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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Litteratur

Dulcamara. Von Paul Garin. Regensburg, W. Wunderling, 1896

Unter diesem gesucht seltsamen Titel giebt ein feiner Menschenkenner nach dem
Muster von Pascals, La Bruyeres, La Nochefoueaulds, Lichtenbergs Aphorismen
seine Gedanken über Welt und Menschen, Moral. Religion, Ästhetik. Politik. Gesell¬
schaft und Pädagogik in gesonderten Kapiteln. "Die Güte eines Kopfes zeigt sich
in der Kraft und Tiefe seiner Aperyus." Diesen gelegentlich geäußerten Gedanken
bewahrheitet das ganze Buch. Einzelne Sätze mögen hierfür als Probe dienen:
"Wem kein Schritt der innern Entwicklung mehr durch den äußern Gang der
Dinge gestört werden kann, der ist erwachsen und ein Mann. Sein ganzes Leben
besteht in nichts anderm mehr, als daß er der Welt hundertfältig zurückgiebt, was
sie zu seinem Schmerz in ihn gesäet. -- Wenn man die Dummheit und die Ge¬
meinheit begreiflich findet, ist man weise, wenn man sie erträglich findet, ist man --
alt. -- Der Gute liebt seinen Nächsten um der Vorzüge willen, die ihm selber abgehen,
der Böse haßt ihn darum. -- Sobald sich ein Widerstand entgegenstemmt, ist der
erste Gedanke des Dummen die Gewalt, des Schlechten der Betrug, des Guten
das Recht. -- Die Fabrikware der Natur zu verachten ist keine Kunst, schon'eher,
sie zu verstehen und gewiß, sie zu lieben. -- Jeder Tadel enthält etwas von dem
unangenehmen Geruch des Eigeulobs. -- Unter den Wölfen das Lamm spielen
wollen, heißt nichts andres als ein -- Schaf sein. -- Bei dem Anblick eines
jeden Bauwerks, das dem Einzelwillen eines Machthabers seine Entstehung ver¬
dankt, wird es dem Beschauer offenbar, daß nur die Völker wirklich baue" können,
nicht der Einzelne." Drastisch ist Seite 67 der Vergleich des Widerspruchs, den
das Genie erweckt, mit dem Murren, das der Eintritt eines recht Dicken in einen
überfüllten Trainbahuwagen hervorruft, treffend Seite 176 die Zurückführung der
modernen Vereinsmeierei auf geschäftliche Tendenzen, Kundenfängerei u. dergl.. wie
auch die schlechten Einbände der Lehrbücher (S. 186) den Lehrerkassen dienen
müssen; sein wird das Wesen der Politik in der Kunst, Erfolg zu haben, erblickt,
daher es keinen verkannten Politiker geben könne, den erst die Nachwelt zu Ehren
gebracht hätte; auch das Wiedererwachen "oder vielmehr Wiedererwecker" alt¬
indischer Vorstellungen wird mit Recht auf die "durch unsre materialistische Auf-
klärungsperiode erzeugte allgemeine Unfähigkeit, das vom Christentum bereits über¬
lieferte und über jene Vorstellungen weit hinausgeführte Gedanken- und Vorstellungs¬
material zu assimiliren" zurückgeführt. Der Verfasser zeigt sich in der Anschauungswelt
Schopenhauers. Hartmanns und Du Preis befangen; die unbewußte Gedankenwelt
spielt nach ihm eine große Rolle, jeder Mensch sei ein "Schatz geheimer Weis¬
heit" -- "die im Unbewußten aufgespeicherte Intelligenz heißt Gewissen." dieses
unbewußte Geistesmaterial sei durch Vererbung zahlreicher Generationen angesammelt
und überliefert, daraus erkläre sich, daß Genies oft von unbedeutenden Eltern ge¬
boren werden (diese fatale Vererbung, von der die Romanschreiber so viel und die
Psychologen so wenig wissen!), eine fatalistische Vorexistenz und mystische Unsterb¬
lichkeit läßt den Autor als innigern Anhänger der indischen Theosophie er¬
kennen, als man nach obiger Verwahrung glauben sollte/ Eine wiederholt hervor¬
tretende Sympathie für den Katholizismus ist uicht von einem tiefern Verständnis
begleitet. Dies zeigt sich besonders in dem Haß gegen Askese, die als Egoismus,
als "Bestreben, die Last der Bedürfnisse des Leibes los zu werden." erklärt wird.
Alle Diogenesse sind "feige Komödianten" (S. 306); Nonnenklöster sind "Gräber
der Jugend." die Männerklöster bieten gar "den traurigen Anblick eines Asyls
von Schiffbrüchigen und eiues Spitals von geistig und körperlich presthaften Un¬
glücklichen." Doch erhebt sich der Verfasser damit wenigstens über die protestantische


