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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Drittes Vierteljahr.

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Zu dein Rücktritt dos Kriegsministers General Gallifet

den Note" ihm fremd machen. Eine weise Politik sollte die Zeiche" der Zeit
versteh" ""d ih"e" folge". Die Zeit steht ""ter den, .-Zeiche" des Rückgangs
der BodeiNverte "ach übermäßigem Aufstieg. Das ist die Ko"stellalio", die
die innere Koloilisatio" braucht. Sie tiuistlich, geloaltsam z" stören "ut doch
toto"isiere" z" wollen, ist die verkehrte Welt, das Gegenteil von konservativer
^ Politik.




Zu dem Rücktritt des Kriegsministers General Gallifet

er die politische und die iliilitärische Geschichte Fraiikreichs tvähreiid
der letzten "c""nndzwanzig Jahre mit einiger Aufmerksamkeit ver¬
folgt hat, kennt den häufigen Wechsel, den in dieser Zeit die
Ministerien "ut ganz besonders das Kriegsministerium zu er¬
leide" hatte". Beinahe "nglanblich erscheint es im Vergleich z"
de" ander" europäischen Großmächte", das; seit dem 4. September 1870, wo
General Le Fis nach dem Sturz des Kaiserreichs das Portefeuille des Kriegs
übernahm, ant 29. Mai dieses Jahres der eiminddreißigfte Kriegsminister das
mehr dornenvolle als ehrenvolle Amt angetreten hat. Charakteristisch für die
ungesunde" politischen Verhältnisse, in denen Frankreich seit nahe,'," dreißig
Jahre" lebt, ist eS, daß jeder dieser Mittisterwechsel mehr oder weniger eine"
Wechsel oder doch eine Schwankung in der unier" Politik bedeutet, ""d vor
allein, daß die Stellung des Kriegsministers, also eines Ministers, der ein ganz
bestimmtes Ressort verwaltet, der a" der Spitze des Heeres steht, das ver-
fass""gSgemäß "indes mit der Politik zu thun habe" soll, ""d desse" Wirk¬
samkeit als oberste Kommando- und Vertvalttitigsbehörde nnr ersprießlich sei"
ka"" bei eitler gewisse" Stabilität, daß diese Stellung trotzdem vollständig ab¬
hängig ist von der politischen Strömung und von den Kammermajoritäten.
Dieser Mißstand, der sich nicht allein in der Armee selbst, sondern in weite"
Kreiselt "rteilsfühiger Männer Frankreichs seit langem fühlbar macht, hat bisher
trotz vielfacher Bemühungen nicht beseitigt werde" können, und eS wird bei der
jetzigen Negiernligsform mich schwer halte", Wmldel zu schassen, so dringend
wünschenswert, ja notwendig es auch im Interesse der Armee und somit des
Vaterlands erscheint.

Wenn jeder Wechsel in: Kriegsministerium mehr oder weniger als eilte
Gefahr für das Heer, für dessen festes Gefüge, für dessen planmäßiges Streben,
für die Aufrechterhaltung der Disziplin und somit für die Kriegstüchtigkeit zu
betrachten war, so wird von einsichtsvollen Franzose" kein Abgang eines
Kriegsministers so sehr beklagt als der jüngste des Generals Gallifet. I"
ihm durfte mal, glauben, endlich den richtige" Maki" am rechten Platze z"


Zu dein Rücktritt dos Kriegsministers General Gallifet

den Note» ihm fremd machen. Eine weise Politik sollte die Zeiche» der Zeit
versteh» »»d ih»e» folge». Die Zeit steht »»ter den, .-Zeiche» des Rückgangs
der BodeiNverte »ach übermäßigem Aufstieg. Das ist die Ko»stellalio», die
die innere Koloilisatio» braucht. Sie tiuistlich, geloaltsam z» stören »ut doch
toto»isiere» z» wollen, ist die verkehrte Welt, das Gegenteil von konservativer
^ Politik.




Zu dem Rücktritt des Kriegsministers General Gallifet

er die politische und die iliilitärische Geschichte Fraiikreichs tvähreiid
der letzten »c»»nndzwanzig Jahre mit einiger Aufmerksamkeit ver¬
folgt hat, kennt den häufigen Wechsel, den in dieser Zeit die
Ministerien »ut ganz besonders das Kriegsministerium zu er¬
leide» hatte». Beinahe »nglanblich erscheint es im Vergleich z»
de» ander» europäischen Großmächte», das; seit dem 4. September 1870, wo
General Le Fis nach dem Sturz des Kaiserreichs das Portefeuille des Kriegs
übernahm, ant 29. Mai dieses Jahres der eiminddreißigfte Kriegsminister das
mehr dornenvolle als ehrenvolle Amt angetreten hat. Charakteristisch für die
ungesunde» politischen Verhältnisse, in denen Frankreich seit nahe,',» dreißig
Jahre» lebt, ist eS, daß jeder dieser Mittisterwechsel mehr oder weniger eine»
Wechsel oder doch eine Schwankung in der unier» Politik bedeutet, »»d vor
allein, daß die Stellung des Kriegsministers, also eines Ministers, der ein ganz
bestimmtes Ressort verwaltet, der a» der Spitze des Heeres steht, das ver-
fass»»gSgemäß »indes mit der Politik zu thun habe» soll, »»d desse» Wirk¬
samkeit als oberste Kommando- und Vertvalttitigsbehörde nnr ersprießlich sei»
ka»» bei eitler gewisse» Stabilität, daß diese Stellung trotzdem vollständig ab¬
hängig ist von der politischen Strömung und von den Kammermajoritäten.
Dieser Mißstand, der sich nicht allein in der Armee selbst, sondern in weite»
Kreiselt »rteilsfühiger Männer Frankreichs seit langem fühlbar macht, hat bisher
trotz vielfacher Bemühungen nicht beseitigt werde» können, und eS wird bei der
jetzigen Negiernligsform mich schwer halte», Wmldel zu schassen, so dringend
wünschenswert, ja notwendig es auch im Interesse der Armee und somit des
Vaterlands erscheint.

Wenn jeder Wechsel in: Kriegsministerium mehr oder weniger als eilte
Gefahr für das Heer, für dessen festes Gefüge, für dessen planmäßiges Streben,
für die Aufrechterhaltung der Disziplin und somit für die Kriegstüchtigkeit zu
betrachten war, so wird von einsichtsvollen Franzose» kein Abgang eines
Kriegsministers so sehr beklagt als der jüngste des Generals Gallifet. I»
ihm durfte mal, glauben, endlich den richtige» Maki» am rechten Platze z»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_233233/14>, abgerufen am 03.05.2024.