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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vor nichts schrickt der Dichter zurück. Wenn er die armen, verhärmten Bauern
an Stricken, wie Vieh hereinbringen und sie durch die trunkner Junker peitschen
läßt, so wirkt das gewiß brutal und abstoßend; und es ist erklärlich, daß diese
Szene bei der ersten Ausführung des Dramas einen minutenlangen Skandal her¬
vorrief. Aber der Auftritt entspringt einer unerbittlichen Konsequenz und ist, an
historischer Wahrheit, vielleicht das echteste in dem ganzen Stück. Sodann wirkt
der Kontrast zwischen dieser wimmernden Schar und der lauten, siegesübermütigen,
trunkner Bande im ersten Akte gewaltig; hier zeigt sich wieder der Dramatiker.
Aber dieser fünfte Akt vermag das "Bühnenspiel" in seiner Gesamtheit nicht zu
retten. Es bleibt ein Werk ohne künstlerische Harmonie, es bleibt auch darin
hinter dem von Gerhart Hauptmann erwarteten zurück, daß aus der verwirrenden
Fülle der Personen nicht eine Gestalt, außer Florian Geyer, scharf hervorragt.
Wohl sind Ansätze zur Charakterisirung vorhanden in einem bäuerlichen Fanatiker,
in dem erwähnten Landsknecht, der den Geyer fällt, in dem Feldhauptmann Tellcr-
mann, in der Marei, der Begleiterin Florian Geyers ; aber alles bleibt im Ansätze
stecken und versinkt in dem Lärm der cmfgebotnen Menge. Daß uns Florian Geyer
weder interessirt noch ergreift, wird der Leser aus unserm Bericht wahrgenommen
haben. Solch schwankende Menschen, die das Böse zaghaft, das Gute verschwommen
thun, die uns weitab von den Begebenheiten, horchend, zagend, verzweifelnd, vor¬
geführt werden, deren Handeln nnr im Munde der Nebenpersonen lebt -- das
sind keine Männer, um die sich ein großes Drama zu schließen vermag, nicht
Helden, deren Bewunderung uns deu Atem raubt.

Zuletzt soll noch der Sprache des Stücks kurz gedacht werden. Gerhart
Hauptmanns Gestalten sollen offenbar den Ton ihrer Zeit treffen; sie sagen: "nit"
für nicht, "gewest" für gewesen, ich bin "kommen" statt gekommen, "Lager" statt
Lager, er hat sich dort "hingethan" für begeben, "frumm," er mag "nichts nit"
und ähnliches. Für unsern Geschmack klingt das geziert, um so mehr, als man den
Schauspielern meist das Angelernte anmerkt.

Die Bewunderer Hauptmanns, die besonders nach den Webern bedeutendes
von ihm gehofft haben, werden nach diesem Florian Geyer ihre Lobsprüche etwas
kühler einrichten müssen, wenn sie ihre Liebe nicht blind gemacht hat.


Hochwohlgeb oren.

In Ur. 42 des Ärztlichen Zentralauzeigers war im
Fragekasten die Diskussion darüber angeregt, ob nicht eine Bestimmung von Alters
her darüber bestehe, daß den Doktoren der vier Fakultäten das Prädikat "Hoch-
wohlgeboren" zukomme. Ich kann diese Frage leider nicht entscheiden, mochte aber
doch die Gelegenheit wahrnehmen, die Ärzte und besonders die ärztlichen Vereine
im Interesse des Standes und zum Zweck der so notwendigen Hebung desselben
aufzufordern, der Sache näherzutreten. Es ist nicht uur eine Ungerechtigkeit, sondern
auch ein barer Widersinn, den Doktoren das Prädikat "Hochwohlgeboren" nicht
offiziell beizulegen. Ein Beispiel für viele: Ein betagter, vielbeschäftigter Arzt,
der sich in seinem Wohnort der besten Praxis erfreut, hochgeachtet und beliebt ist,
hat drei Söhne. Der älteste, ein hochbegabter Mensch, macht seine Studien mit
Leichtigkeit durch und wird alsbald Privatdozent mit den besten Aussichten. Ihm
kommt das Prädikat "Wohlgeboren" zu wie jedem andern Gewerbtreibenden. Der
zweite Sohn ist weit weniger begabt, bringt es aber doch mit 26 Jahren zum
Staatsexamen und wird mit 26^ Jahren Assistenzarzt im xten Infanterieregiment.
Ihm kommt das Prädikat "Hochwohlgeboren" zu. Der dritte Sohn macht den
Eltern viel Sorge, lernt sehr schwer, kommt mit Mühe zum Primcmerzeuguis und
wird dann auf der Presse zum Fähnrichexamen abgerichtet. Mit 20 Jahren ist


