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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

bezeichnung des Stückes den Ausdruck: Faust's Verklärung passend, so nennen
Sie es auf dem Programm so.

Zu Anfang von Nro. 5 sollen nur 4 erste, 4 zweite Violinen, 2 Bratschen
und 2 Violoncells spielen; es klingt dies nach dem vorhergehenden starken
Chor in L aur sehr leise und schön.

Die Hauptsteigerung des Werkes liegt in dem xooo a xoeo oissokiiäo in
Nro. 7 von den Worten "Alles Vergängliche" bis zu: "Das Ewig-Weibliche
zieht uns hinan." Den Schlußchor, obwohl ^Iwbrövs, fangen Sie nicht zu
schnell an, wie ich denn überhaupt den Charakter der ganzen Composition als
einen ruhigen, tief friedlichen bezeichnen möchte. Bei Ihrer penetranten Auf-
scissungsweise würde Ihnen dies auch ohne mein Zuthun im Augenblicke klar
sein. Könnte ich nur dabei sein! Doch freut mich auch die hiesige Aufführung,
die eine ganz gute zu werden verspricht.

Jnteressiren würde es mich zu hören, wie Sie das Stück placirt haben,
ob es im Theater oder wo sonst gegeben wird, was Sie sonst noch auf¬
führen ?c. ^c. Schreiben Sie mir ein Wort! --

Es geht mir wieder besser, obwohl noch die volle Kraft fehlt; doch erhoffe
ich sie bald. --


Freundlicher Gruß
R. Schumann.

Eine Neuigkeit leg' ich bei -- IV Märsche -- es soll mich freuen, wenn
sie Ihnen zusagen. Die Jahreszahl, die darauf steht, hat diesmal eine Be¬
deutung, wie Sie leicht sehen werden.

O Zeit -- o Fürsten -- o Volk! --


16
An W. schöpft, Skua. tlisol. in Leipzig

Friedrich Wilhelm Traugott Schövsi, geboren zu Dresden den 16. November
1826, studirte Von 1847 bis 1850 Theologie in Leipzig, war bis 1858 Privat-
lehrer in Dresden, dann Diakonus in Planen, zugleich Pfarrer in Oberlosa und
Straßberg, erhielt darauf das Pastorat in Geringswalde, Großröhrsdorf und
Gersdorf, trat 1894 in Ruhestand und lebt jetzt seinen litterarischen Arbeiten in
Niederloßnitz bei Dresden. Außer mancherlei fachwissenschaftlichen Schriften ver¬
öffentlichte er 1352 eine Sammlung von Gedichten "Herz und Welt" unter dem
Pseudonym Wilfried von der Neun, das er schon als Kreuzschüler von seinem
in der Pillnitzer Straße gelegnen Wohnhause "Die neun Musen" angenommen
hatte. Die dritte Auflage der Gedichte erschien unter seinem wirklichen Namen.
Im Dezember 1849 sandte Schöpff eine Auswahl dieser Lieder an Schumann,
der mit folgenden Zeilen darauf antwortete:

Dresden den 26. December 1849


Geehrter Herr,

Vielmals dankend für die Sendung Ihrer zum größten Theil recht
musikalischen Gedichte, muß ich leider hinzusetzen, daß ich, mit den Vorarbeiten


Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

bezeichnung des Stückes den Ausdruck: Faust's Verklärung passend, so nennen
Sie es auf dem Programm so.

Zu Anfang von Nro. 5 sollen nur 4 erste, 4 zweite Violinen, 2 Bratschen
und 2 Violoncells spielen; es klingt dies nach dem vorhergehenden starken
Chor in L aur sehr leise und schön.

Die Hauptsteigerung des Werkes liegt in dem xooo a xoeo oissokiiäo in
Nro. 7 von den Worten „Alles Vergängliche" bis zu: „Das Ewig-Weibliche
zieht uns hinan." Den Schlußchor, obwohl ^Iwbrövs, fangen Sie nicht zu
schnell an, wie ich denn überhaupt den Charakter der ganzen Composition als
einen ruhigen, tief friedlichen bezeichnen möchte. Bei Ihrer penetranten Auf-
scissungsweise würde Ihnen dies auch ohne mein Zuthun im Augenblicke klar
sein. Könnte ich nur dabei sein! Doch freut mich auch die hiesige Aufführung,
die eine ganz gute zu werden verspricht.

Jnteressiren würde es mich zu hören, wie Sie das Stück placirt haben,
ob es im Theater oder wo sonst gegeben wird, was Sie sonst noch auf¬
führen ?c. ^c. Schreiben Sie mir ein Wort! —

Es geht mir wieder besser, obwohl noch die volle Kraft fehlt; doch erhoffe
ich sie bald. —


Freundlicher Gruß
R. Schumann.

Eine Neuigkeit leg' ich bei — IV Märsche — es soll mich freuen, wenn
sie Ihnen zusagen. Die Jahreszahl, die darauf steht, hat diesmal eine Be¬
deutung, wie Sie leicht sehen werden.

O Zeit — o Fürsten — o Volk! —


16
An W. schöpft, Skua. tlisol. in Leipzig

Friedrich Wilhelm Traugott Schövsi, geboren zu Dresden den 16. November
1826, studirte Von 1847 bis 1850 Theologie in Leipzig, war bis 1858 Privat-
lehrer in Dresden, dann Diakonus in Planen, zugleich Pfarrer in Oberlosa und
Straßberg, erhielt darauf das Pastorat in Geringswalde, Großröhrsdorf und
Gersdorf, trat 1894 in Ruhestand und lebt jetzt seinen litterarischen Arbeiten in
Niederloßnitz bei Dresden. Außer mancherlei fachwissenschaftlichen Schriften ver¬
öffentlichte er 1352 eine Sammlung von Gedichten „Herz und Welt" unter dem
Pseudonym Wilfried von der Neun, das er schon als Kreuzschüler von seinem
in der Pillnitzer Straße gelegnen Wohnhause „Die neun Musen" angenommen
hatte. Die dritte Auflage der Gedichte erschien unter seinem wirklichen Namen.
Im Dezember 1849 sandte Schöpff eine Auswahl dieser Lieder an Schumann,
der mit folgenden Zeilen darauf antwortete:

Dresden den 26. December 1849


Geehrter Herr,

Vielmals dankend für die Sendung Ihrer zum größten Theil recht
musikalischen Gedichte, muß ich leider hinzusetzen, daß ich, mit den Vorarbeiten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/285>, abgerufen am 29.04.2024.