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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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Die Gesindcnvt.

In unsern Aufsätzen über die Landarbeiterfrage ist nicht
besonders von der Gcsindenot die Rede gewesen, und doch verdient mich der Ge-
sindemangcl Beachtung; ist er doch die einzige Erscheinung im Reiche, ans die
man sich mit einem Scheine von Recht berufen kann, wenn man den Mangel an
Arbeitsgelegenheit bestreiten will, denn sie tritt auch in Gegenden hervor, die nicht,
wie einige Kreise der östlichen Provinzen, künstlich entvölkert worden sind. Die
bekannten "psychologischen Momente" hätten für sich allein die Gesindenot sicherlich
nicht erzeugt. Was soll denn das heißen, die Leute strömten in die. Stadt, um
dort "ungebundner" zu leben? Wo lebt man denn ungebundner als auf dem
Lande? Bei der ländlichen Arbeit bewegen sich die Leute viel freier als in der
Fabrik; wenigstens gilt das vom bäuerlichen Gesinde, hinter dem kein Wirtschafts¬
inspektor mit der Reitpeitsche steht. Was insbesondre den geschlechtlichen Verkehr
anlangt, an den man ja doch bei den Worten Ungebundenheit und Zügellosigkeit
vor allem denkt, so Habens in diesem Stück die Knechte und Mägde in allen
deutschen Landschaften von den Alpen bis an die Eider mindens "so gut" wie
die Fabrikarbeiter der Großstädte und Jndustriebezirke, nnr daß freilich der Pferde-
junge von den Mägden ausgelacht und von den Knechten durchgewalkt wird, wenn
er mitthun will, denn anf Rangordnung und Altersunterschiede halten sie noch
auf dem Dorfe. Die Arbeitzeit ist allerdings im Sommer sehr lang, jedoch bei
Arbeiten, die nicht ""angenehm sind und meistens in fröhlichster Stimmung ver¬
richtet werden, ""d dafür können die Leute im Winter ausruhn und ausschlafen.
Insofern allerdings hat sich die Lage der Leute seit einigen Jahrzehnten ver¬
schlimmert, als ihnen ihre Erholung verkürzt wird. Volkstümliche Vergnügungen
werde" vielfach als "grober Unfug" verboten, Tänze im Freien oder auf der
Te""e giebts "icht mehr, das Tanzen im Kretscham wird nnr vier- oder sechsmal
>in Jahre gestattet, und der Bauer ist zu vornehm geworden, um den Knechten
"ut Mägden für ihre Unterhaltung an Winterabenden eine Stube zur Verfügung
stellen. Aber so weit geht der Verdruß über diese ""günstige Änderung gewiß
nicht, daß er einen K"echt bestimmen könnte, in eine Spinnsabrik zu kriechen, einen
Knecht, der seinem Herrn den Haber stiehlt, um seiue Lieblinge rund und fett zu
futtern, und der stolz wie el" König auf dem Bocke sitzt, wenn er des Sonntags
mit seinem prächtigen Gespann den Herrn zur Kirche fährt oder im Winter i" wilder
^chlitteiijagd über den Schnee dahinknallt; nein, so dumm ist kein Knecht! Eine
Kutsch^'stelle bei einer Stadtherrschaft allerdings, die verschmäht er nicht, und zu einer
solclM verhilft ihm oft genng das Militär. Die moderne Abneigung endlich gegen das
Dienen überhaupt hat sich uur dort eingenistet, wo das Land schon ganz mit städtischen
Elementen durchsetzt ist, und wo es gar keine richtige Bauernschaft mehr giebt; den
Bewohnern rein ländlicher Bezirke ist diese Empfindung des "freie" Staatsbürgers"
kramt; freilich schrumpfen diese Bezirke immer mehr zusammen.

Ein wenig anders steht es beim weiblichen Geschlecht. Hier handelt es sich
nicht um das StnatSbürgerbewußtsein, das dem freie" Manne verbietet, ein Herren¬
knecht z" werde", sonder" um die Eitelkeit; das Mägdlein will eine Dame werden,
wie die ihr bekannten "Fräuleins" aus der benachbarten Stadt, und darum greift
Ne uach der Filetnadel und zieht zum Ausgehen Handschuhe an; eine Hand aber,
die einmal Glaeeehandschnhe getragen hat, rührt keine Mistgabel mehr °ein.

Indes das alles sind doch nur Mitursachen; die Hauptursache ist, daß der
^laut zusammenschmilzt, aus dem daS Gesinde hervorgeht. Ehedem war das
l-er Bnuerustand insgesamt. Jeder Bauer mußte gewärtig sein, daß einige seiner
Binder zum Gesindedienst ans dem Hof gezwungen wurden, und auch ungezwungen


Grenzboten IV 1893 IN

Die Gesindcnvt.

