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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Altnürnberg. Modern.

Da fast alle, die heute die vergangne Kunst er¬
forsche" oder darstellen, dabei den Blick auch auf die Gegenwart gerichtet halten,
bald kritisch abweisend, bald zustimmend und hoffnungsvoll, so kann es sich auch
wohl einmal zutragen, daß wir von derselben Seite auf eiuen Wurf Althistorisches
und Hochmodernes zugleich bekommen. Paul Johannes Ree schildert in einem
Bande mit 163 Abbildungen (Ur. 5 der Berühmten Kunststntten, Leipzig und
Berlin, Seemann) Nürnberg, die Stadt, die uns Deutschen in der Erinnerung
an die Kunst unsrer Vergangenheit die liebste und die reichste ist, wenn sie auch
leider nicht alles mehr beherbergt, was uns in diesen Bildern vorgeführt wird,
z. B. nur weniges noch von Dürer. Aber das alte Stadtbild ist noch lebendig,
und nirgends finden wir so viele kunstvolle Häuser, so viel Kleinskulptur, so viel
sichtbares und ohne Studium in die Augen fallendes Kunsthandwerk. Alles das
wird in dem gut geschriebnen Buche lichtvoll dargestellt, mit der Wertschätzung, die
es verdient, und mit dem Blick für das Hauptsächliche und Wichtige, der sich nur
vielleicht in die altnürubergische Malerschule für die Ansprüche seiner meisten Leser
ein wenig zu tief verloren hat, wobei dann doch das Jnteressanteste, der Jacopo
de' Barbari, sehr obenhin abgethan wird. Die Anordnung ist klar überlegt, in
der Hauptsache geschichtlich, sie führt uns bis an das Ende des achtzehnten Jahr¬
hunderts und umfaßt außer dem aus der allgemeinem Kunstgeschichte Bekannten
so viel Neues, Seltnes und Wertvolles, daß dieses schöne Buch über Nürnberg
mit seinem genauen Register ganz ohnegleichen dasteht. Überflüssig sind die
Litternturanmerknngen. Der Verfasser bedürfte ihrer zu seiner Legitimierung nicht.
Wollte er aber hier jede Kleinigkeit aufbahren, so hätte er wenigstens ein Buch
uicht weglassen sollen, das wirklich genützt und lange Zeit hindurch viele Menschen
erfreut hat: Hagens Noriea, noch vor kurzem in siebenter Auflage erschienen.

Wenn unsre alten Städte seit 1870 begonnen haben, ihr Gesicht zu verändern,
weil mau in sie hineiubant für ganz neue Bedürfnisse und ohne Rücksicht auf das
schöne Alte, auch wo man diese einmal nehmen könnte, so beklagen wir historisch
gebildeten Stimmuugsmcuschen das, und wir meinen, zu keiner andern Zeit könnten
die großen und mittlern Städte so bunt und unharmonisch ausgesehen haben.
Hin und wieder äußerte ja ein älteres Stilvorbild noch seine Wirkung, und
namentlich die öffentlichen Behörden bemühten sich manchmal, den Eindruck eines
Platzes nicht durch kreischende Neuheiten zu zerstören, was dann die einen zu loben
fanden, während die andern so viel Umstände nicht begriffen. Auch Nürnberg weiß
bon diesen Dingen zu fügen. Daß sentimentale Gemüter hier nicht auf des Ver¬
fassers Unterstützung zu rechnen haben würden, zeigt eine von ihm in demselben
Verlage herausgegebue Broschüre: "Modern, der rechte Weg zum künstlerischen
Leben, eine apologetische Studie," deren polemische Strenge durch gewinnende
'wvcllistische Einkleidung gelindert wird. Die alte und die neue Zeit messen nämlich
ihre Ansprüche in einem Salon unter den Nachwirkungen eines guten Diners, das
ja der Debatte die ärgsten Schärfen zu nehmen pflegt. Das Alte vertritt ein
gebildeter Sammler, ein ältrer Maun, der den bisherigen Gang der Geschichte
kennt und mit der Mannigfaltigkeit der Stilformen, die unsrer Zeit für alle ihre
^erschieduen Zwecke zur Verfügung stehn, zufrieden ist. Er findet im Bauwerk und
w der Zimmereinrichtung (denn um diese handelt es sich ja in dieser Frage des
"Modernen" zuerst und hauptsächlich) für jeden Geschmack gesorgt, die Ersinnung
"euer Formen kaum noch möglich und den sich meldenden neuen Stil ebenso über¬
flüssig wie in seiner Erscheinung uuvvrteilhnft. Ehe man seinen Gegner hat reden
hören, könnte man wirklich denken: der Mann hat doch eigentlich gar nicht so un¬
recht! Aber der andre, ein junger Maler, führt seine Sache freilich noch besser.
Auch sein Feind müßte ihm lasse", daß seine Art, die moderne Richtung in Kunst-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Altnürnberg. Modern.

