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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Biographische Litteratur

wenn er nicht König und der Begründer des neuen Italiens wäre, würden die
Leute stehn bleiben, diesen Manu anzusehen." (Vom Gestade der Cyklopen und
Sirenen, 2. Auflage, S. 262.) Della Roca schildert ohne alles Pathos und ohne
die den Italienern so natürliche Rhetorik sachlich und schlicht, als ein Soldat und
Edelmann, der mit der Ruhe des vielerfnhrnen, von dem Weltgetriebe zurück¬
gezognen Greises auf eine reiche und bewegte, aber glücklich abgeschlossene Ver¬
gangenheit zurückblickt.


20. Napoleon I., von Gustav Roloff. Berlin, Georg Bondi, 1900. VIII
und 216 Seiten. (Aus der Sammlung: Porkämpfer des Jahrhunderts.) Eine
übersichtliche, flottgeschriebne Biographie des gewaltigen Organisators und Eroberers
für einen weitern Leserkreis von berufner Feder.

21. Napoleon I. Tagebuch von Se. Helena, geführt von Las Cases. Über¬
tragen und bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein. 2 Bände, XVI
und 298, 294 Seiten. Leipzig. Schmidt und Günther, 1899.

Graf Las Cnses, ein Mitglied des alten französischen Adels, hat den ge¬
stürzten Weltherrscher nach Se. Helena begleitet, wurde aber schon im November
1816 von der Insel entfernt, weil er verbotne Verbindungen unterhalten habe.
Sei" Tagebuch (zum erstenmale kurz nach Napoleons Tode, im August 1822 ver¬
öffentlicht) giebt außer den äußern Erlebnissen vor allem Erzählungen und Be¬
trachtungen des Kaisers über seine Laufbahn und seine Regierung, die ebenso glaub¬
würdig sind, wie Erinnerungen dieser Art zu sein Pflege" und jedenfalls sehr
interessant als Denkmal seiner Auffassung. Das Ganze bringt den unter allen Um¬
standen gewaltigen Mann dem Leser menschlich nahe und erweckt sogar Teilnahme
für das Schicksal dieses an den öden Felsen geschmiedeten Titanen. Die Über¬
hebung liest sich gut.


22. Moritz von Sachsen von Erich Brandenburg. Erster Band: Bis
zur Wittenberger Kapitulation 1547. Mit Titelbild (Jugcndbildnis des Herzogs).
Leipzig, B. G. Teubner. 1898. VIII u. 558 Seiten.

Zu deu interessantesten und rätselvollsten Fürstengestalten der deutschen Geschichte
gehört der Held dieses Buchs. Eine wirklich genügende, wissenschaftlich begründete
Darstellung seines Lebens und Wirkens hat es bis jetzt nicht gegeben. Das Buch von
A. von Langen" (1841) war nur der etwas verfrühte Versuch zu einer solchen; Georg
Voigt (1876) ist nicht über 1547 hinausgekommen, Wilhelm Mnnrenbrccher hat nur
eine geistvolle Skizze geliefert (Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformations-
zeit, 1874), Simon Jßleib seine wertvollen archivalischen Einzelstndien leider niemals
zu. einem Gesamtbilde vereinigt. Ein solches versucht nun ein jüngerer Leipziger
Historiker ans Grund umfassender archivalischer Forschung zu zeichnen. Selbstverständlich
geht er weit über den Nahmen einer Biographie hinaus, er umspannt vielmehr die
g"nze Zeit, soweit Moritz von ihr beeinflußt worden ist und sie beeinflußt hat, und
er geht dabei aufs sorgfältigste auch auf die innern Zustände Sachsens ein. Das Er¬
gebnis ist: Moritz wird uns menschlich näher gebracht, weil er uns in seinem Wesen
"ut in seinen von jeher so verschiedenartig beurteilten Handlungen verständlich wird.
Wir sehen ihn als Erben unglücklicher Verhältnisse, hineingestellt in den unseligen
Gegensatz der Albertiner und Ernestiner, des schwachen Vaters Heinrich (des
Frommen) von Freiberg und des energischen harten Oheims Georg des Bärtigen,
in der Zeit, wo sich der Charakter entwickelt, von einem Hofe zum andern umher¬
geworfen, früh selbständig und ohne besondre religiöse Wärme, von Anfang an
wesentlich Politiker, da er, 1521 geboren, das Luthertum schon als etwas Gegebnes,
Fertiges in sich aufnahm, nicht sich seine religiöse Überzeugung erst erkämpfen mußte,
wie die ältere Generation. So trennt er sich, kaum zur Regierung gelangt (1541),
vom Schmalkaldischen Bunde und sucht unter der Leitung des kirchlich neutralen


Biographische Litteratur

wenn er nicht König und der Begründer des neuen Italiens wäre, würden die
Leute stehn bleiben, diesen Manu anzusehen." (Vom Gestade der Cyklopen und
Sirenen, 2. Auflage, S. 262.) Della Roca schildert ohne alles Pathos und ohne
die den Italienern so natürliche Rhetorik sachlich und schlicht, als ein Soldat und
Edelmann, der mit der Ruhe des vielerfnhrnen, von dem Weltgetriebe zurück¬
gezognen Greises auf eine reiche und bewegte, aber glücklich abgeschlossene Ver¬
gangenheit zurückblickt.


