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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

sie qnstatt mit "Thanatos" mit den beiden letzten Abschnitten "Monte Pincio" und
"Sonnenuntergang" beginnen. Der schönen Schilderung des Sonnenuntergangs
in Rom ist als Motto der Ausruf Byrons vorangestellt: O, süße Dämmerstunde !
Der Inhalt aber verrät die Unbekanntschaft der Südländerin mit demi Begriffe
Dämmerung in unsrer nordischen Vorstellung; in der That ist gerade die Aussicht
von einem der Höhenpunkte Roms vorzüglich geeignet, den Unterschied zwischen
dem langsamen Hinschwinden des Lichts und dem plötzlichen Wechsel von Tag
und Nacht zum Bewußtsein zu bringen.

Da Gregorovius durch deu Tod verhindert worden war, die versprochn"
Einleitung zu schreiben, hat Eugen Petersen, früher Professor in Dorpat und
Prag, jetzt erster Sekretär des deutschen Instituts, ein kurzes Borwort geliefert,
das über die Person der Verfasserin unterrichtet und bei aller Wärme doch nicht
in den gesuchten Stil verfällt, dessen sich in neuester Zeit manche Gelehrten be¬
fleißigen, wenn sie sich an einen weiten" Leserkreis wenden.


Die vormals kurhessische Armeedivisiou im Sommer 1866. Avr Julius von
Schmidt, Generalleutnant n. D. (1866 Hauptmann im wrh.'Sö. Geuercüstabe), Kassel, bei
M. Bruiineman" 1892

Roch immer drängen sich Darstellungen der Einzelheiten aus unsern letzten
großen Kriegen ans Licht. So auch in der vvrbezeichneten Schrift. Sie will
zur Anschauung bringen, wie es gekommen sei, daß in der kurhcssischeu Truppe
ein anerkannt braves Heer mit einer alten ruhen- und ehrenreichen Geschichte so
klanglos geendet habe. Der Verlauf dieser Sache ist allerdings recht traurig.
Kopflos war der Kurfürst in den Krieg mit Preußen hineingerannt. Ebenso kopf¬
los hatte er nicht im geringsten dafür gesorgt, daß seine Truppen nun wenigstens
zum Kriege gerüstet seien. Hals über Kopf mußten die Truppen in völlig un¬
vorbereitetem Zustande von Kassel abziehen, um sich im Süden des Landes bei
Hanau zu sammeln. Als bald darauf der Kurfürst als Kriegsgefauguer abgeführt
wurde, war der Kommandirende der Truppen, General von Loßberg, in der
größten Not, was er nnn mit seinem nngerüsteten Heere anfangen sollte. Schlie߬
lich kam mit den übrigen gegen Preußen knmpfende" Heerführern eine Verständigung
dahin zu stände, daß sich zwei Schwadronen Husaren der 4. Division des ersten
Armeekorps anschlössen, die übrigen Truppen dagegen zur Besatzung von Mainz
dienen sollten. Dort blieben sie, bis endlich die Formen gefunden wurden, unter
denen sie in die neuen Verhältnisse übergehen konnten. Die erwähnten zwei
Schwadronen Husaren nahmen an dem Kampfe bei Aschaffenburg teil und hatten
dort (freilich ohne einen Feind zu sehen) mehrere Tote und Verwundete.

Die Schilderung aller dieser, für jedes Svldatenhcrz höchst schmerzlichen
Vorgänge bildet den Gegenstand der genannten Schrift. Bei einer ins einzelne
gehenden Geschichte des Krieges von 1866 wird sie nicht übergangen werden dürfen.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr, Will,. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzui
Litteratur

sie qnstatt mit „Thanatos" mit den beiden letzten Abschnitten „Monte Pincio" und
„Sonnenuntergang" beginnen. Der schönen Schilderung des Sonnenuntergangs
in Rom ist als Motto der Ausruf Byrons vorangestellt: O, süße Dämmerstunde !
Der Inhalt aber verrät die Unbekanntschaft der Südländerin mit demi Begriffe
Dämmerung in unsrer nordischen Vorstellung; in der That ist gerade die Aussicht
von einem der Höhenpunkte Roms vorzüglich geeignet, den Unterschied zwischen
dem langsamen Hinschwinden des Lichts und dem plötzlichen Wechsel von Tag
und Nacht zum Bewußtsein zu bringen.

Da Gregorovius durch deu Tod verhindert worden war, die versprochn«
Einleitung zu schreiben, hat Eugen Petersen, früher Professor in Dorpat und
Prag, jetzt erster Sekretär des deutschen Instituts, ein kurzes Borwort geliefert,
das über die Person der Verfasserin unterrichtet und bei aller Wärme doch nicht
in den gesuchten Stil verfällt, dessen sich in neuester Zeit manche Gelehrten be¬
fleißigen, wenn sie sich an einen weiten« Leserkreis wenden.


