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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Litteratur

in vielbenutzteu circhivcilischeu Quellen auch das stärkste, steifste und -- sauberste
Büttenpapier des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts sehr bald in einen Zu¬
stand wie schmutzige, schmierige Wäsche. Man möchte die Leute manchmal auf die
Hände schlagen sür ihre Faulheit (daß sie uicht dazu zu bewegen sind, den Arm
ein paar Centimeter auszustrecken!) und ihre Gedankenlosigkeit. Man sehe nur, wie
die untern rechten Ecken in solchen Büchern aussehen! Und doch wird immer wieder
dran geleckt. Es muß doch sehr gut schmecken. Dazu dann die weitere grobe Unsitte,
beim Abschreiben das Schreibpapier in die Archivalicn hineinzulegen statt daneben,
die Archivalien also als Schreibunterlage zu benutzen. Welcher Archivar hätte sich
nicht täglich über solche Dinge zu ärgern, schon bei den eignen Beamten und Unter¬
beamten! Hierüber ein kräftiges Wort zu sagen, möge der Verfasser bei einer zweiten
Auflage ja nicht versäumen.


DaS Kriegswesen der Alten mit besondrer Berücksichtigung der Strategie von
Hugo Liers. Breslau, W. Koelmer, 18W

Dieses Buch behandelt zuerst die Organisation der antiken Heere und die
Elementartaktik, daraus die angewandte Taktik (Marsch, Lager, Schlacht) und die
Verpflegung. Dann wird in elf Abschnitten das gesamte Gebiet der Strategie
dargestellt, wobei der weitzerstreute Stoff übersichtlich gruppirt und verarbeitet wird.
Den Schluß macht eine höchst interessante Übersicht über den kriegerischen Charakter
der alten Völker. Das Werk beruht auf ausgebreiteten und eindringenden Studien,
deren Ergebnisse der Verfasser mit ebenso viel Unbefangenheit wie gesundem Ur¬
teil verwertet. Besonders werden sich manche über folgende Sätze freuen, in denen
er die alten Athener gegen ein neumodisches Vorurteil in Schutz nimmt: "Die
Ansichten der neuern Forscher über die Leistungen der alten Reiterei sind durchweg
sehr ungünstig, nur die thessalische und makedonische, allenfalls noch die böotische
findet Anerkennung. Man meint, daß die alte Reiterei recht schlecht geritten habe.
Es muß zugegeben werden, daß das Reiten der Abteilungen ungleichmäßiger war
als heute, daß neben guten Reitern manche recht ungeübte vorhanden waren.
Andrerseits kann aber auch kein Zweifel sein, daß sich die vornehme Jugend im
Altertum leidenschaftlich dem Pferdesport hingab, und dieser Umstand, sowie die Aus¬
führungen Xenophons über das Reiten sollten uns zeigen, daß die Alten nicht so
schlechte Reiter gewesen sein können."




Zur Beachtung
Mit dem nächsten Hefte beginnt diese Zeitschrift das
3. Vierteljahr ihres 33. Jahrganges. Sie ist durch alle Buch-
Handlungen und Postanstalien des In- und Auslandes zu
beziehen. Preis sür das Vierteljahr 9 Mark. Wir bitten, die
Bestellung schleunig zu erneuern.
Leipzig, im Juni 1696Die Verlagshandlung




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hirunow in Leipzig
Verlag von Fr, Wilh. Grunow in Leipzig, -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

in vielbenutzteu circhivcilischeu Quellen auch das stärkste, steifste und — sauberste
Büttenpapier des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts sehr bald in einen Zu¬
stand wie schmutzige, schmierige Wäsche. Man möchte die Leute manchmal auf die
Hände schlagen sür ihre Faulheit (daß sie uicht dazu zu bewegen sind, den Arm
ein paar Centimeter auszustrecken!) und ihre Gedankenlosigkeit. Man sehe nur, wie
die untern rechten Ecken in solchen Büchern aussehen! Und doch wird immer wieder
dran geleckt. Es muß doch sehr gut schmecken. Dazu dann die weitere grobe Unsitte,
beim Abschreiben das Schreibpapier in die Archivalicn hineinzulegen statt daneben,
die Archivalien also als Schreibunterlage zu benutzen. Welcher Archivar hätte sich
nicht täglich über solche Dinge zu ärgern, schon bei den eignen Beamten und Unter¬
beamten! Hierüber ein kräftiges Wort zu sagen, möge der Verfasser bei einer zweiten
Auflage ja nicht versäumen.


