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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.

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Schwarzes Bret

mehr dergleichen, aber die Götter wüßten, wo es hingeraten sei, er hätte keine
Abdrücke aufgehoben. Aber wenn der Grenzbvtenverleger etwa seine "Erfahrungen
eines Hadschi" verlegen wollte, dann könnte er sie haben. Das that dieser nun
mit dem größten Vergnügen, denn es war ein allerliebstes Buch. Leider haben
die verehrten Sortimenter und das süffisante Publikum sich wenig darum ge¬
kümmert, und er hat nur die Freude davon gehabt, es verlegt zu haben. Dann
schrieb Dr. Butte eine "Mechanik der Punkte und starren Systeme," auch einen
Band "Naturwissenschaftliche Plaudereien" für einen andern Verlag. Der Grenz¬
botenverleger dachte: Er dichtet nicht mehr! Und plötzlich liegt nun dieser graue
Band auf dem Redaktionstisch der Grünen mit Mannuckerle und Mannickerle und
allem andern, was der Greuzbotenverleger gern gedruckt hätte, wenn ers nur ge¬
habt hätte. Betrübt sieht er den Band an, aber ist es auch nicht sein eigner, so
will er ihm doch ein gutes Geleitswort mit ans den schwierigen Weg ins Publi¬
kum geben.

Das Buch ist eine Sammlung von kleinen Perlen der verschiedensten Art.
Wer die erste, Mannuckerle und Mannickerle, gelesen hat, mit dem Schlußseufzer
der braven Magd Babett: "O du grundgütiger Himmel, ich sollte die Madam
sein!" -- jeder kann es im Laden stehend lesen --, der wird das Buch mit nach
Hause nehmen und die bunten Skizzen bis zu der wirklichen und seinen Novelle
"Zwischen Becher und Lippe" am Ende durchlesen und den Seinen unter dem
Christbaum vorlesen. Ernst und Scherz wechseln in bunter Reihe, auch Orient
und Occident; ein Erzähler von gewinnender Liebenswürdigkeit spricht zu dem
Leser, von dem man mehr und noch viel haben möchte; dabei ein vornehmer und
abgeklärter Geist, dem auch der vollendete Ausdruck seiner Bilder und Gedanken
zu Gebote steht. Also man gehe hin und kaufe. Das ganze Buch kostet anderthalbe
Mark, und das sind Mnnnuckerle und Manuickerle allem wert!


Liebe zur Tierwelt. Anregende Beispiele zur Zähmung und Pflege unsrer Wald- und
Gartenvögel und andrer freilebender Tiere. Nach dem Englischen von B- Hoffmann. Mit
46 Originalilluftrationen von Ch. Votteler. Stuttgart, Felix Krais, 1892

Ein liebenswürdiges, für den Weihnachtstisch, und zwar für Groß und Klein
zu empfehlendes Buch. Durch alle die kleinen Geschichten aus der kleinen Welt
der Vögel, Insekten u. s. w. weht ein freundlicher Humor, und mit feiner Be¬
obachtung weiß uns die Verfasserin mit den Gewohnheiten und der Eigentümlichkeit
ihrer kleinen Lieblinge vertraut zu machen. Das Schlußkapitel: Wie man die Natur
betrachten soll, sollte in unsre deutschen Lesebücher aufgenommen werden. Die in
zierlicher Anordnung durch das Buch verstreuten Illustrationen sind vortrefflich;
ebenso voll von Humor und Geschmack wie von feiner und sicherer Naturbeob¬
achtung.




Schwarzes Bret

Allerw-irts giebt es wohl Leute, die es nicht für eine Schande halten, das eigne Nest
zu beschmutzen. Nirgends aber dürfen sie sich so breit machen, wie bei uns. Das lehrt
wieder der Lärm um die Emser Depesche. Köstlich ist nur, daß die Leute nicht zu ahnen


Schwarzes Bret

mehr dergleichen, aber die Götter wüßten, wo es hingeraten sei, er hätte keine
Abdrücke aufgehoben. Aber wenn der Grenzbvtenverleger etwa seine „Erfahrungen
eines Hadschi" verlegen wollte, dann könnte er sie haben. Das that dieser nun
mit dem größten Vergnügen, denn es war ein allerliebstes Buch. Leider haben
die verehrten Sortimenter und das süffisante Publikum sich wenig darum ge¬
kümmert, und er hat nur die Freude davon gehabt, es verlegt zu haben. Dann
schrieb Dr. Butte eine „Mechanik der Punkte und starren Systeme," auch einen
Band „Naturwissenschaftliche Plaudereien" für einen andern Verlag. Der Grenz¬
botenverleger dachte: Er dichtet nicht mehr! Und plötzlich liegt nun dieser graue
Band auf dem Redaktionstisch der Grünen mit Mannuckerle und Mannickerle und
allem andern, was der Greuzbotenverleger gern gedruckt hätte, wenn ers nur ge¬
habt hätte. Betrübt sieht er den Band an, aber ist es auch nicht sein eigner, so
will er ihm doch ein gutes Geleitswort mit ans den schwierigen Weg ins Publi¬
kum geben.

Das Buch ist eine Sammlung von kleinen Perlen der verschiedensten Art.
Wer die erste, Mannuckerle und Mannickerle, gelesen hat, mit dem Schlußseufzer
der braven Magd Babett: „O du grundgütiger Himmel, ich sollte die Madam
sein!" — jeder kann es im Laden stehend lesen —, der wird das Buch mit nach
Hause nehmen und die bunten Skizzen bis zu der wirklichen und seinen Novelle
„Zwischen Becher und Lippe" am Ende durchlesen und den Seinen unter dem
Christbaum vorlesen. Ernst und Scherz wechseln in bunter Reihe, auch Orient
und Occident; ein Erzähler von gewinnender Liebenswürdigkeit spricht zu dem
Leser, von dem man mehr und noch viel haben möchte; dabei ein vornehmer und
abgeklärter Geist, dem auch der vollendete Ausdruck seiner Bilder und Gedanken
zu Gebote steht. Also man gehe hin und kaufe. Das ganze Buch kostet anderthalbe
Mark, und das sind Mnnnuckerle und Manuickerle allem wert!


