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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

der vorigen Tage. Darum schreib' ich, da sich Clara erst vorgenommen, an
Pauline*) selbst zu schreiben.

Nach ^Jn^ Petersburg denken wir den 21sten (nach Eurer Rechnung) ein¬
zutreffen. Antwortet uns gleich nach Empfang dieses Briefes; wir finden
die Antwort dann in Petersburg. Es verlangt uns nach Nachrichten über
die Kinder. Die Adresse richtet an Adolph Henselt, 1°' ?iainst.<z <Zs 8. N.
l'lZmxorsur.

Mögen Euch diese wenigen Zeilen gesund antreffen. Von Petersburg
schreiben wir ausführlich. Heute solltet Ihr nur wissen, daß wir so weit die
Reise auf das Beste zurückgelegt haben und daß alle Aussichten auf den
weiteren Erfolg sich ganz glücklich darstellen.


Wir küssen die Kinder und Euch in innigster Liebe.
Dein treuer Bruder
Robert.
15
An Franz Lißt

Dresden, den 10^ August 1849.


Verehrter Freund,

Es bleibt mir heute nur noch zu ein paar Bemerkungen Zeit, da mich
die Durchsicht der Partitur"*) etwas augegriffen. Von letzterer habe ich indeß
nur die Blasinstrumente durchgesehen. Da Sie correcte Einzelstimmen des
Chors und des Quartetts zur Abschrift haben, so unterließ ich es, in der
Partitur auch den Chor und das Streichquartett zu revidiren.

In der Metronom Bezeichnung haben Sie und Montag, den ich vielmal
grüße, einen Anhalt für meine Gedanken. Der Wechsel der Tempi soll überall
ein leise übergehender sein. Am meisten macht immer das Stück in Lif woll:
Nebelnd um Felsenhöh zu schaffen. Das Tempo ist um die Hälfte lang-
famer als vorher das ^.s ckur; es bleibt aber derselbe Rhythmus.

Da die sechs Solostimmen in der Stelle: Du schwebst zu Höhen
immer Schwierigkeiten machen, so habe ich die ganze Stelle sür nur vier
Stimmen (zwei Soprane u. zwei Alte) vereinfacht auf ein Extrablatt ge¬
schrieben, das Sie in der Partitur finden.

Haben Sie eine Harfe? Wo nicht, so müßte die Stelle auf dem Flügel
gespielt werden.

Den Text lassen Sie wohl jedenfalls drucken. Finden Sie als Collectiv-




Carl Schumanns zweite Frau, geb. Colditz.
**) Zur Schlußszene des zweiten Teiles des Faust, die Lißt beim Goethejubilnum in
Weimar zur Aufführung brachte.
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

der vorigen Tage. Darum schreib' ich, da sich Clara erst vorgenommen, an
Pauline*) selbst zu schreiben.

Nach ^Jn^ Petersburg denken wir den 21sten (nach Eurer Rechnung) ein¬
zutreffen. Antwortet uns gleich nach Empfang dieses Briefes; wir finden
die Antwort dann in Petersburg. Es verlangt uns nach Nachrichten über
die Kinder. Die Adresse richtet an Adolph Henselt, 1°' ?iainst.<z <Zs 8. N.
l'lZmxorsur.

Mögen Euch diese wenigen Zeilen gesund antreffen. Von Petersburg
schreiben wir ausführlich. Heute solltet Ihr nur wissen, daß wir so weit die
Reise auf das Beste zurückgelegt haben und daß alle Aussichten auf den
weiteren Erfolg sich ganz glücklich darstellen.


Wir küssen die Kinder und Euch in innigster Liebe.
Dein treuer Bruder
Robert.
15
An Franz Lißt

Dresden, den 10^ August 1849.


Verehrter Freund,

Es bleibt mir heute nur noch zu ein paar Bemerkungen Zeit, da mich
die Durchsicht der Partitur"*) etwas augegriffen. Von letzterer habe ich indeß
nur die Blasinstrumente durchgesehen. Da Sie correcte Einzelstimmen des
Chors und des Quartetts zur Abschrift haben, so unterließ ich es, in der
Partitur auch den Chor und das Streichquartett zu revidiren.

