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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Bauerngüter und Großbetriebe in der Landwirtschaft

den Leser mit der Hochflut phantasievoller Abstraktionen zu überschütten, mit
der die moderne Staatswissenschaft ihre Jünger so überreich ausrüstet.

Es ist in den Grenzboten auf Grund der Veröffentlichung der Haupt¬
ergebnisse der landwirtschaftlichen Vetriebszühlung vou 1895 schon früher
einiges über die betriebstatistische Struktur der deutschen Landwirtschaft und
die in ihr seit der Zählung von 1882 eingetretnen, verhältnismäßig unbe¬
deutenden, aber fast durchweg günstigen Änderungen gesagt. Darauf sei hier
von vornherein hingewiesen.*) In nachstehendem werden über die Stellung der
Bauerngüter und der Großbetriebe in unsrer Landwirtschaft an der Hand der
jetzt vorliegenden eingehendem Aufschlüsse nach dem Stande von 1895 noch
weitere Mitteilungen gemacht werden, wobei auch die Verhältnisse in den
wichtigern Bundesstaaten und Landesteilen berücksichtigt werden sollen. Dabei
werden es die in dem vorliegenden amtlichen Werke verdienstlicherweise über
die Verhältnisse im Auslande gebotneu Zahlen ermöglichen, gelegentlich einen
Blick über die deutsche Grenze hinaus zu werfen.

1

Die deutsche Statistik teilt bekanntlich die Betriebe ein in Größenklassen
nach ihrer sogenannten "landwirtschaftlichen" Fläche, d. h. Äcker, Wiesen und
bessere Weiden, Garten- und Reblaub, also ohne Forstland, ohne Ob- und Ur-
laub und die dazu gerechneten geringen Weiden, und ohne die sonstigen zu
den Betrieben gehörigen, auf Gebäude und Hofraum, auf Gewässer und Wege
kommenden Flächen. Von der "landwirtschaftlichen" wird sonach die "Gesamt¬
fläche" der Betriebe unterschieden, und ein Betrieb, der z. B. nach seiner land¬
wirtschaftlichen Fläche in der Größenklasfe unter einem Hektar erscheint, kann
eine Gesamtfläche von hundert Hektar und mehr haben. Solcher Größen¬
klassen sind für 1895 nicht weniger als achtzehn aufgestellt worden. Davon
fallen allein sechs auf die Betriebe unter einem Hektar. Die untersten sieben,
das heißt die Betriebe unter zwei Hektar, werden als "Parzellenbetriebe"
weiter in eine besondre Gruppe zusammengefaßt, ebenso die nächstfolgenden
sieben Größenklassen, das heißt die Betriebe von zwei Hektar bis hundert
Hektar, als "bäuerliche Betriebe," und endlich die vier Größenklassen mit
hundert und mehr Hektar als "Großbetriebe."

Die nachstehende Übersicht giebt die Zahl, die landwirtschaftliche und die
Gesamtfläche der Betriebe für die achtzehn Größenklassen nach dem Stande
vom Juni 1895 an. Der Zusammenfassung in die angegebnen Größengruppen
ist gleichfalls Rechnung getragen, und dabei ist aus bald darzulegenden Gründen
auch die Summe der Betriebe unter einem Hektar besonders ersichtlich gemacht.



Die landwirtschaftlichen Betriebe im Deutschen Reiche 1882 und 1895, Grenzboten
IV 18!)7, S. 45 ff.
Bauerngüter und Großbetriebe in der Landwirtschaft

den Leser mit der Hochflut phantasievoller Abstraktionen zu überschütten, mit
der die moderne Staatswissenschaft ihre Jünger so überreich ausrüstet.

Es ist in den Grenzboten auf Grund der Veröffentlichung der Haupt¬
ergebnisse der landwirtschaftlichen Vetriebszühlung vou 1895 schon früher
einiges über die betriebstatistische Struktur der deutschen Landwirtschaft und
die in ihr seit der Zählung von 1882 eingetretnen, verhältnismäßig unbe¬
deutenden, aber fast durchweg günstigen Änderungen gesagt. Darauf sei hier
von vornherein hingewiesen.*) In nachstehendem werden über die Stellung der
Bauerngüter und der Großbetriebe in unsrer Landwirtschaft an der Hand der
jetzt vorliegenden eingehendem Aufschlüsse nach dem Stande von 1895 noch
weitere Mitteilungen gemacht werden, wobei auch die Verhältnisse in den
wichtigern Bundesstaaten und Landesteilen berücksichtigt werden sollen. Dabei
werden es die in dem vorliegenden amtlichen Werke verdienstlicherweise über
die Verhältnisse im Auslande gebotneu Zahlen ermöglichen, gelegentlich einen
Blick über die deutsche Grenze hinaus zu werfen.

