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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

langt Alles so langsam hierher, daß man sich zusammennehmen muß, nicht
zurück zu gehen.

Componirt hab' ich hier Manches; es ist aber kein Segen darauf; woran
es liegt, weiß ich nicht. Vielleicht daran, daß ich noch nicht heimisch bin.
Es spiegelt sich nun einmal Alles in meiner Musik ab! Allmählich findet sie
auch hier Eingang; doch schwierig.

Bald hoffe ich von Ihnen zu hören, und vergessen Sie meinen Vice-
Redacteur in Leipzig nicht.


Adieu, mit herzlichem Gruß
Schön Laternengasse 679. N. Schumann.
9
An den Kammermusikus I. C. Lobe in Weimar

Leipzig, den 19^" Januar 1340.


Mein lieber Freund,

Sie müssen mich für unordentlich und undankbar halten, daß ich Ihnen
auf Ihre freundlichen Zusendungen noch nicht gedankt. Längere Abwesenheit
von hier, dadurch angewachsene Arbeit, zuletzt Verhältnisse, die im Augenblick
mein ganzes Sinnen in Anspruch nehmen, haben die Schuld daran. Heute
nur das Wichtigste. Die Aphorismen werden Gutes thun und wirken. Die
einzige mit der Aufschrift "Schematiches über die dramatische Scene" wünschte
ich kürzer, mag aber die Änderung nicht auf eigne Hand unternehmen. Viel¬
leicht haben Sie eine Abschrift. Könnten Sie von den Worten: "Was gehört
und jwcis) nimmt man zu einem guten Opernplan" nicht gleich auf die Sache
losgehen? Sehr aber bitte ich Sie um die Fortsetzung und den Schluß; es
wirkt dann hintereinander viel mehr. Sobald ich den Aufsatz ganz habe, folgt
der Abdruck. -- Gern bin ich bereit, Ihnen die Honorarbedingungen schriftlich
aufzusetzen. Schreiben Sie mir ein Schema, das ich dann ab- und unter¬
schreibe.

Die Anzeige der Eröffnung Ihres Instituts wird Ihnen Herr Friese zum
Preis berechnen, den er ihn selbst kostet und nicht über 2 Thaler kommen wird.
Für eine Notiz im Hauptblatt trage ich dann Sorge.

Mendelssohn läßt Sie grüßen und will nichts von der Verwendung
wissen, für die Sie ihm danken. Er ist ein Prachtmensch und -Künstler.

Mit dein Stuttgarter haben Sie Recht; die Zeitung und seine Schreibe¬
reien sind gar zu frech und elend. Der Artikel in den Statuten "über Ex-
clusion" sollte auf ihn zuerst angewandt werden.

Schreiben Sie mir bald; schicken Sie mir Fortsetzung und Schluß und
Sonstiges für die Zeitung.


Ihnen ergeben N. Schumann.
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

langt Alles so langsam hierher, daß man sich zusammennehmen muß, nicht
zurück zu gehen.

Componirt hab' ich hier Manches; es ist aber kein Segen darauf; woran
es liegt, weiß ich nicht. Vielleicht daran, daß ich noch nicht heimisch bin.
Es spiegelt sich nun einmal Alles in meiner Musik ab! Allmählich findet sie
auch hier Eingang; doch schwierig.

Bald hoffe ich von Ihnen zu hören, und vergessen Sie meinen Vice-
Redacteur in Leipzig nicht.


Adieu, mit herzlichem Gruß
Schön Laternengasse 679. N. Schumann.
9
An den Kammermusikus I. C. Lobe in Weimar

Leipzig, den 19^» Januar 1340.


Mein lieber Freund,

Sie müssen mich für unordentlich und undankbar halten, daß ich Ihnen
auf Ihre freundlichen Zusendungen noch nicht gedankt. Längere Abwesenheit
von hier, dadurch angewachsene Arbeit, zuletzt Verhältnisse, die im Augenblick
mein ganzes Sinnen in Anspruch nehmen, haben die Schuld daran. Heute
nur das Wichtigste. Die Aphorismen werden Gutes thun und wirken. Die
einzige mit der Aufschrift „Schematiches über die dramatische Scene" wünschte
ich kürzer, mag aber die Änderung nicht auf eigne Hand unternehmen. Viel¬
leicht haben Sie eine Abschrift. Könnten Sie von den Worten: „Was gehört
und jwcis) nimmt man zu einem guten Opernplan" nicht gleich auf die Sache
losgehen? Sehr aber bitte ich Sie um die Fortsetzung und den Schluß; es
wirkt dann hintereinander viel mehr. Sobald ich den Aufsatz ganz habe, folgt
der Abdruck. — Gern bin ich bereit, Ihnen die Honorarbedingungen schriftlich
aufzusetzen. Schreiben Sie mir ein Schema, das ich dann ab- und unter¬
schreibe.

