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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Die Erfolge der palästinafahrt unsers Kaisers
Hans Schneider von

is im Monat Dezember verschiedne Zeitungen die Nachricht
brachten, daß dem preußischen Abgeordnetenhause eine Vorlage
zugehen solle über einen Veitrag zu den Kosten der Palästina¬
fahrt unsers Kaisers, erhoben gewisse Zeitungen ein großes Ge¬
zeter, wie denn das preußische Volk dazu kommen solle, zu einer
Vergnügungsreise eine Beisteuer zu entrichten. Glücklicherweise hat jetzt auch
in diesen Blättern mehr die Ansicht Platz gegriffen, daß die Reise unsers
Kaisers keineswegs ein Vergnügen gewesen ist, daß vielmehr in der Palästina¬
fahrt ein wichtiges politisches Ereignis zu sehen ist, das schon große Erfolge
gebracht hat und im Laufe der Jahre uoch viel mehr zeitigen wird zum Segen
unsers deutschen Vaterlandes.

Keiner ist wohl so vermessen, schon heute ein endgiltiges Urteil über diese
Erfolge abzugeben, aber so viel steht sest, daß es unserm Kaiser gelungen ist,
dem Sultan die Überzeugung beizubringen, die er wohl noch von keinem
christlichen Herrscher gehabt hat, daß der deutsche Kaiser ihm ein ehrlicher
Freund ist, der es mit ihm und seinen Völkern wohl meint. Dies zeigte sich
in dem geradezu herzlichen Empfange unsers Kaiserpaares in Konstantinopel.
Der Sultan konnte sich in Freundschaftsbeweisen, in den mannigfachen Über¬
raschungen auf der Reise gar nicht genug thun; besonders aber beweist das
die prächtige, kurz vor dem Verlassen des erinnerungsreichen Bodens in der
einstigen "Sonnenstadt" Vaalbek am 11. November feierlich enthüllte Marmor¬
tafel, die: Sultan Abd ni Hamid II., Kaiser der Ottomanen, seinem erlauchten
Freunde Wilhelm 'II., Deutschem Kaiser, König von Preußen und der Kaiserin
Auguste Viktoria zur Erinnerung an die gegenseitige unwandelbare Freundschaft
errichtete. Geziert mit dem deutschen Reichsadler und dem Namenszuge des


Grenzboten II 1899 8


Die Erfolge der palästinafahrt unsers Kaisers
Hans Schneider von

is im Monat Dezember verschiedne Zeitungen die Nachricht
brachten, daß dem preußischen Abgeordnetenhause eine Vorlage
zugehen solle über einen Veitrag zu den Kosten der Palästina¬
fahrt unsers Kaisers, erhoben gewisse Zeitungen ein großes Ge¬
zeter, wie denn das preußische Volk dazu kommen solle, zu einer
Vergnügungsreise eine Beisteuer zu entrichten. Glücklicherweise hat jetzt auch
in diesen Blättern mehr die Ansicht Platz gegriffen, daß die Reise unsers
Kaisers keineswegs ein Vergnügen gewesen ist, daß vielmehr in der Palästina¬
fahrt ein wichtiges politisches Ereignis zu sehen ist, das schon große Erfolge
gebracht hat und im Laufe der Jahre uoch viel mehr zeitigen wird zum Segen
unsers deutschen Vaterlandes.

Keiner ist wohl so vermessen, schon heute ein endgiltiges Urteil über diese
Erfolge abzugeben, aber so viel steht sest, daß es unserm Kaiser gelungen ist,
dem Sultan die Überzeugung beizubringen, die er wohl noch von keinem
christlichen Herrscher gehabt hat, daß der deutsche Kaiser ihm ein ehrlicher
Freund ist, der es mit ihm und seinen Völkern wohl meint. Dies zeigte sich
in dem geradezu herzlichen Empfange unsers Kaiserpaares in Konstantinopel.
Der Sultan konnte sich in Freundschaftsbeweisen, in den mannigfachen Über¬
raschungen auf der Reise gar nicht genug thun; besonders aber beweist das
die prächtige, kurz vor dem Verlassen des erinnerungsreichen Bodens in der
einstigen „Sonnenstadt" Vaalbek am 11. November feierlich enthüllte Marmor¬
tafel, die: Sultan Abd ni Hamid II., Kaiser der Ottomanen, seinem erlauchten
Freunde Wilhelm 'II., Deutschem Kaiser, König von Preußen und der Kaiserin
Auguste Viktoria zur Erinnerung an die gegenseitige unwandelbare Freundschaft
errichtete. Geziert mit dem deutschen Reichsadler und dem Namenszuge des


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[0065] [Abbildung] Die Erfolge der palästinafahrt unsers Kaisers Hans Schneider von is im Monat Dezember verschiedne Zeitungen die Nachricht brachten, daß dem preußischen Abgeordnetenhause eine Vorlage zugehen solle über einen Veitrag zu den Kosten der Palästina¬ fahrt unsers Kaisers, erhoben gewisse Zeitungen ein großes Ge¬ zeter, wie denn das preußische Volk dazu kommen solle, zu einer Vergnügungsreise eine Beisteuer zu entrichten. Glücklicherweise hat jetzt auch in diesen Blättern mehr die Ansicht Platz gegriffen, daß die Reise unsers Kaisers keineswegs ein Vergnügen gewesen ist, daß vielmehr in der Palästina¬ fahrt ein wichtiges politisches Ereignis zu sehen ist, das schon große Erfolge gebracht hat und im Laufe der Jahre uoch viel mehr zeitigen wird zum Segen unsers deutschen Vaterlandes. Keiner ist wohl so vermessen, schon heute ein endgiltiges Urteil über diese Erfolge abzugeben, aber so viel steht sest, daß es unserm Kaiser gelungen ist, dem Sultan die Überzeugung beizubringen, die er wohl noch von keinem christlichen Herrscher gehabt hat, daß der deutsche Kaiser ihm ein ehrlicher Freund ist, der es mit ihm und seinen Völkern wohl meint. Dies zeigte sich in dem geradezu herzlichen Empfange unsers Kaiserpaares in Konstantinopel. Der Sultan konnte sich in Freundschaftsbeweisen, in den mannigfachen Über¬ raschungen auf der Reise gar nicht genug thun; besonders aber beweist das die prächtige, kurz vor dem Verlassen des erinnerungsreichen Bodens in der einstigen „Sonnenstadt" Vaalbek am 11. November feierlich enthüllte Marmor¬ tafel, die: Sultan Abd ni Hamid II., Kaiser der Ottomanen, seinem erlauchten Freunde Wilhelm 'II., Deutschem Kaiser, König von Preußen und der Kaiserin Auguste Viktoria zur Erinnerung an die gegenseitige unwandelbare Freundschaft errichtete. Geziert mit dem deutschen Reichsadler und dem Namenszuge des Grenzboten II 1899 8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/65>, abgerufen am 30.04.2024.