1

Die deutsche Statistik teilt bekanntlich die Betriebe ein in Größenklassen
nach ihrer sogenannten „landwirtschaftlichen" Fläche, d. h. Äcker, Wiesen und
bessere Weiden, Garten- und Reblaub, also ohne Forstland, ohne Ob- und Ur-
laub und die dazu gerechneten geringen Weiden, und ohne die sonstigen zu
den Betrieben gehörigen, auf Gebäude und Hofraum, auf Gewässer und Wege
kommenden Flächen. Von der „landwirtschaftlichen" wird sonach die „Gesamt¬
fläche" der Betriebe unterschieden, und ein Betrieb, der z. B. nach seiner land¬
wirtschaftlichen Fläche in der Größenklasfe unter einem Hektar erscheint, kann
eine Gesamtfläche von hundert Hektar und mehr haben. Solcher Größen¬
klassen sind für 1895 nicht weniger als achtzehn aufgestellt worden. Davon
fallen allein sechs auf die Betriebe unter einem Hektar. Die untersten sieben,
das heißt die Betriebe unter zwei Hektar, werden als „Parzellenbetriebe"
weiter in eine besondre Gruppe zusammengefaßt, ebenso die nächstfolgenden
sieben Größenklassen, das heißt die Betriebe von zwei Hektar bis hundert
Hektar, als „bäuerliche Betriebe," und endlich die vier Größenklassen mit
hundert und mehr Hektar als „Großbetriebe."

Die nachstehende Übersicht giebt die Zahl, die landwirtschaftliche und die
Gesamtfläche der Betriebe für die achtzehn Größenklassen nach dem Stande
vom Juni 1895 an. Der Zusammenfassung in die angegebnen Größengruppen
ist gleichfalls Rechnung getragen, und dabei ist aus bald darzulegenden Gründen
auch die Summe der Betriebe unter einem Hektar besonders ersichtlich gemacht.



Die landwirtschaftlichen Betriebe im Deutschen Reiche 1882 und 1895, Grenzboten
IV 18!)7, S. 45 ff.
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[0154] Bauerngüter und Großbetriebe in der Landwirtschaft den Leser mit der Hochflut phantasievoller Abstraktionen zu überschütten, mit der die moderne Staatswissenschaft ihre Jünger so überreich ausrüstet. Es ist in den Grenzboten auf Grund der Veröffentlichung der Haupt¬ ergebnisse der landwirtschaftlichen Vetriebszühlung vou 1895 schon früher einiges über die betriebstatistische Struktur der deutschen Landwirtschaft und die in ihr seit der Zählung von 1882 eingetretnen, verhältnismäßig unbe¬ deutenden, aber fast durchweg günstigen Änderungen gesagt. Darauf sei hier von vornherein hingewiesen.*) In nachstehendem werden über die Stellung der Bauerngüter und der Großbetriebe in unsrer Landwirtschaft an der Hand der jetzt vorliegenden eingehendem Aufschlüsse nach dem Stande von 1895 noch weitere Mitteilungen gemacht werden, wobei auch die Verhältnisse in den wichtigern Bundesstaaten und Landesteilen berücksichtigt werden sollen. Dabei werden es die in dem vorliegenden amtlichen Werke verdienstlicherweise über die Verhältnisse im Auslande gebotneu Zahlen ermöglichen, gelegentlich einen Blick über die deutsche Grenze hinaus zu werfen. 1 Die deutsche Statistik teilt bekanntlich die Betriebe ein in Größenklassen nach ihrer sogenannten „landwirtschaftlichen" Fläche, d. h. Äcker, Wiesen und bessere Weiden, Garten- und Reblaub, also ohne Forstland, ohne Ob- und Ur- laub und die dazu gerechneten geringen Weiden, und ohne die sonstigen zu den Betrieben gehörigen, auf Gebäude und Hofraum, auf Gewässer und Wege kommenden Flächen. Von der „landwirtschaftlichen" wird sonach die „Gesamt¬ fläche" der Betriebe unterschieden, und ein Betrieb, der z. B. nach seiner land¬ wirtschaftlichen Fläche in der Größenklasfe unter einem Hektar erscheint, kann eine Gesamtfläche von hundert Hektar und mehr haben. Solcher Größen¬ klassen sind für 1895 nicht weniger als achtzehn aufgestellt worden. Davon fallen allein sechs auf die Betriebe unter einem Hektar. Die untersten sieben, das heißt die Betriebe unter zwei Hektar, werden als „Parzellenbetriebe" weiter in eine besondre Gruppe zusammengefaßt, ebenso die nächstfolgenden sieben Größenklassen, das heißt die Betriebe von zwei Hektar bis hundert Hektar, als „bäuerliche Betriebe," und endlich die vier Größenklassen mit hundert und mehr Hektar als „Großbetriebe." Die nachstehende Übersicht giebt die Zahl, die landwirtschaftliche und die Gesamtfläche der Betriebe für die achtzehn Größenklassen nach dem Stande vom Juni 1895 an. Der Zusammenfassung in die angegebnen Größengruppen ist gleichfalls Rechnung getragen, und dabei ist aus bald darzulegenden Gründen auch die Summe der Betriebe unter einem Hektar besonders ersichtlich gemacht. Die landwirtschaftlichen Betriebe im Deutschen Reiche 1882 und 1895, Grenzboten IV 18!)7, S. 45 ff.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/154>, abgerufen am 29.04.2024.