20. Napoleon I., von Gustav Roloff. Berlin, Georg Bondi, 1900. VIII
und 216 Seiten. (Aus der Sammlung: Porkämpfer des Jahrhunderts.) Eine
übersichtliche, flottgeschriebne Biographie des gewaltigen Organisators und Eroberers
für einen weitern Leserkreis von berufner Feder.

21. Napoleon I. Tagebuch von Se. Helena, geführt von Las Cases. Über¬
tragen und bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein. 2 Bände, XVI
und 298, 294 Seiten. Leipzig. Schmidt und Günther, 1899.

Graf Las Cnses, ein Mitglied des alten französischen Adels, hat den ge¬
stürzten Weltherrscher nach Se. Helena begleitet, wurde aber schon im November
1816 von der Insel entfernt, weil er verbotne Verbindungen unterhalten habe.
Sei» Tagebuch (zum erstenmale kurz nach Napoleons Tode, im August 1822 ver¬
öffentlicht) giebt außer den äußern Erlebnissen vor allem Erzählungen und Be¬
trachtungen des Kaisers über seine Laufbahn und seine Regierung, die ebenso glaub¬
würdig sind, wie Erinnerungen dieser Art zu sein Pflege» und jedenfalls sehr
interessant als Denkmal seiner Auffassung. Das Ganze bringt den unter allen Um¬
standen gewaltigen Mann dem Leser menschlich nahe und erweckt sogar Teilnahme
für das Schicksal dieses an den öden Felsen geschmiedeten Titanen. Die Über¬
hebung liest sich gut.


22. Moritz von Sachsen von Erich Brandenburg. Erster Band: Bis
zur Wittenberger Kapitulation 1547. Mit Titelbild (Jugcndbildnis des Herzogs).
Leipzig, B. G. Teubner. 1898. VIII u. 558 Seiten.

Zu deu interessantesten und rätselvollsten Fürstengestalten der deutschen Geschichte
gehört der Held dieses Buchs. Eine wirklich genügende, wissenschaftlich begründete
Darstellung seines Lebens und Wirkens hat es bis jetzt nicht gegeben. Das Buch von
A. von Langen» (1841) war nur der etwas verfrühte Versuch zu einer solchen; Georg
Voigt (1876) ist nicht über 1547 hinausgekommen, Wilhelm Mnnrenbrccher hat nur
eine geistvolle Skizze geliefert (Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformations-
zeit, 1874), Simon Jßleib seine wertvollen archivalischen Einzelstndien leider niemals
zu. einem Gesamtbilde vereinigt. Ein solches versucht nun ein jüngerer Leipziger
Historiker ans Grund umfassender archivalischer Forschung zu zeichnen. Selbstverständlich
geht er weit über den Nahmen einer Biographie hinaus, er umspannt vielmehr die
g"nze Zeit, soweit Moritz von ihr beeinflußt worden ist und sie beeinflußt hat, und
er geht dabei aufs sorgfältigste auch auf die innern Zustände Sachsens ein. Das Er¬
gebnis ist: Moritz wird uns menschlich näher gebracht, weil er uns in seinem Wesen
"ut in seinen von jeher so verschiedenartig beurteilten Handlungen verständlich wird.
Wir sehen ihn als Erben unglücklicher Verhältnisse, hineingestellt in den unseligen
Gegensatz der Albertiner und Ernestiner, des schwachen Vaters Heinrich (des
Frommen) von Freiberg und des energischen harten Oheims Georg des Bärtigen,
in der Zeit, wo sich der Charakter entwickelt, von einem Hofe zum andern umher¬
geworfen, früh selbständig und ohne besondre religiöse Wärme, von Anfang an
wesentlich Politiker, da er, 1521 geboren, das Luthertum schon als etwas Gegebnes,
Fertiges in sich aufnahm, nicht sich seine religiöse Überzeugung erst erkämpfen mußte,
wie die ältere Generation. So trennt er sich, kaum zur Regierung gelangt (1541),
vom Schmalkaldischen Bunde und sucht unter der Leitung des kirchlich neutralen


