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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Brillanten ergreifen. Zum Beispiel (Deutsche Rundschau S. 54): "Bunte Phan¬
tasiebilder auszuteilen, wie man Kindern fnrbenbespreukeltes Spielzeug schenkt,
scheint Bvcklius liebste Arbeit zu sein. Frische Fische, gute Fische. Immer
lebendige Ware, die im durchsichtigen Wasser glitzernd durcheinander zappelt.
Großer Wände braucht es nicht. Wir sind heute in Betreff des fröhlichen Kunst-
genusses auf Krankenkost gestellt. Die neuesten symbolischen Malereien habe" etwas
Wehmutsvolles, Zahuweherfülltcs. Lachen, zu dem man geprügelt wird. Früher
waren wir unbefangner." Und so fort ohne Ende! Oder sollte Professor Grimm
ein Schalk sein, den grünen Stilkünstlern einen Spiegel vorhalten wollen? Dann
wäre er mißverstanden worden, wie schon so häufig.


Hurra!

In deu letzten Wochen und Monaten,ist wieder sehr viel gehurrat
worden. Se. Majestät der Kaiser hnrra! Se. königliche Hoheit der Prinzregent
Hurra! -- anders wird ja ein Trinkspruch kaum mehr geendet. Was soll das
eigentlich heißen? Jedes gesunde und natürliche Sprachgefühl wird verletzt durch
solche Rufe, und es mag gleich hier vorausgeschickt werden, daß deu Verfasser
dieser Zeilen nicht bloß die Verletzung seines eignen Sprachgefühls, sondern wieder¬
holt vcruommne Äußerungen des Befremdens und des Mißfallens aus dem Munde
ganz schlichter Leute aus dem Volke zu dieser Besprechung veranlaßt haben.

Zum Ausdruck jedes Gedankens gehört ein Zeitwort. Nicht der geringste
Gedanke läßt sich ohne Zeitwort sagen. Fehlt in einem Satze das Zeitwort, so
fehlt es "ur äußerlich -- im Geiste ist es stets zu ergänzen. Wenn ich einem
zurufe: Naus! oder: Thüre zu! so ist zu ergänzen: Geh! Mach! Wenn ich einem
auf die Frage: Wann bist du zurückgekommen? antworte: Gestern -- so ist zu
ergänzen: bin ich zurückgekommen. Ebenso war, wenn man früher und uoch bis
vor kurzem einen Trinkspruch mit dem Rufe schloß: Se. königliche Hoheit der
Priuzregent hoch! zu ergänzen: lebe!. An die Stelle des lateinischen Znrufs:
Viv-re! der im siebzehnten und achtzehnten, ja hie und da noch in unserm Jahr¬
hundert Mode war, war schou im achtzehnten der deutsche Zuruf: Er lebe! getreten,
und zu diesem einfachen: Er lebe! wurde dann hoch! hinzugefügt, zunächst aus
dem ganz äußerlichen Bedürfnis nach einen, einsilbigen Worte, das sich nach Be¬
lieben ausdehnen, auf dem sich beim Zuruf verweilen läßt. Daneben hat ja nun
das hoch! auch einen ganz hübschen Sinn; nicht Rang oder Stellung soll damit
bezeichnet sein, nicht Reichtum oder Üppigkeit, wie in den Redensarten: auf hohem
Fuße leben, oder: es geht hoch her, sondern mit dem Zuruf: Er lebe hoch! über¬
tragen wir gleichsam die fröhliche, gehobne Feststimmung der Gesellschaft auf das
Leben des Gefeierten, wir wünschen gleichsam, daß sein Leben wie ein fröhliches
Fest verlaufen möge -- leicht, ohne Druck, ohne Kummer, ohne Sorgen. Das
ist etwas gesucht, näher läge natürlich der Ruf: Er lebe lauge! oder: Er lebe glück¬
lich! Aber das läßt sich ebeu im Chor so wenig rufen wie das einfache: Er lebe!
es würde ein häßliches Durcheinanderschreien ergeben, während sich auf deu laug¬
gezognen Rufen: Hoooch! Und nochmals Hoooch! Und abermals Hoooch! ein ganzer
Chorus leicht vereinigen kann. Die Hauptsache aber ist und bleibt: ein solches
Hoch oder Lebehoch besteht aus einem vernünftigen Satz und enthält einen ver¬
nünftigen Gedanken.

