Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

,nan bei veränderter Sachlage solche Artikel auf ihn zurückführte, ist größer, als
die, daß Dr. Hofmann nachlässig bei der Sammlung zu Werke gegangen sei. Wider¬
legt werden können seine Behauptungen daher nur durch Einzelbeweise, und diese
fehlen bis jetzt. Bis sie erbracht siud, wird man, immerhin mit Vorsicht, annehmen
können, daß die Artikel der Hamburger Nachrichten in dem Sinne "authentisch"
sind, wie die von Horst Kohl im Bismarck-Jahrlmche mitgeteilten 156. Wir würden
für das Verfahren des Reichskanzlers, um dem für unbefangne Beurteiler gar nichts
auszusetzen ist, Busch zitieren, wenn wir nicht befürchten müßten, daß dies als eine
in "höchst ungeschickter Weise eingestreute Reklame" für die Tagebuchblätter von
M. Busch verdächtigt würde.

K. Wir haben Busch auf ein paar Zeiten lediglich als Gewährsmann für ein
Urteil Wuchers zitiert, "Reklame" aber für sein Werk ebenso wenig machen wollen, wie
für das Bismarck-Jahrbuch, das wir gerade so zitierten. Im übrigen bedürfen die
"Tagebuchblätter" keiner solchen "ungeschickten" Reklame. Für die Anerkennung
ihres Wertes sorgt vor allem die wissenschaftliche Fachpresse, unbeirrt durch alles
unwissende und parteiische Zeitnngsgerede.

6. Nicht die Grenzboten allein sind für l)r. Hofmann -- sehr uneigennützig --
eingetreten, sondern auch die "Leipziger Zeitung" in Ur. 86 vom 16. April d. I.,
und zwar mit ganz denselben Argumenten wie die Grenzboten. Wenn hier der
Ton etwas schärfer wurde, so erklärt sich das allerdings aus dem Widerwillen
"ehrlicher Leute" gegen das kleinliche und wider alle abweichenden Meinungen
blindgehässige Preßgetreibe, das im Dienste des großen Staatsmanns zu arbeiten
behauptet und dabei sein Andenken nur schädigen kann. Auch uns liegt jedes
persönliche Interesse bei unserm Urteil fern, anch wir wollen nnr der geschichtlichen
W Die Redaktion ahrheit die"en.




Litteratur

Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrage des ost-
preußischen Provmziallandtags bearbeitet von Adolf Boetlicher. Königsberg, B. Teichert,
1891 bis 1898

Weitab von der ersten Stätte seines Wirkens wurde der Verfasser dieses
Werkes abgeführt, als er den Auftrag erhielt, die Denkmäler der Provinz Ost¬
preußen aufzunehmen nud zu beschreiben. Der jetzige Konservator der ostpreußischen
Altertümer hatte als Architekt an der Aufdeckung Olympias teilgenommen, nud die
Früchte seines griechischen Aufenthalts waren die bekannten Werke über Olympia
und die Ak'ropvlis, die von dem sichern Blicke des geschulten Technikers ebenso
Zeugnis ablegten, wie von einer nicht gewöhnliche" Belesenheit in der antiken Litteratur.
Ju dem Buch: "Auf griechischem Landstraßen" lernte man dazu ein Talent an¬
mutiger Schilderung und Erzählung kennen. Auf Streifzügen von Olympia aus
war Boetticher in das Innere des Landes gedrungen, forschend und messend, die
geschichtlichen Überlieferungen mit deu spärliche" Überresten der Gegenwart ver¬
gleichend, den Sinn ebenso auf Sitte und Denkart der heutigen Bewohner gerichtet,
als auf die Vergangenheit des in vielfachen Katastrophen umgewandelten Bodens.