DaS Kriegswesen der Alten mit besondrer Berücksichtigung der Strategie von
Hugo Liers. Breslau, W. Koelmer, 18W

Dieses Buch behandelt zuerst die Organisation der antiken Heere und die
Elementartaktik, daraus die angewandte Taktik (Marsch, Lager, Schlacht) und die
Verpflegung. Dann wird in elf Abschnitten das gesamte Gebiet der Strategie
dargestellt, wobei der weitzerstreute Stoff übersichtlich gruppirt und verarbeitet wird.
Den Schluß macht eine höchst interessante Übersicht über den kriegerischen Charakter
der alten Völker. Das Werk beruht auf ausgebreiteten und eindringenden Studien,
deren Ergebnisse der Verfasser mit ebenso viel Unbefangenheit wie gesundem Ur¬
teil verwertet. Besonders werden sich manche über folgende Sätze freuen, in denen
er die alten Athener gegen ein neumodisches Vorurteil in Schutz nimmt: „Die
Ansichten der neuern Forscher über die Leistungen der alten Reiterei sind durchweg
sehr ungünstig, nur die thessalische und makedonische, allenfalls noch die böotische
findet Anerkennung. Man meint, daß die alte Reiterei recht schlecht geritten habe.
Es muß zugegeben werden, daß das Reiten der Abteilungen ungleichmäßiger war
als heute, daß neben guten Reitern manche recht ungeübte vorhanden waren.
Andrerseits kann aber auch kein Zweifel sein, daß sich die vornehme Jugend im
Altertum leidenschaftlich dem Pferdesport hingab, und dieser Umstand, sowie die Aus¬
führungen Xenophons über das Reiten sollten uns zeigen, daß die Alten nicht so
schlechte Reiter gewesen sein können."




Zur Beachtung
Mit dem nächsten Hefte beginnt diese Zeitschrift das
3. Vierteljahr ihres 33. Jahrganges. Sie ist durch alle Buch-
Handlungen und Postanstalien des In- und Auslandes zu
beziehen. Preis sür das Vierteljahr 9 Mark. Wir bitten, die
Bestellung schleunig zu erneuern.
Leipzig, im Juni 1696Die Verlagshandlung




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hirunow in Leipzig
Verlag von Fr, Wilh. Grunow in Leipzig, — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0632] Litteratur in vielbenutzteu circhivcilischeu Quellen auch das stärkste, steifste und — sauberste Büttenpapier des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts sehr bald in einen Zu¬ stand wie schmutzige, schmierige Wäsche. Man möchte die Leute manchmal auf die Hände schlagen sür ihre Faulheit (daß sie uicht dazu zu bewegen sind, den Arm ein paar Centimeter auszustrecken!) und ihre Gedankenlosigkeit. Man sehe nur, wie die untern rechten Ecken in solchen Büchern aussehen! Und doch wird immer wieder dran geleckt. Es muß doch sehr gut schmecken. Dazu dann die weitere grobe Unsitte, beim Abschreiben das Schreibpapier in die Archivalicn hineinzulegen statt daneben, die Archivalien also als Schreibunterlage zu benutzen. Welcher Archivar hätte sich nicht täglich über solche Dinge zu ärgern, schon bei den eignen Beamten und Unter¬ beamten! Hierüber ein kräftiges Wort zu sagen, möge der Verfasser bei einer zweiten Auflage ja nicht versäumen. DaS Kriegswesen der Alten mit besondrer Berücksichtigung der Strategie von Hugo Liers. Breslau, W. Koelmer, 18W Dieses Buch behandelt zuerst die Organisation der antiken Heere und die Elementartaktik, daraus die angewandte Taktik (Marsch, Lager, Schlacht) und die Verpflegung. Dann wird in elf Abschnitten das gesamte Gebiet der Strategie dargestellt, wobei der weitzerstreute Stoff übersichtlich gruppirt und verarbeitet wird. Den Schluß macht eine höchst interessante Übersicht über den kriegerischen Charakter der alten Völker. Das Werk beruht auf ausgebreiteten und eindringenden Studien, deren Ergebnisse der Verfasser mit ebenso viel Unbefangenheit wie gesundem Ur¬ teil verwertet. Besonders werden sich manche über folgende Sätze freuen, in denen er die alten Athener gegen ein neumodisches Vorurteil in Schutz nimmt: „Die Ansichten der neuern Forscher über die Leistungen der alten Reiterei sind durchweg sehr ungünstig, nur die thessalische und makedonische, allenfalls noch die böotische findet Anerkennung. Man meint, daß die alte Reiterei recht schlecht geritten habe. Es muß zugegeben werden, daß das Reiten der Abteilungen ungleichmäßiger war als heute, daß neben guten Reitern manche recht ungeübte vorhanden waren. Andrerseits kann aber auch kein Zweifel sein, daß sich die vornehme Jugend im Altertum leidenschaftlich dem Pferdesport hingab, und dieser Umstand, sowie die Aus¬ führungen Xenophons über das Reiten sollten uns zeigen, daß die Alten nicht so schlechte Reiter gewesen sein können." Zur Beachtung Mit dem nächsten Hefte beginnt diese Zeitschrift das 3. Vierteljahr ihres 33. Jahrganges. Sie ist durch alle Buch- Handlungen und Postanstalien des In- und Auslandes zu beziehen. Preis sür das Vierteljahr 9 Mark. Wir bitten, die Bestellung schleunig zu erneuern. Leipzig, im Juni 1696Die Verlagshandlung Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hirunow in Leipzig Verlag von Fr, Wilh. Grunow in Leipzig, — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/632>, abgerufen am 28.04.2024.