Was soll man sich aber darunter denken, wenn gerufen wird: Se. königliche
Hoheit der Priuzregent Hurra? Auch Hurra ist jn keineswegs eine bloße "Inter¬
jektion" wie etwa O! Ach! An! El!, sondern es ist ein aus einem tonmalenden
(ouomatopoietischeu) Verbalstamme gebildeter imperativischer Zuruf. Es ist genau


Grenzboten IV 1897 13
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Brillanten ergreifen. Zum Beispiel (Deutsche Rundschau S. 54): „Bunte Phan¬
tasiebilder auszuteilen, wie man Kindern fnrbenbespreukeltes Spielzeug schenkt,
scheint Bvcklius liebste Arbeit zu sein. Frische Fische, gute Fische. Immer
lebendige Ware, die im durchsichtigen Wasser glitzernd durcheinander zappelt.
Großer Wände braucht es nicht. Wir sind heute in Betreff des fröhlichen Kunst-
genusses auf Krankenkost gestellt. Die neuesten symbolischen Malereien habe» etwas
Wehmutsvolles, Zahuweherfülltcs. Lachen, zu dem man geprügelt wird. Früher
waren wir unbefangner." Und so fort ohne Ende! Oder sollte Professor Grimm
ein Schalk sein, den grünen Stilkünstlern einen Spiegel vorhalten wollen? Dann
wäre er mißverstanden worden, wie schon so häufig.


Hurra!

In deu letzten Wochen und Monaten,ist wieder sehr viel gehurrat
worden. Se. Majestät der Kaiser hnrra! Se. königliche Hoheit der Prinzregent
Hurra! — anders wird ja ein Trinkspruch kaum mehr geendet. Was soll das
eigentlich heißen? Jedes gesunde und natürliche Sprachgefühl wird verletzt durch
solche Rufe, und es mag gleich hier vorausgeschickt werden, daß deu Verfasser
dieser Zeilen nicht bloß die Verletzung seines eignen Sprachgefühls, sondern wieder¬
holt vcruommne Äußerungen des Befremdens und des Mißfallens aus dem Munde
ganz schlichter Leute aus dem Volke zu dieser Besprechung veranlaßt haben.

Zum Ausdruck jedes Gedankens gehört ein Zeitwort. Nicht der geringste
Gedanke läßt sich ohne Zeitwort sagen. Fehlt in einem Satze das Zeitwort, so
fehlt es »ur äußerlich — im Geiste ist es stets zu ergänzen. Wenn ich einem
zurufe: Naus! oder: Thüre zu! so ist zu ergänzen: Geh! Mach! Wenn ich einem
auf die Frage: Wann bist du zurückgekommen? antworte: Gestern — so ist zu
ergänzen: bin ich zurückgekommen. Ebenso war, wenn man früher und uoch bis
vor kurzem einen Trinkspruch mit dem Rufe schloß: Se. königliche Hoheit der
Priuzregent hoch! zu ergänzen: lebe!. An die Stelle des lateinischen Znrufs:
Viv-re! der im siebzehnten und achtzehnten, ja hie und da noch in unserm Jahr¬
hundert Mode war, war schou im achtzehnten der deutsche Zuruf: Er lebe! getreten,
und zu diesem einfachen: Er lebe! wurde dann hoch! hinzugefügt, zunächst aus
dem ganz äußerlichen Bedürfnis nach einen, einsilbigen Worte, das sich nach Be¬
lieben ausdehnen, auf dem sich beim Zuruf verweilen läßt. Daneben hat ja nun
das hoch! auch einen ganz hübschen Sinn; nicht Rang oder Stellung soll damit
bezeichnet sein, nicht Reichtum oder Üppigkeit, wie in den Redensarten: auf hohem
Fuße leben, oder: es geht hoch her, sondern mit dem Zuruf: Er lebe hoch! über¬
tragen wir gleichsam die fröhliche, gehobne Feststimmung der Gesellschaft auf das
Leben des Gefeierten, wir wünschen gleichsam, daß sein Leben wie ein fröhliches
Fest verlaufen möge — leicht, ohne Druck, ohne Kummer, ohne Sorgen. Das
ist etwas gesucht, näher läge natürlich der Ruf: Er lebe lauge! oder: Er lebe glück¬
lich! Aber das läßt sich ebeu im Chor so wenig rufen wie das einfache: Er lebe!
es würde ein häßliches Durcheinanderschreien ergeben, während sich auf deu laug¬
gezognen Rufen: Hoooch! Und nochmals Hoooch! Und abermals Hoooch! ein ganzer
Chorus leicht vereinigen kann. Die Hauptsache aber ist und bleibt: ein solches
Hoch oder Lebehoch besteht aus einem vernünftigen Satz und enthält einen ver¬
nünftigen Gedanken.