Litteratur

,nan bei veränderter Sachlage solche Artikel auf ihn zurückführte, ist größer, als
die, daß Dr. Hofmann nachlässig bei der Sammlung zu Werke gegangen sei. Wider¬
legt werden können seine Behauptungen daher nur durch Einzelbeweise, und diese
fehlen bis jetzt. Bis sie erbracht siud, wird man, immerhin mit Vorsicht, annehmen
können, daß die Artikel der Hamburger Nachrichten in dem Sinne „authentisch"
sind, wie die von Horst Kohl im Bismarck-Jahrlmche mitgeteilten 156. Wir würden
für das Verfahren des Reichskanzlers, um dem für unbefangne Beurteiler gar nichts
auszusetzen ist, Busch zitieren, wenn wir nicht befürchten müßten, daß dies als eine
in „höchst ungeschickter Weise eingestreute Reklame" für die Tagebuchblätter von
M. Busch verdächtigt würde.

K. Wir haben Busch auf ein paar Zeiten lediglich als Gewährsmann für ein
Urteil Wuchers zitiert, „Reklame" aber für sein Werk ebenso wenig machen wollen, wie
für das Bismarck-Jahrbuch, das wir gerade so zitierten. Im übrigen bedürfen die
„Tagebuchblätter" keiner solchen „ungeschickten" Reklame. Für die Anerkennung
ihres Wertes sorgt vor allem die wissenschaftliche Fachpresse, unbeirrt durch alles
unwissende und parteiische Zeitnngsgerede.

6. Nicht die Grenzboten allein sind für l)r. Hofmann — sehr uneigennützig —
eingetreten, sondern auch die „Leipziger Zeitung" in Ur. 86 vom 16. April d. I.,
und zwar mit ganz denselben Argumenten wie die Grenzboten. Wenn hier der
Ton etwas schärfer wurde, so erklärt sich das allerdings aus dem Widerwillen
„ehrlicher Leute" gegen das kleinliche und wider alle abweichenden Meinungen
blindgehässige Preßgetreibe, das im Dienste des großen Staatsmanns zu arbeiten
behauptet und dabei sein Andenken nur schädigen kann. Auch uns liegt jedes
persönliche Interesse bei unserm Urteil fern, anch wir wollen nnr der geschichtlichen
W Die Redaktion ahrheit die«en.




Litteratur

Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrage des ost-
preußischen Provmziallandtags bearbeitet von Adolf Boetlicher. Königsberg, B. Teichert,
1891 bis 1898

