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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Deutsche Kolonisation

le Deutsche Kolonialgesellschaft hat im Jahre 1896 einen kleinen
deutschen Kolonialatlas herausgegeben. Oben an der Spitze
steht: einuudfüufzigstes bis sechsuudfüufzigstes Tausend. Man
darf aus dieser Zahl schließen, daß das deutsche Volk Gefallen
an Kolonien hat, daß es der Kolonialpolitik mit hohem Interesse
folgt und weitern Fortschritten in dieser Richtung wohlwollend gegenübersteht.

Der 1882 gegründete Deutsche Kolvnialverein ist bemüht gewesen, das
Verständnis für die kolonialen Aufgaben des deutschen Volkes zu fördern,
insbesondre die Auswandernngsfragc im nationalen Sinne zu beeinflussen
und zu verhüten, daß andre Nationalitäten immer bedrohlicher auf Kosten des
deutschen Kapitals und der deutschen Arbeit im Weltverkehr erstarken. Im
Jahre 1887 hat sich die Gesellschaft für deutsche Kolonisation mit dem
Deutschen Kolonialverein zur Deutschen Kolvnialgesellschaft verschmolzen. Ur. 4
und 5 ihres Programms beschäftigen sich besonders mit der Art und Weise
der gewünschten Kolonisation. Ihre Forderung ist: 4. auf die geeignete
Lösung der mit der deutschen Auswanderung zusammenhängenden Fragen
hinzuwirken; 5. den wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Deutschen
im.Auslande mit dem Mutterlande zu erhalten und zu kräftigen. Diese Punkte
halten wir für die wichtigste"; wir wollen deshalb die Mittel und Wege zu
diesen Zielen etwas nacher beleuchten.

Zunächst dürfen wir uns keiner Täuschung darüber hingeben, daß die
bisher erreichten Erfolge auf diesem Gebiete mehr als dürftig siud. Über die
deutsche Auswanderung giebt der Kolonialatlas folgende Auskunft: Im Jahre
1894 betrug die Gesamtzahl der deutsche" Auswandrer uach überseeischen
Ländern 40964 (die kleinste Zahl in den letzten fünfzehn Jahren). Von den


Grenzboten II 1897 I


Deutsche Kolonisation

le Deutsche Kolonialgesellschaft hat im Jahre 1896 einen kleinen
deutschen Kolonialatlas herausgegeben. Oben an der Spitze
steht: einuudfüufzigstes bis sechsuudfüufzigstes Tausend. Man
darf aus dieser Zahl schließen, daß das deutsche Volk Gefallen
an Kolonien hat, daß es der Kolonialpolitik mit hohem Interesse
folgt und weitern Fortschritten in dieser Richtung wohlwollend gegenübersteht.

Der 1882 gegründete Deutsche Kolvnialverein ist bemüht gewesen, das
Verständnis für die kolonialen Aufgaben des deutschen Volkes zu fördern,
insbesondre die Auswandernngsfragc im nationalen Sinne zu beeinflussen
und zu verhüten, daß andre Nationalitäten immer bedrohlicher auf Kosten des
deutschen Kapitals und der deutschen Arbeit im Weltverkehr erstarken. Im
Jahre 1887 hat sich die Gesellschaft für deutsche Kolonisation mit dem
Deutschen Kolonialverein zur Deutschen Kolvnialgesellschaft verschmolzen. Ur. 4
und 5 ihres Programms beschäftigen sich besonders mit der Art und Weise
der gewünschten Kolonisation. Ihre Forderung ist: 4. auf die geeignete
Lösung der mit der deutschen Auswanderung zusammenhängenden Fragen
hinzuwirken; 5. den wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Deutschen
im.Auslande mit dem Mutterlande zu erhalten und zu kräftigen. Diese Punkte
halten wir für die wichtigste»; wir wollen deshalb die Mittel und Wege zu
diesen Zielen etwas nacher beleuchten.

Zunächst dürfen wir uns keiner Täuschung darüber hingeben, daß die
bisher erreichten Erfolge auf diesem Gebiete mehr als dürftig siud. Über die
deutsche Auswanderung giebt der Kolonialatlas folgende Auskunft: Im Jahre
1894 betrug die Gesamtzahl der deutsche» Auswandrer uach überseeischen
Ländern 40964 (die kleinste Zahl in den letzten fünfzehn Jahren). Von den


Grenzboten II 1897 I
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[0009] [Abbildung] Deutsche Kolonisation le Deutsche Kolonialgesellschaft hat im Jahre 1896 einen kleinen deutschen Kolonialatlas herausgegeben. Oben an der Spitze steht: einuudfüufzigstes bis sechsuudfüufzigstes Tausend. Man darf aus dieser Zahl schließen, daß das deutsche Volk Gefallen an Kolonien hat, daß es der Kolonialpolitik mit hohem Interesse folgt und weitern Fortschritten in dieser Richtung wohlwollend gegenübersteht. Der 1882 gegründete Deutsche Kolvnialverein ist bemüht gewesen, das Verständnis für die kolonialen Aufgaben des deutschen Volkes zu fördern, insbesondre die Auswandernngsfragc im nationalen Sinne zu beeinflussen und zu verhüten, daß andre Nationalitäten immer bedrohlicher auf Kosten des deutschen Kapitals und der deutschen Arbeit im Weltverkehr erstarken. Im Jahre 1887 hat sich die Gesellschaft für deutsche Kolonisation mit dem Deutschen Kolonialverein zur Deutschen Kolvnialgesellschaft verschmolzen. Ur. 4 und 5 ihres Programms beschäftigen sich besonders mit der Art und Weise der gewünschten Kolonisation. Ihre Forderung ist: 4. auf die geeignete Lösung der mit der deutschen Auswanderung zusammenhängenden Fragen hinzuwirken; 5. den wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Deutschen im.Auslande mit dem Mutterlande zu erhalten und zu kräftigen. Diese Punkte halten wir für die wichtigste»; wir wollen deshalb die Mittel und Wege zu diesen Zielen etwas nacher beleuchten. Zunächst dürfen wir uns keiner Täuschung darüber hingeben, daß die bisher erreichten Erfolge auf diesem Gebiete mehr als dürftig siud. Über die deutsche Auswanderung giebt der Kolonialatlas folgende Auskunft: Im Jahre 1894 betrug die Gesamtzahl der deutsche» Auswandrer uach überseeischen Ländern 40964 (die kleinste Zahl in den letzten fünfzehn Jahren). Von den Grenzboten II 1897 I

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/9>, abgerufen am 07.05.2024.