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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

der Dichter ist es doch vorwiegend, der das Interesse erweckt. Necker wollte aber
ein alle Seiten umfassendes Lebensbild geben, und so uinßte denn auch der Schau¬
spieler, der Theaterdirektor und der Mensch vorgeführt werden. Die zusammen¬
fassende Charakteristik am Schluß ist ein Kabinettstück, das lebhaft den Wunsch er¬
weckt, Necker noch öfter in derartigen Arbeiten zu begegnen.

Der Mann, der in der Parodie auf Holteis "Lorbeerbaum und Bettelstab"
selbst sagte, daß sein Wahlspruch immer gewesen sei: "Weder Lorbeerbaum noch
Bettelstab," und weiter: "Bis zum Lorbeer verstieg ich mich nicht. G'fallen sollen
meine Sachen, unterhalten, lachen sollen d' Leut, und mir soll die G'schicht a Geld
tragen, daß ich mich lach, das ist der ganze Zweck. G'spaßige Sachen schreiben
und damit nach dem Lorbeer trachten wollen, das ist grad so, als wenn einer
einen Zwetschenkrampus macht und giebt sich für einen Rivalen von Canova aus" --
der Mann hätte wohl selbst nicht erwartet, daß ihn die Nachwelt einmal auf ein
so hohes Piedestal setzen würde, wie es mit dieser Gesamtausgabe und dieser aus¬
führlichen und tiefgehenden Biographie geschehen ist. Da giebt es doch noch andre
A, L. Schriftsteller, auch Wiener, die das eher verdienten.


Alpenlaudschnsten. Bilder aus der deutschen, österreichischen und Schweizer
Gebirgswelt. Ein Grvßfolioband mit 97 Holzschnitttafeln auf Kupferdnickpapier und
16 Seiten Text. Leipzig, I. I. Weber, o. I.

Der vorliegende Band enthält eine geschickt gruppirte Sammlung von Holz¬
schnitten, die nach Photographien, Stahlstichen, Ölgemälden, Aquarellen und Ori-
ginalzeichnungen verfertigt und von der Jllustrirten Zeitung während einer langen
Reihe von Jahren gebracht worden sind. Es ist also kein durchaus neues Werk,
das dem Touristen und dem Freunde der Alpenlandschaften hiermit geboten wird.
Aber die Auswahl der hundertundfunfzig Holzschnitte ist von einem frisch und an¬
schaulich geschriebnen Textwvrt begleitet aus der Feder eines sachkundigen Touristen
(des vormaligen Präsidenten des österreichische" Alpenkinds, Julius Meurer), so¬
dass jeder, der einmal die Alpen kennen gelernt hat, diese Sammlung mit Ver¬
gnügen durchblättern wird. Eine Beschreibung der Bilder hat der Autor mit
Recht unterlassen; denn wer die typischen Züge der einzelnen Alpenlandschaften
nicht aus eigner Anschauung kennt, der wird sich aus einem Holzschnitt doch keine
klare Vorstellung machen können. In fenilletonistischem Plauderton führt uns der
Verfasser vom Bodensee über den Arlberg nach Innsbruck, "ach dem Walchensee,
dem Otzthal und den Stubeier Alpen, über den Brenner nach Meran und zum
Gardasee, nach den Ortler Alpen, nach dein "Zauberlande der Dolomiten," ins
Kärntner und Krainer Land, nach Salzburg und dem Salzkammergut, schließlich
durch die Schweizer Alpen nach dem Genfer See.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

der Dichter ist es doch vorwiegend, der das Interesse erweckt. Necker wollte aber
ein alle Seiten umfassendes Lebensbild geben, und so uinßte denn auch der Schau¬
spieler, der Theaterdirektor und der Mensch vorgeführt werden. Die zusammen¬
fassende Charakteristik am Schluß ist ein Kabinettstück, das lebhaft den Wunsch er¬
weckt, Necker noch öfter in derartigen Arbeiten zu begegnen.

Der Mann, der in der Parodie auf Holteis „Lorbeerbaum und Bettelstab"
selbst sagte, daß sein Wahlspruch immer gewesen sei: „Weder Lorbeerbaum noch
Bettelstab," und weiter: „Bis zum Lorbeer verstieg ich mich nicht. G'fallen sollen
meine Sachen, unterhalten, lachen sollen d' Leut, und mir soll die G'schicht a Geld
tragen, daß ich mich lach, das ist der ganze Zweck. G'spaßige Sachen schreiben
und damit nach dem Lorbeer trachten wollen, das ist grad so, als wenn einer
einen Zwetschenkrampus macht und giebt sich für einen Rivalen von Canova aus" —
der Mann hätte wohl selbst nicht erwartet, daß ihn die Nachwelt einmal auf ein
so hohes Piedestal setzen würde, wie es mit dieser Gesamtausgabe und dieser aus¬
führlichen und tiefgehenden Biographie geschehen ist. Da giebt es doch noch andre
A, L. Schriftsteller, auch Wiener, die das eher verdienten.


Alpenlaudschnsten. Bilder aus der deutschen, österreichischen und Schweizer
Gebirgswelt. Ein Grvßfolioband mit 97 Holzschnitttafeln auf Kupferdnickpapier und
16 Seiten Text. Leipzig, I. I. Weber, o. I.

