Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


(Line Geschichte von Florenz")

g. oivilt^ euroxvÄ c; in Al'W xarto itaiiMÄ, 1'itaüsna in ^r^n
piU't^ to80Mil, la tosoana llorentinii in ^r^n xMts. Mit diesen
Worten des florentinischen Patrioten Niccolo Tommaseo hat es
Robert Poehlmann gerechtfertigt, daß er mit seinen Studien über
italienische Wirtschaftsgeschichte "von der Stadt Machiavcllis"
ausgegangen ist, und kein Kenner unsrer modernen Kultur wird leugnen, daß
zu dieser die Arnostadt in den zweihundert Jahren von Giotto bis Michel
Angelo mit ihren damals hunderttausend Einwohnern einen unendlich viel
größern Beitrag geliefert hat als das jetzt über hundert Millionen Bewohner
zählende Russenreich in den tausend Jcchreu seines wüsten Dascinstraumes.
Es ist ein neues Blatt in dem Ruhmeskranze der deutschen Wissenschaft, daß ihr
dieses wichtige Gemeinwesen seine erste den heutigen Anforderungen genügende
Geschichte verdankt. Trollvves Geschichte des Florentiner Gemeinwesens ist
nur eine hübsche Erzählung nach Chroniken. Perrens hat das Staatsarchiv
der alten Republik benutzt, aber doch, namentlich in der ältern Zeit, manche
Lücke seines Wissens mit eleganter Rhetorik verhüllt und hie und da wohl
auch seine gestaltungskrüftige Phantasie zu stark walten lassen. Was aber
Italien betrifft, so ist es ein sonderbares Verhängnis, daß die Stadt Villanis,
Machiavellis und Guieeiardinis in unsrer Zeit zwar ein Menge fleißiger Forscher,
aber keinen wirklichen Geschichtschreiber hervorgebracht hat außer dem Marchese
Giuv Cavvoni, dem -- er war die Hälfte seines achtzigjähriger Lebens blind --
sein reicher Geist und edler Charakter die Augen nicht ersetzen konnten. Der
Stoff des vorliegenden ersten Bandes von Davidsohn, der, die Register ab¬
gerechnet, achthundertdrcißig klein gedruckte Seiten großen Formats enthält,
wird bei Cavvoni auf zwanzig Seiten abgefertigt. Und um einen Begriff von
dem Unterschied in der BeHandlungsweise zu geben: Capponi will, wo er die
Klostergründungen erwähnt, nnr mitteilen, wie Vallombrosa entstand, und er-



Robert Davidsohn, Geschichte von Florenz. Erster Band. Ältere Geschichte.
Mit einem Stadtplan. Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1806. -- Forschungen
zur älteren Geschichte von Florenz. Von Robert Davidsohn (in demselben Beringe).
Die "Forschungen" sind längere Anmerkungen zur "Geschichte," die ihres bedeutenden Umfangs
wegen in einen besondern Band zusammengefaßt werden mnsjten.


(Line Geschichte von Florenz")

