Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Litteratur welchem Stande die Väter meistens angehören. Die Vorzüge und Nachteile der Strafvollzug und Fürsorge sür Strafentlassene von Julius Burkhardt, Königl, Gesa'ngnisdireitor, Dresden, v. Zahn und Jänsch, 13V1, In einer Zeit, die nach jedem Sensntivnsprozcß lant und vielstimmig Ver¬ Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr, Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marqunrt in Leipzig Litteratur welchem Stande die Väter meistens angehören. Die Vorzüge und Nachteile der Strafvollzug und Fürsorge sür Strafentlassene von Julius Burkhardt, Königl, Gesa'ngnisdireitor, Dresden, v. Zahn und Jänsch, 13V1, In einer Zeit, die nach jedem Sensntivnsprozcß lant und vielstimmig Ver¬ Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr, Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marqunrt in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211544"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1148" prev="#ID_1147"> welchem Stande die Väter meistens angehören. Die Vorzüge und Nachteile der<lb/> Hausindustrie im Vergleich mit der Fabrikarbeit werden vollständig und klar dar¬<lb/> gestellt.</p><lb/> <div n="2"> <head> Strafvollzug und Fürsorge sür Strafentlassene von Julius Burkhardt,<lb/> Königl, Gesa'ngnisdireitor, Dresden, v. Zahn und Jänsch, 13V1,</head><lb/> <p xml:id="ID_1149"> In einer Zeit, die nach jedem Sensntivnsprozcß lant und vielstimmig Ver¬<lb/> schärfung der Freiheitsstrafen, womöglich Wiederherstellung der Prügelstrafe fordert,<lb/> ist es nützlich, von einem Praktiker zu hören, wie es denn eigentlich in unsern<lb/> Gefängnissen aussieht und wie die Strafe wirkt. Mancher Pharisäer wird, wenn<lb/> er die schlichte, nur 26 Seiten umfassende Darstellung des Verfassers liest, mit<lb/> der Reaktion des Staates gegen die Übertreter seiner Gesetze zufriedner werden.<lb/> Ja wir hoffen, daß er auch ein herzliches Erbarmen mit der großen Zahl der<lb/> Bestraften fühlen wird, die nach überstandner Strafzeit voll Scham und Rene<lb/> gern in die menschliche Gesellschaft zurücktreten mochten, aber alle Thüren ver¬<lb/> schlossen finden. Die Bestrebungen der Vereine zur Fürsorge für entlassene Straf¬<lb/> gefangene stehen mit in oberster Stufe ans dem weiten Felde christlicher Liebes¬<lb/> thätigkeit. Wenn es nnr nicht gar so schwer hielte, in unsrer Zeit der darnieder¬<lb/> liegenden Erwerbsthätigkeit den Schmerzensruf jener Trinen und Elenden nach<lb/> Arbeit, nnr Arbeit, zu befriedigen. Welch seltsamer Gegensatz! Gerade dieselbe<lb/> Zeit erwählen steh die bestgelvhntcn und intelligentesten unsrer Arbeiter, um ihren<lb/> gesicherten Arbeitsplätzen den Rücken zu kehren! Wenn man übrigens bei Burkhardt<lb/> liest, daß im Jahre 1888 in Deutschland 58 600 zu höhern Freiheitsstrafen ver¬<lb/> urteilten 240 000 mit kurzen Strafen belegte gegenübergestanden haben, so wird<lb/> man auch die Bestrebungen gutzuheißen haben, die auf Verringerung und ans<lb/> Ersatz sür jene kurzen Strafen gerichtet sind. Die „bedingte Verurteilung" ist<lb/> früher in den Grenzboten ganz verworfen worden, sie enthält aber doch auch<lb/> einen richtigen Gedanken, für den die praktische Verwertung wohl noch gefunden<lb/> werden wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1150" next="#ID_1151"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr, Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marqunrt in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
Litteratur
welchem Stande die Väter meistens angehören. Die Vorzüge und Nachteile der
Hausindustrie im Vergleich mit der Fabrikarbeit werden vollständig und klar dar¬
gestellt.
Strafvollzug und Fürsorge sür Strafentlassene von Julius Burkhardt,
Königl, Gesa'ngnisdireitor, Dresden, v. Zahn und Jänsch, 13V1,
In einer Zeit, die nach jedem Sensntivnsprozcß lant und vielstimmig Ver¬
schärfung der Freiheitsstrafen, womöglich Wiederherstellung der Prügelstrafe fordert,
ist es nützlich, von einem Praktiker zu hören, wie es denn eigentlich in unsern
Gefängnissen aussieht und wie die Strafe wirkt. Mancher Pharisäer wird, wenn
er die schlichte, nur 26 Seiten umfassende Darstellung des Verfassers liest, mit
der Reaktion des Staates gegen die Übertreter seiner Gesetze zufriedner werden.
Ja wir hoffen, daß er auch ein herzliches Erbarmen mit der großen Zahl der
Bestraften fühlen wird, die nach überstandner Strafzeit voll Scham und Rene
gern in die menschliche Gesellschaft zurücktreten mochten, aber alle Thüren ver¬
schlossen finden. Die Bestrebungen der Vereine zur Fürsorge für entlassene Straf¬
gefangene stehen mit in oberster Stufe ans dem weiten Felde christlicher Liebes¬
thätigkeit. Wenn es nnr nicht gar so schwer hielte, in unsrer Zeit der darnieder¬
liegenden Erwerbsthätigkeit den Schmerzensruf jener Trinen und Elenden nach
Arbeit, nnr Arbeit, zu befriedigen. Welch seltsamer Gegensatz! Gerade dieselbe
Zeit erwählen steh die bestgelvhntcn und intelligentesten unsrer Arbeiter, um ihren
gesicherten Arbeitsplätzen den Rücken zu kehren! Wenn man übrigens bei Burkhardt
liest, daß im Jahre 1888 in Deutschland 58 600 zu höhern Freiheitsstrafen ver¬
urteilten 240 000 mit kurzen Strafen belegte gegenübergestanden haben, so wird
man auch die Bestrebungen gutzuheißen haben, die auf Verringerung und ans
Ersatz sür jene kurzen Strafen gerichtet sind. Die „bedingte Verurteilung" ist
früher in den Grenzboten ganz verworfen worden, sie enthält aber doch auch
einen richtigen Gedanken, für den die praktische Verwertung wohl noch gefunden
werden wird.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
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