Litteratur

Dulcamara. Von Paul Garin. Regensburg, W. Wunderling, 1896

Unter diesem gesucht seltsamen Titel giebt ein feiner Menschenkenner nach dem
Muster von Pascals, La Bruyeres, La Nochefoueaulds, Lichtenbergs Aphorismen
seine Gedanken über Welt und Menschen, Moral. Religion, Ästhetik. Politik. Gesell¬
schaft und Pädagogik in gesonderten Kapiteln. „Die Güte eines Kopfes zeigt sich
in der Kraft und Tiefe seiner Aperyus." Diesen gelegentlich geäußerten Gedanken
bewahrheitet das ganze Buch. Einzelne Sätze mögen hierfür als Probe dienen:
„Wem kein Schritt der innern Entwicklung mehr durch den äußern Gang der
Dinge gestört werden kann, der ist erwachsen und ein Mann. Sein ganzes Leben
besteht in nichts anderm mehr, als daß er der Welt hundertfältig zurückgiebt, was
sie zu seinem Schmerz in ihn gesäet. — Wenn man die Dummheit und die Ge¬
meinheit begreiflich findet, ist man weise, wenn man sie erträglich findet, ist man —
alt. — Der Gute liebt seinen Nächsten um der Vorzüge willen, die ihm selber abgehen,
der Böse haßt ihn darum. — Sobald sich ein Widerstand entgegenstemmt, ist der
erste Gedanke des Dummen die Gewalt, des Schlechten der Betrug, des Guten
das Recht. — Die Fabrikware der Natur zu verachten ist keine Kunst, schon'eher,
sie zu verstehen und gewiß, sie zu lieben. — Jeder Tadel enthält etwas von dem
unangenehmen Geruch des Eigeulobs. — Unter den Wölfen das Lamm spielen
wollen, heißt nichts andres als ein — Schaf sein. — Bei dem Anblick eines
jeden Bauwerks, das dem Einzelwillen eines Machthabers seine Entstehung ver¬
dankt, wird es dem Beschauer offenbar, daß nur die Völker wirklich baue» können,
nicht der Einzelne." Drastisch ist Seite 67 der Vergleich des Widerspruchs, den
das Genie erweckt, mit dem Murren, das der Eintritt eines recht Dicken in einen
überfüllten Trainbahuwagen hervorruft, treffend Seite 176 die Zurückführung der
modernen Vereinsmeierei auf geschäftliche Tendenzen, Kundenfängerei u. dergl.. wie
auch die schlechten Einbände der Lehrbücher (S. 186) den Lehrerkassen dienen
müssen; sein wird das Wesen der Politik in der Kunst, Erfolg zu haben, erblickt,
daher es keinen verkannten Politiker geben könne, den erst die Nachwelt zu Ehren
gebracht hätte; auch das Wiedererwachen „oder vielmehr Wiedererwecker" alt¬
indischer Vorstellungen wird mit Recht auf die „durch unsre materialistische Auf-
klärungsperiode erzeugte allgemeine Unfähigkeit, das vom Christentum bereits über¬
lieferte und über jene Vorstellungen weit hinausgeführte Gedanken- und Vorstellungs¬
material zu assimiliren" zurückgeführt. Der Verfasser zeigt sich in der Anschauungswelt
Schopenhauers. Hartmanns und Du Preis befangen; die unbewußte Gedankenwelt
spielt nach ihm eine große Rolle, jeder Mensch sei ein „Schatz geheimer Weis¬
heit" — „die im Unbewußten aufgespeicherte Intelligenz heißt Gewissen." dieses
unbewußte Geistesmaterial sei durch Vererbung zahlreicher Generationen angesammelt
und überliefert, daraus erkläre sich, daß Genies oft von unbedeutenden Eltern ge¬
boren werden (diese fatale Vererbung, von der die Romanschreiber so viel und die
Psychologen so wenig wissen!), eine fatalistische Vorexistenz und mystische Unsterb¬
lichkeit läßt den Autor als innigern Anhänger der indischen Theosophie er¬
kennen, als man nach obiger Verwahrung glauben sollte/ Eine wiederholt hervor¬
tretende Sympathie für den Katholizismus ist uicht von einem tiefern Verständnis
begleitet. Dies zeigt sich besonders in dem Haß gegen Askese, die als Egoismus,
als „Bestreben, die Last der Bedürfnisse des Leibes los zu werden." erklärt wird.
Alle Diogenesse sind „feige Komödianten" (S. 306); Nonnenklöster sind „Gräber
der Jugend." die Männerklöster bieten gar „den traurigen Anblick eines Asyls
von Schiffbrüchigen und eiues Spitals von geistig und körperlich presthaften Un¬
glücklichen." Doch erhebt sich der Verfasser damit wenigstens über die protestantische


