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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

im vollsten Maße genießen, so werde ich doch immer sagen: sie hat mehr ver¬
dient. Vergiß aber auch dann nicht einen fernen Freund, wenn ich ihn mich
nennen darf, und ein Dir innig befreundetes Herz.


Adieu. Robert Schumann.
2
An C. F. Becker

Leipzig. Aus 1835)


Verehrter Herr und Freund,

Für alles Frühere Dank und Gruß! Sie haben mir durch Bauet Hoff¬
nung auf ein paar ausführliche Recensionen über d. "Gabrieli"*) und das
"Universallexikon"**) gemacht. Wär' es Ihnen möglich, mir von Beiden noch
für diesen Halbjahrgang fertig machen zu können? Mit Vergnügen mach' ich
Ihnen für 4 oder mehr Seiten Platz. -- Auf Ihre Curiosa freue ich mich;
eben sinne ich über einen besseren Titel nach. -- Noch eines. Ich besitze durch¬
aus nicht die Kenntnisse, um mir sein) Urtheil über Ihre Literatur zutrauen
zu dürfen. Können Sie mir vielleicht hier oder anderwärts einen Mann
nennen, der gerade in diesem Zweige zu Hause ist, vielleicht Prof. Billroth?***)

Ich sehe einer baldigen Antwort entgegen


IhrSie hochvcrehrender
R. Schumann.
3
An Therese Schumann

Leipzig, d. 17^' April 37.
Montag.


Meine geliebte Therese,

Eine schöne Idee habe ich; weiter enthält der Brief nichts.

Wir wollen Dich nämlich in einem Wagen abholen, Bennett, der junge
Goethe und ich. Da wir aber, wir großen Männer, nicht viel Zeit haben,
so schlagen wir dieses vor:

Wir fahren zu Ende künftiger Woche an einem schonen Tag, der einen
folgenden schönen verspricht, in frühester Zeit von hier ab, so daß wir Mittag
vier Uhr etwa bei Dir wären. Und Du hättest nichts zu thun, als ruhig
einzupacken und Tags darauf etwa zehn Uhr früh einzusteigen in den Wagen,
und so durch die Frühlingsblüthe mit heitern Gesichtern auf und hierher!





') "Joh. Gnbrieli und sein Zeitalter" von Winterfeld.
Universallexikon der Tonkunst von G, Schilling.
Joh. Gust. Fried. Billroth, Professor der Philosophie in Halle (1808 bis 1836), Mit¬
arbeiter an der Berliner musikalischen Zeitung und an der Ciicilia. Es handelte sich um die
musikgeschichtliche Litteratur.
Grenzboten III 1898!<>
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

im vollsten Maße genießen, so werde ich doch immer sagen: sie hat mehr ver¬
dient. Vergiß aber auch dann nicht einen fernen Freund, wenn ich ihn mich
nennen darf, und ein Dir innig befreundetes Herz.


Adieu. Robert Schumann.
2
An C. F. Becker

Leipzig. Aus 1835)


Verehrter Herr und Freund,

Für alles Frühere Dank und Gruß! Sie haben mir durch Bauet Hoff¬
nung auf ein paar ausführliche Recensionen über d. „Gabrieli"*) und das
„Universallexikon"**) gemacht. Wär' es Ihnen möglich, mir von Beiden noch
für diesen Halbjahrgang fertig machen zu können? Mit Vergnügen mach' ich
Ihnen für 4 oder mehr Seiten Platz. — Auf Ihre Curiosa freue ich mich;
eben sinne ich über einen besseren Titel nach. — Noch eines. Ich besitze durch¬
aus nicht die Kenntnisse, um mir sein) Urtheil über Ihre Literatur zutrauen
zu dürfen. Können Sie mir vielleicht hier oder anderwärts einen Mann
nennen, der gerade in diesem Zweige zu Hause ist, vielleicht Prof. Billroth?***)

Ich sehe einer baldigen Antwort entgegen


IhrSie hochvcrehrender
R. Schumann.
3
An Therese Schumann

Leipzig, d. 17^' April 37.
Montag.