g. oivilt^ euroxvÄ c; in Al'W xarto itaiiMÄ, 1'itaüsna in ^r^n
piU't^ to80Mil, la tosoana llorentinii in ^r^n xMts. Mit diesen
Worten des florentinischen Patrioten Niccolo Tommaseo hat es
Robert Poehlmann gerechtfertigt, daß er mit seinen Studien über
italienische Wirtschaftsgeschichte „von der Stadt Machiavcllis"
ausgegangen ist, und kein Kenner unsrer modernen Kultur wird leugnen, daß
zu dieser die Arnostadt in den zweihundert Jahren von Giotto bis Michel
Angelo mit ihren damals hunderttausend Einwohnern einen unendlich viel
größern Beitrag geliefert hat als das jetzt über hundert Millionen Bewohner
zählende Russenreich in den tausend Jcchreu seines wüsten Dascinstraumes.
Es ist ein neues Blatt in dem Ruhmeskranze der deutschen Wissenschaft, daß ihr
dieses wichtige Gemeinwesen seine erste den heutigen Anforderungen genügende
Geschichte verdankt. Trollvves Geschichte des Florentiner Gemeinwesens ist
nur eine hübsche Erzählung nach Chroniken. Perrens hat das Staatsarchiv
der alten Republik benutzt, aber doch, namentlich in der ältern Zeit, manche
Lücke seines Wissens mit eleganter Rhetorik verhüllt und hie und da wohl
auch seine gestaltungskrüftige Phantasie zu stark walten lassen. Was aber
Italien betrifft, so ist es ein sonderbares Verhängnis, daß die Stadt Villanis,
Machiavellis und Guieeiardinis in unsrer Zeit zwar ein Menge fleißiger Forscher,
aber keinen wirklichen Geschichtschreiber hervorgebracht hat außer dem Marchese
Giuv Cavvoni, dem — er war die Hälfte seines achtzigjähriger Lebens blind —
sein reicher Geist und edler Charakter die Augen nicht ersetzen konnten. Der
Stoff des vorliegenden ersten Bandes von Davidsohn, der, die Register ab¬
gerechnet, achthundertdrcißig klein gedruckte Seiten großen Formats enthält,
wird bei Cavvoni auf zwanzig Seiten abgefertigt. Und um einen Begriff von
dem Unterschied in der BeHandlungsweise zu geben: Capponi will, wo er die
Klostergründungen erwähnt, nnr mitteilen, wie Vallombrosa entstand, und er-