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[0439] Litteratur Dulcamara. Von Paul Garin. Regensburg, W. Wunderling, 1896 Unter diesem gesucht seltsamen Titel giebt ein feiner Menschenkenner nach dem Muster von Pascals, La Bruyeres, La Nochefoueaulds, Lichtenbergs Aphorismen seine Gedanken über Welt und Menschen, Moral. Religion, Ästhetik. Politik. Gesell¬ schaft und Pädagogik in gesonderten Kapiteln. „Die Güte eines Kopfes zeigt sich in der Kraft und Tiefe seiner Aperyus." Diesen gelegentlich geäußerten Gedanken bewahrheitet das ganze Buch. Einzelne Sätze mögen hierfür als Probe dienen: „Wem kein Schritt der innern Entwicklung mehr durch den äußern Gang der Dinge gestört werden kann, der ist erwachsen und ein Mann. Sein ganzes Leben besteht in nichts anderm mehr, als daß er der Welt hundertfältig zurückgiebt, was sie zu seinem Schmerz in ihn gesäet. — Wenn man die Dummheit und die Ge¬ meinheit begreiflich findet, ist man weise, wenn man sie erträglich findet, ist man — alt. — Der Gute liebt seinen Nächsten um der Vorzüge willen, die ihm selber abgehen, der Böse haßt ihn darum. — Sobald sich ein Widerstand entgegenstemmt, ist der erste Gedanke des Dummen die Gewalt, des Schlechten der Betrug, des Guten das Recht. — Die Fabrikware der Natur zu verachten ist keine Kunst, schon'eher, sie zu verstehen und gewiß, sie zu lieben. — Jeder Tadel enthält etwas von dem unangenehmen Geruch des Eigeulobs. — Unter den Wölfen das Lamm spielen wollen, heißt nichts andres als ein — Schaf sein. — Bei dem Anblick eines jeden Bauwerks, das dem Einzelwillen eines Machthabers seine Entstehung ver¬ dankt, wird es dem Beschauer offenbar, daß nur die Völker wirklich baue» können, nicht der Einzelne." Drastisch ist Seite 67 der Vergleich des Widerspruchs, den das Genie erweckt, mit dem Murren, das der Eintritt eines recht Dicken in einen überfüllten Trainbahuwagen hervorruft, treffend Seite 176 die Zurückführung der modernen Vereinsmeierei auf geschäftliche Tendenzen, Kundenfängerei u. dergl.. wie auch die schlechten Einbände der Lehrbücher (S. 186) den Lehrerkassen dienen müssen; sein wird das Wesen der Politik in der Kunst, Erfolg zu haben, erblickt, daher es keinen verkannten Politiker geben könne, den erst die Nachwelt zu Ehren gebracht hätte; auch das Wiedererwachen „oder vielmehr Wiedererwecker" alt¬ indischer Vorstellungen wird mit Recht auf die „durch unsre materialistische Auf- klärungsperiode erzeugte allgemeine Unfähigkeit, das vom Christentum bereits über¬ lieferte und über jene Vorstellungen weit hinausgeführte Gedanken- und Vorstellungs¬ material zu assimiliren" zurückgeführt. Der Verfasser zeigt sich in der Anschauungswelt Schopenhauers. Hartmanns und Du Preis befangen; die unbewußte Gedankenwelt spielt nach ihm eine große Rolle, jeder Mensch sei ein „Schatz geheimer Weis¬ heit" — „die im Unbewußten aufgespeicherte Intelligenz heißt Gewissen." dieses unbewußte Geistesmaterial sei durch Vererbung zahlreicher Generationen angesammelt und überliefert, daraus erkläre sich, daß Genies oft von unbedeutenden Eltern ge¬ boren werden (diese fatale Vererbung, von der die Romanschreiber so viel und die Psychologen so wenig wissen!), eine fatalistische Vorexistenz und mystische Unsterb¬ lichkeit läßt den Autor als innigern Anhänger der indischen Theosophie er¬ kennen, als man nach obiger Verwahrung glauben sollte/ Eine wiederholt hervor¬ tretende Sympathie für den Katholizismus ist uicht von einem tiefern Verständnis begleitet. Dies zeigt sich besonders in dem Haß gegen Askese, die als Egoismus, als „Bestreben, die Last der Bedürfnisse des Leibes los zu werden." erklärt wird. Alle Diogenesse sind „feige Komödianten" (S. 306); Nonnenklöster sind „Gräber der Jugend." die Männerklöster bieten gar „den traurigen Anblick eines Asyls von Schiffbrüchigen und eiues Spitals von geistig und körperlich presthaften Un¬ glücklichen." Doch erhebt sich der Verfasser damit wenigstens über die protestantische

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/439>, abgerufen am 27.04.2024.