Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

des Geistes und Körpers geerbt, sondern mich von seinem Vater besonders noch
ein zehn Morgen großes Grundstück, eine Fabrik von namhaften Ruf, die Anleitung
zu ihrem Betrieb und hochfliegende Pläne. Aber die Fabrik war heruntergekommen,
der Besitz verschuldet, und er selbst beim Tode des Vaters erst 14'/z Jahre alt.
Und da ist nun das Wunderbare, wie dieser Knabe vom ersten Tage an, mit zwei
Gesellen eigenhändig arbeitend, das unter den schwierigsten Verhältnissen über-
nvmmne Geschäft aufrecht erhält, dabei die Stunden, die eigentlich dem Schlaf
und der Erholung hätten gewidmet sein sollen, dazu benutzt, sich die zu einem
großen Unternehmen erforderlichen wissenschaftlichen, kaufmännischen und Sprach¬
kenntnisse zu erwerben, und wie er in Arbeit und Entbehrung, auf jeden Lebens-
genuß verzichtend, mit eiserner Energie aushält, bis er sein Unternehmen auf den
Punkt gebracht hat, von dem aus Unternehmungen von selbst zu wachsen pflegen.
Frobenius zeigt uns Schritt für Schritt, wie sich Krupps Unternehmen zum Heile
seiner Vaterstadt und seines Vaterlandes entwickelt hat in der Wechselwirkung mit
der Eisen- und Wnffentechnik, deren größter Förderer in Deutschland er gewesen
ist, wobei er jedoch die Dienste anderer, z. B. Harkorts, neidlos anerkannt hat.
Interessant ist die Darstellung der Bemühungen Krupps, von seinem Reiche die
sozialdemokratische Agitation auszuschließen; er hatte ein Recht dazu, denn für die
Unterthanen seines kleinen Staates hatte er die soziale Frage gelöst.


Das Weltgebäude von or. Wilhelm Meyer (Bibliographisches Institut)

Der Verfasser belehrt uns im Eingang über die technischen Hilfsmittel der
Astronomen und macht uns dann mit den durch Beobachtung gewonnenen astrono¬
mischen Thatsachen bekannt, um aus dem Augenschein heraus die Ursachen und den
Zusammenhang der Himmelserscheinungen darzulegen. Durch 287 Abbildungen,
10 Karten und 31 Tafeln wird uns übermittelt, was das Auge des Astronomen
je im Weltenraum gesehn und was die weit lichtempfindlichere photographische
Platte in der Neuzeit über den gestirnten Himmel verzeichnet hat. Der schwierigen
Aufgabe, ein einheitliches Gemälde des Weltgebäudes, der himmlischen Weltordnung
und ihres innersten Wesens zu schaffen, konnte sicherlich niemand besser gerecht
werden als Dr. Wilhelm Meder, der bekannte frühere Direktor der Berliner
"Urania." Der Wert des Buches wird uoch dadurch erhöht, daß einzelne Kapitel
vor dem Drucke von Spezialforschern durchgesehen worden sind. So hat Schiaparellt
in Mailand das Marskapitel, Scheiner in Potsdam das über die Spektralancilhse,
Ginzel in Berlin das über die Finsternisse und Seeliger in München das über die
Schwerkraft einer prüfenden Durchsicht unterzogen. Das herrliche Werk ist wegen
der gemeinverständlichen Darstellung und fesselnden Schreibweise geeignet, das
moderne Wissen vom Bau und Wesen der Sternenwelt zum Gemeingut der Ge¬
R. bildete zu macheu.






Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

des Geistes und Körpers geerbt, sondern mich von seinem Vater besonders noch
ein zehn Morgen großes Grundstück, eine Fabrik von namhaften Ruf, die Anleitung
zu ihrem Betrieb und hochfliegende Pläne. Aber die Fabrik war heruntergekommen,
der Besitz verschuldet, und er selbst beim Tode des Vaters erst 14'/z Jahre alt.
Und da ist nun das Wunderbare, wie dieser Knabe vom ersten Tage an, mit zwei
Gesellen eigenhändig arbeitend, das unter den schwierigsten Verhältnissen über-
nvmmne Geschäft aufrecht erhält, dabei die Stunden, die eigentlich dem Schlaf
und der Erholung hätten gewidmet sein sollen, dazu benutzt, sich die zu einem
großen Unternehmen erforderlichen wissenschaftlichen, kaufmännischen und Sprach¬
kenntnisse zu erwerben, und wie er in Arbeit und Entbehrung, auf jeden Lebens-
genuß verzichtend, mit eiserner Energie aushält, bis er sein Unternehmen auf den
Punkt gebracht hat, von dem aus Unternehmungen von selbst zu wachsen pflegen.
Frobenius zeigt uns Schritt für Schritt, wie sich Krupps Unternehmen zum Heile
seiner Vaterstadt und seines Vaterlandes entwickelt hat in der Wechselwirkung mit
der Eisen- und Wnffentechnik, deren größter Förderer in Deutschland er gewesen
ist, wobei er jedoch die Dienste anderer, z. B. Harkorts, neidlos anerkannt hat.
Interessant ist die Darstellung der Bemühungen Krupps, von seinem Reiche die
sozialdemokratische Agitation auszuschließen; er hatte ein Recht dazu, denn für die
Unterthanen seines kleinen Staates hatte er die soziale Frage gelöst.


