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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Angedruckte Briefe von Robert Schumann

11
An Dr. W. Robert Griepenkerl in Braunschweig

Leipzig den 12"°" Januar 1842.


Lieber Freund,

Es ist große Hoffnung da, daß wir uns bald sehen -- und zwar in
Ihrem Braunschweig selbst. Wir haben nämlich von den Concertdirectionen
in Bremen und Hamburg Einladungen erhalten, meine Frau, um dort zu
spielen, ich um meine Sinfonie mit einzustudiren -- und die Einladung an¬
genommen. Zuerst wollen wir nach Bremen, wo das Concert auf den 23^"
Februar festgesetzt ist. Vielleicht trifft es sich nun, daß in der Woche vorher
etwas Rechtes bei Ihnen los ist, vielleicht daß Sie noch etwas bis dahin
arrangiren können. In diesem Falle reisten wir ein paar Tage früher von
hier weg und blieben in Braunschweig, die Tage des 16., 17. oder 18"°"
Februar wären uns dazu die liebsten. Zu einem besonderen Concert hat meine
Frau kein rechtes Vertrauen. Ich kenne die Verhältnisse zu wenig. Sie
werden uns darüber schon berichten und wir bitten Sie darum.

Dies für heute mit freundlichem Gruß meiner Frau und von mir.
Schreiben Sie uns bald ein Wort, daß wir dann alles festsetzen können.

Ich freue mich herzlich, Sie bald zu sehen und zu sprechen.


Ihr N. Schumann.
12
An C. F. Becker

Mpril 1842)


Mein verehrter Freund,

Noch bin ich Ihnen den Dank für den Neujahrsgruß schuldig, wollte oft
selbst zu Ihnen kommen, über dies und jenes mit Ihnen sprechen. Es unter¬
blieb, wie so Vieles. Sie erfahren jetzt selbst, was "Nedigiren" heißt; es frißt
doch Zeit weg. Dann kam meine Reise dazwischen:c. :c. Nun ist es an mir,
Ihnen Glück zu wünschen. Ich vermuthe, Sie stehen am Steuer mit der
allgem. Zeitung, und das kann mich ja nur freuen, da wir ja gewiß im Innern
einem Ziele zusteuern. Es wird auch Zeit, daß wir einmal gewissen Corsaren
zu Leibe gehen. Darüber müssen wir uns wohl einmal aussprechen.

Für heute nur eine Bitte. Herr Olsen aus CopenHagen schickt mir so
eben ein paar Zeitungsblätter mit Berichten über den Erfolg des ersten Con¬
certes meiner Frau. Für meine Zeitung paßt ein Auszug nicht -- doch
wünschte ich, daß über die Reise in der Heimath etwas bekannt würde, weil
darüber wie über alles, was wir unternehmen, vom alten Wsieck) lauter lügen¬
hafte Gerüchte ausgesprengt sind, wie ich höre.

Haben Sie nun die Gefälligkeit, aus den beiden Artikeln einen kleinen


Angedruckte Briefe von Robert Schumann

11
An Dr. W. Robert Griepenkerl in Braunschweig

Leipzig den 12«°" Januar 1842.


Lieber Freund,

Es ist große Hoffnung da, daß wir uns bald sehen — und zwar in
Ihrem Braunschweig selbst. Wir haben nämlich von den Concertdirectionen
in Bremen und Hamburg Einladungen erhalten, meine Frau, um dort zu
spielen, ich um meine Sinfonie mit einzustudiren — und die Einladung an¬
genommen. Zuerst wollen wir nach Bremen, wo das Concert auf den 23^"
Februar festgesetzt ist. Vielleicht trifft es sich nun, daß in der Woche vorher
etwas Rechtes bei Ihnen los ist, vielleicht daß Sie noch etwas bis dahin
arrangiren können. In diesem Falle reisten wir ein paar Tage früher von
hier weg und blieben in Braunschweig, die Tage des 16., 17. oder 18«°"
Februar wären uns dazu die liebsten. Zu einem besonderen Concert hat meine
Frau kein rechtes Vertrauen. Ich kenne die Verhältnisse zu wenig. Sie
werden uns darüber schon berichten und wir bitten Sie darum.

Dies für heute mit freundlichem Gruß meiner Frau und von mir.
Schreiben Sie uns bald ein Wort, daß wir dann alles festsetzen können.

Ich freue mich herzlich, Sie bald zu sehen und zu sprechen.


