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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Aus unsrer Ostmark

ut will sich nimmer erschöpfen und leeren. Eine wahre Hochflut
von Büchern, Broschüren und Zeitungsartikeln ist über das
deutsche Volk hereingebrochen, um es mit den Zuständen unsrer
Ostmark in der Vergangenheit und in der Gegenwart bekannt zu
machen und zu werkthätigen Anteil an der Förderung des in
seiner Vormacht bedrohten Deutschtums zu bestimmen. So mancher Leser
dürfte deshalb schon übersättigt und geneigt sein, wie jede neue Erörterung
des alten Themas, so auch die vorliegende unbesehen und ungelesen beiseite
zu schieben. Er thäte damit aber mindestens einem vor kurzem unter dem
Titel "Im Polenaufruhr 1846/48" erschienenen Buches unrecht, das zu den
folgenden Zeilen die Anregung gegeben hat. Das Buch hat nämlich den
Vorzug, daß es die Ergebnisse umfassender und sorgfältiger Quellenstudien
mit der lebendigen, von gesundem Urteil zeugenden Darstellung eigner Wahr¬
nehmungen und Erlebnisse auf exponirten Posten während der tollen Jahre
1846/48 zu einem lesens- und beachtenswerten Ganzen verwebt.

Wie die vorletzte Seite des Buches zeigt, ist der auf dem Titelblatte
nicht genannte Verfasser der langjährige, 1894 nach fünfzigjähriger an Erfolgen
und Ehren reicher Dienstzeit in den Ruhestand getretene Chefpräsideut des
Vreslaner Regierungsbezirks, des größten im preußischen Staate, Freiherr
Juncker von Ober-Conreut.

An Jahren jung und nur wenige Monate nach dem Assessorexamen erhielt
der Autor 1344 von seinem Bromberger Regierungspräsidenten von Schleinitz
den Auftrag, die aus den Fugen gegcmgne Welt des Czarnikaucr Kreises ein-



*) Im Polenaufruhr 1840/48. Ans den Papieren eines LandratS, Gotha, Fr. Andreas
Perthes, 1898. (4 Mark.)
Grenzboten III 1898 13


Aus unsrer Ostmark

ut will sich nimmer erschöpfen und leeren. Eine wahre Hochflut
von Büchern, Broschüren und Zeitungsartikeln ist über das
deutsche Volk hereingebrochen, um es mit den Zuständen unsrer
Ostmark in der Vergangenheit und in der Gegenwart bekannt zu
machen und zu werkthätigen Anteil an der Förderung des in
seiner Vormacht bedrohten Deutschtums zu bestimmen. So mancher Leser
dürfte deshalb schon übersättigt und geneigt sein, wie jede neue Erörterung
des alten Themas, so auch die vorliegende unbesehen und ungelesen beiseite
zu schieben. Er thäte damit aber mindestens einem vor kurzem unter dem
Titel „Im Polenaufruhr 1846/48" erschienenen Buches unrecht, das zu den
folgenden Zeilen die Anregung gegeben hat. Das Buch hat nämlich den
Vorzug, daß es die Ergebnisse umfassender und sorgfältiger Quellenstudien
mit der lebendigen, von gesundem Urteil zeugenden Darstellung eigner Wahr¬
nehmungen und Erlebnisse auf exponirten Posten während der tollen Jahre
1846/48 zu einem lesens- und beachtenswerten Ganzen verwebt.

Wie die vorletzte Seite des Buches zeigt, ist der auf dem Titelblatte
nicht genannte Verfasser der langjährige, 1894 nach fünfzigjähriger an Erfolgen
und Ehren reicher Dienstzeit in den Ruhestand getretene Chefpräsideut des
Vreslaner Regierungsbezirks, des größten im preußischen Staate, Freiherr
Juncker von Ober-Conreut.

An Jahren jung und nur wenige Monate nach dem Assessorexamen erhielt
der Autor 1344 von seinem Bromberger Regierungspräsidenten von Schleinitz
den Auftrag, die aus den Fugen gegcmgne Welt des Czarnikaucr Kreises ein-



*) Im Polenaufruhr 1840/48. Ans den Papieren eines LandratS, Gotha, Fr. Andreas
Perthes, 1898. (4 Mark.)
Grenzboten III 1898 13
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[0105] [Abbildung] Aus unsrer Ostmark ut will sich nimmer erschöpfen und leeren. Eine wahre Hochflut von Büchern, Broschüren und Zeitungsartikeln ist über das deutsche Volk hereingebrochen, um es mit den Zuständen unsrer Ostmark in der Vergangenheit und in der Gegenwart bekannt zu machen und zu werkthätigen Anteil an der Förderung des in seiner Vormacht bedrohten Deutschtums zu bestimmen. So mancher Leser dürfte deshalb schon übersättigt und geneigt sein, wie jede neue Erörterung des alten Themas, so auch die vorliegende unbesehen und ungelesen beiseite zu schieben. Er thäte damit aber mindestens einem vor kurzem unter dem Titel „Im Polenaufruhr 1846/48" erschienenen Buches unrecht, das zu den folgenden Zeilen die Anregung gegeben hat. Das Buch hat nämlich den Vorzug, daß es die Ergebnisse umfassender und sorgfältiger Quellenstudien mit der lebendigen, von gesundem Urteil zeugenden Darstellung eigner Wahr¬ nehmungen und Erlebnisse auf exponirten Posten während der tollen Jahre 1846/48 zu einem lesens- und beachtenswerten Ganzen verwebt. Wie die vorletzte Seite des Buches zeigt, ist der auf dem Titelblatte nicht genannte Verfasser der langjährige, 1894 nach fünfzigjähriger an Erfolgen und Ehren reicher Dienstzeit in den Ruhestand getretene Chefpräsideut des Vreslaner Regierungsbezirks, des größten im preußischen Staate, Freiherr Juncker von Ober-Conreut. An Jahren jung und nur wenige Monate nach dem Assessorexamen erhielt der Autor 1344 von seinem Bromberger Regierungspräsidenten von Schleinitz den Auftrag, die aus den Fugen gegcmgne Welt des Czarnikaucr Kreises ein- *) Im Polenaufruhr 1840/48. Ans den Papieren eines LandratS, Gotha, Fr. Andreas Perthes, 1898. (4 Mark.) Grenzboten III 1898 13

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/105>, abgerufen am 29.04.2024.