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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wir fragen uns: Wer ist so Urteils- und geschmacklos, eine vertraute Plau¬
derei, die so deu Stempel des Vorgesprächs trägt, der Öffentlichkeit zu übergeben?
Der Verdacht, daß der Gedanke Bismarcks ius Unkenntliche verzerrt sei, ist kaum
abzuweisen. Man ziehe doch die Summe dieser politischen Rechnung und sehe,
was für Deutschland bleibt. Aber es ist ja auch uicht unmöglich, daß der große
Staatsmann gerade so gesprochen hat. Dann ist er zu bedauern, daß er Zuhörer
gehabt hat, die auch solche Scherze für genial und der Aufbewahrung würdig hielten.
Für unsre Zeitungen ist die Veröffentlichung von Aussprüchen Bismarcks eine Art
Sport geworden. Wenn ein Paar Tage verstrichen sind, ohne daß eine Unter-
redung oder eine Rede von ihm gebracht werden konnte, scheinen sie eine gähnende
Lücke zu empfinden. Auf Sinn und Gehalt kommt es gar uicht mehr an. Wie
wenig nun gerade diese Erinnerung zu der ernsten Arbeit stimmt, die seit Jahren
in Deutsch-Ostafrika geräuschlos geleistet wird, dem Tauschobjekt, das sich mehr und
mehr als eine treffliche, wenn auch schwere Schule der Tropeukolvnisation für
Deutschland erweist, das empfinden sie gar nicht. Und wie sie das Politische Urteil
trüben, das bei uns in kolonialen Dingen ohnehin so jung ist, erst recht nicht.


Zur Abwehr.

Die Post bringt in Ur. 2!>l. vom 28. Oktober 1895 unter
Revue der Presse nachfolgende Bemerkungen:

Durch ihre sozialistische" Neigungen fällt erneut die Zeitschrift Grenzboten uns; die
Schlesische Zeitung nagelt hierfür folgende Proben fest:

"Ein Artikel der Grenzboten über denBreslauer sozialdemokratischen Parteitag beginnt
mit folgenden Sätzen: Von allen Parteitagen ist der sozialdemokratische der erträglichste.
Während auf den Versammlungen der herrschenden Parteien die bekannten Redensarten von
Automaten heruntergeklappert werden, die dabei so wenig fühlen wie ein Hammerstein beim
Preise der christlich-germanischen Tugend, sieht und hört man bei den Sozialdemokraten warme
Menschen, die warm von menschlichen Dingen reden. . . . Hätten unsre Arbeiter die englische
Koalitionsfreiheit, so konnten sie sich gleich ihren englischen Genossen auf ihre Gewerkschafts¬
angelegenheiten beschränken; da sie sie nicht haben, so bleibt ihnen nichts übrig, als eine den
herrschenden Parteien feindliche politische Partei zu bilden und sich das Recht, das ihnen ver¬
weigert wird, zu erkämpfen."

Diese Auslassung ist unes ihrem ganzen Zusammenhang offenbar feindlich ge¬
meint, um "ach berühmtem Muster die Grenzboten in der öffentlichen Meinung
der sozialdemokratischen Gesinnung zu verdächtigen.

Was ärgert nun eigentlich die Post an diesem doch anscheinend recht harm¬
losen Auszuge ans dem Maßgeblichen und Unmaßgeblichen des Heftes 42? Darf
man überschwnngliche, überzeugnngstrcn vorgetragne Ansichten nicht mehr interessant
finden, ohne sozialistischer Neigungen verdächtig zu sein, oder wird man dadurch
Sozialdemokrat, daß man durch vernünftige Maßregeln die Sozinldemokratie von
der politischen Bühne hinwegzndrängen sucht? Auch die verehrliche Post wird ein¬
sehen, daß Saladin, der in seiner Güte durch Freigebigkeit die Bettler mit Stumpf
und Stiel vertilgen wollte, der Bettelei selbst und dem Bettelstnnde wahrhaft feind
gewesen ist. Muß ferner jeder, der nicht auf Seiten der Sozialdemokraten steht, in
Wort und Schrift mit automatischer Feierlichkeit deu Zweifel an ihrer Über¬
zeugungstreue herunterleiern? Hat doch Mirabeau bloß deshalb die Macht des
tyrannischen Robespierre vorausgesagt, weil er erkannte, daß der Mann an das
glaubte, was er redete. Trotzdem wird doch kein vernünftiger Mensch behaupten
dürfen, daß Mirabeau jemals auf dem Politischen Standpunkte Robespierres ge¬
standen hätte. Wer die Kölnische Zeitung nicht nur mit Vergnügen liest, sondern
auch ihre Ansichten für die allein richtigen hält, der darf doch immerhin ihre Kollegin,
die eine schnurstracks entgegengesetzte Politische Richtung verfolgt, die Kölnische