Weitab von der ersten Stätte seines Wirkens wurde der Verfasser dieses
Werkes abgeführt, als er den Auftrag erhielt, die Denkmäler der Provinz Ost¬
preußen aufzunehmen nud zu beschreiben. Der jetzige Konservator der ostpreußischen
Altertümer hatte als Architekt an der Aufdeckung Olympias teilgenommen, nud die
Früchte seines griechischen Aufenthalts waren die bekannten Werke über Olympia
und die Ak'ropvlis, die von dem sichern Blicke des geschulten Technikers ebenso
Zeugnis ablegten, wie von einer nicht gewöhnliche« Belesenheit in der antiken Litteratur.
Ju dem Buch: „Auf griechischem Landstraßen" lernte man dazu ein Talent an¬
mutiger Schilderung und Erzählung kennen. Auf Streifzügen von Olympia aus
war Boetticher in das Innere des Landes gedrungen, forschend und messend, die
geschichtlichen Überlieferungen mit deu spärliche» Überresten der Gegenwart ver¬
gleichend, den Sinn ebenso auf Sitte und Denkart der heutigen Bewohner gerichtet,
als auf die Vergangenheit des in vielfachen Katastrophen umgewandelten Bodens.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0175" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230607"/>
            <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_547" prev="#ID_546"> ,nan bei veränderter Sachlage solche Artikel auf ihn zurückführte, ist größer, als<lb/>
die, daß Dr. Hofmann nachlässig bei der Sammlung zu Werke gegangen sei. Wider¬<lb/>
legt werden können seine Behauptungen daher nur durch Einzelbeweise, und diese<lb/>
fehlen bis jetzt. Bis sie erbracht siud, wird man, immerhin mit Vorsicht, annehmen<lb/>
können, daß die Artikel der Hamburger Nachrichten in dem Sinne &#x201E;authentisch"<lb/>
sind, wie die von Horst Kohl im Bismarck-Jahrlmche mitgeteilten 156. Wir würden<lb/>
für das Verfahren des Reichskanzlers, um dem für unbefangne Beurteiler gar nichts<lb/>
auszusetzen ist, Busch zitieren, wenn wir nicht befürchten müßten, daß dies als eine<lb/>
in &#x201E;höchst ungeschickter Weise eingestreute Reklame" für die Tagebuchblätter von<lb/>
M. Busch verdächtigt würde.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_548"> K. Wir haben Busch auf ein paar Zeiten lediglich als Gewährsmann für ein<lb/>
Urteil Wuchers zitiert, &#x201E;Reklame" aber für sein Werk ebenso wenig machen wollen, wie<lb/>
für das Bismarck-Jahrbuch, das wir gerade so zitierten. Im übrigen bedürfen die<lb/>
&#x201E;Tagebuchblätter" keiner solchen &#x201E;ungeschickten" Reklame. Für die Anerkennung<lb/>
ihres Wertes sorgt vor allem die wissenschaftliche Fachpresse, unbeirrt durch alles<lb/>
unwissende und parteiische Zeitnngsgerede.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_549"> 6. Nicht die Grenzboten allein sind für l)r. Hofmann &#x2014; sehr uneigennützig &#x2014;<lb/>
eingetreten, sondern auch die &#x201E;Leipziger Zeitung" in Ur. 86 vom 16. April d. I.,<lb/>
und zwar mit ganz denselben Argumenten wie die Grenzboten. Wenn hier der<lb/>
Ton etwas schärfer wurde, so erklärt sich das allerdings aus dem Widerwillen<lb/>
&#x201E;ehrlicher Leute" gegen das kleinliche und wider alle abweichenden Meinungen<lb/>
blindgehässige Preßgetreibe, das im Dienste des großen Staatsmanns zu arbeiten<lb/>
behauptet und dabei sein Andenken nur schädigen kann. Auch uns liegt jedes<lb/>
persönliche Interesse bei unserm Urteil fern, anch wir wollen nnr der geschichtlichen<lb/>
W<note type="byline"> Die Redaktion</note> ahrheit die«en. </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Litteratur</head><lb/>
          <p xml:id="ID_550"> Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrage des ost-<lb/>
preußischen Provmziallandtags bearbeitet von Adolf Boetlicher.  Königsberg, B. Teichert,<lb/>
1891 bis 1898</p><lb/>
          <p xml:id="ID_551" next="#ID_552"> Weitab von der ersten Stätte seines Wirkens wurde der Verfasser dieses<lb/>
Werkes abgeführt, als er den Auftrag erhielt, die Denkmäler der Provinz Ost¬<lb/>
preußen aufzunehmen nud zu beschreiben. Der jetzige Konservator der ostpreußischen<lb/>
Altertümer hatte als Architekt an der Aufdeckung Olympias teilgenommen, nud die<lb/>