Das Weltgebäude von or. Wilhelm Meyer (Bibliographisches Institut)

Der Verfasser belehrt uns im Eingang über die technischen Hilfsmittel der
Astronomen und macht uns dann mit den durch Beobachtung gewonnenen astrono¬
mischen Thatsachen bekannt, um aus dem Augenschein heraus die Ursachen und den
Zusammenhang der Himmelserscheinungen darzulegen. Durch 287 Abbildungen,
10 Karten und 31 Tafeln wird uns übermittelt, was das Auge des Astronomen
je im Weltenraum gesehn und was die weit lichtempfindlichere photographische
Platte in der Neuzeit über den gestirnten Himmel verzeichnet hat. Der schwierigen
Aufgabe, ein einheitliches Gemälde des Weltgebäudes, der himmlischen Weltordnung
und ihres innersten Wesens zu schaffen, konnte sicherlich niemand besser gerecht
werden als Dr. Wilhelm Meder, der bekannte frühere Direktor der Berliner
„Urania." Der Wert des Buches wird uoch dadurch erhöht, daß einzelne Kapitel
vor dem Drucke von Spezialforschern durchgesehen worden sind. So hat Schiaparellt
in Mailand das Marskapitel, Scheiner in Potsdam das über die Spektralancilhse,
Ginzel in Berlin das über die Finsternisse und Seeliger in München das über die
Schwerkraft einer prüfenden Durchsicht unterzogen. Das herrliche Werk ist wegen
der gemeinverständlichen Darstellung und fesselnden Schreibweise geeignet, das
moderne Wissen vom Bau und Wesen der Sternenwelt zum Gemeingut der Ge¬
R. bildete zu macheu.






Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0344" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228646"/>
            <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1203" prev="#ID_1202"> des Geistes und Körpers geerbt, sondern mich von seinem Vater besonders noch<lb/>
ein zehn Morgen großes Grundstück, eine Fabrik von namhaften Ruf, die Anleitung<lb/>
zu ihrem Betrieb und hochfliegende Pläne. Aber die Fabrik war heruntergekommen,<lb/>
der Besitz verschuldet, und er selbst beim Tode des Vaters erst 14'/z Jahre alt.<lb/>
Und da ist nun das Wunderbare, wie dieser Knabe vom ersten Tage an, mit zwei<lb/>
Gesellen eigenhändig arbeitend, das unter den schwierigsten Verhältnissen über-<lb/>
nvmmne Geschäft aufrecht erhält, dabei die Stunden, die eigentlich dem Schlaf<lb/>
und der Erholung hätten gewidmet sein sollen, dazu benutzt, sich die zu einem<lb/>
großen Unternehmen erforderlichen wissenschaftlichen, kaufmännischen und Sprach¬<lb/>
kenntnisse zu erwerben, und wie er in Arbeit und Entbehrung, auf jeden Lebens-<lb/>
genuß verzichtend, mit eiserner Energie aushält, bis er sein Unternehmen auf den<lb/>
Punkt gebracht hat, von dem aus Unternehmungen von selbst zu wachsen pflegen.<lb/>
Frobenius zeigt uns Schritt für Schritt, wie sich Krupps Unternehmen zum Heile<lb/>
seiner Vaterstadt und seines Vaterlandes entwickelt hat in der Wechselwirkung mit<lb/>
der Eisen- und Wnffentechnik, deren größter Förderer in Deutschland er gewesen<lb/>
ist, wobei er jedoch die Dienste anderer, z. B. Harkorts, neidlos anerkannt hat.<lb/>
Interessant ist die Darstellung der Bemühungen Krupps, von seinem Reiche die<lb/>
sozialdemokratische Agitation auszuschließen; er hatte ein Recht dazu, denn für die<lb/>
Unterthanen seines kleinen Staates hatte er die soziale Frage gelöst.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Das Weltgebäude von or. Wilhelm Meyer (Bibliographisches Institut)</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1204"> Der Verfasser belehrt uns im Eingang über die technischen Hilfsmittel der<lb/>
Astronomen und macht uns dann mit den durch Beobachtung gewonnenen astrono¬<lb/>
mischen Thatsachen bekannt, um aus dem Augenschein heraus die Ursachen und den<lb/>
Zusammenhang der Himmelserscheinungen darzulegen. Durch 287 Abbildungen,<lb/>
10 Karten und 31 Tafeln wird uns übermittelt, was das Auge des Astronomen<lb/>
je im Weltenraum gesehn und was die weit lichtempfindlichere photographische<lb/>
Platte in der Neuzeit über den gestirnten Himmel verzeichnet hat. Der schwierigen<lb/>
Aufgabe, ein einheitliches Gemälde des Weltgebäudes, der himmlischen Weltordnung<lb/>
und ihres innersten Wesens zu schaffen, konnte sicherlich niemand besser gerecht<lb/>
werden als Dr. Wilhelm Meder, der bekannte frühere Direktor der Berliner<lb/>
&#x201E;Urania." Der Wert des Buches wird uoch dadurch erhöht, daß einzelne Kapitel<lb/>
vor dem Drucke von Spezialforschern durchgesehen worden sind. So hat Schiaparellt<lb/>
in Mailand das Marskapitel, Scheiner in Potsdam das über die Spektralancilhse,<lb/>
Ginzel in Berlin das über die Finsternisse und Seeliger in München das über die<lb/>
Schwerkraft einer prüfenden Durchsicht unterzogen. Das herrliche Werk ist wegen<lb/>
der gemeinverständlichen Darstellung und fesselnden Schreibweise geeignet, das<lb/>
moderne Wissen vom Bau und Wesen der Sternenwelt zum Gemeingut der Ge¬<lb/><note type="byline"> R.</note> bildete zu macheu. </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig<lb/>
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. &#x2014; Druck von Carl Marquart in Leipzig</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0344] Litteratur des Geistes und Körpers geerbt, sondern mich von seinem Vater besonders noch ein zehn Morgen großes Grundstück, eine Fabrik von namhaften Ruf, die Anleitung zu ihrem Betrieb und hochfliegende Pläne. Aber die Fabrik war heruntergekommen, der Besitz verschuldet, und er selbst beim Tode des Vaters erst 14'/z Jahre alt. Und da ist nun das Wunderbare, wie dieser Knabe vom ersten Tage an, mit zwei Gesellen eigenhändig arbeitend, das unter den schwierigsten Verhältnissen über- nvmmne Geschäft aufrecht erhält, dabei die Stunden, die eigentlich dem Schlaf und der Erholung hätten gewidmet sein sollen, dazu benutzt, sich die zu einem großen Unternehmen erforderlichen wissenschaftlichen, kaufmännischen und Sprach¬ kenntnisse zu erwerben, und wie er in Arbeit und Entbehrung, auf jeden Lebens- genuß verzichtend, mit eiserner Energie aushält, bis er sein Unternehmen auf den Punkt gebracht hat, von dem aus Unternehmungen von selbst zu wachsen pflegen. Frobenius zeigt uns Schritt für Schritt, wie sich Krupps Unternehmen zum Heile seiner Vaterstadt und seines Vaterlandes entwickelt hat in der Wechselwirkung mit der Eisen- und Wnffentechnik, deren größter Förderer in Deutschland er gewesen ist, wobei er jedoch die Dienste anderer, z. B. Harkorts, neidlos anerkannt hat. Interessant ist die Darstellung der Bemühungen Krupps, von seinem Reiche die sozialdemokratische Agitation auszuschließen; er hatte ein Recht dazu, denn für die Unterthanen seines kleinen Staates hatte er die soziale Frage gelöst. Das Weltgebäude von or. Wilhelm Meyer (Bibliographisches Institut) Der Verfasser belehrt uns im Eingang über die technischen Hilfsmittel der Astronomen und macht uns dann mit den durch Beobachtung gewonnenen astrono¬ mischen Thatsachen bekannt, um aus dem Augenschein heraus die Ursachen und den Zusammenhang der Himmelserscheinungen darzulegen. Durch 287 Abbildungen, 10 Karten und 31 Tafeln wird uns übermittelt, was das Auge des Astronomen je im Weltenraum gesehn und was die weit lichtempfindlichere photographische Platte in der Neuzeit über den gestirnten Himmel verzeichnet hat. Der schwierigen Aufgabe, ein einheitliches Gemälde des Weltgebäudes, der himmlischen Weltordnung und ihres innersten Wesens zu schaffen, konnte sicherlich niemand besser gerecht werden als Dr. Wilhelm Meder, der bekannte frühere Direktor der Berliner „Urania." Der Wert des Buches wird uoch dadurch erhöht, daß einzelne Kapitel vor dem Drucke von Spezialforschern durchgesehen worden sind. So hat Schiaparellt in Mailand das Marskapitel, Scheiner in Potsdam das über die Spektralancilhse, Ginzel in Berlin das über die Finsternisse und Seeliger in München das über die Schwerkraft einer prüfenden Durchsicht unterzogen. Das herrliche Werk ist wegen der gemeinverständlichen Darstellung und fesselnden Schreibweise geeignet, das moderne Wissen vom Bau und Wesen der Sternenwelt zum Gemeingut der Ge¬ R. bildete zu macheu. Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/344
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/344>, abgerufen am 29.04.2024.