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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.

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Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts

den Mund vorcinssichtlich ordentlich aufthun, und das ist, da sie offenbar im
Rechte sind, für die staatliche Autorität nicht gut.

Was aus diesem Sonntagsgesetze noch werden wird, wer kann das sagen!
Man kann es, ohne auf Interessen, die verletzt worden sind, Rücksicht zu
nehmen, durchdrücken, man kann auch zurückweichen und soviel Ausnahmen
gestatten, daß das Gesetz wirkungslos wird. Daß für die Befreiung des Sonn¬
tags von der Arbeit etwas geschieht, ist gewiß löblich, ebenso, daß man sich
der Angestellten annimmt, die den unbilligen Anforderungen ihrer Arbeitgeber
gegenüber nicht aufkommen können. Ob aber die Art, wie man die Sache in
die Hand genommen hat, und wie man beide Angelegenheiten mit einander ver¬
quickt hat, richtig ist, das ist doch sehr die Frage. Oder vielmehr: es ist keine
Frage, daß es nicht richtig ist.




Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts

>>u der Sitzung des Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik
vom 26. September 1890 -- so berichtet Gustav Schmoller in
I der Vorrede zu den neuesten höchst verdienstlichen Veröffent¬
lichungen des Vereins für Sozialpolitik^) -- wurde auf eine
^schriftliche Anregung von Dr. von Miaskowski hin beschlossen,
wenn es möglich sei, in einem Sammelbande die Entwicklung der Handelspolitik
der wichtigern Kulturstaaten in der letzten Zeit darzulegen. Man ging von der An¬
sicht aus, daß im Laufe der Jahre 1891 und 1892 keine volkswirtschaftliche Frage
größere Bedeutung gewinnen werde, als die der am 1. Februar 1892 meist ablau¬
fenden Handelsverträge, daß ein tieferes Verständnis der großen hierbei beteiligten
Interessen, eine bessere Einsicht in die veränderten Ziele der Handelspolitik am
ehesten durch eine solche möglichst objektive Erzählung der Zustände, Maßregeln
und Strömungen in den einzelnen Ländern erreicht werde. Unter Leitung des
Vorsitzenden traten einige Ausschußmitglieder mit Fachmännern der verschiednen
Staaten in Verbindung und gewannen für jeden Staat einen einheimischen



Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, der Nieder¬
lande, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten
Jahrzehnten, sowie die deutsche Hnndelsstatistik von 1880 bis 1890. Berichte und Gutachten,
veröffentlicht vom Verein für Sozialpolitik. -- Die Ideen der deutschen Handels¬
politik von 1860 bis 1891 von Dr. Walther Lotz, Honorarprofessor in München.
(Band 49 und 50 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik.) Leipzig, Duncker und Hum"
blöd, 1892,
Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts

den Mund vorcinssichtlich ordentlich aufthun, und das ist, da sie offenbar im
Rechte sind, für die staatliche Autorität nicht gut.

Was aus diesem Sonntagsgesetze noch werden wird, wer kann das sagen!
Man kann es, ohne auf Interessen, die verletzt worden sind, Rücksicht zu
nehmen, durchdrücken, man kann auch zurückweichen und soviel Ausnahmen
gestatten, daß das Gesetz wirkungslos wird. Daß für die Befreiung des Sonn¬
tags von der Arbeit etwas geschieht, ist gewiß löblich, ebenso, daß man sich
der Angestellten annimmt, die den unbilligen Anforderungen ihrer Arbeitgeber
gegenüber nicht aufkommen können. Ob aber die Art, wie man die Sache in
die Hand genommen hat, und wie man beide Angelegenheiten mit einander ver¬
quickt hat, richtig ist, das ist doch sehr die Frage. Oder vielmehr: es ist keine
Frage, daß es nicht richtig ist.




Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts

>>u der Sitzung des Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik
vom 26. September 1890 — so berichtet Gustav Schmoller in
I der Vorrede zu den neuesten höchst verdienstlichen Veröffent¬
lichungen des Vereins für Sozialpolitik^) — wurde auf eine
^schriftliche Anregung von Dr. von Miaskowski hin beschlossen,
wenn es möglich sei, in einem Sammelbande die Entwicklung der Handelspolitik
der wichtigern Kulturstaaten in der letzten Zeit darzulegen. Man ging von der An¬
sicht aus, daß im Laufe der Jahre 1891 und 1892 keine volkswirtschaftliche Frage
größere Bedeutung gewinnen werde, als die der am 1. Februar 1892 meist ablau¬
fenden Handelsverträge, daß ein tieferes Verständnis der großen hierbei beteiligten
Interessen, eine bessere Einsicht in die veränderten Ziele der Handelspolitik am
ehesten durch eine solche möglichst objektive Erzählung der Zustände, Maßregeln
und Strömungen in den einzelnen Ländern erreicht werde. Unter Leitung des
Vorsitzenden traten einige Ausschußmitglieder mit Fachmännern der verschiednen
Staaten in Verbindung und gewannen für jeden Staat einen einheimischen



Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, der Nieder¬
lande, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten
Jahrzehnten, sowie die deutsche Hnndelsstatistik von 1880 bis 1890. Berichte und Gutachten,
veröffentlicht vom Verein für Sozialpolitik. — Die Ideen der deutschen Handels¬
politik von 1860 bis 1891 von Dr. Walther Lotz, Honorarprofessor in München.
(Band 49 und 50 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik.) Leipzig, Duncker und Hum»
blöd, 1892,
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[0352] Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts den Mund vorcinssichtlich ordentlich aufthun, und das ist, da sie offenbar im Rechte sind, für die staatliche Autorität nicht gut. Was aus diesem Sonntagsgesetze noch werden wird, wer kann das sagen! Man kann es, ohne auf Interessen, die verletzt worden sind, Rücksicht zu nehmen, durchdrücken, man kann auch zurückweichen und soviel Ausnahmen gestatten, daß das Gesetz wirkungslos wird. Daß für die Befreiung des Sonn¬ tags von der Arbeit etwas geschieht, ist gewiß löblich, ebenso, daß man sich der Angestellten annimmt, die den unbilligen Anforderungen ihrer Arbeitgeber gegenüber nicht aufkommen können. Ob aber die Art, wie man die Sache in die Hand genommen hat, und wie man beide Angelegenheiten mit einander ver¬ quickt hat, richtig ist, das ist doch sehr die Frage. Oder vielmehr: es ist keine Frage, daß es nicht richtig ist. Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts >>u der Sitzung des Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik vom 26. September 1890 — so berichtet Gustav Schmoller in I der Vorrede zu den neuesten höchst verdienstlichen Veröffent¬ lichungen des Vereins für Sozialpolitik^) — wurde auf eine ^schriftliche Anregung von Dr. von Miaskowski hin beschlossen, wenn es möglich sei, in einem Sammelbande die Entwicklung der Handelspolitik der wichtigern Kulturstaaten in der letzten Zeit darzulegen. Man ging von der An¬ sicht aus, daß im Laufe der Jahre 1891 und 1892 keine volkswirtschaftliche Frage größere Bedeutung gewinnen werde, als die der am 1. Februar 1892 meist ablau¬ fenden Handelsverträge, daß ein tieferes Verständnis der großen hierbei beteiligten Interessen, eine bessere Einsicht in die veränderten Ziele der Handelspolitik am ehesten durch eine solche möglichst objektive Erzählung der Zustände, Maßregeln und Strömungen in den einzelnen Ländern erreicht werde. Unter Leitung des Vorsitzenden traten einige Ausschußmitglieder mit Fachmännern der verschiednen Staaten in Verbindung und gewannen für jeden Staat einen einheimischen Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, der Nieder¬ lande, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten, sowie die deutsche Hnndelsstatistik von 1880 bis 1890. Berichte und Gutachten, veröffentlicht vom Verein für Sozialpolitik. — Die Ideen der deutschen Handels¬ politik von 1860 bis 1891 von Dr. Walther Lotz, Honorarprofessor in München. (Band 49 und 50 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik.) Leipzig, Duncker und Hum» blöd, 1892,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_212475/352>, abgerufen am 02.05.2024.