Die vormals kurhessische Armeedivisiou im Sommer 1866. Avr Julius von
Schmidt, Generalleutnant n. D. (1866 Hauptmann im wrh.'Sö. Geuercüstabe), Kassel, bei
M. Bruiineman» 1892

Roch immer drängen sich Darstellungen der Einzelheiten aus unsern letzten
großen Kriegen ans Licht. So auch in der vvrbezeichneten Schrift. Sie will
zur Anschauung bringen, wie es gekommen sei, daß in der kurhcssischeu Truppe
ein anerkannt braves Heer mit einer alten ruhen- und ehrenreichen Geschichte so
klanglos geendet habe. Der Verlauf dieser Sache ist allerdings recht traurig.
Kopflos war der Kurfürst in den Krieg mit Preußen hineingerannt. Ebenso kopf¬
los hatte er nicht im geringsten dafür gesorgt, daß seine Truppen nun wenigstens
zum Kriege gerüstet seien. Hals über Kopf mußten die Truppen in völlig un¬
vorbereitetem Zustande von Kassel abziehen, um sich im Süden des Landes bei
Hanau zu sammeln. Als bald darauf der Kurfürst als Kriegsgefauguer abgeführt
wurde, war der Kommandirende der Truppen, General von Loßberg, in der
größten Not, was er nnn mit seinem nngerüsteten Heere anfangen sollte. Schlie߬
lich kam mit den übrigen gegen Preußen knmpfende» Heerführern eine Verständigung
dahin zu stände, daß sich zwei Schwadronen Husaren der 4. Division des ersten
Armeekorps anschlössen, die übrigen Truppen dagegen zur Besatzung von Mainz
dienen sollten. Dort blieben sie, bis endlich die Formen gefunden wurden, unter
denen sie in die neuen Verhältnisse übergehen konnten. Die erwähnten zwei
Schwadronen Husaren nahmen an dem Kampfe bei Aschaffenburg teil und hatten
dort (freilich ohne einen Feind zu sehen) mehrere Tote und Verwundete.

Die Schilderung aller dieser, für jedes Svldatenhcrz höchst schmerzlichen
Vorgänge bildet den Gegenstand der genannten Schrift. Bei einer ins einzelne
gehenden Geschichte des Krieges von 1866 wird sie nicht übergangen werden dürfen.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr, Will,. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzui
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[0568] Litteratur sie qnstatt mit „Thanatos" mit den beiden letzten Abschnitten „Monte Pincio" und „Sonnenuntergang" beginnen. Der schönen Schilderung des Sonnenuntergangs in Rom ist als Motto der Ausruf Byrons vorangestellt: O, süße Dämmerstunde ! Der Inhalt aber verrät die Unbekanntschaft der Südländerin mit demi Begriffe Dämmerung in unsrer nordischen Vorstellung; in der That ist gerade die Aussicht von einem der Höhenpunkte Roms vorzüglich geeignet, den Unterschied zwischen dem langsamen Hinschwinden des Lichts und dem plötzlichen Wechsel von Tag und Nacht zum Bewußtsein zu bringen. Da Gregorovius durch deu Tod verhindert worden war, die versprochn« Einleitung zu schreiben, hat Eugen Petersen, früher Professor in Dorpat und Prag, jetzt erster Sekretär des deutschen Instituts, ein kurzes Borwort geliefert, das über die Person der Verfasserin unterrichtet und bei aller Wärme doch nicht in den gesuchten Stil verfällt, dessen sich in neuester Zeit manche Gelehrten be¬ fleißigen, wenn sie sich an einen weiten« Leserkreis wenden. Die vormals kurhessische Armeedivisiou im Sommer 1866. Avr Julius von Schmidt, Generalleutnant n. D. (1866 Hauptmann im wrh.'Sö. Geuercüstabe), Kassel, bei M. Bruiineman» 1892 Roch immer drängen sich Darstellungen der Einzelheiten aus unsern letzten großen Kriegen ans Licht. So auch in der vvrbezeichneten Schrift. Sie will zur Anschauung bringen, wie es gekommen sei, daß in der kurhcssischeu Truppe ein anerkannt braves Heer mit einer alten ruhen- und ehrenreichen Geschichte so klanglos geendet habe. Der Verlauf dieser Sache ist allerdings recht traurig. Kopflos war der Kurfürst in den Krieg mit Preußen hineingerannt. Ebenso kopf¬ los hatte er nicht im geringsten dafür gesorgt, daß seine Truppen nun wenigstens zum Kriege gerüstet seien. Hals über Kopf mußten die Truppen in völlig un¬ vorbereitetem Zustande von Kassel abziehen, um sich im Süden des Landes bei Hanau zu sammeln. Als bald darauf der Kurfürst als Kriegsgefauguer abgeführt wurde, war der Kommandirende der Truppen, General von Loßberg, in der größten Not, was er nnn mit seinem nngerüsteten Heere anfangen sollte. Schlie߬ lich kam mit den übrigen gegen Preußen knmpfende» Heerführern eine Verständigung dahin zu stände, daß sich zwei Schwadronen Husaren der 4. Division des ersten Armeekorps anschlössen, die übrigen Truppen dagegen zur Besatzung von Mainz dienen sollten. Dort blieben sie, bis endlich die Formen gefunden wurden, unter denen sie in die neuen Verhältnisse übergehen konnten. Die erwähnten zwei Schwadronen Husaren nahmen an dem Kampfe bei Aschaffenburg teil und hatten dort (freilich ohne einen Feind zu sehen) mehrere Tote und Verwundete. Die Schilderung aller dieser, für jedes Svldatenhcrz höchst schmerzlichen Vorgänge bildet den Gegenstand der genannten Schrift. Bei einer ins einzelne gehenden Geschichte des Krieges von 1866 wird sie nicht übergangen werden dürfen. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr, Will,. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzui

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/568>, abgerufen am 06.05.2024.