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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

des Verhältnisses zwischen Kunden und Produzenten überall da, wo es unvernünftig
ist, würde den ersten, unumgänglich notwendigen Schritt zu solcher Überführung
bilden. Die Losung aller vernünftige" Leute muß sein: wir kaufen, was uns ge¬
fällt und was wir brauchen, und das sollt ihr uns schaffen; überflüssigen oder
geschmacklosen Plunder lassen wir liegen. Was Berliner Proletarier in Sachen
des Bieres gekonnt haben, das unter allen Tyrannen nach dem Tabak der mäch¬
tigste ist in deutsche" Landen, das wird doch wohl jede andre Bevölkerungsklasse
in Sachen jeder andern Güterart vermögen.




Zwei Blätter haben doch die Albernheiten der ehrenwerten Conscrvcitivcn
Correspondenz abgedruckt. Bei dem eine" -- dem Chemnitzer Tageblatt --
zucken wir die Achseln und deuten: Sie wissen nicht, was sie thun! Für dieses
Blatt war es etwas, was schwarz auf weis; stand, und zwar in einer Korrespondenz,
die sich konservativ nennt: dem darf man in Chemnitz vertrauen. Bei dem andern
aber -- den Hamburger Nachrichten -- "thuts uns weh." Denn die Ham¬
burger Nachrichten sehen unsre Hefte jede Woche und wissen, was drin steht. Was
hatten sie für einen Grund, sich zum Sprachrohr der konservativen Verleumderin
zu machen?

An der Konservativen Correspondenz ist uns immer aufgefallen, daß sie sich
so, mit C C, schreibt, während sie unter ihrer Titelzeile die Bemerkung: heraus¬
gegeben im Auftrag des Wahlvereins der deutscheu Konservativen, mit K, trägt.
Soll hiermit fein angedeutet werden, daß es Unterschiede im Konservativen giebt?
Die Konservativen haben manchen dunkeln Ehrenmann an ihren Rockschößen hängen,
wie andre Parteien auch; wäre es darum nicht zweckmäßig, wenn man konsequent
den einen Anfangsbuchstaben da anwendete, wo man die ehrlichen Leute, und den
ander" dn, wo man die -- andern meint?

Wir mochten die "verschiednen Seiten," die uns "in tendenziöser Absicht
als ein konservatives Organ bezeichnen," bitten, in solchen Fällen stets k zu schreiben,
nach Duden und den amtlichen Regeln. Dn man uns nicht aus Bosheit konservativ
genannt hat, sondern damit offenbar nur hat sagen wollen, daß man uns auf
ehrlich und vernünftig konservativem Standpunkte sähe, so können wir uns diese
Bezeichnung ebenso gut gefallen lassen, wie wenn man uus auf andern "verschiednen
Seiten" liberal nennt. Man nennt uns ja, je nach der Partei, zu der man
schwört, auch "reaktionär" und "radikal." Das haben wir mehr für Redeblumen
gehalten.




Litteratur

Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften in selbständigen Bänden, heraus¬
gegeben von Kuno Fr arten stein. Leipzig. C. L. Hirschfeld. (Jeder Band ist einzeln
käuflich)

Nachdem wir vor kurzem die Vollendung des Handwörterbuchs der Staats-
wissenschaften melden konnten, können wir heute ein ähnliches Unternehmen an¬
kündige", das jenem ergänzend zur Seite tritt. Der Name würde richtiger lauten:
Bibliothek stnatswissenschaftlicher Ha"dbiicher, den" das Ganze, das sich in die drei
Hauptabteilungen: Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft, Staats- und Vcrwal-


Litteratur

des Verhältnisses zwischen Kunden und Produzenten überall da, wo es unvernünftig
ist, würde den ersten, unumgänglich notwendigen Schritt zu solcher Überführung
bilden. Die Losung aller vernünftige» Leute muß sein: wir kaufen, was uns ge¬
fällt und was wir brauchen, und das sollt ihr uns schaffen; überflüssigen oder
geschmacklosen Plunder lassen wir liegen. Was Berliner Proletarier in Sachen
des Bieres gekonnt haben, das unter allen Tyrannen nach dem Tabak der mäch¬
tigste ist in deutsche» Landen, das wird doch wohl jede andre Bevölkerungsklasse
in Sachen jeder andern Güterart vermögen.




Zwei Blätter haben doch die Albernheiten der ehrenwerten Conscrvcitivcn
Correspondenz abgedruckt. Bei dem eine» — dem Chemnitzer Tageblatt —
zucken wir die Achseln und deuten: Sie wissen nicht, was sie thun! Für dieses
Blatt war es etwas, was schwarz auf weis; stand, und zwar in einer Korrespondenz,
die sich konservativ nennt: dem darf man in Chemnitz vertrauen. Bei dem andern
aber — den Hamburger Nachrichten — „thuts uns weh." Denn die Ham¬
burger Nachrichten sehen unsre Hefte jede Woche und wissen, was drin steht. Was
hatten sie für einen Grund, sich zum Sprachrohr der konservativen Verleumderin
zu machen?