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[0213] Biographische Litteratur wenn er nicht König und der Begründer des neuen Italiens wäre, würden die Leute stehn bleiben, diesen Manu anzusehen." (Vom Gestade der Cyklopen und Sirenen, 2. Auflage, S. 262.) Della Roca schildert ohne alles Pathos und ohne die den Italienern so natürliche Rhetorik sachlich und schlicht, als ein Soldat und Edelmann, der mit der Ruhe des vielerfnhrnen, von dem Weltgetriebe zurück¬ gezognen Greises auf eine reiche und bewegte, aber glücklich abgeschlossene Ver¬ gangenheit zurückblickt. 20. Napoleon I., von Gustav Roloff. Berlin, Georg Bondi, 1900. VIII und 216 Seiten. (Aus der Sammlung: Porkämpfer des Jahrhunderts.) Eine übersichtliche, flottgeschriebne Biographie des gewaltigen Organisators und Eroberers für einen weitern Leserkreis von berufner Feder. 21. Napoleon I. Tagebuch von Se. Helena, geführt von Las Cases. Über¬ tragen und bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein. 2 Bände, XVI und 298, 294 Seiten. Leipzig. Schmidt und Günther, 1899. Graf Las Cnses, ein Mitglied des alten französischen Adels, hat den ge¬ stürzten Weltherrscher nach Se. Helena begleitet, wurde aber schon im November 1816 von der Insel entfernt, weil er verbotne Verbindungen unterhalten habe. Sei» Tagebuch (zum erstenmale kurz nach Napoleons Tode, im August 1822 ver¬ öffentlicht) giebt außer den äußern Erlebnissen vor allem Erzählungen und Be¬ trachtungen des Kaisers über seine Laufbahn und seine Regierung, die ebenso glaub¬ würdig sind, wie Erinnerungen dieser Art zu sein Pflege» und jedenfalls sehr interessant als Denkmal seiner Auffassung. Das Ganze bringt den unter allen Um¬ standen gewaltigen Mann dem Leser menschlich nahe und erweckt sogar Teilnahme für das Schicksal dieses an den öden Felsen geschmiedeten Titanen. Die Über¬ hebung liest sich gut. 22. Moritz von Sachsen von Erich Brandenburg. Erster Band: Bis zur Wittenberger Kapitulation 1547. Mit Titelbild (Jugcndbildnis des Herzogs). Leipzig, B. G. Teubner. 1898. VIII u. 558 Seiten. Zu deu interessantesten und rätselvollsten Fürstengestalten der deutschen Geschichte gehört der Held dieses Buchs. Eine wirklich genügende, wissenschaftlich begründete Darstellung seines Lebens und Wirkens hat es bis jetzt nicht gegeben. Das Buch von A. von Langen» (1841) war nur der etwas verfrühte Versuch zu einer solchen; Georg Voigt (1876) ist nicht über 1547 hinausgekommen, Wilhelm Mnnrenbrccher hat nur eine geistvolle Skizze geliefert (Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformations- zeit, 1874), Simon Jßleib seine wertvollen archivalischen Einzelstndien leider niemals zu. einem Gesamtbilde vereinigt. Ein solches versucht nun ein jüngerer Leipziger Historiker ans Grund umfassender archivalischer Forschung zu zeichnen. Selbstverständlich geht er weit über den Nahmen einer Biographie hinaus, er umspannt vielmehr die g"nze Zeit, soweit Moritz von ihr beeinflußt worden ist und sie beeinflußt hat, und er geht dabei aufs sorgfältigste auch auf die innern Zustände Sachsens ein. Das Er¬ gebnis ist: Moritz wird uns menschlich näher gebracht, weil er uns in seinem Wesen "ut in seinen von jeher so verschiedenartig beurteilten Handlungen verständlich wird. Wir sehen ihn als Erben unglücklicher Verhältnisse, hineingestellt in den unseligen Gegensatz der Albertiner und Ernestiner, des schwachen Vaters Heinrich (des Frommen) von Freiberg und des energischen harten Oheims Georg des Bärtigen, in der Zeit, wo sich der Charakter entwickelt, von einem Hofe zum andern umher¬ geworfen, früh selbständig und ohne besondre religiöse Wärme, von Anfang an wesentlich Politiker, da er, 1521 geboren, das Luthertum schon als etwas Gegebnes, Fertiges in sich aufnahm, nicht sich seine religiöse Überzeugung erst erkämpfen mußte, wie die ältere Generation. So trennt er sich, kaum zur Regierung gelangt (1541), vom Schmalkaldischen Bunde und sucht unter der Leitung des kirchlich neutralen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/213>, abgerufen am 24.05.2024.