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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Gin Wort zum deutsch-dänischen Streit

Wird daraus auf den bevorstehenden Massenbankerott der Bauern, selbst auf
minder gutem Boden, geschloffen haben. Die Bauernwirtschaft stellt sich auch
in Schlesien in den Neinerträgen, und das ist die Hauptsache, deu Gro߬
betrieben gegenüber als sehr begünstigt und deshalb als sehr viel sicherer und
widerstandsfähiger dar. Wir wollen auf die ganz wertlosen Zahlen des Pro¬
fessor Gering nicht näher eingehen, er selbst erspart uns das durch folgende
Ausführungen. Er behauptet nach seiner Statistik, daß die schlesischen Bauern,
wenigstens die auf minder gutem Boden, schon bei einer hypothekarischen Be¬
lastung von ^ des Wertes dem Bankerott verfallen seien, und doch sagt er
gleichzeitig, daß mit der Beleihung der Bauergüter bis zu des Wertes
und noch darüber hinaus für den Darleiher so gut wie gar kein Risiko ver-
bunden sei. Das sind die Grundlagen, auf die er sein Verlangen nach Staats¬
hilfe stützt! Der Staat "muß" helfen, weil die mit mehr als ^ verschuldeten
Bauernwirtschaften bankerott sind, und er "kann" helfen, weil diese Bauern¬
wirtschaften ohne Risiko bis über ^ belieben werden können!

Der deutsche Landwirtschaftsrat hat auf Antrag Serings einen Ausschuß
beauftragt, Vorschläge für staatliche Maßnahmen zur Schuldenentlastung und
Schuldenerleichterung des ländlichen Grundbesitzes zu machen. Wir wollen
sehen, was dabei herauskommen wird. Nur um eins möchten wir dringend
bitten: man lasse die Bauern links und rechts von der Elbe einstweilen mit
den Berliner Nettungslnrcn in Ruhe und wende vorläufig alle Aufmerksam¬
keit, alle Geistesschärfe und alle Zähigkeit der Rettung der ostclbischen Ritter¬
gutsbesitzer zu, freilich nicht auf Kosten der auch in Schlesien notwendigen Ver¬
mehrung der Vauergüter, namentlich der mittlern von 10 bis 25 Hektar.




Gin Wort zum deutsch-dänischen streit
Th. Brix von

ahrhnnderte alt ist in der Nordmark der Kampf zwischen Deut¬
schen und Dänen. Er ist, nachdem er durch die Vereinigung
Schleswig-Holsteins mit Dünemark zu einem Abschluß gekommen
war und dann lange geruht hatte, in der Neuzeit unter andern
Verhältnissen in andrer Form wieder erwacht. Das Erwachen
des Nationalitätsgefühls in den Völkern ließ den alten Hader wieder aufleben.
Nun wurde das Zusammenleben von Deutschen und Dänen in einem Staats-
verband unleidlich. Es ist aber sehr bemerkenswert, wie viel die von dänischer


Gin Wort zum deutsch-dänischen Streit

Wird daraus auf den bevorstehenden Massenbankerott der Bauern, selbst auf
minder gutem Boden, geschloffen haben. Die Bauernwirtschaft stellt sich auch
in Schlesien in den Neinerträgen, und das ist die Hauptsache, deu Gro߬
betrieben gegenüber als sehr begünstigt und deshalb als sehr viel sicherer und
widerstandsfähiger dar. Wir wollen auf die ganz wertlosen Zahlen des Pro¬
fessor Gering nicht näher eingehen, er selbst erspart uns das durch folgende
Ausführungen. Er behauptet nach seiner Statistik, daß die schlesischen Bauern,
wenigstens die auf minder gutem Boden, schon bei einer hypothekarischen Be¬
lastung von ^ des Wertes dem Bankerott verfallen seien, und doch sagt er
gleichzeitig, daß mit der Beleihung der Bauergüter bis zu des Wertes
und noch darüber hinaus für den Darleiher so gut wie gar kein Risiko ver-
bunden sei. Das sind die Grundlagen, auf die er sein Verlangen nach Staats¬
hilfe stützt! Der Staat „muß" helfen, weil die mit mehr als ^ verschuldeten
Bauernwirtschaften bankerott sind, und er „kann" helfen, weil diese Bauern¬
wirtschaften ohne Risiko bis über ^ belieben werden können!

