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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Fürst Bismarck tot!

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ese Blätter haben für ihn gerümpft, als sich jede
Hand wider ihn erhob, und die, die an den Grenz¬
boten arbeiteten, haben sich seine Leute genannt, als
es für einen Schimpf galt, bismarckisch zu sein.
Als dann die Zeit kam, wo ihm das Steuer
entglitt, das er so lange mit machtvoller Hand zum Segen des
Reichs geführt hatte, und das Alter diese Hand lähmte; als Neues
aus dem hervorwuchs, was er geschaffen hatte, und sich die um
ihn drängten und seine Leute nannten, die sich gegen das Neue
stemmten, wie sie sich vorher gegen ihn gestemmt hatten, und seinen
Namen als Schild für ihre selbstischen Zwecke mißbrauchten, da
haben die Grenzboten beiseite gestanden, aber sie wußten, daß sie
bismarckisch waren, wenn sie sagten, was ihr Gewissen sie sagen
hieß. Und wenn sie dem Neuen, das sich kühn und seines Berufs
gewiß an die Stelle des Alten setzte, vertrauend entgegenkamen,
so wußten sie, daß sie bismarckisch handelten, denn der Fürst hatte
selbst prophetisch auf den gewiesen, der sein eigner Kanzler sein würde.

Es giebt keinen Süllstand im Leben; die in ihm stehen, müssen
vorwärts und müssen das erkennen und verfolgen, was ihre Zeit
verlangt, nach ihrem Gewissen. So hat es Bismarck gethan.

Wir aber, die wir noch im Lichte wandeln und uns des
Glanzes freuen, der unser geeintes Vaterland umstrahlt, wir werden
es ihm nicht vergessen, daß er es war, der es aus dem Schatten einer
hoffnungslosen Zeit zu diesem Glänze geführt hat, in dem er selbst
als die lichteste Gestalt deutscher Geschichte stehen wird für alle Zeit.

Furchtlos in die Kämpfe hinein, die uns bevorstehen mögen,
rücksichtslos für das, was wir als unsre Pflicht erkannt haben,
treu unserm Kaiser, unsern: Volk und unsern, Lande, dann sind wir
auch ihm treu.




Fürst Bismarck tot!

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ese Blätter haben für ihn gerümpft, als sich jede
Hand wider ihn erhob, und die, die an den Grenz¬
boten arbeiteten, haben sich seine Leute genannt, als
es für einen Schimpf galt, bismarckisch zu sein.
Als dann die Zeit kam, wo ihm das Steuer
entglitt, das er so lange mit machtvoller Hand zum Segen des
Reichs geführt hatte, und das Alter diese Hand lähmte; als Neues
aus dem hervorwuchs, was er geschaffen hatte, und sich die um
ihn drängten und seine Leute nannten, die sich gegen das Neue
stemmten, wie sie sich vorher gegen ihn gestemmt hatten, und seinen
Namen als Schild für ihre selbstischen Zwecke mißbrauchten, da
haben die Grenzboten beiseite gestanden, aber sie wußten, daß sie
bismarckisch waren, wenn sie sagten, was ihr Gewissen sie sagen
hieß. Und wenn sie dem Neuen, das sich kühn und seines Berufs
gewiß an die Stelle des Alten setzte, vertrauend entgegenkamen,
so wußten sie, daß sie bismarckisch handelten, denn der Fürst hatte
selbst prophetisch auf den gewiesen, der sein eigner Kanzler sein würde.

Es giebt keinen Süllstand im Leben; die in ihm stehen, müssen
vorwärts und müssen das erkennen und verfolgen, was ihre Zeit
verlangt, nach ihrem Gewissen. So hat es Bismarck gethan.

Wir aber, die wir noch im Lichte wandeln und uns des
Glanzes freuen, der unser geeintes Vaterland umstrahlt, wir werden
es ihm nicht vergessen, daß er es war, der es aus dem Schatten einer
hoffnungslosen Zeit zu diesem Glänze geführt hat, in dem er selbst
als die lichteste Gestalt deutscher Geschichte stehen wird für alle Zeit.

Furchtlos in die Kämpfe hinein, die uns bevorstehen mögen,
rücksichtslos für das, was wir als unsre Pflicht erkannt haben,
treu unserm Kaiser, unsern: Volk und unsern, Lande, dann sind wir
auch ihm treu.


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[0201] [Abbildung] Fürst Bismarck tot! l ese Blätter haben für ihn gerümpft, als sich jede Hand wider ihn erhob, und die, die an den Grenz¬ boten arbeiteten, haben sich seine Leute genannt, als es für einen Schimpf galt, bismarckisch zu sein. Als dann die Zeit kam, wo ihm das Steuer entglitt, das er so lange mit machtvoller Hand zum Segen des Reichs geführt hatte, und das Alter diese Hand lähmte; als Neues aus dem hervorwuchs, was er geschaffen hatte, und sich die um ihn drängten und seine Leute nannten, die sich gegen das Neue stemmten, wie sie sich vorher gegen ihn gestemmt hatten, und seinen Namen als Schild für ihre selbstischen Zwecke mißbrauchten, da haben die Grenzboten beiseite gestanden, aber sie wußten, daß sie bismarckisch waren, wenn sie sagten, was ihr Gewissen sie sagen hieß. Und wenn sie dem Neuen, das sich kühn und seines Berufs gewiß an die Stelle des Alten setzte, vertrauend entgegenkamen, so wußten sie, daß sie bismarckisch handelten, denn der Fürst hatte selbst prophetisch auf den gewiesen, der sein eigner Kanzler sein würde. Es giebt keinen Süllstand im Leben; die in ihm stehen, müssen vorwärts und müssen das erkennen und verfolgen, was ihre Zeit verlangt, nach ihrem Gewissen. So hat es Bismarck gethan. Wir aber, die wir noch im Lichte wandeln und uns des Glanzes freuen, der unser geeintes Vaterland umstrahlt, wir werden es ihm nicht vergessen, daß er es war, der es aus dem Schatten einer hoffnungslosen Zeit zu diesem Glänze geführt hat, in dem er selbst als die lichteste Gestalt deutscher Geschichte stehen wird für alle Zeit. Furchtlos in die Kämpfe hinein, die uns bevorstehen mögen, rücksichtslos für das, was wir als unsre Pflicht erkannt haben, treu unserm Kaiser, unsern: Volk und unsern, Lande, dann sind wir auch ihm treu.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/201>, abgerufen am 29.04.2024.