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wir fragen uns: Wer ist so Urteils- und geschmacklos, eine vertraute Plau¬
derei, die so deu Stempel des Vorgesprächs trägt, der Öffentlichkeit zu übergeben?
Der Verdacht, daß der Gedanke Bismarcks ius Unkenntliche verzerrt sei, ist kaum
abzuweisen. Man ziehe doch die Summe dieser politischen Rechnung und sehe,
was für Deutschland bleibt. Aber es ist ja auch uicht unmöglich, daß der große
Staatsmann gerade so gesprochen hat. Dann ist er zu bedauern, daß er Zuhörer
gehabt hat, die auch solche Scherze für genial und der Aufbewahrung würdig hielten.
Für unsre Zeitungen ist die Veröffentlichung von Aussprüchen Bismarcks eine Art
Sport geworden. Wenn ein Paar Tage verstrichen sind, ohne daß eine Unter-
redung oder eine Rede von ihm gebracht werden konnte, scheinen sie eine gähnende
Lücke zu empfinden. Auf Sinn und Gehalt kommt es gar uicht mehr an. Wie
wenig nun gerade diese Erinnerung zu der ernsten Arbeit stimmt, die seit Jahren
in Deutsch-Ostafrika geräuschlos geleistet wird, dem Tauschobjekt, das sich mehr und
mehr als eine treffliche, wenn auch schwere Schule der Tropeukolvnisation für
Deutschland erweist, das empfinden sie gar nicht. Und wie sie das Politische Urteil
trüben, das bei uns in kolonialen Dingen ohnehin so jung ist, erst recht nicht.


Zur Abwehr.

Die Post bringt in Ur. 2!>l. vom 28. Oktober 1895 unter
Revue der Presse nachfolgende Bemerkungen:

Durch ihre sozialistische» Neigungen fällt erneut die Zeitschrift Grenzboten uns; die
Schlesische Zeitung nagelt hierfür folgende Proben fest:

„Ein Artikel der Grenzboten über denBreslauer sozialdemokratischen Parteitag beginnt
mit folgenden Sätzen: Von allen Parteitagen ist der sozialdemokratische der erträglichste.
Während auf den Versammlungen der herrschenden Parteien die bekannten Redensarten von
Automaten heruntergeklappert werden, die dabei so wenig fühlen wie ein Hammerstein beim
Preise der christlich-germanischen Tugend, sieht und hört man bei den Sozialdemokraten warme
Menschen, die warm von menschlichen Dingen reden. . . . Hätten unsre Arbeiter die englische
Koalitionsfreiheit, so konnten sie sich gleich ihren englischen Genossen auf ihre Gewerkschafts¬
angelegenheiten beschränken; da sie sie nicht haben, so bleibt ihnen nichts übrig, als eine den
herrschenden Parteien feindliche politische Partei zu bilden und sich das Recht, das ihnen ver¬
weigert wird, zu erkämpfen."

Diese Auslassung ist unes ihrem ganzen Zusammenhang offenbar feindlich ge¬
meint, um »ach berühmtem Muster die Grenzboten in der öffentlichen Meinung
der sozialdemokratischen Gesinnung zu verdächtigen.

Was ärgert nun eigentlich die Post an diesem doch anscheinend recht harm¬
losen Auszuge ans dem Maßgeblichen und Unmaßgeblichen des Heftes 42? Darf
man überschwnngliche, überzeugnngstrcn vorgetragne Ansichten nicht mehr interessant
finden, ohne sozialistischer Neigungen verdächtig zu sein, oder wird man dadurch
Sozialdemokrat, daß man durch vernünftige Maßregeln die Sozinldemokratie von
der politischen Bühne hinwegzndrängen sucht? Auch die verehrliche Post wird ein¬
sehen, daß Saladin, der in seiner Güte durch Freigebigkeit die Bettler mit Stumpf
und Stiel vertilgen wollte, der Bettelei selbst und dem Bettelstnnde wahrhaft feind
gewesen ist. Muß ferner jeder, der nicht auf Seiten der Sozialdemokraten steht, in
Wort und Schrift mit automatischer Feierlichkeit deu Zweifel an ihrer Über¬
zeugungstreue herunterleiern? Hat doch Mirabeau bloß deshalb die Macht des
tyrannischen Robespierre vorausgesagt, weil er erkannte, daß der Mann an das
glaubte, was er redete. Trotzdem wird doch kein vernünftiger Mensch behaupten
dürfen, daß Mirabeau jemals auf dem Politischen Standpunkte Robespierres ge¬
standen hätte. Wer die Kölnische Zeitung nicht nur mit Vergnügen liest, sondern
auch ihre Ansichten für die allein richtigen hält, der darf doch immerhin ihre Kollegin,
die eine schnurstracks entgegengesetzte Politische Richtung verfolgt, die Kölnische