Meine geliebte Therese,

Eine schöne Idee habe ich; weiter enthält der Brief nichts.

Wir wollen Dich nämlich in einem Wagen abholen, Bennett, der junge
Goethe und ich. Da wir aber, wir großen Männer, nicht viel Zeit haben,
so schlagen wir dieses vor:

Wir fahren zu Ende künftiger Woche an einem schonen Tag, der einen
folgenden schönen verspricht, in frühester Zeit von hier ab, so daß wir Mittag
vier Uhr etwa bei Dir wären. Und Du hättest nichts zu thun, als ruhig
einzupacken und Tags darauf etwa zehn Uhr früh einzusteigen in den Wagen,
und so durch die Frühlingsblüthe mit heitern Gesichtern auf und hierher!





') „Joh. Gnbrieli und sein Zeitalter" von Winterfeld.
Universallexikon der Tonkunst von G, Schilling.
Joh. Gust. Fried. Billroth, Professor der Philosophie in Halle (1808 bis 1836), Mit¬
arbeiter an der Berliner musikalischen Zeitung und an der Ciicilia. Es handelte sich um die
musikgeschichtliche Litteratur.
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[0081] Ungedruckte Briefe von Robert Schumann im vollsten Maße genießen, so werde ich doch immer sagen: sie hat mehr ver¬ dient. Vergiß aber auch dann nicht einen fernen Freund, wenn ich ihn mich nennen darf, und ein Dir innig befreundetes Herz. Adieu. Robert Schumann. 2 An C. F. Becker Leipzig. Aus 1835) Verehrter Herr und Freund, Für alles Frühere Dank und Gruß! Sie haben mir durch Bauet Hoff¬ nung auf ein paar ausführliche Recensionen über d. „Gabrieli"*) und das „Universallexikon"**) gemacht. Wär' es Ihnen möglich, mir von Beiden noch für diesen Halbjahrgang fertig machen zu können? Mit Vergnügen mach' ich Ihnen für 4 oder mehr Seiten Platz. — Auf Ihre Curiosa freue ich mich; eben sinne ich über einen besseren Titel nach. — Noch eines. Ich besitze durch¬ aus nicht die Kenntnisse, um mir sein) Urtheil über Ihre Literatur zutrauen zu dürfen. Können Sie mir vielleicht hier oder anderwärts einen Mann nennen, der gerade in diesem Zweige zu Hause ist, vielleicht Prof. Billroth?***) Ich sehe einer baldigen Antwort entgegen IhrSie hochvcrehrender R. Schumann. 3 An Therese Schumann Leipzig, d. 17^' April 37. Montag. Meine geliebte Therese, Eine schöne Idee habe ich; weiter enthält der Brief nichts. Wir wollen Dich nämlich in einem Wagen abholen, Bennett, der junge Goethe und ich. Da wir aber, wir großen Männer, nicht viel Zeit haben, so schlagen wir dieses vor: Wir fahren zu Ende künftiger Woche an einem schonen Tag, der einen folgenden schönen verspricht, in frühester Zeit von hier ab, so daß wir Mittag vier Uhr etwa bei Dir wären. Und Du hättest nichts zu thun, als ruhig einzupacken und Tags darauf etwa zehn Uhr früh einzusteigen in den Wagen, und so durch die Frühlingsblüthe mit heitern Gesichtern auf und hierher! ') „Joh. Gnbrieli und sein Zeitalter" von Winterfeld. Universallexikon der Tonkunst von G, Schilling. Joh. Gust. Fried. Billroth, Professor der Philosophie in Halle (1808 bis 1836), Mit¬ arbeiter an der Berliner musikalischen Zeitung und an der Ciicilia. Es handelte sich um die musikgeschichtliche Litteratur. Grenzboten III 1898!<>

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/81>, abgerufen am 29.04.2024.