In der Metronom Bezeichnung haben Sie und Montag, den ich vielmal
grüße, einen Anhalt für meine Gedanken. Der Wechsel der Tempi soll überall
ein leise übergehender sein. Am meisten macht immer das Stück in Lif woll:
Nebelnd um Felsenhöh zu schaffen. Das Tempo ist um die Hälfte lang-
famer als vorher das ^.s ckur; es bleibt aber derselbe Rhythmus.

Da die sechs Solostimmen in der Stelle: Du schwebst zu Höhen
immer Schwierigkeiten machen, so habe ich die ganze Stelle sür nur vier
Stimmen (zwei Soprane u. zwei Alte) vereinfacht auf ein Extrablatt ge¬
schrieben, das Sie in der Partitur finden.

Haben Sie eine Harfe? Wo nicht, so müßte die Stelle auf dem Flügel
gespielt werden.

Den Text lassen Sie wohl jedenfalls drucken. Finden Sie als Collectiv-




Carl Schumanns zweite Frau, geb. Colditz.
**) Zur Schlußszene des zweiten Teiles des Faust, die Lißt beim Goethejubilnum in
Weimar zur Aufführung brachte.
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[0284] Ungedruckte Briefe von Robert Schumann der vorigen Tage. Darum schreib' ich, da sich Clara erst vorgenommen, an Pauline*) selbst zu schreiben. Nach ^Jn^ Petersburg denken wir den 21sten (nach Eurer Rechnung) ein¬ zutreffen. Antwortet uns gleich nach Empfang dieses Briefes; wir finden die Antwort dann in Petersburg. Es verlangt uns nach Nachrichten über die Kinder. Die Adresse richtet an Adolph Henselt, 1°' ?iainst.<z <Zs 8. N. l'lZmxorsur. Mögen Euch diese wenigen Zeilen gesund antreffen. Von Petersburg schreiben wir ausführlich. Heute solltet Ihr nur wissen, daß wir so weit die Reise auf das Beste zurückgelegt haben und daß alle Aussichten auf den weiteren Erfolg sich ganz glücklich darstellen. Wir küssen die Kinder und Euch in innigster Liebe. Dein treuer Bruder Robert. 15 An Franz Lißt Dresden, den 10^ August 1849. Verehrter Freund, Es bleibt mir heute nur noch zu ein paar Bemerkungen Zeit, da mich die Durchsicht der Partitur"*) etwas augegriffen. Von letzterer habe ich indeß nur die Blasinstrumente durchgesehen. Da Sie correcte Einzelstimmen des Chors und des Quartetts zur Abschrift haben, so unterließ ich es, in der Partitur auch den Chor und das Streichquartett zu revidiren. In der Metronom Bezeichnung haben Sie und Montag, den ich vielmal grüße, einen Anhalt für meine Gedanken. Der Wechsel der Tempi soll überall ein leise übergehender sein. Am meisten macht immer das Stück in Lif woll: Nebelnd um Felsenhöh zu schaffen. Das Tempo ist um die Hälfte lang- famer als vorher das ^.s ckur; es bleibt aber derselbe Rhythmus. Da die sechs Solostimmen in der Stelle: Du schwebst zu Höhen immer Schwierigkeiten machen, so habe ich die ganze Stelle sür nur vier Stimmen (zwei Soprane u. zwei Alte) vereinfacht auf ein Extrablatt ge¬ schrieben, das Sie in der Partitur finden. Haben Sie eine Harfe? Wo nicht, so müßte die Stelle auf dem Flügel gespielt werden. Den Text lassen Sie wohl jedenfalls drucken. Finden Sie als Collectiv- Carl Schumanns zweite Frau, geb. Colditz. **) Zur Schlußszene des zweiten Teiles des Faust, die Lißt beim Goethejubilnum in Weimar zur Aufführung brachte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/284>, abgerufen am 29.04.2024.