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vor nichts schrickt der Dichter zurück. Wenn er die armen, verhärmten Bauern
an Stricken, wie Vieh hereinbringen und sie durch die trunkner Junker peitschen
läßt, so wirkt das gewiß brutal und abstoßend; und es ist erklärlich, daß diese
Szene bei der ersten Ausführung des Dramas einen minutenlangen Skandal her¬
vorrief. Aber der Auftritt entspringt einer unerbittlichen Konsequenz und ist, an
historischer Wahrheit, vielleicht das echteste in dem ganzen Stück. Sodann wirkt
der Kontrast zwischen dieser wimmernden Schar und der lauten, siegesübermütigen,
trunkner Bande im ersten Akte gewaltig; hier zeigt sich wieder der Dramatiker.
Aber dieser fünfte Akt vermag das „Bühnenspiel" in seiner Gesamtheit nicht zu
retten. Es bleibt ein Werk ohne künstlerische Harmonie, es bleibt auch darin
hinter dem von Gerhart Hauptmann erwarteten zurück, daß aus der verwirrenden
Fülle der Personen nicht eine Gestalt, außer Florian Geyer, scharf hervorragt.
Wohl sind Ansätze zur Charakterisirung vorhanden in einem bäuerlichen Fanatiker,
in dem erwähnten Landsknecht, der den Geyer fällt, in dem Feldhauptmann Tellcr-
mann, in der Marei, der Begleiterin Florian Geyers ; aber alles bleibt im Ansätze
stecken und versinkt in dem Lärm der cmfgebotnen Menge. Daß uns Florian Geyer
weder interessirt noch ergreift, wird der Leser aus unserm Bericht wahrgenommen
haben. Solch schwankende Menschen, die das Böse zaghaft, das Gute verschwommen
thun, die uns weitab von den Begebenheiten, horchend, zagend, verzweifelnd, vor¬
geführt werden, deren Handeln nnr im Munde der Nebenpersonen lebt — das
sind keine Männer, um die sich ein großes Drama zu schließen vermag, nicht
Helden, deren Bewunderung uns deu Atem raubt.

Zuletzt soll noch der Sprache des Stücks kurz gedacht werden. Gerhart
Hauptmanns Gestalten sollen offenbar den Ton ihrer Zeit treffen; sie sagen: „nit"
für nicht, „gewest" für gewesen, ich bin „kommen" statt gekommen, „Lager" statt
Lager, er hat sich dort „hingethan" für begeben, „frumm," er mag „nichts nit"
und ähnliches. Für unsern Geschmack klingt das geziert, um so mehr, als man den
Schauspielern meist das Angelernte anmerkt.

Die Bewunderer Hauptmanns, die besonders nach den Webern bedeutendes
von ihm gehofft haben, werden nach diesem Florian Geyer ihre Lobsprüche etwas
kühler einrichten müssen, wenn sie ihre Liebe nicht blind gemacht hat.


Hochwohlgeb oren.

In Ur. 42 des Ärztlichen Zentralauzeigers war im
Fragekasten die Diskussion darüber angeregt, ob nicht eine Bestimmung von Alters
her darüber bestehe, daß den Doktoren der vier Fakultäten das Prädikat „Hoch-
wohlgeboren" zukomme. Ich kann diese Frage leider nicht entscheiden, mochte aber
doch die Gelegenheit wahrnehmen, die Ärzte und besonders die ärztlichen Vereine
im Interesse des Standes und zum Zweck der so notwendigen Hebung desselben
aufzufordern, der Sache näherzutreten. Es ist nicht uur eine Ungerechtigkeit, sondern
auch ein barer Widersinn, den Doktoren das Prädikat „Hochwohlgeboren" nicht
offiziell beizulegen. Ein Beispiel für viele: Ein betagter, vielbeschäftigter Arzt,
der sich in seinem Wohnort der besten Praxis erfreut, hochgeachtet und beliebt ist,
hat drei Söhne. Der älteste, ein hochbegabter Mensch, macht seine Studien mit
Leichtigkeit durch und wird alsbald Privatdozent mit den besten Aussichten. Ihm
kommt das Prädikat „Wohlgeboren" zu wie jedem andern Gewerbtreibenden. Der
zweite Sohn ist weit weniger begabt, bringt es aber doch mit 26 Jahren zum
Staatsexamen und wird mit 26^ Jahren Assistenzarzt im xten Infanterieregiment.
Ihm kommt das Prädikat „Hochwohlgeboren" zu. Der dritte Sohn macht den
Eltern viel Sorge, lernt sehr schwer, kommt mit Mühe zum Primcmerzeuguis und
wird dann auf der Presse zum Fähnrichexamen abgerichtet. Mit 20 Jahren ist