In unsern Aufsätzen über die Landarbeiterfrage ist nicht
besonders von der Gcsindenot die Rede gewesen, und doch verdient mich der Ge-
sindemangcl Beachtung; ist er doch die einzige Erscheinung im Reiche, ans die
man sich mit einem Scheine von Recht berufen kann, wenn man den Mangel an
Arbeitsgelegenheit bestreiten will, denn sie tritt auch in Gegenden hervor, die nicht,
wie einige Kreise der östlichen Provinzen, künstlich entvölkert worden sind. Die
bekannten „psychologischen Momente" hätten für sich allein die Gesindenot sicherlich
nicht erzeugt. Was soll denn das heißen, die Leute strömten in die. Stadt, um
dort „ungebundner" zu leben? Wo lebt man denn ungebundner als auf dem
Lande? Bei der ländlichen Arbeit bewegen sich die Leute viel freier als in der
Fabrik; wenigstens gilt das vom bäuerlichen Gesinde, hinter dem kein Wirtschafts¬
inspektor mit der Reitpeitsche steht. Was insbesondre den geschlechtlichen Verkehr
anlangt, an den man ja doch bei den Worten Ungebundenheit und Zügellosigkeit
vor allem denkt, so Habens in diesem Stück die Knechte und Mägde in allen
deutschen Landschaften von den Alpen bis an die Eider mindens „so gut" wie
die Fabrikarbeiter der Großstädte und Jndustriebezirke, nnr daß freilich der Pferde-
junge von den Mägden ausgelacht und von den Knechten durchgewalkt wird, wenn
er mitthun will, denn anf Rangordnung und Altersunterschiede halten sie noch
auf dem Dorfe. Die Arbeitzeit ist allerdings im Sommer sehr lang, jedoch bei
Arbeiten, die nicht »»angenehm sind und meistens in fröhlichster Stimmung ver¬
richtet werden, »«d dafür können die Leute im Winter ausruhn und ausschlafen.
Insofern allerdings hat sich die Lage der Leute seit einigen Jahrzehnten ver¬
schlimmert, als ihnen ihre Erholung verkürzt wird. Volkstümliche Vergnügungen
werde» vielfach als „grober Unfug" verboten, Tänze im Freien oder auf der
Te»»e giebts »icht mehr, das Tanzen im Kretscham wird nnr vier- oder sechsmal
>in Jahre gestattet, und der Bauer ist zu vornehm geworden, um den Knechten
»ut Mägden für ihre Unterhaltung an Winterabenden eine Stube zur Verfügung
stellen. Aber so weit geht der Verdruß über diese »»günstige Änderung gewiß
nicht, daß er einen K»echt bestimmen könnte, in eine Spinnsabrik zu kriechen, einen
Knecht, der seinem Herrn den Haber stiehlt, um seiue Lieblinge rund und fett zu
futtern, und der stolz wie el» König auf dem Bocke sitzt, wenn er des Sonntags
mit seinem prächtigen Gespann den Herrn zur Kirche fährt oder im Winter i» wilder
^chlitteiijagd über den Schnee dahinknallt; nein, so dumm ist kein Knecht! Eine
Kutsch^'stelle bei einer Stadtherrschaft allerdings, die verschmäht er nicht, und zu einer
solclM verhilft ihm oft genng das Militär. Die moderne Abneigung endlich gegen das
Dienen überhaupt hat sich uur dort eingenistet, wo das Land schon ganz mit städtischen
Elementen durchsetzt ist, und wo es gar keine richtige Bauernschaft mehr giebt; den
Bewohnern rein ländlicher Bezirke ist diese Empfindung des „freie» Staatsbürgers"
kramt; freilich schrumpfen diese Bezirke immer mehr zusammen.

Ein wenig anders steht es beim weiblichen Geschlecht. Hier handelt es sich
nicht um das StnatSbürgerbewußtsein, das dem freie» Manne verbietet, ein Herren¬
knecht z» werde», sonder» um die Eitelkeit; das Mägdlein will eine Dame werden,
wie die ihr bekannten „Fräuleins" aus der benachbarten Stadt, und darum greift
Ne uach der Filetnadel und zieht zum Ausgehen Handschuhe an; eine Hand aber,
die einmal Glaeeehandschnhe getragen hat, rührt keine Mistgabel mehr °ein.