Die Anzeige der Eröffnung Ihres Instituts wird Ihnen Herr Friese zum
Preis berechnen, den er ihn selbst kostet und nicht über 2 Thaler kommen wird.
Für eine Notiz im Hauptblatt trage ich dann Sorge.

Mendelssohn läßt Sie grüßen und will nichts von der Verwendung
wissen, für die Sie ihm danken. Er ist ein Prachtmensch und -Künstler.

Mit dein Stuttgarter haben Sie Recht; die Zeitung und seine Schreibe¬
reien sind gar zu frech und elend. Der Artikel in den Statuten „über Ex-
clusion" sollte auf ihn zuerst angewandt werden.

Schreiben Sie mir bald; schicken Sie mir Fortsetzung und Schluß und
Sonstiges für die Zeitung.


Ihnen ergeben N. Schumann.
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[0179] Ungedruckte Briefe von Robert Schumann langt Alles so langsam hierher, daß man sich zusammennehmen muß, nicht zurück zu gehen. Componirt hab' ich hier Manches; es ist aber kein Segen darauf; woran es liegt, weiß ich nicht. Vielleicht daran, daß ich noch nicht heimisch bin. Es spiegelt sich nun einmal Alles in meiner Musik ab! Allmählich findet sie auch hier Eingang; doch schwierig. Bald hoffe ich von Ihnen zu hören, und vergessen Sie meinen Vice- Redacteur in Leipzig nicht. Adieu, mit herzlichem Gruß Schön Laternengasse 679. N. Schumann. 9 An den Kammermusikus I. C. Lobe in Weimar Leipzig, den 19^» Januar 1340. Mein lieber Freund, Sie müssen mich für unordentlich und undankbar halten, daß ich Ihnen auf Ihre freundlichen Zusendungen noch nicht gedankt. Längere Abwesenheit von hier, dadurch angewachsene Arbeit, zuletzt Verhältnisse, die im Augenblick mein ganzes Sinnen in Anspruch nehmen, haben die Schuld daran. Heute nur das Wichtigste. Die Aphorismen werden Gutes thun und wirken. Die einzige mit der Aufschrift „Schematiches über die dramatische Scene" wünschte ich kürzer, mag aber die Änderung nicht auf eigne Hand unternehmen. Viel¬ leicht haben Sie eine Abschrift. Könnten Sie von den Worten: „Was gehört und jwcis) nimmt man zu einem guten Opernplan" nicht gleich auf die Sache losgehen? Sehr aber bitte ich Sie um die Fortsetzung und den Schluß; es wirkt dann hintereinander viel mehr. Sobald ich den Aufsatz ganz habe, folgt der Abdruck. — Gern bin ich bereit, Ihnen die Honorarbedingungen schriftlich aufzusetzen. Schreiben Sie mir ein Schema, das ich dann ab- und unter¬ schreibe. Die Anzeige der Eröffnung Ihres Instituts wird Ihnen Herr Friese zum Preis berechnen, den er ihn selbst kostet und nicht über 2 Thaler kommen wird. Für eine Notiz im Hauptblatt trage ich dann Sorge. Mendelssohn läßt Sie grüßen und will nichts von der Verwendung wissen, für die Sie ihm danken. Er ist ein Prachtmensch und -Künstler. Mit dein Stuttgarter haben Sie Recht; die Zeitung und seine Schreibe¬ reien sind gar zu frech und elend. Der Artikel in den Statuten „über Ex- clusion" sollte auf ihn zuerst angewandt werden. Schreiben Sie mir bald; schicken Sie mir Fortsetzung und Schluß und Sonstiges für die Zeitung. Ihnen ergeben N. Schumann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/179>, abgerufen am 29.04.2024.