Der vorliegende Band enthält eine geschickt gruppirte Sammlung von Holz¬
schnitten, die nach Photographien, Stahlstichen, Ölgemälden, Aquarellen und Ori-
ginalzeichnungen verfertigt und von der Jllustrirten Zeitung während einer langen
Reihe von Jahren gebracht worden sind. Es ist also kein durchaus neues Werk,
das dem Touristen und dem Freunde der Alpenlandschaften hiermit geboten wird.
Aber die Auswahl der hundertundfunfzig Holzschnitte ist von einem frisch und an¬
schaulich geschriebnen Textwvrt begleitet aus der Feder eines sachkundigen Touristen
(des vormaligen Präsidenten des österreichische» Alpenkinds, Julius Meurer), so¬
dass jeder, der einmal die Alpen kennen gelernt hat, diese Sammlung mit Ver¬
gnügen durchblättern wird. Eine Beschreibung der Bilder hat der Autor mit
Recht unterlassen; denn wer die typischen Züge der einzelnen Alpenlandschaften
nicht aus eigner Anschauung kennt, der wird sich aus einem Holzschnitt doch keine
klare Vorstellung machen können. In fenilletonistischem Plauderton führt uns der
Verfasser vom Bodensee über den Arlberg nach Innsbruck, «ach dem Walchensee,
dem Otzthal und den Stubeier Alpen, über den Brenner nach Meran und zum
Gardasee, nach den Ortler Alpen, nach dein „Zauberlande der Dolomiten," ins
Kärntner und Krainer Land, nach Salzburg und dem Salzkammergut, schließlich
durch die Schweizer Alpen nach dem Genfer See.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0296] Litteratur der Dichter ist es doch vorwiegend, der das Interesse erweckt. Necker wollte aber ein alle Seiten umfassendes Lebensbild geben, und so uinßte denn auch der Schau¬ spieler, der Theaterdirektor und der Mensch vorgeführt werden. Die zusammen¬ fassende Charakteristik am Schluß ist ein Kabinettstück, das lebhaft den Wunsch er¬ weckt, Necker noch öfter in derartigen Arbeiten zu begegnen. Der Mann, der in der Parodie auf Holteis „Lorbeerbaum und Bettelstab" selbst sagte, daß sein Wahlspruch immer gewesen sei: „Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab," und weiter: „Bis zum Lorbeer verstieg ich mich nicht. G'fallen sollen meine Sachen, unterhalten, lachen sollen d' Leut, und mir soll die G'schicht a Geld tragen, daß ich mich lach, das ist der ganze Zweck. G'spaßige Sachen schreiben und damit nach dem Lorbeer trachten wollen, das ist grad so, als wenn einer einen Zwetschenkrampus macht und giebt sich für einen Rivalen von Canova aus" — der Mann hätte wohl selbst nicht erwartet, daß ihn die Nachwelt einmal auf ein so hohes Piedestal setzen würde, wie es mit dieser Gesamtausgabe und dieser aus¬ führlichen und tiefgehenden Biographie geschehen ist. Da giebt es doch noch andre A, L. Schriftsteller, auch Wiener, die das eher verdienten. Alpenlaudschnsten. Bilder aus der deutschen, österreichischen und Schweizer Gebirgswelt. Ein Grvßfolioband mit 97 Holzschnitttafeln auf Kupferdnickpapier und 16 Seiten Text. Leipzig, I. I. Weber, o. I. Der vorliegende Band enthält eine geschickt gruppirte Sammlung von Holz¬ schnitten, die nach Photographien, Stahlstichen, Ölgemälden, Aquarellen und Ori- ginalzeichnungen verfertigt und von der Jllustrirten Zeitung während einer langen Reihe von Jahren gebracht worden sind. Es ist also kein durchaus neues Werk, das dem Touristen und dem Freunde der Alpenlandschaften hiermit geboten wird. Aber die Auswahl der hundertundfunfzig Holzschnitte ist von einem frisch und an¬ schaulich geschriebnen Textwvrt begleitet aus der Feder eines sachkundigen Touristen (des vormaligen Präsidenten des österreichische» Alpenkinds, Julius Meurer), so¬ dass jeder, der einmal die Alpen kennen gelernt hat, diese Sammlung mit Ver¬ gnügen durchblättern wird. Eine Beschreibung der Bilder hat der Autor mit Recht unterlassen; denn wer die typischen Züge der einzelnen Alpenlandschaften nicht aus eigner Anschauung kennt, der wird sich aus einem Holzschnitt doch keine klare Vorstellung machen können. In fenilletonistischem Plauderton führt uns der Verfasser vom Bodensee über den Arlberg nach Innsbruck, «ach dem Walchensee, dem Otzthal und den Stubeier Alpen, über den Brenner nach Meran und zum Gardasee, nach den Ortler Alpen, nach dein „Zauberlande der Dolomiten," ins Kärntner und Krainer Land, nach Salzburg und dem Salzkammergut, schließlich durch die Schweizer Alpen nach dem Genfer See. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/296>, abgerufen am 27.04.2024.