Da fast alle, die heute die vergangne Kunst er¬
forsche» oder darstellen, dabei den Blick auch auf die Gegenwart gerichtet halten,
bald kritisch abweisend, bald zustimmend und hoffnungsvoll, so kann es sich auch
wohl einmal zutragen, daß wir von derselben Seite auf eiuen Wurf Althistorisches
und Hochmodernes zugleich bekommen. Paul Johannes Ree schildert in einem
Bande mit 163 Abbildungen (Ur. 5 der Berühmten Kunststntten, Leipzig und
Berlin, Seemann) Nürnberg, die Stadt, die uns Deutschen in der Erinnerung
an die Kunst unsrer Vergangenheit die liebste und die reichste ist, wenn sie auch
leider nicht alles mehr beherbergt, was uns in diesen Bildern vorgeführt wird,
z. B. nur weniges noch von Dürer. Aber das alte Stadtbild ist noch lebendig,
und nirgends finden wir so viele kunstvolle Häuser, so viel Kleinskulptur, so viel
sichtbares und ohne Studium in die Augen fallendes Kunsthandwerk. Alles das
wird in dem gut geschriebnen Buche lichtvoll dargestellt, mit der Wertschätzung, die
es verdient, und mit dem Blick für das Hauptsächliche und Wichtige, der sich nur
vielleicht in die altnürubergische Malerschule für die Ansprüche seiner meisten Leser
ein wenig zu tief verloren hat, wobei dann doch das Jnteressanteste, der Jacopo
de' Barbari, sehr obenhin abgethan wird. Die Anordnung ist klar überlegt, in
der Hauptsache geschichtlich, sie führt uns bis an das Ende des achtzehnten Jahr¬
hunderts und umfaßt außer dem aus der allgemeinem Kunstgeschichte Bekannten
so viel Neues, Seltnes und Wertvolles, daß dieses schöne Buch über Nürnberg
mit seinem genauen Register ganz ohnegleichen dasteht. Überflüssig sind die
Litternturanmerknngen. Der Verfasser bedürfte ihrer zu seiner Legitimierung nicht.
Wollte er aber hier jede Kleinigkeit aufbahren, so hätte er wenigstens ein Buch
uicht weglassen sollen, das wirklich genützt und lange Zeit hindurch viele Menschen
erfreut hat: Hagens Noriea, noch vor kurzem in siebenter Auflage erschienen.

Wenn unsre alten Städte seit 1870 begonnen haben, ihr Gesicht zu verändern,
weil mau in sie hineiubant für ganz neue Bedürfnisse und ohne Rücksicht auf das
schöne Alte, auch wo man diese einmal nehmen könnte, so beklagen wir historisch
gebildeten Stimmuugsmcuschen das, und wir meinen, zu keiner andern Zeit könnten
die großen und mittlern Städte so bunt und unharmonisch ausgesehen haben.
Hin und wieder äußerte ja ein älteres Stilvorbild noch seine Wirkung, und
namentlich die öffentlichen Behörden bemühten sich manchmal, den Eindruck eines
Platzes nicht durch kreischende Neuheiten zu zerstören, was dann die einen zu loben
fanden, während die andern so viel Umstände nicht begriffen. Auch Nürnberg weiß
bon diesen Dingen zu fügen. Daß sentimentale Gemüter hier nicht auf des Ver¬
fassers Unterstützung zu rechnen haben würden, zeigt eine von ihm in demselben
Verlage herausgegebue Broschüre: „Modern, der rechte Weg zum künstlerischen
Leben, eine apologetische Studie," deren polemische Strenge durch gewinnende
'wvcllistische Einkleidung gelindert wird. Die alte und die neue Zeit messen nämlich
ihre Ansprüche in einem Salon unter den Nachwirkungen eines guten Diners, das
ja der Debatte die ärgsten Schärfen zu nehmen pflegt. Das Alte vertritt ein
gebildeter Sammler, ein ältrer Maun, der den bisherigen Gang der Geschichte
kennt und mit der Mannigfaltigkeit der Stilformen, die unsrer Zeit für alle ihre
^erschieduen Zwecke zur Verfügung stehn, zufrieden ist. Er findet im Bauwerk und
w der Zimmereinrichtung (denn um diese handelt es sich ja in dieser Frage des
"Modernen" zuerst und hauptsächlich) für jeden Geschmack gesorgt, die Ersinnung
»euer Formen kaum noch möglich und den sich meldenden neuen Stil ebenso über¬
flüssig wie in seiner Erscheinung uuvvrteilhnft. Ehe man seinen Gegner hat reden
hören, könnte man wirklich denken: der Mann hat doch eigentlich gar nicht so un¬
recht! Aber der andre, ein junger Maler, führt seine Sache freilich noch besser.
Auch sein Feind müßte ihm lasse», daß seine Art, die moderne Richtung in Kunst-


