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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.

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Ed. Müllers Berlnc,sbuchhandln"g), ein Album facsimilirter Briefe und Blätter von Kaisern
und .Königen, Königinnen und Fürstinnen, Dichtern und Schrifstellern, Gelehrten und Geist¬
lichen, Künstlern und Künstlerinnen, mit beigefügten biographischen und sonst erläuternden
Skizze", Autographen, wie sie sich bei der Herausgeberin im Lause der Jahre angesammelt
haben: Kaiser Wilhelm und der Sultan, Gcnernlfcldmarschall Moltke und die Dresdner Ober¬
hofprediger Dr. Rüling und or. Dibelins, Ernst Moritz Arndt und Fran Anna Schepeler-
Leite, Alexander von Humboldt und Frau Louise Otto-Peters, Franz Liszt und Klaus Grvth
bunt durcheinander, die einen mit irgend einem Wnhlspruch, die andern mit einem Brief oder
Gedicht, dazu ein Text, wohlmeinend, aber nichtssagend, anspruchslos und anspruchsvoll zu¬
gleich. Nun male man sich aus, wenn alle die Hunderte, die im Besitz ebenso wertvoller
oder "och wertvollerer Autographen sind und ebenso viel oder noch mehr über einige Dutzend
berühmter und unberühmter Zeitgenossen zu sagen Hütten, much Albums sammelten, drucken
ließen und die gednuteulose Buchmncherei dadurch um einen neuen Zweig verwehrten , von
dem die noch gedankenlosere Bnchknnserei ohne Zweifel begierig pflücken würde, und frage
sich, welch ein Geschenk die gutherzige alte Dame der deutschen Litteratur mit diesem Zeit¬
v



Erich Schmidt

Gründlichkeit lieb ich und Fleiß, und gerecht auch such ich zu scheinen,
Wenn das eigene "Schmidt" klar auf dem Titelblatt steht.
Aber in der Kritik, in der Maske griechischen Zeichens --
El, waS scheren mich da Fleiß und Gerechtigkeit noch!




E n g in ut erei

Kaum fünf Lnsiren sinds, da ward in den Fliegenden Blättern
Albions Sohn als Ass Woche für Woche verlacht.
Heute weiß sich der Deutsche nichts Besseres, Schvnres und Feinres,
Als des englischen Ass doppelter Affe zu sei".
Bäckers- und Fleischcrstöchter, sie werfen mit englischen Brocken,
Daß es nur jedermann hör, laut auf der Straße um sich,
I-ntost 8h?Jo -- so steht an dem Laden für Herrenartikel,
Und l'brvo 8biU!nM K-i,t,s stülpt sich der Deutsche aufs Haupt.
Aber das Feinste ist doch, wenn am Arme des Mädchens der Jüngling
Zentnerschwer jetzt hängt und ihres Weges sie - schiebt.




Der Panamastandnl

Alle Welt war entzückt, da den Isthmus ihr wolltet durchstecheni
Jetzt ist alles entsetzt über die "Durchstecherei"!




Der Überflüssige

Ungerecht trägt mich im Mai der Korpsbursch unter dem Arme,
Doch an? dem Winterrockssacl steche ich senkrecht empor.
Nur die Zwinge nach unten gekehrt erscheine ich nimmer,
Und so verfehlte ich denn Sommer und Winter den Zweck.




An die Leser

Immer in Scharen heran! Es grünen lustig die Blatter!
Und ein fröhliches Jahr wünscht Euch der Distichenmann.




Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grnnow in Leipzig
Bevlag von for, Wilh. Grnnow in Leipzig -- Druck von Carl Mnrguarl in Leipzig

Ed. Müllers Berlnc,sbuchhandln»g), ein Album facsimilirter Briefe und Blätter von Kaisern
und .Königen, Königinnen und Fürstinnen, Dichtern und Schrifstellern, Gelehrten und Geist¬
lichen, Künstlern und Künstlerinnen, mit beigefügten biographischen und sonst erläuternden
Skizze», Autographen, wie sie sich bei der Herausgeberin im Lause der Jahre angesammelt
haben: Kaiser Wilhelm und der Sultan, Gcnernlfcldmarschall Moltke und die Dresdner Ober¬
hofprediger Dr. Rüling und or. Dibelins, Ernst Moritz Arndt und Fran Anna Schepeler-
Leite, Alexander von Humboldt und Frau Louise Otto-Peters, Franz Liszt und Klaus Grvth
bunt durcheinander, die einen mit irgend einem Wnhlspruch, die andern mit einem Brief oder
Gedicht, dazu ein Text, wohlmeinend, aber nichtssagend, anspruchslos und anspruchsvoll zu¬
gleich. Nun male man sich aus, wenn alle die Hunderte, die im Besitz ebenso wertvoller
oder »och wertvollerer Autographen sind und ebenso viel oder noch mehr über einige Dutzend
berühmter und unberühmter Zeitgenossen zu sagen Hütten, much Albums sammelten, drucken
ließen und die gednuteulose Buchmncherei dadurch um einen neuen Zweig verwehrten , von
dem die noch gedankenlosere Bnchknnserei ohne Zweifel begierig pflücken würde, und frage
sich, welch ein Geschenk die gutherzige alte Dame der deutschen Litteratur mit diesem Zeit¬
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Erich Schmidt

Gründlichkeit lieb ich und Fleiß, und gerecht auch such ich zu scheinen,
Wenn das eigene „Schmidt" klar auf dem Titelblatt steht.
Aber in der Kritik, in der Maske griechischen Zeichens —
El, waS scheren mich da Fleiß und Gerechtigkeit noch!




E n g in ut erei

Kaum fünf Lnsiren sinds, da ward in den Fliegenden Blättern
Albions Sohn als Ass Woche für Woche verlacht.
Heute weiß sich der Deutsche nichts Besseres, Schvnres und Feinres,
Als des englischen Ass doppelter Affe zu sei».
Bäckers- und Fleischcrstöchter, sie werfen mit englischen Brocken,
Daß es nur jedermann hör, laut auf der Straße um sich,
I-ntost 8h?Jo — so steht an dem Laden für Herrenartikel,
Und l'brvo 8biU!nM K-i,t,s stülpt sich der Deutsche aufs Haupt.
Aber das Feinste ist doch, wenn am Arme des Mädchens der Jüngling
Zentnerschwer jetzt hängt und ihres Weges sie - schiebt.




Der Panamastandnl

Alle Welt war entzückt, da den Isthmus ihr wolltet durchstecheni
Jetzt ist alles entsetzt über die „Durchstecherei"!




Der Überflüssige

Ungerecht trägt mich im Mai der Korpsbursch unter dem Arme,
Doch an? dem Winterrockssacl steche ich senkrecht empor.
Nur die Zwinge nach unten gekehrt erscheine ich nimmer,
Und so verfehlte ich denn Sommer und Winter den Zweck.




An die Leser

Immer in Scharen heran! Es grünen lustig die Blatter!
Und ein fröhliches Jahr wünscht Euch der Distichenmann.




Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grnnow in Leipzig
Bevlag von for, Wilh. Grnnow in Leipzig — Druck von Carl Mnrguarl in Leipzig
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/66>, abgerufen am 28.04.2024.