Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Vnder aus dem Universitätsleben 1.. Line Studentenaufführung lSchluß) o waren denn nach mannichfachen Probelesen die Männerrollen In geheimer Sitzung durcheilten wir denn die ganze Sternenwelt des Berliner Es wurde die schüchterne Frage aufgeworfen, ob die Damen auch unserm Und er hatte Recht. Sie waren alle von bezaubernder Liebenswürdigkeit, Noch fehlten einige für uns notwendige Requisiten. Keck und kühn wandten Vnder aus dem Universitätsleben 1.. Line Studentenaufführung lSchluß) o waren denn nach mannichfachen Probelesen die Männerrollen In geheimer Sitzung durcheilten wir denn die ganze Sternenwelt des Berliner Es wurde die schüchterne Frage aufgeworfen, ob die Damen auch unserm Und er hatte Recht. Sie waren alle von bezaubernder Liebenswürdigkeit, Noch fehlten einige für uns notwendige Requisiten. Keck und kühn wandten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211268"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341855_211167/figures/grenzboten_341855_211167_211268_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vnder aus dem Universitätsleben<lb/> 1.. Line Studentenaufführung lSchluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_277"> o waren denn nach mannichfachen Probelesen die Männerrollen<lb/> glücklich verteilt, und es begann die interessante Jagd nach dem<lb/> Ewig-Weiblichen. Wir brauchten in Wallensteins Lager eine<lb/> Gustel von Blasewitz und die Aufwärterin, in Heiß Eisen eine<lb/> Bäuerin und eine Gevatterin, in Svcmhild die Heldin selbst.<lb/> Diese Rolle« auch mit Dilettanten, etwa mit Schwestern und Kousinen zu be¬<lb/> setzen, wäre doch in mancher Hinsicht gefährlich gewesen. Wir mußten alle<lb/> Lockmittel anwenden und unserm Zusammenspiel theatralische Weihe verleihen,<lb/> um das große Publikum heranzuziehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_278"> In geheimer Sitzung durcheilten wir denn die ganze Sternenwelt des Berliner<lb/> Theaterhimmels. Es wurde hin und her debattirt; jeder hatte seine besondre<lb/> Schwärmerei. Schließlich kamen wir überein, den Schauspielerinnen Klara Meyer,<lb/> von Meersberg, Merani, Bergmann und Golmick unsern Antrag zu Füßen<lb/> zu legen.</p><lb/> <p xml:id="ID_279"> Es wurde die schüchterne Frage aufgeworfen, ob die Damen auch unserm<lb/> Ansuchen entgegenkomme!!, ob sie nicht unsre Zumutung einfach zurückweisen<lb/> würden. Zurückweisen? sagte ein Erfahrner, o Sie Kleingläubiger, was haben<lb/> Sie für Menschenkenntnis! Wäre es nichts andres, so verböte ihnen schon<lb/> alle Lebensklugheit, so zu handeln. Uns haben heißt die Zukunft haben, und<lb/> den Weibern liegt immer mehr an der Zukunft als an der Vergangenheit. Sie<lb/> werden sich freuen, mit uns zusammen zu wirken, kindisch freuen, denn hier<lb/> finden sie, was sie oft vergebens suchen: richtiges Verständnis für ihre Kunst<lb/> und Begeisterung für ihre Fähigkeiten!</p><lb/> <p xml:id="ID_280"> Und er hatte Recht. Sie waren alle von bezaubernder Liebenswürdigkeit,<lb/> keine lehnte ab, und alle gaben mit Bereitwilligkeit ihr Bestes inmitten der<lb/> studirenden Jugend. Auch das war also geordnet.</p><lb/> <p xml:id="ID_281" next="#ID_282"> Noch fehlten einige für uns notwendige Requisiten. Keck und kühn wandten<lb/> wir uns an Hülsen und erhielten, von der königlichen Bühne die gewünschten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
[Abbildung]
Vnder aus dem Universitätsleben
1.. Line Studentenaufführung lSchluß)
o waren denn nach mannichfachen Probelesen die Männerrollen
glücklich verteilt, und es begann die interessante Jagd nach dem
Ewig-Weiblichen. Wir brauchten in Wallensteins Lager eine
Gustel von Blasewitz und die Aufwärterin, in Heiß Eisen eine
Bäuerin und eine Gevatterin, in Svcmhild die Heldin selbst.
Diese Rolle« auch mit Dilettanten, etwa mit Schwestern und Kousinen zu be¬
setzen, wäre doch in mancher Hinsicht gefährlich gewesen. Wir mußten alle
Lockmittel anwenden und unserm Zusammenspiel theatralische Weihe verleihen,
um das große Publikum heranzuziehen.
In geheimer Sitzung durcheilten wir denn die ganze Sternenwelt des Berliner
Theaterhimmels. Es wurde hin und her debattirt; jeder hatte seine besondre
Schwärmerei. Schließlich kamen wir überein, den Schauspielerinnen Klara Meyer,
von Meersberg, Merani, Bergmann und Golmick unsern Antrag zu Füßen
zu legen.
Es wurde die schüchterne Frage aufgeworfen, ob die Damen auch unserm
Ansuchen entgegenkomme!!, ob sie nicht unsre Zumutung einfach zurückweisen
würden. Zurückweisen? sagte ein Erfahrner, o Sie Kleingläubiger, was haben
Sie für Menschenkenntnis! Wäre es nichts andres, so verböte ihnen schon
alle Lebensklugheit, so zu handeln. Uns haben heißt die Zukunft haben, und
den Weibern liegt immer mehr an der Zukunft als an der Vergangenheit. Sie
werden sich freuen, mit uns zusammen zu wirken, kindisch freuen, denn hier
finden sie, was sie oft vergebens suchen: richtiges Verständnis für ihre Kunst
und Begeisterung für ihre Fähigkeiten!
Und er hatte Recht. Sie waren alle von bezaubernder Liebenswürdigkeit,
keine lehnte ab, und alle gaben mit Bereitwilligkeit ihr Bestes inmitten der
studirenden Jugend. Auch das war also geordnet.
Noch fehlten einige für uns notwendige Requisiten. Keck und kühn wandten
wir uns an Hülsen und erhielten, von der königlichen Bühne die gewünschten
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