Ihr N. Schumann.
12
An C. F. Becker

Mpril 1842)


Mein verehrter Freund,

Noch bin ich Ihnen den Dank für den Neujahrsgruß schuldig, wollte oft
selbst zu Ihnen kommen, über dies und jenes mit Ihnen sprechen. Es unter¬
blieb, wie so Vieles. Sie erfahren jetzt selbst, was „Nedigiren" heißt; es frißt
doch Zeit weg. Dann kam meine Reise dazwischen:c. :c. Nun ist es an mir,
Ihnen Glück zu wünschen. Ich vermuthe, Sie stehen am Steuer mit der
allgem. Zeitung, und das kann mich ja nur freuen, da wir ja gewiß im Innern
einem Ziele zusteuern. Es wird auch Zeit, daß wir einmal gewissen Corsaren
zu Leibe gehen. Darüber müssen wir uns wohl einmal aussprechen.

Für heute nur eine Bitte. Herr Olsen aus CopenHagen schickt mir so
eben ein paar Zeitungsblätter mit Berichten über den Erfolg des ersten Con¬
certes meiner Frau. Für meine Zeitung paßt ein Auszug nicht — doch
wünschte ich, daß über die Reise in der Heimath etwas bekannt würde, weil
darüber wie über alles, was wir unternehmen, vom alten Wsieck) lauter lügen¬
hafte Gerüchte ausgesprengt sind, wie ich höre.

Haben Sie nun die Gefälligkeit, aus den beiden Artikeln einen kleinen


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[0181] Angedruckte Briefe von Robert Schumann 11 An Dr. W. Robert Griepenkerl in Braunschweig Leipzig den 12«°" Januar 1842. Lieber Freund, Es ist große Hoffnung da, daß wir uns bald sehen — und zwar in Ihrem Braunschweig selbst. Wir haben nämlich von den Concertdirectionen in Bremen und Hamburg Einladungen erhalten, meine Frau, um dort zu spielen, ich um meine Sinfonie mit einzustudiren — und die Einladung an¬ genommen. Zuerst wollen wir nach Bremen, wo das Concert auf den 23^" Februar festgesetzt ist. Vielleicht trifft es sich nun, daß in der Woche vorher etwas Rechtes bei Ihnen los ist, vielleicht daß Sie noch etwas bis dahin arrangiren können. In diesem Falle reisten wir ein paar Tage früher von hier weg und blieben in Braunschweig, die Tage des 16., 17. oder 18«°" Februar wären uns dazu die liebsten. Zu einem besonderen Concert hat meine Frau kein rechtes Vertrauen. Ich kenne die Verhältnisse zu wenig. Sie werden uns darüber schon berichten und wir bitten Sie darum. Dies für heute mit freundlichem Gruß meiner Frau und von mir. Schreiben Sie uns bald ein Wort, daß wir dann alles festsetzen können. Ich freue mich herzlich, Sie bald zu sehen und zu sprechen. Ihr N. Schumann. 12 An C. F. Becker Mpril 1842) Mein verehrter Freund, Noch bin ich Ihnen den Dank für den Neujahrsgruß schuldig, wollte oft selbst zu Ihnen kommen, über dies und jenes mit Ihnen sprechen. Es unter¬ blieb, wie so Vieles. Sie erfahren jetzt selbst, was „Nedigiren" heißt; es frißt doch Zeit weg. Dann kam meine Reise dazwischen:c. :c. Nun ist es an mir, Ihnen Glück zu wünschen. Ich vermuthe, Sie stehen am Steuer mit der allgem. Zeitung, und das kann mich ja nur freuen, da wir ja gewiß im Innern einem Ziele zusteuern. Es wird auch Zeit, daß wir einmal gewissen Corsaren zu Leibe gehen. Darüber müssen wir uns wohl einmal aussprechen. Für heute nur eine Bitte. Herr Olsen aus CopenHagen schickt mir so eben ein paar Zeitungsblätter mit Berichten über den Erfolg des ersten Con¬ certes meiner Frau. Für meine Zeitung paßt ein Auszug nicht — doch wünschte ich, daß über die Reise in der Heimath etwas bekannt würde, weil darüber wie über alles, was wir unternehmen, vom alten Wsieck) lauter lügen¬ hafte Gerüchte ausgesprengt sind, wie ich höre. Haben Sie nun die Gefälligkeit, aus den beiden Artikeln einen kleinen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/181>, abgerufen am 29.04.2024.