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[0166] Maßgebliches und Unmaßgebliches Vor nichts schrickt der Dichter zurück. Wenn er die armen, verhärmten Bauern an Stricken, wie Vieh hereinbringen und sie durch die trunkner Junker peitschen läßt, so wirkt das gewiß brutal und abstoßend; und es ist erklärlich, daß diese Szene bei der ersten Ausführung des Dramas einen minutenlangen Skandal her¬ vorrief. Aber der Auftritt entspringt einer unerbittlichen Konsequenz und ist, an historischer Wahrheit, vielleicht das echteste in dem ganzen Stück. Sodann wirkt der Kontrast zwischen dieser wimmernden Schar und der lauten, siegesübermütigen, trunkner Bande im ersten Akte gewaltig; hier zeigt sich wieder der Dramatiker. Aber dieser fünfte Akt vermag das „Bühnenspiel" in seiner Gesamtheit nicht zu retten. Es bleibt ein Werk ohne künstlerische Harmonie, es bleibt auch darin hinter dem von Gerhart Hauptmann erwarteten zurück, daß aus der verwirrenden Fülle der Personen nicht eine Gestalt, außer Florian Geyer, scharf hervorragt. Wohl sind Ansätze zur Charakterisirung vorhanden in einem bäuerlichen Fanatiker, in dem erwähnten Landsknecht, der den Geyer fällt, in dem Feldhauptmann Tellcr- mann, in der Marei, der Begleiterin Florian Geyers ; aber alles bleibt im Ansätze stecken und versinkt in dem Lärm der cmfgebotnen Menge. Daß uns Florian Geyer weder interessirt noch ergreift, wird der Leser aus unserm Bericht wahrgenommen haben. Solch schwankende Menschen, die das Böse zaghaft, das Gute verschwommen thun, die uns weitab von den Begebenheiten, horchend, zagend, verzweifelnd, vor¬ geführt werden, deren Handeln nnr im Munde der Nebenpersonen lebt — das sind keine Männer, um die sich ein großes Drama zu schließen vermag, nicht Helden, deren Bewunderung uns deu Atem raubt. Zuletzt soll noch der Sprache des Stücks kurz gedacht werden. Gerhart Hauptmanns Gestalten sollen offenbar den Ton ihrer Zeit treffen; sie sagen: „nit" für nicht, „gewest" für gewesen, ich bin „kommen" statt gekommen, „Lager" statt Lager, er hat sich dort „hingethan" für begeben, „frumm," er mag „nichts nit" und ähnliches. Für unsern Geschmack klingt das geziert, um so mehr, als man den Schauspielern meist das Angelernte anmerkt. Die Bewunderer Hauptmanns, die besonders nach den Webern bedeutendes von ihm gehofft haben, werden nach diesem Florian Geyer ihre Lobsprüche etwas kühler einrichten müssen, wenn sie ihre Liebe nicht blind gemacht hat. Hochwohlgeb oren. In Ur. 42 des Ärztlichen Zentralauzeigers war im Fragekasten die Diskussion darüber angeregt, ob nicht eine Bestimmung von Alters her darüber bestehe, daß den Doktoren der vier Fakultäten das Prädikat „Hoch- wohlgeboren" zukomme. Ich kann diese Frage leider nicht entscheiden, mochte aber doch die Gelegenheit wahrnehmen, die Ärzte und besonders die ärztlichen Vereine im Interesse des Standes und zum Zweck der so notwendigen Hebung desselben aufzufordern, der Sache näherzutreten. Es ist nicht uur eine Ungerechtigkeit, sondern auch ein barer Widersinn, den Doktoren das Prädikat „Hochwohlgeboren" nicht offiziell beizulegen. Ein Beispiel für viele: Ein betagter, vielbeschäftigter Arzt, der sich in seinem Wohnort der besten Praxis erfreut, hochgeachtet und beliebt ist, hat drei Söhne. Der älteste, ein hochbegabter Mensch, macht seine Studien mit Leichtigkeit durch und wird alsbald Privatdozent mit den besten Aussichten. Ihm kommt das Prädikat „Wohlgeboren" zu wie jedem andern Gewerbtreibenden. Der zweite Sohn ist weit weniger begabt, bringt es aber doch mit 26 Jahren zum Staatsexamen und wird mit 26^ Jahren Assistenzarzt im xten Infanterieregiment. Ihm kommt das Prädikat „Hochwohlgeboren" zu. Der dritte Sohn macht den Eltern viel Sorge, lernt sehr schwer, kommt mit Mühe zum Primcmerzeuguis und wird dann auf der Presse zum Fähnrichexamen abgerichtet. Mit 20 Jahren ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/166>, abgerufen am 19.05.2024.