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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr.

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dessen ist, was wir noch nicht wissen, so erweist sie uns gerade damit den
allergrößten Dienst: sie stellt uns neue Aufgaben und sorgt dafür, daß es dem
Menschenleben nie an einem Inhalt fehle. Schoelers Buch ist ein Bekenntnis
der Rückkehr vom Hochmutstaumel der Naturforschung zur Weisheit des
Thomas a Kempis: 0inriis l.wino ng,t,ni'tun6r soll's ässiäsnrt; feck seikvtig.
8ius tiinors VA, ciuiä imxorta.t? Nslius S8t xrokvoto nuwi1i8 rü8lion8, eini
Dso 8froid, t^nam 8upsi'bu8 Mi080plin8, qui 8ö us^Isoto our8um oooli von-
Msrat. Da aber auch den Philosophen nichts hindert, das wahrhaft Be¬
glückende, wie wir tiinor Ost frei übersetzen wollen, zu erkennen und festzuhalten,
so dürfen wir uns der Astronomie und der übrigen Wissenschaften als dankens¬
werter Zugaben zu dem einen, was not thut, erfreuen.

(Schluß folgt)




Bücher und Bilder aus Österreich

meer den Männern, die im Kaiserstaate Osterreich das schwer ge¬
fährdete Deutschtum schriftstellcrnd vertreten, ist der Innsbrucker
Professor der Mineralogie Adolf Pichler der vielseitigste. Im
Kampfe gegen die vormärzliche Reaktion, gegen Ultramoutane,
Tschechen, Slowaken und die italienische Jrredenta hat er das
achtzigste Lebensjahr erreicht, sein umfassendes litterarisches Werk spiegelt alle
Abschnitte und Schauplätze dieses Kampfes wieder von der Franzosenzeit und
den Tagen Hofers an bis auf die heutige Stunde. Er ist aber kein polemischer
Publizist und kein bloßer Politiker, sondern ein mit Liebe beobachtender, sam¬
melnder, schaffender und dichtender Geist, der seinen Lesern zu zeigen versteht,
was diese besondre nationale und geistige Welt, der er sein Leben gewidmet
hat, für sein Vaterland wert ist. Seine Dichtungen haben hauptsächlich für
seine engern Landsleute Bedeutung, seine Prosa dagegen verdient in Deutsch¬
land besser gekannt zu werden, als sie es zur Zeit thatsächlich ist. Der rührige
Verlag von G. H. Meyer in Leipzig hat sie unter verschiednen Sammeltiteln
in fünf hübsch gebundnen Bänden neu herausgegeben: Allerlei Geschichten aus
Tirol, Jochrauten, Letzte Alpenrosen, Kreuz und Quer. Die Vergleichung des
Prosaikers Pichler mit Konrad Ferdinand Meyer und Gottfried Keller, der
man in den litterarischen Besprechungen begegnet, ist unzutreffend. Meyer ist
ein Kunstschriftsteller im wirklichsten Sinne des Worts, ein Renaissancemensch
voll lateinischer Bildung, Pichler ist ein natürlicher Erzähler und Bericht-


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dessen ist, was wir noch nicht wissen, so erweist sie uns gerade damit den
allergrößten Dienst: sie stellt uns neue Aufgaben und sorgt dafür, daß es dem
Menschenleben nie an einem Inhalt fehle. Schoelers Buch ist ein Bekenntnis
der Rückkehr vom Hochmutstaumel der Naturforschung zur Weisheit des
Thomas a Kempis: 0inriis l.wino ng,t,ni'tun6r soll's ässiäsnrt; feck seikvtig.
8ius tiinors VA, ciuiä imxorta.t? Nslius S8t xrokvoto nuwi1i8 rü8lion8, eini
Dso 8froid, t^nam 8upsi'bu8 Mi080plin8, qui 8ö us^Isoto our8um oooli von-
Msrat. Da aber auch den Philosophen nichts hindert, das wahrhaft Be¬
glückende, wie wir tiinor Ost frei übersetzen wollen, zu erkennen und festzuhalten,
so dürfen wir uns der Astronomie und der übrigen Wissenschaften als dankens¬
werter Zugaben zu dem einen, was not thut, erfreuen.