Der deutsche Landwirtschaftsrat hat auf Antrag Serings einen Ausschuß
beauftragt, Vorschläge für staatliche Maßnahmen zur Schuldenentlastung und
Schuldenerleichterung des ländlichen Grundbesitzes zu machen. Wir wollen
sehen, was dabei herauskommen wird. Nur um eins möchten wir dringend
bitten: man lasse die Bauern links und rechts von der Elbe einstweilen mit
den Berliner Nettungslnrcn in Ruhe und wende vorläufig alle Aufmerksam¬
keit, alle Geistesschärfe und alle Zähigkeit der Rettung der ostclbischen Ritter¬
gutsbesitzer zu, freilich nicht auf Kosten der auch in Schlesien notwendigen Ver¬
mehrung der Vauergüter, namentlich der mittlern von 10 bis 25 Hektar.




Gin Wort zum deutsch-dänischen streit
Th. Brix von

ahrhnnderte alt ist in der Nordmark der Kampf zwischen Deut¬
schen und Dänen. Er ist, nachdem er durch die Vereinigung
Schleswig-Holsteins mit Dünemark zu einem Abschluß gekommen
war und dann lange geruht hatte, in der Neuzeit unter andern
Verhältnissen in andrer Form wieder erwacht. Das Erwachen
des Nationalitätsgefühls in den Völkern ließ den alten Hader wieder aufleben.
Nun wurde das Zusammenleben von Deutschen und Dänen in einem Staats-
verband unleidlich. Es ist aber sehr bemerkenswert, wie viel die von dänischer


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[0547] Gin Wort zum deutsch-dänischen Streit Wird daraus auf den bevorstehenden Massenbankerott der Bauern, selbst auf minder gutem Boden, geschloffen haben. Die Bauernwirtschaft stellt sich auch in Schlesien in den Neinerträgen, und das ist die Hauptsache, deu Gro߬ betrieben gegenüber als sehr begünstigt und deshalb als sehr viel sicherer und widerstandsfähiger dar. Wir wollen auf die ganz wertlosen Zahlen des Pro¬ fessor Gering nicht näher eingehen, er selbst erspart uns das durch folgende Ausführungen. Er behauptet nach seiner Statistik, daß die schlesischen Bauern, wenigstens die auf minder gutem Boden, schon bei einer hypothekarischen Be¬ lastung von ^ des Wertes dem Bankerott verfallen seien, und doch sagt er gleichzeitig, daß mit der Beleihung der Bauergüter bis zu des Wertes und noch darüber hinaus für den Darleiher so gut wie gar kein Risiko ver- bunden sei. Das sind die Grundlagen, auf die er sein Verlangen nach Staats¬ hilfe stützt! Der Staat „muß" helfen, weil die mit mehr als ^ verschuldeten Bauernwirtschaften bankerott sind, und er „kann" helfen, weil diese Bauern¬ wirtschaften ohne Risiko bis über ^ belieben werden können! Der deutsche Landwirtschaftsrat hat auf Antrag Serings einen Ausschuß beauftragt, Vorschläge für staatliche Maßnahmen zur Schuldenentlastung und Schuldenerleichterung des ländlichen Grundbesitzes zu machen. Wir wollen sehen, was dabei herauskommen wird. Nur um eins möchten wir dringend bitten: man lasse die Bauern links und rechts von der Elbe einstweilen mit den Berliner Nettungslnrcn in Ruhe und wende vorläufig alle Aufmerksam¬ keit, alle Geistesschärfe und alle Zähigkeit der Rettung der ostclbischen Ritter¬ gutsbesitzer zu, freilich nicht auf Kosten der auch in Schlesien notwendigen Ver¬ mehrung der Vauergüter, namentlich der mittlern von 10 bis 25 Hektar. Gin Wort zum deutsch-dänischen streit Th. Brix von ahrhnnderte alt ist in der Nordmark der Kampf zwischen Deut¬ schen und Dänen. Er ist, nachdem er durch die Vereinigung Schleswig-Holsteins mit Dünemark zu einem Abschluß gekommen war und dann lange geruht hatte, in der Neuzeit unter andern Verhältnissen in andrer Form wieder erwacht. Das Erwachen des Nationalitätsgefühls in den Völkern ließ den alten Hader wieder aufleben. Nun wurde das Zusammenleben von Deutschen und Dänen in einem Staats- verband unleidlich. Es ist aber sehr bemerkenswert, wie viel die von dänischer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/547>, abgerufen am 27.04.2024.