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[0525] Maßgebliches und Unmaßgebliches Altnürnberg. Modern. Da fast alle, die heute die vergangne Kunst er¬ forsche» oder darstellen, dabei den Blick auch auf die Gegenwart gerichtet halten, bald kritisch abweisend, bald zustimmend und hoffnungsvoll, so kann es sich auch wohl einmal zutragen, daß wir von derselben Seite auf eiuen Wurf Althistorisches und Hochmodernes zugleich bekommen. Paul Johannes Ree schildert in einem Bande mit 163 Abbildungen (Ur. 5 der Berühmten Kunststntten, Leipzig und Berlin, Seemann) Nürnberg, die Stadt, die uns Deutschen in der Erinnerung an die Kunst unsrer Vergangenheit die liebste und die reichste ist, wenn sie auch leider nicht alles mehr beherbergt, was uns in diesen Bildern vorgeführt wird, z. B. nur weniges noch von Dürer. Aber das alte Stadtbild ist noch lebendig, und nirgends finden wir so viele kunstvolle Häuser, so viel Kleinskulptur, so viel sichtbares und ohne Studium in die Augen fallendes Kunsthandwerk. Alles das wird in dem gut geschriebnen Buche lichtvoll dargestellt, mit der Wertschätzung, die es verdient, und mit dem Blick für das Hauptsächliche und Wichtige, der sich nur vielleicht in die altnürubergische Malerschule für die Ansprüche seiner meisten Leser ein wenig zu tief verloren hat, wobei dann doch das Jnteressanteste, der Jacopo de' Barbari, sehr obenhin abgethan wird. Die Anordnung ist klar überlegt, in der Hauptsache geschichtlich, sie führt uns bis an das Ende des achtzehnten Jahr¬ hunderts und umfaßt außer dem aus der allgemeinem Kunstgeschichte Bekannten so viel Neues, Seltnes und Wertvolles, daß dieses schöne Buch über Nürnberg mit seinem genauen Register ganz ohnegleichen dasteht. Überflüssig sind die Litternturanmerknngen. Der Verfasser bedürfte ihrer zu seiner Legitimierung nicht. Wollte er aber hier jede Kleinigkeit aufbahren, so hätte er wenigstens ein Buch uicht weglassen sollen, das wirklich genützt und lange Zeit hindurch viele Menschen erfreut hat: Hagens Noriea, noch vor kurzem in siebenter Auflage erschienen. Wenn unsre alten Städte seit 1870 begonnen haben, ihr Gesicht zu verändern, weil mau in sie hineiubant für ganz neue Bedürfnisse und ohne Rücksicht auf das schöne Alte, auch wo man diese einmal nehmen könnte, so beklagen wir historisch gebildeten Stimmuugsmcuschen das, und wir meinen, zu keiner andern Zeit könnten die großen und mittlern Städte so bunt und unharmonisch ausgesehen haben. Hin und wieder äußerte ja ein älteres Stilvorbild noch seine Wirkung, und namentlich die öffentlichen Behörden bemühten sich manchmal, den Eindruck eines Platzes nicht durch kreischende Neuheiten zu zerstören, was dann die einen zu loben fanden, während die andern so viel Umstände nicht begriffen. Auch Nürnberg weiß bon diesen Dingen zu fügen. Daß sentimentale Gemüter hier nicht auf des Ver¬ fassers Unterstützung zu rechnen haben würden, zeigt eine von ihm in demselben Verlage herausgegebue Broschüre: „Modern, der rechte Weg zum künstlerischen Leben, eine apologetische Studie," deren polemische Strenge durch gewinnende 'wvcllistische Einkleidung gelindert wird. Die alte und die neue Zeit messen nämlich ihre Ansprüche in einem Salon unter den Nachwirkungen eines guten Diners, das ja der Debatte die ärgsten Schärfen zu nehmen pflegt. Das Alte vertritt ein gebildeter Sammler, ein ältrer Maun, der den bisherigen Gang der Geschichte kennt und mit der Mannigfaltigkeit der Stilformen, die unsrer Zeit für alle ihre ^erschieduen Zwecke zur Verfügung stehn, zufrieden ist. Er findet im Bauwerk und w der Zimmereinrichtung (denn um diese handelt es sich ja in dieser Frage des "Modernen" zuerst und hauptsächlich) für jeden Geschmack gesorgt, die Ersinnung »euer Formen kaum noch möglich und den sich meldenden neuen Stil ebenso über¬ flüssig wie in seiner Erscheinung uuvvrteilhnft. Ehe man seinen Gegner hat reden hören, könnte man wirklich denken: der Mann hat doch eigentlich gar nicht so un¬ recht! Aber der andre, ein junger Maler, führt seine Sache freilich noch besser. Auch sein Feind müßte ihm lasse», daß seine Art, die moderne Richtung in Kunst-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/525>, abgerufen am 04.05.2024.