Was soll man sich aber darunter denken, wenn gerufen wird: Se. königliche
Hoheit der Priuzregent Hurra? Auch Hurra ist jn keineswegs eine bloße „Inter¬
jektion" wie etwa O! Ach! An! El!, sondern es ist ein aus einem tonmalenden
(ouomatopoietischeu) Verbalstamme gebildeter imperativischer Zuruf. Es ist genau


Grenzboten IV 1897 13
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[0105] Maßgebliches und Unmaßgebliches Brillanten ergreifen. Zum Beispiel (Deutsche Rundschau S. 54): „Bunte Phan¬ tasiebilder auszuteilen, wie man Kindern fnrbenbespreukeltes Spielzeug schenkt, scheint Bvcklius liebste Arbeit zu sein. Frische Fische, gute Fische. Immer lebendige Ware, die im durchsichtigen Wasser glitzernd durcheinander zappelt. Großer Wände braucht es nicht. Wir sind heute in Betreff des fröhlichen Kunst- genusses auf Krankenkost gestellt. Die neuesten symbolischen Malereien habe» etwas Wehmutsvolles, Zahuweherfülltcs. Lachen, zu dem man geprügelt wird. Früher waren wir unbefangner." Und so fort ohne Ende! Oder sollte Professor Grimm ein Schalk sein, den grünen Stilkünstlern einen Spiegel vorhalten wollen? Dann wäre er mißverstanden worden, wie schon so häufig. Hurra! In deu letzten Wochen und Monaten,ist wieder sehr viel gehurrat worden. Se. Majestät der Kaiser hnrra! Se. königliche Hoheit der Prinzregent Hurra! — anders wird ja ein Trinkspruch kaum mehr geendet. Was soll das eigentlich heißen? Jedes gesunde und natürliche Sprachgefühl wird verletzt durch solche Rufe, und es mag gleich hier vorausgeschickt werden, daß deu Verfasser dieser Zeilen nicht bloß die Verletzung seines eignen Sprachgefühls, sondern wieder¬ holt vcruommne Äußerungen des Befremdens und des Mißfallens aus dem Munde ganz schlichter Leute aus dem Volke zu dieser Besprechung veranlaßt haben. Zum Ausdruck jedes Gedankens gehört ein Zeitwort. Nicht der geringste Gedanke läßt sich ohne Zeitwort sagen. Fehlt in einem Satze das Zeitwort, so fehlt es »ur äußerlich — im Geiste ist es stets zu ergänzen. Wenn ich einem zurufe: Naus! oder: Thüre zu! so ist zu ergänzen: Geh! Mach! Wenn ich einem auf die Frage: Wann bist du zurückgekommen? antworte: Gestern — so ist zu ergänzen: bin ich zurückgekommen. Ebenso war, wenn man früher und uoch bis vor kurzem einen Trinkspruch mit dem Rufe schloß: Se. königliche Hoheit der Priuzregent hoch! zu ergänzen: lebe!. An die Stelle des lateinischen Znrufs: Viv-re! der im siebzehnten und achtzehnten, ja hie und da noch in unserm Jahr¬ hundert Mode war, war schou im achtzehnten der deutsche Zuruf: Er lebe! getreten, und zu diesem einfachen: Er lebe! wurde dann hoch! hinzugefügt, zunächst aus dem ganz äußerlichen Bedürfnis nach einen, einsilbigen Worte, das sich nach Be¬ lieben ausdehnen, auf dem sich beim Zuruf verweilen läßt. Daneben hat ja nun das hoch! auch einen ganz hübschen Sinn; nicht Rang oder Stellung soll damit bezeichnet sein, nicht Reichtum oder Üppigkeit, wie in den Redensarten: auf hohem Fuße leben, oder: es geht hoch her, sondern mit dem Zuruf: Er lebe hoch! über¬ tragen wir gleichsam die fröhliche, gehobne Feststimmung der Gesellschaft auf das Leben des Gefeierten, wir wünschen gleichsam, daß sein Leben wie ein fröhliches Fest verlaufen möge — leicht, ohne Druck, ohne Kummer, ohne Sorgen. Das ist etwas gesucht, näher läge natürlich der Ruf: Er lebe lauge! oder: Er lebe glück¬ lich! Aber das läßt sich ebeu im Chor so wenig rufen wie das einfache: Er lebe! es würde ein häßliches Durcheinanderschreien ergeben, während sich auf deu laug¬ gezognen Rufen: Hoooch! Und nochmals Hoooch! Und abermals Hoooch! ein ganzer Chorus leicht vereinigen kann. Die Hauptsache aber ist und bleibt: ein solches Hoch oder Lebehoch besteht aus einem vernünftigen Satz und enthält einen ver¬ nünftigen Gedanken. Was soll man sich aber darunter denken, wenn gerufen wird: Se. königliche Hoheit der Priuzregent Hurra? Auch Hurra ist jn keineswegs eine bloße „Inter¬ jektion" wie etwa O! Ach! An! El!, sondern es ist ein aus einem tonmalenden (ouomatopoietischeu) Verbalstamme gebildeter imperativischer Zuruf. Es ist genau Grenzboten IV 1897 13

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/105>, abgerufen am 05.05.2024.