An der Konservativen Correspondenz ist uns immer aufgefallen, daß sie sich
so, mit C C, schreibt, während sie unter ihrer Titelzeile die Bemerkung: heraus¬
gegeben im Auftrag des Wahlvereins der deutscheu Konservativen, mit K, trägt.
Soll hiermit fein angedeutet werden, daß es Unterschiede im Konservativen giebt?
Die Konservativen haben manchen dunkeln Ehrenmann an ihren Rockschößen hängen,
wie andre Parteien auch; wäre es darum nicht zweckmäßig, wenn man konsequent
den einen Anfangsbuchstaben da anwendete, wo man die ehrlichen Leute, und den
ander» dn, wo man die — andern meint?

Wir mochten die „verschiednen Seiten," die uns „in tendenziöser Absicht
als ein konservatives Organ bezeichnen," bitten, in solchen Fällen stets k zu schreiben,
nach Duden und den amtlichen Regeln. Dn man uns nicht aus Bosheit konservativ
genannt hat, sondern damit offenbar nur hat sagen wollen, daß man uns auf
ehrlich und vernünftig konservativem Standpunkte sähe, so können wir uns diese
Bezeichnung ebenso gut gefallen lassen, wie wenn man uus auf andern „verschiednen
Seiten" liberal nennt. Man nennt uns ja, je nach der Partei, zu der man
schwört, auch „reaktionär" und „radikal." Das haben wir mehr für Redeblumen
gehalten.




Litteratur

Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften in selbständigen Bänden, heraus¬
gegeben von Kuno Fr arten stein. Leipzig. C. L. Hirschfeld. (Jeder Band ist einzeln
käuflich)

Nachdem wir vor kurzem die Vollendung des Handwörterbuchs der Staats-
wissenschaften melden konnten, können wir heute ein ähnliches Unternehmen an¬
kündige», das jenem ergänzend zur Seite tritt. Der Name würde richtiger lauten:
Bibliothek stnatswissenschaftlicher Ha»dbiicher, den» das Ganze, das sich in die drei
Hauptabteilungen: Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft, Staats- und Vcrwal-


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[0101] Litteratur des Verhältnisses zwischen Kunden und Produzenten überall da, wo es unvernünftig ist, würde den ersten, unumgänglich notwendigen Schritt zu solcher Überführung bilden. Die Losung aller vernünftige» Leute muß sein: wir kaufen, was uns ge¬ fällt und was wir brauchen, und das sollt ihr uns schaffen; überflüssigen oder geschmacklosen Plunder lassen wir liegen. Was Berliner Proletarier in Sachen des Bieres gekonnt haben, das unter allen Tyrannen nach dem Tabak der mäch¬ tigste ist in deutsche» Landen, das wird doch wohl jede andre Bevölkerungsklasse in Sachen jeder andern Güterart vermögen. Zwei Blätter haben doch die Albernheiten der ehrenwerten Conscrvcitivcn Correspondenz abgedruckt. Bei dem eine» — dem Chemnitzer Tageblatt — zucken wir die Achseln und deuten: Sie wissen nicht, was sie thun! Für dieses Blatt war es etwas, was schwarz auf weis; stand, und zwar in einer Korrespondenz, die sich konservativ nennt: dem darf man in Chemnitz vertrauen. Bei dem andern aber — den Hamburger Nachrichten — „thuts uns weh." Denn die Ham¬ burger Nachrichten sehen unsre Hefte jede Woche und wissen, was drin steht. Was hatten sie für einen Grund, sich zum Sprachrohr der konservativen Verleumderin zu machen? An der Konservativen Correspondenz ist uns immer aufgefallen, daß sie sich so, mit C C, schreibt, während sie unter ihrer Titelzeile die Bemerkung: heraus¬ gegeben im Auftrag des Wahlvereins der deutscheu Konservativen, mit K, trägt. Soll hiermit fein angedeutet werden, daß es Unterschiede im Konservativen giebt? Die Konservativen haben manchen dunkeln Ehrenmann an ihren Rockschößen hängen, wie andre Parteien auch; wäre es darum nicht zweckmäßig, wenn man konsequent den einen Anfangsbuchstaben da anwendete, wo man die ehrlichen Leute, und den ander» dn, wo man die — andern meint? Wir mochten die „verschiednen Seiten," die uns „in tendenziöser Absicht als ein konservatives Organ bezeichnen," bitten, in solchen Fällen stets k zu schreiben, nach Duden und den amtlichen Regeln. Dn man uns nicht aus Bosheit konservativ genannt hat, sondern damit offenbar nur hat sagen wollen, daß man uns auf ehrlich und vernünftig konservativem Standpunkte sähe, so können wir uns diese Bezeichnung ebenso gut gefallen lassen, wie wenn man uus auf andern „verschiednen Seiten" liberal nennt. Man nennt uns ja, je nach der Partei, zu der man schwört, auch „reaktionär" und „radikal." Das haben wir mehr für Redeblumen gehalten. Litteratur Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften in selbständigen Bänden, heraus¬ gegeben von Kuno Fr arten stein. Leipzig. C. L. Hirschfeld. (Jeder Band ist einzeln käuflich) Nachdem wir vor kurzem die Vollendung des Handwörterbuchs der Staats- wissenschaften melden konnten, können wir heute ein ähnliches Unternehmen an¬ kündige», das jenem ergänzend zur Seite tritt. Der Name würde richtiger lauten: Bibliothek stnatswissenschaftlicher Ha»dbiicher, den» das Ganze, das sich in die drei Hauptabteilungen: Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft, Staats- und Vcrwal-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219001/101>, abgerufen am 27.04.2024.