Indes das alles sind doch nur Mitursachen; die Hauptursache ist, daß der
^laut zusammenschmilzt, aus dem daS Gesinde hervorgeht. Ehedem war das
l-er Bnuerustand insgesamt. Jeder Bauer mußte gewärtig sein, daß einige seiner
Binder zum Gesindedienst ans dem Hof gezwungen wurden, und auch ungezwungen


Grenzboten IV 1893 IN
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[0553] Die Gesindcnvt. In unsern Aufsätzen über die Landarbeiterfrage ist nicht besonders von der Gcsindenot die Rede gewesen, und doch verdient mich der Ge- sindemangcl Beachtung; ist er doch die einzige Erscheinung im Reiche, ans die man sich mit einem Scheine von Recht berufen kann, wenn man den Mangel an Arbeitsgelegenheit bestreiten will, denn sie tritt auch in Gegenden hervor, die nicht, wie einige Kreise der östlichen Provinzen, künstlich entvölkert worden sind. Die bekannten „psychologischen Momente" hätten für sich allein die Gesindenot sicherlich nicht erzeugt. Was soll denn das heißen, die Leute strömten in die. Stadt, um dort „ungebundner" zu leben? Wo lebt man denn ungebundner als auf dem Lande? Bei der ländlichen Arbeit bewegen sich die Leute viel freier als in der Fabrik; wenigstens gilt das vom bäuerlichen Gesinde, hinter dem kein Wirtschafts¬ inspektor mit der Reitpeitsche steht. Was insbesondre den geschlechtlichen Verkehr anlangt, an den man ja doch bei den Worten Ungebundenheit und Zügellosigkeit vor allem denkt, so Habens in diesem Stück die Knechte und Mägde in allen deutschen Landschaften von den Alpen bis an die Eider mindens „so gut" wie die Fabrikarbeiter der Großstädte und Jndustriebezirke, nnr daß freilich der Pferde- junge von den Mägden ausgelacht und von den Knechten durchgewalkt wird, wenn er mitthun will, denn anf Rangordnung und Altersunterschiede halten sie noch auf dem Dorfe. Die Arbeitzeit ist allerdings im Sommer sehr lang, jedoch bei Arbeiten, die nicht »»angenehm sind und meistens in fröhlichster Stimmung ver¬ richtet werden, »«d dafür können die Leute im Winter ausruhn und ausschlafen. Insofern allerdings hat sich die Lage der Leute seit einigen Jahrzehnten ver¬ schlimmert, als ihnen ihre Erholung verkürzt wird. Volkstümliche Vergnügungen werde» vielfach als „grober Unfug" verboten, Tänze im Freien oder auf der Te»»e giebts »icht mehr, das Tanzen im Kretscham wird nnr vier- oder sechsmal >in Jahre gestattet, und der Bauer ist zu vornehm geworden, um den Knechten »ut Mägden für ihre Unterhaltung an Winterabenden eine Stube zur Verfügung stellen. Aber so weit geht der Verdruß über diese »»günstige Änderung gewiß nicht, daß er einen K»echt bestimmen könnte, in eine Spinnsabrik zu kriechen, einen Knecht, der seinem Herrn den Haber stiehlt, um seiue Lieblinge rund und fett zu futtern, und der stolz wie el» König auf dem Bocke sitzt, wenn er des Sonntags mit seinem prächtigen Gespann den Herrn zur Kirche fährt oder im Winter i» wilder ^chlitteiijagd über den Schnee dahinknallt; nein, so dumm ist kein Knecht! Eine Kutsch^'stelle bei einer Stadtherrschaft allerdings, die verschmäht er nicht, und zu einer solclM verhilft ihm oft genng das Militär. Die moderne Abneigung endlich gegen das Dienen überhaupt hat sich uur dort eingenistet, wo das Land schon ganz mit städtischen Elementen durchsetzt ist, und wo es gar keine richtige Bauernschaft mehr giebt; den Bewohnern rein ländlicher Bezirke ist diese Empfindung des „freie» Staatsbürgers" kramt; freilich schrumpfen diese Bezirke immer mehr zusammen. Ein wenig anders steht es beim weiblichen Geschlecht. Hier handelt es sich nicht um das StnatSbürgerbewußtsein, das dem freie» Manne verbietet, ein Herren¬ knecht z» werde», sonder» um die Eitelkeit; das Mägdlein will eine Dame werden, wie die ihr bekannten „Fräuleins" aus der benachbarten Stadt, und darum greift Ne uach der Filetnadel und zieht zum Ausgehen Handschuhe an; eine Hand aber, die einmal Glaeeehandschnhe getragen hat, rührt keine Mistgabel mehr °ein. Indes das alles sind doch nur Mitursachen; die Hauptursache ist, daß der ^laut zusammenschmilzt, aus dem daS Gesinde hervorgeht. Ehedem war das l-er Bnuerustand insgesamt. Jeder Bauer mußte gewärtig sein, daß einige seiner Binder zum Gesindedienst ans dem Hof gezwungen wurden, und auch ungezwungen Grenzboten IV 1893 IN

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/553>, abgerufen am 04.05.2024.