(Schluß folgt)




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meer den Männern, die im Kaiserstaate Osterreich das schwer ge¬
fährdete Deutschtum schriftstellcrnd vertreten, ist der Innsbrucker
Professor der Mineralogie Adolf Pichler der vielseitigste. Im
Kampfe gegen die vormärzliche Reaktion, gegen Ultramoutane,
Tschechen, Slowaken und die italienische Jrredenta hat er das
achtzigste Lebensjahr erreicht, sein umfassendes litterarisches Werk spiegelt alle
Abschnitte und Schauplätze dieses Kampfes wieder von der Franzosenzeit und
den Tagen Hofers an bis auf die heutige Stunde. Er ist aber kein polemischer
Publizist und kein bloßer Politiker, sondern ein mit Liebe beobachtender, sam¬
melnder, schaffender und dichtender Geist, der seinen Lesern zu zeigen versteht,
was diese besondre nationale und geistige Welt, der er sein Leben gewidmet
hat, für sein Vaterland wert ist. Seine Dichtungen haben hauptsächlich für
seine engern Landsleute Bedeutung, seine Prosa dagegen verdient in Deutsch¬
land besser gekannt zu werden, als sie es zur Zeit thatsächlich ist. Der rührige
Verlag von G. H. Meyer in Leipzig hat sie unter verschiednen Sammeltiteln
in fünf hübsch gebundnen Bänden neu herausgegeben: Allerlei Geschichten aus
Tirol, Jochrauten, Letzte Alpenrosen, Kreuz und Quer. Die Vergleichung des
Prosaikers Pichler mit Konrad Ferdinand Meyer und Gottfried Keller, der
man in den litterarischen Besprechungen begegnet, ist unzutreffend. Meyer ist
ein Kunstschriftsteller im wirklichsten Sinne des Worts, ein Renaissancemensch
voll lateinischer Bildung, Pichler ist ein natürlicher Erzähler und Bericht-


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[0214] Bücher und Bilder aus «Österreich dessen ist, was wir noch nicht wissen, so erweist sie uns gerade damit den allergrößten Dienst: sie stellt uns neue Aufgaben und sorgt dafür, daß es dem Menschenleben nie an einem Inhalt fehle. Schoelers Buch ist ein Bekenntnis der Rückkehr vom Hochmutstaumel der Naturforschung zur Weisheit des Thomas a Kempis: 0inriis l.wino ng,t,ni'tun6r soll's ässiäsnrt; feck seikvtig. 8ius tiinors VA, ciuiä imxorta.t? Nslius S8t xrokvoto nuwi1i8 rü8lion8, eini Dso 8froid, t^nam 8upsi'bu8 Mi080plin8, qui 8ö us^Isoto our8um oooli von- Msrat. Da aber auch den Philosophen nichts hindert, das wahrhaft Be¬ glückende, wie wir tiinor Ost frei übersetzen wollen, zu erkennen und festzuhalten, so dürfen wir uns der Astronomie und der übrigen Wissenschaften als dankens¬ werter Zugaben zu dem einen, was not thut, erfreuen. (Schluß folgt) Bücher und Bilder aus Österreich meer den Männern, die im Kaiserstaate Osterreich das schwer ge¬ fährdete Deutschtum schriftstellcrnd vertreten, ist der Innsbrucker Professor der Mineralogie Adolf Pichler der vielseitigste. Im Kampfe gegen die vormärzliche Reaktion, gegen Ultramoutane, Tschechen, Slowaken und die italienische Jrredenta hat er das achtzigste Lebensjahr erreicht, sein umfassendes litterarisches Werk spiegelt alle Abschnitte und Schauplätze dieses Kampfes wieder von der Franzosenzeit und den Tagen Hofers an bis auf die heutige Stunde. Er ist aber kein polemischer Publizist und kein bloßer Politiker, sondern ein mit Liebe beobachtender, sam¬ melnder, schaffender und dichtender Geist, der seinen Lesern zu zeigen versteht, was diese besondre nationale und geistige Welt, der er sein Leben gewidmet hat, für sein Vaterland wert ist. Seine Dichtungen haben hauptsächlich für seine engern Landsleute Bedeutung, seine Prosa dagegen verdient in Deutsch¬ land besser gekannt zu werden, als sie es zur Zeit thatsächlich ist. Der rührige Verlag von G. H. Meyer in Leipzig hat sie unter verschiednen Sammeltiteln in fünf hübsch gebundnen Bänden neu herausgegeben: Allerlei Geschichten aus Tirol, Jochrauten, Letzte Alpenrosen, Kreuz und Quer. Die Vergleichung des Prosaikers Pichler mit Konrad Ferdinand Meyer und Gottfried Keller, der man in den litterarischen Besprechungen begegnet, ist unzutreffend. Meyer ist ein Kunstschriftsteller im wirklichsten Sinne des Worts, ein Renaissancemensch voll lateinischer Bildung, Pichler ist ein natürlicher Erzähler und Bericht-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231811/214>, abgerufen am 08.05.2024.