über



Infolge verspäteten Eintreffens der Verfasserkorrektur sind in dem ersten Teile dieses
Aufsatzes einige Fehler unberichtigt geblieben. Es ist zu lesen: S. 366 Z. 20 v. o. Legoyt;
359 Z. 31 v. o. Westrich; 361 Z. 22 v. v. das damals; 365 Z. 11 v. u.dem Reiche; vorletzte
Zeile: für uralte französische.
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[0397] Die Sprachgrenze in Lothringen In den meisten Orten, wo Kinderhorte bestehen, hat man die Einrichtung getroffen, daß die Kinder in diesen Anstalten ein einfaches Abendbrot erhalten. Um jedoch die Eltern fühlen zu lassen, daß die Fürsorge sür ihre Kinder doch immer noch ihre Sache sei, wird es sich empfehlen, da, wo Beköstigung ge¬ währt wird, von den Pfleglingen einen kleinen Beitrag zu erheben und nur den Ärmsten Freistellen zu bewilligen. Die Bewegung zu Gunsten der Kinderhorte, die Ende der siebziger Jahre von Erlangen ausgegangen ist, hat schon erfreuliche Fortschritte gemacht. Aber es bleibt noch viel zu thun; alles, was bis jetzt hinsichtlich des Kinder¬ schutzes geschehen ist, gleicht ja in der That einem Tropfen auf einen heißen Stein. Die Gesellschaft darf nicht länger lässig bleiben; gilt es doch ein wichtiges Stück der sozialen Frage zu losen, wenn man eine zweckentsprechende Fürsorge für die sich selbst überlassenen Kinder der arbeitenden Bevölkerung trifft. Ein Erfolg wird nicht ausbleiben, namentlich dann uicht, wenn auch die Gemeinden an dem großen Werke der Gemeinnützigkeit thatkräftiger mit¬ arbeiten helfen. it. Franken stein Die Sprachgrenze in Lothringens (Schluß) übers gestalteten sich die Verhältnisse in Metz und im Pciys Messin, einem aus städtischem und klösterlichem Besitze gebildeten zusammenhängenden Gebiete. Daß dort bereits zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts französisch geurkuudet wurde, haben wir schon erfahren. Der weltliche Besitz des Bistums selbst (Jto ?6mxoröl as l'^vZoliv) dagegen lag fast ganz, soweit die heutigen Grenzen des Bezirks Lothringen in Frage kommen, im deutschen Sprachgebiete. Gleich¬ wohl haben die Bischöfe — und z. B. im Seillethale (xs^s Lanlnois) mit Erfolg — den Versuch unternommen, der französischen Sprache Eingang zu verschaffen. Was ihnen aber in unmittelbarer Nähe der Sprachgrenze gelang, das gelang weit weniger im Hinterkante, wo bischöfliches, lothringisches, luxemburgisches oder reichsunmittelbares deutsches Land ein geschlossenes deutsches Sprachgebiet bildeten. Eine interessante und gründliche Studie über Infolge verspäteten Eintreffens der Verfasserkorrektur sind in dem ersten Teile dieses Aufsatzes einige Fehler unberichtigt geblieben. Es ist zu lesen: S. 366 Z. 20 v. o. Legoyt; 359 Z. 31 v. o. Westrich; 361 Z. 22 v. v. das damals; 365 Z. 11 v. u.dem Reiche; vorletzte Zeile: für uralte französische.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/397>, abgerufen am 03.05.2024.