Robert Davidsohn, Geschichte von Florenz. Erster Band. Ältere Geschichte.
Mit einem Stadtplan. Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1806. — Forschungen
zur älteren Geschichte von Florenz. Von Robert Davidsohn (in demselben Beringe).
Die „Forschungen" sind längere Anmerkungen zur „Geschichte," die ihres bedeutenden Umfangs
wegen in einen besondern Band zusammengefaßt werden mnsjten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0584" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224830"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341865_224245/figures/grenzboten_341865_224245_224830_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> (Line Geschichte von Florenz")</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1759" next="#ID_1760"> g. oivilt^ euroxvÄ c; in Al'W xarto itaiiMÄ, 1'itaüsna in ^r^n<lb/>
piU't^ to80Mil, la tosoana llorentinii in ^r^n xMts. Mit diesen<lb/>
Worten des florentinischen Patrioten Niccolo Tommaseo hat es<lb/>
Robert Poehlmann gerechtfertigt, daß er mit seinen Studien über<lb/>
italienische Wirtschaftsgeschichte &#x201E;von der Stadt Machiavcllis"<lb/>
ausgegangen ist, und kein Kenner unsrer modernen Kultur wird leugnen, daß<lb/>
zu dieser die Arnostadt in den zweihundert Jahren von Giotto bis Michel<lb/>
Angelo mit ihren damals hunderttausend Einwohnern einen unendlich viel<lb/>
größern Beitrag geliefert hat als das jetzt über hundert Millionen Bewohner<lb/>
zählende Russenreich in den tausend Jcchreu seines wüsten Dascinstraumes.<lb/>
Es ist ein neues Blatt in dem Ruhmeskranze der deutschen Wissenschaft, daß ihr<lb/>
dieses wichtige Gemeinwesen seine erste den heutigen Anforderungen genügende<lb/>
Geschichte verdankt. Trollvves Geschichte des Florentiner Gemeinwesens ist<lb/>
nur eine hübsche Erzählung nach Chroniken. Perrens hat das Staatsarchiv<lb/>
der alten Republik benutzt, aber doch, namentlich in der ältern Zeit, manche<lb/>
Lücke seines Wissens mit eleganter Rhetorik verhüllt und hie und da wohl<lb/>
auch seine gestaltungskrüftige Phantasie zu stark walten lassen. Was aber<lb/>
Italien betrifft, so ist es ein sonderbares Verhängnis, daß die Stadt Villanis,<lb/>
Machiavellis und Guieeiardinis in unsrer Zeit zwar ein Menge fleißiger Forscher,<lb/>
aber keinen wirklichen Geschichtschreiber hervorgebracht hat außer dem Marchese<lb/>
Giuv Cavvoni, dem &#x2014; er war die Hälfte seines achtzigjähriger Lebens blind &#x2014;<lb/>
sein reicher Geist und edler Charakter die Augen nicht ersetzen konnten. Der<lb/>
Stoff des vorliegenden ersten Bandes von Davidsohn, der, die Register ab¬<lb/>
gerechnet, achthundertdrcißig klein gedruckte Seiten großen Formats enthält,<lb/>
wird bei Cavvoni auf zwanzig Seiten abgefertigt. Und um einen Begriff von<lb/>
dem Unterschied in der BeHandlungsweise zu geben: Capponi will, wo er die<lb/>
Klostergründungen erwähnt, nnr mitteilen, wie Vallombrosa entstand, und er-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_60" place="foot"> Robert Davidsohn, Geschichte von Florenz. Erster Band. Ältere Geschichte.<lb/>
Mit einem Stadtplan. Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1806. &#x2014; Forschungen<lb/>
zur älteren Geschichte von Florenz. Von Robert Davidsohn (in demselben Beringe).<lb/>
Die &#x201E;Forschungen" sind längere Anmerkungen zur &#x201E;Geschichte," die ihres bedeutenden Umfangs<lb/>
wegen in einen besondern Band zusammengefaßt werden mnsjten.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0584] [Abbildung] (Line Geschichte von Florenz") g. oivilt^ euroxvÄ c; in Al'W xarto itaiiMÄ, 1'itaüsna in ^r^n piU't^ to80Mil, la tosoana llorentinii in ^r^n xMts. Mit diesen Worten des florentinischen Patrioten Niccolo Tommaseo hat es Robert Poehlmann gerechtfertigt, daß er mit seinen Studien über italienische Wirtschaftsgeschichte „von der Stadt Machiavcllis" ausgegangen ist, und kein Kenner unsrer modernen Kultur wird leugnen, daß zu dieser die Arnostadt in den zweihundert Jahren von Giotto bis Michel Angelo mit ihren damals hunderttausend Einwohnern einen unendlich viel größern Beitrag geliefert hat als das jetzt über hundert Millionen Bewohner zählende Russenreich in den tausend Jcchreu seines wüsten Dascinstraumes. Es ist ein neues Blatt in dem Ruhmeskranze der deutschen Wissenschaft, daß ihr dieses wichtige Gemeinwesen seine erste den heutigen Anforderungen genügende Geschichte verdankt. Trollvves Geschichte des Florentiner Gemeinwesens ist nur eine hübsche Erzählung nach Chroniken. Perrens hat das Staatsarchiv der alten Republik benutzt, aber doch, namentlich in der ältern Zeit, manche Lücke seines Wissens mit eleganter Rhetorik verhüllt und hie und da wohl auch seine gestaltungskrüftige Phantasie zu stark walten lassen. Was aber Italien betrifft, so ist es ein sonderbares Verhängnis, daß die Stadt Villanis, Machiavellis und Guieeiardinis in unsrer Zeit zwar ein Menge fleißiger Forscher, aber keinen wirklichen Geschichtschreiber hervorgebracht hat außer dem Marchese Giuv Cavvoni, dem — er war die Hälfte seines achtzigjähriger Lebens blind — sein reicher Geist und edler Charakter die Augen nicht ersetzen konnten. Der Stoff des vorliegenden ersten Bandes von Davidsohn, der, die Register ab¬ gerechnet, achthundertdrcißig klein gedruckte Seiten großen Formats enthält, wird bei Cavvoni auf zwanzig Seiten abgefertigt. Und um einen Begriff von dem Unterschied in der BeHandlungsweise zu geben: Capponi will, wo er die Klostergründungen erwähnt, nnr mitteilen, wie Vallombrosa entstand, und er- Robert Davidsohn, Geschichte von Florenz. Erster Band. Ältere Geschichte. Mit einem Stadtplan. Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1806. — Forschungen zur älteren Geschichte von Florenz. Von Robert Davidsohn (in demselben Beringe). Die „Forschungen" sind längere Anmerkungen zur „Geschichte," die ihres bedeutenden Umfangs wegen in einen besondern Band zusammengefaßt werden mnsjten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/584
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/584>, abgerufen am 30.04.2024.