Liebe zur Tierwelt. Anregende Beispiele zur Zähmung und Pflege unsrer Wald- und
Gartenvögel und andrer freilebender Tiere. Nach dem Englischen von B- Hoffmann. Mit
46 Originalilluftrationen von Ch. Votteler. Stuttgart, Felix Krais, 1892

Ein liebenswürdiges, für den Weihnachtstisch, und zwar für Groß und Klein
zu empfehlendes Buch. Durch alle die kleinen Geschichten aus der kleinen Welt
der Vögel, Insekten u. s. w. weht ein freundlicher Humor, und mit feiner Be¬
obachtung weiß uns die Verfasserin mit den Gewohnheiten und der Eigentümlichkeit
ihrer kleinen Lieblinge vertraut zu machen. Das Schlußkapitel: Wie man die Natur
betrachten soll, sollte in unsre deutschen Lesebücher aufgenommen werden. Die in
zierlicher Anordnung durch das Buch verstreuten Illustrationen sind vortrefflich;
ebenso voll von Humor und Geschmack wie von feiner und sicherer Naturbeob¬
achtung.




Schwarzes Bret

Allerw-irts giebt es wohl Leute, die es nicht für eine Schande halten, das eigne Nest
zu beschmutzen. Nirgends aber dürfen sie sich so breit machen, wie bei uns. Das lehrt
wieder der Lärm um die Emser Depesche. Köstlich ist nur, daß die Leute nicht zu ahnen


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[0614] Schwarzes Bret mehr dergleichen, aber die Götter wüßten, wo es hingeraten sei, er hätte keine Abdrücke aufgehoben. Aber wenn der Grenzbvtenverleger etwa seine „Erfahrungen eines Hadschi" verlegen wollte, dann könnte er sie haben. Das that dieser nun mit dem größten Vergnügen, denn es war ein allerliebstes Buch. Leider haben die verehrten Sortimenter und das süffisante Publikum sich wenig darum ge¬ kümmert, und er hat nur die Freude davon gehabt, es verlegt zu haben. Dann schrieb Dr. Butte eine „Mechanik der Punkte und starren Systeme," auch einen Band „Naturwissenschaftliche Plaudereien" für einen andern Verlag. Der Grenz¬ botenverleger dachte: Er dichtet nicht mehr! Und plötzlich liegt nun dieser graue Band auf dem Redaktionstisch der Grünen mit Mannuckerle und Mannickerle und allem andern, was der Greuzbotenverleger gern gedruckt hätte, wenn ers nur ge¬ habt hätte. Betrübt sieht er den Band an, aber ist es auch nicht sein eigner, so will er ihm doch ein gutes Geleitswort mit ans den schwierigen Weg ins Publi¬ kum geben. Das Buch ist eine Sammlung von kleinen Perlen der verschiedensten Art. Wer die erste, Mannuckerle und Mannickerle, gelesen hat, mit dem Schlußseufzer der braven Magd Babett: „O du grundgütiger Himmel, ich sollte die Madam sein!" — jeder kann es im Laden stehend lesen —, der wird das Buch mit nach Hause nehmen und die bunten Skizzen bis zu der wirklichen und seinen Novelle „Zwischen Becher und Lippe" am Ende durchlesen und den Seinen unter dem Christbaum vorlesen. Ernst und Scherz wechseln in bunter Reihe, auch Orient und Occident; ein Erzähler von gewinnender Liebenswürdigkeit spricht zu dem Leser, von dem man mehr und noch viel haben möchte; dabei ein vornehmer und abgeklärter Geist, dem auch der vollendete Ausdruck seiner Bilder und Gedanken zu Gebote steht. Also man gehe hin und kaufe. Das ganze Buch kostet anderthalbe Mark, und das sind Mnnnuckerle und Manuickerle allem wert! Liebe zur Tierwelt. Anregende Beispiele zur Zähmung und Pflege unsrer Wald- und Gartenvögel und andrer freilebender Tiere. Nach dem Englischen von B- Hoffmann. Mit 46 Originalilluftrationen von Ch. Votteler. Stuttgart, Felix Krais, 1892 Ein liebenswürdiges, für den Weihnachtstisch, und zwar für Groß und Klein zu empfehlendes Buch. Durch alle die kleinen Geschichten aus der kleinen Welt der Vögel, Insekten u. s. w. weht ein freundlicher Humor, und mit feiner Be¬ obachtung weiß uns die Verfasserin mit den Gewohnheiten und der Eigentümlichkeit ihrer kleinen Lieblinge vertraut zu machen. Das Schlußkapitel: Wie man die Natur betrachten soll, sollte in unsre deutschen Lesebücher aufgenommen werden. Die in zierlicher Anordnung durch das Buch verstreuten Illustrationen sind vortrefflich; ebenso voll von Humor und Geschmack wie von feiner und sicherer Naturbeob¬ achtung. Schwarzes Bret Allerw-irts giebt es wohl Leute, die es nicht für eine Schande halten, das eigne Nest zu beschmutzen. Nirgends aber dürfen sie sich so breit machen, wie bei uns. Das lehrt wieder der Lärm um die Emser Depesche. Köstlich ist nur, daß die Leute nicht zu ahnen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/614>, abgerufen am 27.04.2024.