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[0255] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wir fragen uns: Wer ist so Urteils- und geschmacklos, eine vertraute Plau¬ derei, die so deu Stempel des Vorgesprächs trägt, der Öffentlichkeit zu übergeben? Der Verdacht, daß der Gedanke Bismarcks ius Unkenntliche verzerrt sei, ist kaum abzuweisen. Man ziehe doch die Summe dieser politischen Rechnung und sehe, was für Deutschland bleibt. Aber es ist ja auch uicht unmöglich, daß der große Staatsmann gerade so gesprochen hat. Dann ist er zu bedauern, daß er Zuhörer gehabt hat, die auch solche Scherze für genial und der Aufbewahrung würdig hielten. Für unsre Zeitungen ist die Veröffentlichung von Aussprüchen Bismarcks eine Art Sport geworden. Wenn ein Paar Tage verstrichen sind, ohne daß eine Unter- redung oder eine Rede von ihm gebracht werden konnte, scheinen sie eine gähnende Lücke zu empfinden. Auf Sinn und Gehalt kommt es gar uicht mehr an. Wie wenig nun gerade diese Erinnerung zu der ernsten Arbeit stimmt, die seit Jahren in Deutsch-Ostafrika geräuschlos geleistet wird, dem Tauschobjekt, das sich mehr und mehr als eine treffliche, wenn auch schwere Schule der Tropeukolvnisation für Deutschland erweist, das empfinden sie gar nicht. Und wie sie das Politische Urteil trüben, das bei uns in kolonialen Dingen ohnehin so jung ist, erst recht nicht. Zur Abwehr. Die Post bringt in Ur. 2!>l. vom 28. Oktober 1895 unter Revue der Presse nachfolgende Bemerkungen: Durch ihre sozialistische» Neigungen fällt erneut die Zeitschrift Grenzboten uns; die Schlesische Zeitung nagelt hierfür folgende Proben fest: „Ein Artikel der Grenzboten über denBreslauer sozialdemokratischen Parteitag beginnt mit folgenden Sätzen: Von allen Parteitagen ist der sozialdemokratische der erträglichste. Während auf den Versammlungen der herrschenden Parteien die bekannten Redensarten von Automaten heruntergeklappert werden, die dabei so wenig fühlen wie ein Hammerstein beim Preise der christlich-germanischen Tugend, sieht und hört man bei den Sozialdemokraten warme Menschen, die warm von menschlichen Dingen reden. . . . Hätten unsre Arbeiter die englische Koalitionsfreiheit, so konnten sie sich gleich ihren englischen Genossen auf ihre Gewerkschafts¬ angelegenheiten beschränken; da sie sie nicht haben, so bleibt ihnen nichts übrig, als eine den herrschenden Parteien feindliche politische Partei zu bilden und sich das Recht, das ihnen ver¬ weigert wird, zu erkämpfen." Diese Auslassung ist unes ihrem ganzen Zusammenhang offenbar feindlich ge¬ meint, um »ach berühmtem Muster die Grenzboten in der öffentlichen Meinung der sozialdemokratischen Gesinnung zu verdächtigen. Was ärgert nun eigentlich die Post an diesem doch anscheinend recht harm¬ losen Auszuge ans dem Maßgeblichen und Unmaßgeblichen des Heftes 42? Darf man überschwnngliche, überzeugnngstrcn vorgetragne Ansichten nicht mehr interessant finden, ohne sozialistischer Neigungen verdächtig zu sein, oder wird man dadurch Sozialdemokrat, daß man durch vernünftige Maßregeln die Sozinldemokratie von der politischen Bühne hinwegzndrängen sucht? Auch die verehrliche Post wird ein¬ sehen, daß Saladin, der in seiner Güte durch Freigebigkeit die Bettler mit Stumpf und Stiel vertilgen wollte, der Bettelei selbst und dem Bettelstnnde wahrhaft feind gewesen ist. Muß ferner jeder, der nicht auf Seiten der Sozialdemokraten steht, in Wort und Schrift mit automatischer Feierlichkeit deu Zweifel an ihrer Über¬ zeugungstreue herunterleiern? Hat doch Mirabeau bloß deshalb die Macht des tyrannischen Robespierre vorausgesagt, weil er erkannte, daß der Mann an das glaubte, was er redete. Trotzdem wird doch kein vernünftiger Mensch behaupten dürfen, daß Mirabeau jemals auf dem Politischen Standpunkte Robespierres ge¬ standen hätte. Wer die Kölnische Zeitung nicht nur mit Vergnügen liest, sondern auch ihre Ansichten für die allein richtigen hält, der darf doch immerhin ihre Kollegin, die eine schnurstracks entgegengesetzte Politische Richtung verfolgt, die Kölnische

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/255>, abgerufen am 22.05.2024.