Früchte seines griechischen Aufenthalts waren die bekannten Werke über Olympia<lb/>
und die Ak'ropvlis, die von dem sichern Blicke des geschulten Technikers ebenso<lb/>
Zeugnis ablegten, wie von einer nicht gewöhnliche« Belesenheit in der antiken Litteratur.<lb/>
Ju dem Buch: &#x201E;Auf griechischem Landstraßen" lernte man dazu ein Talent an¬<lb/>
mutiger Schilderung und Erzählung kennen. Auf Streifzügen von Olympia aus<lb/>
war Boetticher in das Innere des Landes gedrungen, forschend und messend, die<lb/>
geschichtlichen Überlieferungen mit deu spärliche» Überresten der Gegenwart ver¬<lb/>
gleichend, den Sinn ebenso auf Sitte und Denkart der heutigen Bewohner gerichtet,<lb/>
als auf die Vergangenheit des in vielfachen Katastrophen umgewandelten Bodens.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0175] Litteratur ,nan bei veränderter Sachlage solche Artikel auf ihn zurückführte, ist größer, als die, daß Dr. Hofmann nachlässig bei der Sammlung zu Werke gegangen sei. Wider¬ legt werden können seine Behauptungen daher nur durch Einzelbeweise, und diese fehlen bis jetzt. Bis sie erbracht siud, wird man, immerhin mit Vorsicht, annehmen können, daß die Artikel der Hamburger Nachrichten in dem Sinne „authentisch" sind, wie die von Horst Kohl im Bismarck-Jahrlmche mitgeteilten 156. Wir würden für das Verfahren des Reichskanzlers, um dem für unbefangne Beurteiler gar nichts auszusetzen ist, Busch zitieren, wenn wir nicht befürchten müßten, daß dies als eine in „höchst ungeschickter Weise eingestreute Reklame" für die Tagebuchblätter von M. Busch verdächtigt würde. K. Wir haben Busch auf ein paar Zeiten lediglich als Gewährsmann für ein Urteil Wuchers zitiert, „Reklame" aber für sein Werk ebenso wenig machen wollen, wie für das Bismarck-Jahrbuch, das wir gerade so zitierten. Im übrigen bedürfen die „Tagebuchblätter" keiner solchen „ungeschickten" Reklame. Für die Anerkennung ihres Wertes sorgt vor allem die wissenschaftliche Fachpresse, unbeirrt durch alles unwissende und parteiische Zeitnngsgerede. 6. Nicht die Grenzboten allein sind für l)r. Hofmann — sehr uneigennützig — eingetreten, sondern auch die „Leipziger Zeitung" in Ur. 86 vom 16. April d. I., und zwar mit ganz denselben Argumenten wie die Grenzboten. Wenn hier der Ton etwas schärfer wurde, so erklärt sich das allerdings aus dem Widerwillen „ehrlicher Leute" gegen das kleinliche und wider alle abweichenden Meinungen blindgehässige Preßgetreibe, das im Dienste des großen Staatsmanns zu arbeiten behauptet und dabei sein Andenken nur schädigen kann. Auch uns liegt jedes persönliche Interesse bei unserm Urteil fern, anch wir wollen nnr der geschichtlichen W Die Redaktion ahrheit die«en. Litteratur Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrage des ost- preußischen Provmziallandtags bearbeitet von Adolf Boetlicher. Königsberg, B. Teichert, 1891 bis 1898 Weitab von der ersten Stätte seines Wirkens wurde der Verfasser dieses Werkes abgeführt, als er den Auftrag erhielt, die Denkmäler der Provinz Ost¬ preußen aufzunehmen nud zu beschreiben. Der jetzige Konservator der ostpreußischen Altertümer hatte als Architekt an der Aufdeckung Olympias teilgenommen, nud die Früchte seines griechischen Aufenthalts waren die bekannten Werke über Olympia und die Ak'ropvlis, die von dem sichern Blicke des geschulten Technikers ebenso Zeugnis ablegten, wie von einer nicht gewöhnliche« Belesenheit in der antiken Litteratur. Ju dem Buch: „Auf griechischem Landstraßen" lernte man dazu ein Talent an¬ mutiger Schilderung und Erzählung kennen. Auf Streifzügen von Olympia aus war Boetticher in das Innere des Landes gedrungen, forschend und messend, die geschichtlichen Überlieferungen mit deu spärliche» Überresten der Gegenwart ver¬ gleichend, den Sinn ebenso auf Sitte und Denkart der heutigen Bewohner gerichtet, als auf die Vergangenheit des in vielfachen Katastrophen umgewandelten Bodens.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/175
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/175>, abgerufen am 30.04.2024.