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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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Abermals zum Heimatschutz

allein der Bau der Schiffe, sondern auch die Unterhaltung der starken Flotte
sehr viel dazu beiträgt, dem Arbeiter lohnende Beschäftigung zu sichern.
Darum steht das Volk jeder Vergrößerung der Marine günstig gegenüber.

Lase jemand, der der deutschen Politik fernsteht, unsre gegen die Flotten¬
frage schreibenden Blätter, so könnte er nnr zu der Meinung kommen, daß die
wahren Kenner der Fragen über Seemacht, Seehandclsschutz und Kolonialbesitz
die Parteipolitikcr seien. Die Männer der Regierung und der Marine da¬
gegen, deren Pflicht und Beruf es ist, zum Wohle des Staates und seiner
Wehrkraft anf die Fortschritte, die Vorbereitungen und neuen Ziele des Aus¬
landes zu achten und für Schutzmaßregeln zu sorgen, erscheinen im Lichte
dieser Presse fast wie Begünstiger einer bloßen Sportliebhaberei und über¬
triebner Großmachtwünsche, während die Freunde einer Verstärkung unsrer
Seemacht, auch wenn sie der Flottenfrage aus sachlicher Überzeugung und
durchaus nicht als bloße Laien günstig gegenüber stehen, als Flottenschwärmer
bezeichnet werden, die das wahre Wohl des Volkes nicht kennten.

Bei so unerquicklicher Behandlung großer, für das Geschick des Reiches
so wichtiger Fragen erscheint die Bitte aller Männer, die in einer starken
Rüstung die beste Gewähr für Erhaltung des Friedens und ein friedliches
Gedeihen des Reiches sehen, an unser Volk nicht ungerechtfertigt, daß es an
die künftigen Pläne für die Stärkung und Verwendung unsrer Seemacht ohne
Vorurteile und Voreingenommenheit herantrete. Möchte doch endlich, wie in
England und Frankreich, so auch bei uus in großen nationalen Fragen nicht
das Partei- und Klasseninteresse und die Rücksicht auf die Parteileitung, sondern
allein die vernünftige Überlegung und die Sorge für das jetzige und zukünftige
Wohl des Reiches entscheiden.


R. A.


Abermals zum Heimatschutz

iderspruch kann niemals ausbleiben, wo herrschende Mißstände
aufgedeckt werden. Bei der Veröffentlichung meiner Schrift
"Heimatschutz," die den Tagesanschauungen in vieler Hinsicht
ins Gesicht schlägt, war ich von vornherein auf solchen Wider¬
spruch gefaßt und muß dankbar sein, wenn ihm die nachdrück¬
liche Zustimmung, die ich von verschiednen und namhaften Seiten erfahre,
die Wage hält. Wo Meinung gegen Meinung steht, Pflegt VerständigungrWW"M^
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Abermals zum Heimatschutz

allein der Bau der Schiffe, sondern auch die Unterhaltung der starken Flotte
sehr viel dazu beiträgt, dem Arbeiter lohnende Beschäftigung zu sichern.
Darum steht das Volk jeder Vergrößerung der Marine günstig gegenüber.

Lase jemand, der der deutschen Politik fernsteht, unsre gegen die Flotten¬
frage schreibenden Blätter, so könnte er nnr zu der Meinung kommen, daß die
wahren Kenner der Fragen über Seemacht, Seehandclsschutz und Kolonialbesitz
die Parteipolitikcr seien. Die Männer der Regierung und der Marine da¬
gegen, deren Pflicht und Beruf es ist, zum Wohle des Staates und seiner
Wehrkraft anf die Fortschritte, die Vorbereitungen und neuen Ziele des Aus¬
landes zu achten und für Schutzmaßregeln zu sorgen, erscheinen im Lichte
dieser Presse fast wie Begünstiger einer bloßen Sportliebhaberei und über¬
triebner Großmachtwünsche, während die Freunde einer Verstärkung unsrer
Seemacht, auch wenn sie der Flottenfrage aus sachlicher Überzeugung und
durchaus nicht als bloße Laien günstig gegenüber stehen, als Flottenschwärmer
bezeichnet werden, die das wahre Wohl des Volkes nicht kennten.

Bei so unerquicklicher Behandlung großer, für das Geschick des Reiches
so wichtiger Fragen erscheint die Bitte aller Männer, die in einer starken
Rüstung die beste Gewähr für Erhaltung des Friedens und ein friedliches
Gedeihen des Reiches sehen, an unser Volk nicht ungerechtfertigt, daß es an
die künftigen Pläne für die Stärkung und Verwendung unsrer Seemacht ohne
Vorurteile und Voreingenommenheit herantrete. Möchte doch endlich, wie in
England und Frankreich, so auch bei uus in großen nationalen Fragen nicht
das Partei- und Klasseninteresse und die Rücksicht auf die Parteileitung, sondern
allein die vernünftige Überlegung und die Sorge für das jetzige und zukünftige
Wohl des Reiches entscheiden.


R. A.


Abermals zum Heimatschutz

iderspruch kann niemals ausbleiben, wo herrschende Mißstände
aufgedeckt werden. Bei der Veröffentlichung meiner Schrift
„Heimatschutz," die den Tagesanschauungen in vieler Hinsicht
ins Gesicht schlägt, war ich von vornherein auf solchen Wider¬
spruch gefaßt und muß dankbar sein, wenn ihm die nachdrück¬
liche Zustimmung, die ich von verschiednen und namhaften Seiten erfahre,
die Wage hält. Wo Meinung gegen Meinung steht, Pflegt VerständigungrWW»M^
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/119>, abgerufen am 06.05.2024.